Parlament Wien

Öster­reich, 3. Covid-Jahr: Wieder Haus­arrest für Un- und Nicht-genug-Geimpfte im Herbst

In der Bevöl­kerung ist Covid kaum noch Thema, und die Men­schen atmen vor­sichtig auf, immer mit einem schiefen Blick auf den Herbst. Nicht ohne Grund. Hinter ver­schlos­senen Türen wird schon wieder an den Dau­men­schrauben gear­beitet. Eine Geset­zes­än­derung gefährdet massiv die Ver­samm­lungs­freiheit und ist eine Art Ermäch­tigung für den Gesund­heits­mi­nister. Willkür werden Tür und Tor geöffnet.

Gesund­heits­mi­nister Johannes Rauch hat jetzt schon sehr kri­tisch zu sehende Befug­nisse, von denen der deutsche Gesund­heits­mi­nister, Herr Lau­terbach (noch) träumt: Mit einer ein­fachen Ver­ordnung kann sein öster­rei­chi­scher Kollege der offi­zi­ellen Liste der anzei­ge­pflich­tigen Erkran­kungen beliebig neue hin­zu­fügen. Ob Vogel­grippe, Corona, Schnupfen oder Affenpocken.

Gerhard Kaniak ist der Ver­treter der FPÖ im Gesund­heits­aus­schuss. Ihm ist zu ver­danken, dass die Öster­reicher von den „Graus­lich­keiten“, die die Regierung in diesem Gremium plant, über­haupt etwas erfährt. Er warnt: „Schwarz-Grün plant jetzt die Impf­pflicht durch die Hintertüre!“

Der Gesund­heits­aus­schuss des Par­la­mentes behan­delte einen Abän­de­rungs­antrag für das Covid-19-Maß­nah­men­gesetz (Epi­de­mie­gesetz). Gerhard Kaniak war dabei. Ein Teil der Neu­re­ge­lungen betrifft die Covid-Impfung. Zuerst einmal will der Gesund­heits­mi­nister Johannes Rauch – ent­gegen der Euro­päi­schen Daten­schutz­ver­ordnung —  die per­sön­lichen Daten erhalten, um in einer großen Anschrei­ben­aktion die Bürger an die Impfung zu „erinnern“, unab­hängig davon, ob die Bürger eine Impfung benö­tigen oder nicht. Alle Öster­reicher, die noch nicht dreifach geimpft sind, bekommen dieses Schreiben, auch wenn sie „legal“ unge­impft sind wegen medi­zi­ni­scher Ausnahmegründe.

Die Neu­re­ge­lungen geben dem öster­rei­chi­schen Gesund­heits­mi­nister sogar noch mehr Befug­nisse, was die Liste der anzei­gen­pflich­tigen Krank­heiten betrifft. Nun sollen „Kranke und Krank­heits­ver­dächtige“ durch eine ein­fache Ver­ordnung mit „Ver­kehrs­be­schrän­kungen“ belegt werden. Das gibt ihm die Mög­lichkeit, einen neuen all­ge­meinen Lockdown wieder ein­zu­führen. Und das gilt nicht nur für Covid 19, sagt Gerhard Kaniak, sondern für jede Krankheit, die der Gesund­heits­mi­nister beliebte, in die besagt Liste ein­zu­tragen. Auch Per­sonen, die sich nur ein- oder zweimal haben impfen lassen, aber nicht boostern – oder die in Zukunft nicht die vierte, fünfte oder sechste Boos­terung mit­ge­macht haben, können von den „Ver­kehrs­be­schrän­kungen“ betroffen sein.

Der FPÖ-Poli­tiker weist aus­drücklich darauf hin, dass solche Beschrän­kungen auch ver­hängt werden können bei Krank­heiten, bei denen der Erkrankte oder „Krank­heits­ver­dächtige“ keine Gefahr für andere Men­schen dar­stellt, etwa weil die Krankheit nur über ganz bestimmte Wege wei­ter­ge­geben werden kann. Das wären Krank­heiten, die eigentlich gar nichts im Epi­de­mie­gesetz zu suchen haben, sagt Herr Kaniak. Er sieht in der Novelle einen Miss­brauch des Epi­de­mie­ge­setzes, der absichtlich die Befug­nisse des Gesund­heits­mi­nisters unge­bührlich aus­weitet, um auch  — am Par­lament vorbei – diese „Ver­kehrs­be­schrän­kungen“ will­kürlich der Gesamt­be­völ­kerung aufzuzwingen.

