Der Musik-Code: Überall Sub­li­minale Botschaften

Unter sub­li­mi­nalen Bot­schaften, ver­steht man solche, die unterhalb der bewussten Wahr­neh­mungs­schwelle liegen: Obwohl man nichts (bewusst) hört oder sieht, ist auf der unter­be­wussten Ebene dennoch eine Wirkung auf Geist und Psyche möglich. Wie das genau funk­tio­niert, fragen sich seit den 1950ern nicht nur Psy­cho­logen, sondern auch Men­tal­trainer, Kauf­haus­be­sitzer, Wer­be­agen­turen – und das Militär.

In den letzten Jahren kommen ver­mehrt neue Tech­niken auf den Markt, die auf­horchen lassen, ins­be­sondere, weil seit dem 11. Sep­tember 2001 wieder ver­mehrt Geld in diesen Sektor fließt.

Ein Bei­spiel hierfür ist sub­li­minale Werbung in Russland im Sep­tember 2002: Laut Swetlana Nemtsowa, der Direk­torin des staat­lichen gesamt­rus­si­schen For­schungs­in­stituts für Fern­sehen und Rundfunk (VNIITR) wird Russland mit sub­li­mi­naler Werbung bom­bar­diert, wie sie gegenüber der Moscow Times erklärte.

Sie ist nach eigenen Angaben über­rascht, wie oft sub­li­minale Wer­be­spots im Fern­sehen gesendet werden, indem MTV sub­limale Werbung für ein Deo, eine neue Musik­zeit­schrift oder das neue Album der Gruppe Red Hot Chili Peppers ein­ge­blendet werde, während in einem anderen Sender selt­sa­mer­weise in einer Bier­werbung auch für Pepsi geworben werden soll. Das Institut habe nun ein System namens „ODSV‑1“ ent­wi­ckelt, um die Aus­strahlung solcher Bot­schaften festzustellen.

In den 1950ern tauchte das sog. „Tachistoskop“, mit dem man ein­zelne Bilder kurz auf­leuchten lassen konnte, in der For­schung auf. Der Wer­be­fachmann James Vicary behauptete 1956, dass es ihm gelungen sei, den Absatz von Popcorn in einem Kino in New Jersey um 58%, und den von Cola um 18% zu steigern, indem er während des Films (für Bruch­teile einer Sekunde) „Drink Coca-Cola“ und „Hungry – Eat Popcorn“ einblendete.

Der Autor Vance Packard nahm die Geschichte in sein Buch „The Hidden Per­suaders“ auf, und prägte damit eine ganze Gene­ration von Kom­mi­li­tonen und Konsumenten.

Während in der Wirt­schaft und beim Militär fleißig mit unsicht­baren Bildern und unhör­baren Wörtern und Sätzen gear­beitet wurde, hielt sich die Psy­cho­logie in Bezug auf sub­li­minale Bot­schaften weit­gehend bedeckt.

Als in den 1980ern hun­derte von Kas­setten mit sub­li­mi­nalen Bot­schaften den US-Markt über­flu­teten, geriet die Methode end­gültig in Verruf. Zwar waren die Ver­sprechen phan­tas­tisch, aber die Ergeb­nisse waren wider­sprüchlich, sodass sich kaum ein For­scher auf das ver­minte Terrain wagte.

Das „Skeptic Dic­tionary“, stuft sie als „weit­ver­brei­teten Glauben, der wis­sen­schaftlich nicht erhärtet ist“ ein, und ordnet sie irgendwo zwi­schen Hypnose, Bewusst­seins­kon­trolle und Par­ei­dolie ein. Nichts­des­to­trotz tauchen immer wieder Mel­dungen über den Einsatz solcher „Sub­li­minals“ auf.

Ende der 1980er kam es im fran­zö­si­schen Wahl­kampf zu einem Eklat, als man der Regie­rungs­partei die Ver­wendung von sub­li­mi­nalen Bot­schaften in ihren Fern­seh­wer­be­spots nach­weisen konnte.

Hal Becker instal­lierte (frei pro­gram­mierbare) „Black Boxes“ in deut­schen Kauf­häusern, und die US-Sena­toren Wyden und Breaux machten 2000 eine Eingabe, weil in einem poli­ti­schen Spot unter dem Wort „BUREAU­CRATS“ (Büro­kraten) subtil das Wort „RATS“ (Ratten) auf­tauchte. Im Wahl­kampf von Wla­dimir Putin haben sub­li­minale Bot­schaften eine wichtige Rolle gespielt, in Indien werden Wer­be­spots ent­spre­chend nach­be­ar­beitet, und auch im Krieg gegen den Irak wurden mit einer neuen Technik feind­liche Radio­sender mit sub­li­mi­nalen Bot­schaften moduliert.

