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Russland und China: Der schlimmste Augen­blick der Geschichte kommt bald

Am 1. Mai for­derte der oft als “Putins Sprachrohr” bezeichnete Medi­en­ma­nager im rus­si­schen Fern­sehen den rus­si­schen Prä­si­denten auf, eine Poseidon-Unter­was­ser­drohne mit einem “Sprengkopf von bis zu 100 Mega­tonnen” abzu­schießen. Die Deto­nation, so Dmitri Kis­seljow, würde eine 1.640 Fuß hohe Flut­welle erzeugen, die “Groß­bri­tannien in die Tiefen des Ozeans stürzen” würde. Die Welle würde den höchsten Berg Eng­lands, den Scafell Pike, bis zur halben Höhe erreichen.

“Diese Flut­welle ist auch ein Träger von extrem hohen Strah­lungs­dosen”, so Kis­seljow. “Wenn sie über Groß­bri­tannien her­ein­bricht, wird sie alles, was davon übrig ist, in eine radio­aktive Wüste ver­wandeln, zu nichts mehr zu gebrauchen. Was halten Sie von dieser Aussicht?”

“Ein ein­ziger Abschuss, Boris, und es gibt kein England mehr”, sagte Kis­seljow an den bri­ti­schen Pre­mier­mi­nister gewandt.

Die Drohung folgte auf eine am 28. April von Alexej Schurawljow, dem Vor­sit­zenden der kreml­nahen rus­si­schen Rodina-Partei, aus­ge­spro­chenen Drohung. In der Sendung “60 Minutes” des rus­si­schen Fern­seh­senders Channel One for­derte er Putin auf, Groß­bri­tannien mit einer Sarmat, der größten und schwersten Rakete der Welt, zu bombardieren.

In der Sendung wurde darauf hin­ge­wiesen, dass eine von der rus­si­schen Enklave Kali­ningrad abge­feuerte Rakete in 106 Sekunden Berlin treffen, in 200 Sekunden Paris erreichen und in 202 Sekunden London aus­lö­schen würde.

Die NATO-Bezeichnung für die Sarmat lautet “Satan II”.

Putin selbst hat sich in den Spaß ein­ge­klinkt. Kurz bevor er seine Streit­kräfte über die ukrai­nische Grenze schickte, warnte er vor “Kon­se­quenzen, die ihr in eurer Geschichte noch nie erlebt habt”. Am 27. Februar ver­setzte er seine Atom­streit­kräfte in höchste Alarm­be­reit­schaft. Am 1. März ließ der rus­sische Staatschef seine U‑Boote mit bal­lis­ti­schen Raketen und seine mobilen Rake­ten­werfer an Land zu einer so genannten Übung aus­laufen. Am 4. Mai kün­digte das rus­sische Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terium “elek­tro­nische Starts” seiner mobilen bal­lis­ti­schen Iskander-Rakete mit Nukle­ar­waffen in Kali­ningrad an.

Russland hat eine Nukle­ar­doktrin, die als “eska­lieren, um zu dees­ka­lieren” oder, genauer gesagt, “eska­lieren, um zu siegen” bekannt ist und die die Androhung oder den Einsatz von Nukle­ar­waffen schon zu Beginn eines kon­ven­tio­nellen Kon­flikts vorsieht.

China, das am 4. Februar eine gemeinsame Erklärung mit Russland über seine unbe­grenzte Part­ner­schaft abgab, hat in diesem Jahr­hundert regel­mäßig unpro­vo­zierte Dro­hungen aus­ge­sprochen, die Städte von Staaten zu zer­stören, die es irgendwie beleidigt haben. Im Juli letzten Jahres drohte das chi­ne­sische Regime bei­spiels­weise damit, Japan wegen seiner Unter­stützung für Taiwan mit Atom­waffen zu ver­nichten. Im Sep­tember sprach China eine ähn­liche Drohung gegen Aus­tralien aus, weil es sich mit den USA und Gross­bri­tannien zusammen dem AUKUS-Pakt ange­schlossen hatte, einer Ver­ein­barung zur Wahrung der Sta­bi­lität in der Region. Im März dieses Jahres ver­sprach das chi­ne­sische Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terium die “schlimmsten Kon­se­quenzen” für Länder, die Taiwan bei der Selbst­ver­tei­digung helfen. Die Drohung schien sich ins­be­sondere gegen Aus­tralien zu richten.

Diesen Monat erklärte Nord­korea, dass es Atom­waffen nicht nur zur Ver­geltung eines Angriffs ein­setzen, sondern auch andere Länder mit Atom­waffen angreifen könnte.

Es kann kein gutes Zeichen sein, dass Russland, China und Nord­korea gleich­zeitig damit drohen, die zer­stö­re­rischsten Waffen der Welt einzusetzen.

Warum sprechen die gefähr­lichsten Regime der Welt alle solche Dro­hungen aus?

