Taiwans Bot­schaft an China: Wir haben eine atom­waf­fen­ähn­liche Waffe

Am 21. Juni berichtete die chi­ne­sische Tages­zeitung People’s Daily, dass die Ver­ei­nigten Staaten und Taiwan an den jähr­lichen Mon­terey-Gesprächen teil­nehmen würden. Die US-Seite, so die maß­geb­liche chi­ne­sische Publi­kation, werde vor­aus­sichtlich 20 Waf­fen­typen zum Verkauf an Taiwan anbieten, “mit Schwer­punkt auf dem Aufbau ‘asym­me­tri­scher Fähigkeiten’ ”.

(von Gordon G. Chang)

Taiwan, das die Volks­re­publik China als ihre 34. Provinz bean­sprucht, verfügt bereits über asym­me­trische Fähig­keiten, von denen eine so mächtig wie eine Atom­waffe sein könnte.

Peking behauptet, dass Taiwan sich nicht selbst ver­tei­digen könne. “Der Mili­tär­ex­perte Song Zhongping sagte, dass es für Taiwan unmöglich sei, ‘asym­me­trische Fähig­keiten’ zu ent­wi­ckeln, egal welche Art von Waffen es von den USA kauft, da die Kluft zwi­schen den mili­tä­ri­schen Kapa­zi­täten beider Seiten ‘zu groß’ sei”, berichtete People’s Daily, eine Zeitung der Kom­mu­nis­ti­schen Partei.

Taiwan gebe sich “Tag­träumen” hin, wenn es glaube, es könne die Volks­be­frei­ungs­armee ein­dämmen, so die Zeitung. Und warum? “Asym­me­trische Waffen sind ’nutzlos’, wenn sie den abso­luten Vor­teilen der PLA gegenüberstehen”.

Der Bericht der People’s Daily folgte auf einen unge­wöhn­lichen Wort­wechsel zwi­schen einem tai­wa­ne­si­schen Abge­ord­neten und einem chi­ne­si­schen Funk­tionär. “Taiwan würde natürlich niemals in China ein­mar­schieren”, sagte You Si-kun, der Prä­sident der tai­wa­ne­si­schen Legis­lative Yuan, am 12. Juni bei einer vir­tu­ellen Ver­an­staltung. “Taiwan würde auch nicht aktiv Peking oder den Drei-Schluchten-Damm angreifen.”

“Bevor China Taiwan angreift”, warnte You, “muss es Taiwans vor­handene Fähigkeit berück­sich­tigen, gegen Peking zurück­zu­schlagen.” “China”, sagte er, “sollte sich das zweimal überlegen.”

Chinas Büro für Taiwan-Ange­le­gen­heiten ant­wortete durch seinen Sprecher Ma Xiao­guang mit einem poe­ti­schen Bild. “Wenn sie es wagen, einen Stein mit einem Ei zu schlagen, wird das nur ihren Untergang beschleunigen.”

Zumindest kann eines von Taiwans “Eiern” Dut­zende Mil­lionen Chi­nesen töten, viel­leicht auch mehr.

Die Reich­weite des tai­wa­ne­si­schen Marsch­flug­körpers Yun Feng wurde nie öffentlich bestätigt, aber Ana­lysten gehen davon aus, dass sie etwa 1.240 Meilen beträgt, was aus­reicht, um sowohl die chi­ne­sische Haupt­stadt als auch den Drei-Schluchten-Damm, das größte Hoch­was­ser­schutz­bauwerk der Welt, zu erreichen.

Der chi­ne­sische Staudamm staut 39,3 Mil­li­arden Kubik­meter Wasser des Jangtse-Flusses und liegt fluss­auf­wärts von etwa 400 Mil­lionen Men­schen. Fast 30 % der chi­ne­si­schen Bevöl­kerung sind daher von einem kata­stro­phalen Ver­sagen des Bau­werks bedroht, das bei­spiels­weise durch einen Rake­ten­an­griff ver­ur­sacht werden könnte. Das bedeutet, dass Taiwan über eine kon­ven­tio­nelle Waffe verfügt, die so stark ist wie eine Atomwaffe.

Wenn es um Abschre­ckung geht, zählt jedoch die Quan­tität. “China ist Taiwan heute in Bezug auf die Gesamtzahl der Kampf­flug­zeuge und Kriegs­schiffe deutlich über­legen”, so Richard Fisher vom Inter­na­tional Assessment and Strategy Center gegenüber Gatestone. “Die Volks­be­frei­ungs­armee kann auf Tau­sende von zivilen Last­kähnen und etwa 4.000 Boeing- und Airbus-Flug­zeuge zurück­greifen, um den Großteil ihrer Inva­sions- und Besat­zungs­truppen nach Taiwan zu transportieren.