In der Sil­ves­ter­nacht 2001 ereignete sich in Berlin ein gefähr­licher Prä­ze­denzfall ähn­licher Art, indem eine größ­ten­teils ahnungslose Bevöl­kerung über den Rundfunk einer Fre­quenz­droge aus­ge­setzt wurde. Der ver­ant­wort­liche Radio­sender 94,3 r.s.2 macht zu dem Vorfall wider­sprüch­liche Angaben.

Einen Tag vorher gab der 94,3 r.s.2-Pro­gramm­di­rektor Stephan Hampe in einer Pres­se­meldung bekannt:

„Der private Ber­liner Radio­sender 94,3 r.s.2 wird an Sil­vester ein Glücks­signal über das Radio­pro­gramm auf allen Ber­liner  und Bran­den­burger UKW-Fre­quenzen von 18.00 – 2.00 Uhr ausstrahlen.

Wir werden im Pro­gramm jeweils nach dem Ver­kehrs­block eine Glücks­signal-Pause von ca. 3 sec haben. Mit sehr emp­find­lichen Boxen ist es dann sogar hörbar“, sagte 94,3 r.s.2-Pro­gramm­di­rektor Stephan Hampe.

„Dieses Glücks­signal setzt sich aus einer bestimmten Kom­bi­nation von Hoch­fre­quenz­tönen zusammen. Ame­ri­ka­nische Wis­sen­schaftler haben in Lang­zeit­un­ter­su­chungen fest­ge­stellt, dass der­artige Hoch­fre­quenztöne beim Men­schen Glücks­ge­fühle erzeugen können. Denn moti­viert durch die Töne setzt der Körper Endor­phine (Glücks­hormone) frei. Diesen Umstand macht sich der private Ber­liner Radio­sender 94,3 r.s.2 zu Nutze.

Wir wollen, dass alle Ber­liner und Bran­den­burger in diesem Jahr ein glück­liches Sil­vester erleben werden und sehen dieses Glücks­signal als unseren Beitrag für einen guten Start mit Hoffnung auf ein bes­seres 2002. Deshalb laden wir jeden ein, nach Berlin zu kommen und mit uns zusammen das glück­lichste Sil­vester in Deutschland zu begehen.“

Aber wer liest schon einen Tag vor Sil­vester solche Pres­se­mit­tei­lungen? Groß darüber berichtet hatte die Ber­liner Presse jeden­falls nicht.

Und so begann der Sender um 18 Uhr damit, seinem Musik­pro­gramm ein unhör­bares Fre­quenz­signal zu unter­legen, das er als „Glücks­fre­quenzen“ bezeichnete. Damit mar­kiert dieser Tag den Beginn einer neuen Ära, denn zum ersten Mal in der Geschichte ist tech­nische Bewusst­seins­kon­trolle öffentlich geworden.

Als sich gegen 20 Uhr auf dem Pariser Platz vor dem Bran­den­burger Tor all­mählich hun­dert­tau­sende Men­schen zur großen Sil­ves­ter­party ver­sam­melten und die Live-Bands gerade eine Pause machten, erklang auch hier über den ganzen Platz laut­stark das Pro­gramm „Happy Holiday“ von r.s.2 mit der Aus­strahlung seiner Fre­quenz­droge. Selbst­ver­ständlich wurden auch die Zuhörer, die zuhause allein oder mit Ver­wandten und Freunden feiern, von der Fre­quenz (zwangs)beglückt.

Gegen 22 Uhr war die „Dis­kothek 94,3 r.s.2“ auch noch an anderen Plätzen der Stadt regel­mäßig zu hören: auf der Bühne an der Straße des 17. Juni, Unter den Linden nahe der Scha­dow­straße und der Wil­helm­straße, an der Ent­las­tungs­straße im Tier­garten, am Großen Stern sowie rund um die Siegessäule.

Durch die Live-Über­tragung der Party am Bran­den­burger Tor des Fern­seh­senders SFB (heute RBB) kamen auch die Zuschauer am Bild­schirm unfrei­willig in den Genuss der Sil­vester-Fre­quenz­droge.Am 1. Januar 2002 hatten sich gegen 0:05 Uhr mehr als eine Million Men­schen am Bran­den­burger Tor ver­sammelt und aus­ge­lassen gefeiert, ohne dass ihre Beschallung mit der „Glücks­fre­quenz“ durch r.s.2 irgend­jemand gestört hätte. Und niemand stellte Fragen, wie etwa, wie lange die Wirkung anhalten wird oder ob irgend­welche Neben­wir­kungen auf­treten könnten.

Auch die Ber­liner Presse ver­schwieg die Ange­le­genheit. Hätte sie aber genauso (nicht) reagiert, wenn der Ver­an­stalter statt­dessen allen Fei­ernden eine Droge wie Ecstasy in die Getränke gemischt hätte? …


Quelle: anti-matrix.com