Der Ein­druck, der dabei ent­steht, ist, dass die Regierung zwar keine Impf­pflicht direkt ein­führt, aber die Dau­men­schrauben durch Ein­schrän­kungen soweit anzieht, dass das Leben prak­tisch eine Art Straf­vollzug daheim ist und man nur noch zum Lebens­mit­tel­einkauf und zur Arbeit gehen kann – wenn man denn über­haupt noch eine hat. Man will anscheinend den Unge­impften der­maßen die Luft abschnüren, dass sie auf­geben. Aber das wird wahr­scheinlich kaum gelingen.

Dass dabei die öster­rei­chische Bun­des­re­gierung gegen Recht und Gesetz ver­stößt, wenn sie bei­spiels­weise auf einen „Krank­heits­ver­dacht“ hin per E‑Mail und ohne die Mög­lichkeit des Betrof­fenen, sich zur Wehr setzen zu können, ihm einen „Abson­de­rungs­be­scheid“ über­mittelt, der  eine strenge Qua­rantäne bedeutet, ist schon von Ver­wal­tungs­ge­richten ent­schieden worden. Bislang war im Epi­de­mie­gesetz vor­ge­sehen, dass das erst nach der Unter­su­chung durch einen Arzt mit ent­spre­chender Dia­gnose möglich war. Jetzt reicht es. „Kon­takt­person“ zu sein oder einen posi­tiven Schnelltest bekommen zu haben – und man ist sofort „weg­ge­sperrt“.  Sobald die E‑Mail abge­schickt ist, ist sie rechtsgültig.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzep­tieren Sie die Daten­schutz­er­klärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Jetzt hat das Gesund­heits­mi­nis­terium das Recht, die Ent­scheidung eines Ver­wal­tungs­ge­richtes durch Revision zu kippen. Das Urteil kann außer Kraft gesetzt werden auf­grund höherer gesund­heit­licher Dring­lichkeit. Da fragt man sich, inwieweit Öster­reich noch ein Rechts­staat ist. Aber klar: Wer weg­ge­sperrt wird, kann nicht demons­trieren. Das Recht auf Ver­samm­lungs­freiheit hat man damit gleich mit­erledigt, so ganz nebenbei, wie praktisch.

Natürlich werden die ganzen Schi­kanen nur gegen die Unge­impften sowie die Nicht-oft-genug-Geimpften ein­ge­setzt werden, obwohl längst bekannt ist, dass die dreimal Geimpften selbst erkranken und andere infi­zieren. Die Lauterbach’sche „Kil­ler­va­riante“ wird wahr­scheinlich nicht kommen, sondern eher eine weitere, wenig gefähr­liche „Omikron-Unter­va­riante“. Die Weg­schlie­ßerei und Schi­ka­nie­rerei wird nur weitere Not, Ver­zweiflung und Schaden anrichten. Und die­je­nigen, die es bisher schon bald drei Jahre lang nicht bekommen haben, werden es ziemlich wahr­scheinlich auch im Winter 2022/23 nicht bekommen.

Da muss man wirklich kein Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker sein, um auf die Idee zu kommen, dass hier ganz andere Absichten dahinter stehen als das Wohl der Bürger.

Den Men­schen im dritten Jahr ihre Grund­rechte zu ver­weigern, wird keinen Nutzen bringen, die Inzi­denzen werden min­destens genauso hoch sein wie im Jahr davor um die Zeit. Aller­dings sollten die Weg­ge­schlos­senen sich damit trösten, dass sie auf diese Weise kaum von den Geimpften ange­steckt werden können. In Deutschland wird es wahr­scheinlich nicht viel anders laufen.

Leute, richtet Euch schon im Spät­sommer darauf ein: Kauft Euch Vorräte, was zum Knabbern, ein paar Kisten guten Rotwein, Gesell­schafts­spiele, gute Filme und Bücher und überlegt Euch ein schönes Hobby.