Um China abzu­schrecken, braucht Taiwan also Tau­sende, viel­leicht Zehn­tau­sende von Raketen. Die Pro­duk­ti­onsrate von Taiwans Yun Feng wurde nie öffentlich bestätigt, aber es ist klar, dass die Insel­re­publik derzeit nicht über eine aus­rei­chende Anzahl von ihnen verfügt.

Die Ver­ei­nigten Staaten hätten Taiwan schon vor zwei Jahr­zehnten aktiv zur Ent­wicklung von Raketen ermu­tigen sollen, was sie aber nicht getan haben. Die Obama-Regierung habe sogar “ver­sucht, Taiwan aktiv davon abzu­halten, solche Raketen zu erwerben”, sagte Fisher am 21. dieses Monats in der Radio­sendung “CBS Eye on the World” von John Batchelor.

Jetzt müssen die Ver­ei­nigten Staaten Taiwan dabei helfen, die Geschwin­digkeit und Reich­weite seiner Raketen zu ver­bessern und natürlich die Anzahl der Raketen zu erhöhen.

Außerdem muss Taiwan sicher­stellen, dass China seine Yun Feng-Raketen nicht in einem ersten Angriff zer­stören kann. Einige der tai­wa­ne­si­schen Raketen befinden sich auf ver­wund­baren festen Abschuss­rampen, die meisten jedoch auf mobilen, so Fisher gegenüber Gatestone.

Am 21. Juni flog China 29 Flug­zeuge, dar­unter sechs atom­waf­fen­fähige H‑6-Bomber, durch Taiwans Luft­ver­tei­di­gungs­iden­ti­fi­ka­ti­onszone – der neunte Über­griff in diesem Monat. “Die jüngste groß ange­legte Übung der #PLA zeigt, dass die mili­tä­rische Bedrohung durch das auto­ritäre #China ernster ist als je zuvor”, twit­terte Taiwans Außen­mi­nister Joseph Wu via den offi­zi­ellen Account seines Ministeriums.

Die chi­ne­si­schen Flug­zeuge flogen zwar durch den inter­na­tio­nalen Luftraum, aber der Flug vom 21. Juni wird dennoch als feind­licher Akt betrachtet. Diese Pro­vo­ka­tionen im Luftraum haben in den letzten Monaten zuge­nommen und folgen auf einen weitaus erns­teren Akt. Am 5. Februar flog China eines seiner Flug­zeuge direkt über eine der vor­ge­la­gerten Inseln Taiwans, eine ekla­tante Ver­letzung des sou­ve­ränen Luftraums.

“Die Ein­schüch­te­rungs­kam­pagne wird nur noch größer und dreister werden”, erklärte Fisher gegenüber Gatestone vor dem Über­griff am 21. Juni.

Bislang haben die Ver­ei­nigten Staaten ver­sucht, die Situation in der Straße von Taiwan zu kon­trol­lieren, um China nicht zu ver­ärgern. Die ame­ri­ka­nische Politik hat in der Tat eine Invasion ver­hindert, aber sie hat in einer all­gemein güns­tigen Zeit funk­tio­niert, und diese günstige Zeit ist ein­deutig vorbei.

Jetzt sieht es so aus, als wolle das chi­ne­sische Regime in den Krieg ziehen. Die har­schen Äuße­rungen von Chinas Ver­tei­di­gungs­mi­nister, General Wei Fenghe, auf dem Shangri-La-Dialog in Sin­gapur in diesem Monat sind eine klare Warnung vor feind­lichen Absichten.

China hat Ziele, und Taiwan hat Raketen. Das bedeutet Abschre­ckung, wenn Taiwan deutlich macht, dass es zur Ver­tei­digung seiner Sou­ve­rä­nität bereit ist, Hun­derte von Mil­lionen Chi­nesen zu töten.

War­nungen dieser Art hielten den Frieden in Europa während des Kalten Krieges auf­recht, trotz der über­wäl­ti­genden kon­ven­tio­nellen mili­tä­ri­schen Über­le­genheit der Sowjet­union gegenüber den west­eu­ro­päi­schen Staaten.

Jahr­zehn­telang haben sich tai­wa­ne­sische Poli­tiker geweigert, über die Fähigkeit ihrer Insel zu sprechen, Chi­nesen in großer Zahl zu töten. Jetzt sind sie offen­sichtlich der Meinung, dass sie ihre Meinung sagen müssen, und zwar mit Nach­druck. Die Androhung von Mas­sen­tö­tungen ist viel­leicht der letzte Hebel, den Taiwan hat, um den Frieden in Ost­asien zu wahren.

Ja, wir stehen so kurz vor einem Krieg.

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Gordon G. Chang ist der Autor von The Coming Col­lapse of China, ein ange­se­hener Senior Fellow des Gatestone Institute und Mit­glied des Beirats des Instituts.


Quelle: gatestoneinstitute.org