Erstens hat Putin der Welt gezeigt, dass diese War­nungen tat­sächlich ein­schüch­ternd wirken. Wie Peter Huessy, Senior Fellow des Hudson Institute, mir im März sagte, setzt eine Eska­lation zum Sieg voraus, dass nukleare Dro­hungen “einen Feind dazu zwingen, sich zurück­zu­halten und nicht zu kämpfen”. Da sich die west­lichen Demo­kratien in der Ukraine weit­gehend zurück­ge­halten haben und ein­deutig nicht kämpfen, wollen Peking und Pjöngjang ähn­liche Erfolge.

Zweitens könnten Putin und der chi­ne­sische Macht­haber Xi Jinping solche Dro­hungen aus­sprechen, weil sie als Feinde wahr­ge­nommene Nationen nicht respek­tieren. “Der stüm­per­hafte Rückzug aus Afgha­nistan und die man­gelnde Bereit­schaft, die Ukraine seit unserer Garantie von 1994 und ins­be­sondere im ver­gan­genen Jahr wirksam zu unter­stützen, haben dazu geführt, dass atomar bewaffnete Feinde ihre Dro­hungen gegen die USA und ihre Ver­bün­deten ver­schärft haben”, sagte Huessy, der auch Prä­sident von Geo­Stra­tegic Ana­lysis ist, Anfang dieses Monats gegenüber Gatestone. “Sie spüren eine wach­sende ame­ri­ka­nische Schwäche.

“Wie Wla­dimir Putin hat auch die Kom­mu­nis­tische Partei Chinas ihre Angst vor der ame­ri­ka­ni­schen Gross­macht ver­loren”, sagte mir Richard Fisher vom Inter­na­tional Assessment and Strategy Center in Vir­ginia kurz nach Russ­lands Ein­marsch in der Ukraine. “Chinas nukleare Dro­hungen zeigen die Arroganz der Partei ange­sichts der wahr­ge­nom­menen ame­ri­ka­ni­schen Schwäche, sie zeigen das Risiko des Fehlens einer regio­nalen nuklearen Abschre­ckung durch die USA und sie zeigen die Unzu­läng­lichkeit der ame­ri­ka­ni­schen Führung.

Drittens können interne Erwä­gungen solche Dro­hungen leicht machen. Viele sagen, der gefähr­lichste Moment seit dem Zweiten Welt­krieg sei die Kuba­krise im Oktober 1962 gewesen. Viel­leicht noch gefähr­licher war das Patt am Check­point Charlie in Berlin im Oktober des Vor­jahres. Doch sowohl Kennedy als auch Chruscht­schow wussten, dass es niemals zu einem ato­maren Schlag­ab­tausch kommen durfte. Heute stellt sich die Frage, ob Putin und Xi das auch wissen. Viel­leicht tun sie das nicht.

Diese Dro­hungen könnten zeigen, dass die Führer dieser Regime eine Men­ta­lität der letzten-Tage-im-Bunker mit­ein­ander teilen. Sowohl Russland als auch China werden, wenn auch auf unter­schied­liche Weise, von Regimen regiert, die sich in Schwie­rig­keiten befinden, was bedeutet, dass ihre Führer zwei­fellos eine niedrige Risi­ko­schwelle haben.

Was auch immer der Grund für die Dro­hungen ist, Putin und Xi haben allen gesagt, was sie zu tun gedenken. Leider sind die west­lichen Führer ent­schlossen, ihnen nicht zu glauben.

Als Reaktion auf die rus­si­schen Dro­hungen sagte Prä­sident Joe Biden am 28. Februar, die ame­ri­ka­nische Bevöl­kerung müsse sich keine Sorgen über einen Atom­krieg machen. Doch ganz im Gegenteil, es gibt allen Grund zur Sorge.

Im Ein­klang mit der west­lichen Denk­weise haben Prä­si­denten und Pre­mier­mi­nister nukleare Dro­hungen fast immer igno­riert, in der Hoffnung, ihnen keine Macht zu ver­leihen. Leider hat diese Haltung die Dro­henden nur ermutigt, weitere Dro­hungen aus­zu­sprechen. Je später sich die inter­na­tionale Gemein­schaft mit krie­ge­ri­schen Russen, Chi­nesen und Nord­ko­reanern aus­ein­an­der­setzt, desto gefähr­licher werden die Kon­fron­ta­tionen sein.

Es sieht also so aus, als ob die Welt auf den schlimmsten Augen­blick der Geschichte zusteuerte.

“Ein Atom­krieg kann nicht gewonnen werden und darf niemals geführt werden”, erklärte Biden im Juni letzten Jahres. Mag sein. Putin, der diese Worte gemeinsam mit dem ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­denten geäußert hat, glaubt viel­leicht, dass er einen Krieg führen und sogar gewinnen kann.

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Gordon G. Chang ist der Autor von The Coming Col­lapse of China, ein ange­se­hener Senior Fellow des Gatestone Institute und Mit­glied des Beirats des Instituts.


Quelle: gatestoneinstitute.org