Ein Frieden in Osteuropa ist noch weit, weit entfernt, wenn überhaupt möglich. Weil die Großmächte, ausgerechnet hier in Europa, um die Weltmacht Nummer 1 bis auf’s Messer kämpfen werden – oder bis zum letzten Ukrainer. Dieses End-Duell stand schon lange auf dem Zeitplan und keine Seite darf verlieren. „The Winner takes it all“ sang die Gruppe Abba. Und das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit. Es ist unglaublich schwer, die Schocknachrichten und die Finten, False Flags und Meldungen richtig einzuordnen. Was die Wahrheit hinter all dem ist, sieht jeder anders.
Dass die Ukraine schon früh als Schlachtfeld auserkoren war, erklärte schon George Friedman, ein US-amerikanischer Geostratege und Sicherheitsexperte, Politologe und Publizist. Er gründete 1996 das private (militärische) Beratungsinstitut Stratfor und trat im Mai 2015 dort als CEO zurück. Im gleichen Jahr gründete er die Firma Geopolitical Futures. Für Europa und insbesondere für Deutschland und die Ukraine sagte er schon 2015:
Europa wird, meiner Vermutung nach, nicht in einen Zustand des 31 Jahre andauernden Krieges (damit ist die Zeit zwischen dem Ausbruch des ersten-und der Beendigung des zweiten Weltkrieges gemeint) zurückkehren. Es wird jedoch zur Menschlichkeit (gemeint ist ein Friedenszustand als Normalität) zurückkehren. Es wird dort zwar Kriege geben, sie werden aber auch Friedenszeiten durchleben und in einem beständigen Lebenszyklus verbleiben. Dabei wird es zweifellos keine 100 Millionen Tote geben, jedoch wird die Idee der Europäischen Auserwähltheit zum ersten zum Opfer werden. Es wird weiterhin Konflikte geben, wie es sie in Jugoslawien gab und es wird sicher einen Konflikt in der Ukraine geben. (…) Russland und Deutschland vereint sind also die einzige Macht, die uns (USA) bedrohen kann. Es lag stets in unserem Interesse dies niemals zu zulassen. Sollten sie Ukrainer sein, muss ihr einziges Interesse darin liegen, mit dem einzigen Land, das Hilfe verspricht Kontakt aufzunehmen und das sind die USA.
Wir bekommen also das Bild vom wild entschlossenen Helden Wolodymir Selenskyj vermittelt, der niemals an Aufgeben denkt und ständig an der Front steht, unbeirrbar und unversöhnlich. Dabei wollte Präsident Selenskjy kurz nach dem russischen Einmarsch sich mit Putin treffen und soll bereit gewesen sein, die Donbassgebiete Russland zu überlassen gegen einen Friedensschluss. Unbezweifelbar bestätigt wurde das nie.
Anscheinend wollte Präsident Selenskyj als Auftakt zum Finale der Fussball WM eine schmetternde Rede, laut CNN angeblich sogar eine „Friedens-Propaganda-Rede“, halten. Die FIFA verhinderte das. Was wollte Präsident Selenskyj dem Weltpublikum mitteilen?
Die Kriegstrommeln des Westens haben den Ukrainern mit einer unaufhörlichen Propaganda die Überzeugung in die Seelen und Köpfe gehämmert, dass der Sieg über Russland gewiss sei. Die große, omnipotente NATO, der Westen, die USA, Europa, alle stünden der heldenhaften Ukraine zur Seite. Die Vernichtung Putins sei nur eine Frage der Zeit.
Doch es scheint immer fraglicher, dass „der Westen“ den sicheren Sieg einheimst. Der Oberbefehlshaber der britischen Armee, General Patrick Sanders, ließ auf einmal durchblicken, dass Russland gegenwärtig in der Ukraine eine noch größere Bedrohung für die europäische Sicherheit darstellen könnte als zuvor. Man wurde nervös und die Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss sagte gegenüber der Welt: „Das Beste, was wir tun können, ist die Ukrainer mit allem zu versorgen, was sie brauchen, Waffen, Ausbildung etc., damit es eben kein langer Krieg wird. Klar ist auch, je mehr wir jetzt tun, desto schneller könnten wir die Ukraine siegen sehen.“
Das geht sogar sie weit, dass sich unter der Decke eben doch britische und amerikanische Militärs in der Ukraine aufhalten. Russland muss untergehen und zu Boden gehen, egal zu welchem Preis. Die Seite „Unser Mitteleuropa“ schreibt: „Ein hochrangiger britischer General hat die Entsendung von Truppen in die Ukraine eingeräumt. Magowan ist der frühere Generalkommandant der Royal Marines, nachdem er 1989 in die Eliteeinheit der Royal Navy eingetreten war. So beschreibt der Generalleutnant in seinem Beitrag unter anderem, dass, „die Kommandotruppen diskrete Operationen in einem äußerst sensiblen Umfeld unterstützt hatten. Unsere Einsätze waren mit einem hohen politischen und militärischen Risiko verbunden. Es handle sich dabei um dabei um „hochriskante verdeckte Operationen“.
Er erwähnte sogar, dass britische Falkland-Spezial-Einheiten in der Ukraine seien. Das spricht nicht für einen zum Greifen nahen Sieg gegen die Russen.
Natürlich stritten die Systemmedien und Faktenchecker das alles als Unsinn und Verschwörungstheorien ab. Doch berichtete die britische Times, dass die Royal Marines an „diskreten Operationen“ auf ukrainischem Boden teilnahmen, die sich über mehrere Monate hinzogen. In dem Times-Artikel werden die Äußerungen des Generalleutnant Robert Magowan im Amtsblatt der britischen Streitkräfte zitiert. Und der britische Held wird ziemlich detailliert:
„Im Globe and Laurel, der offiziellen Publikation der Royal Marines, beschrieb er, wie 350 Marinesoldaten des Kommandos 45 Anfang des Jahres Diplomaten aus der britischen Botschaft in Kiew (nach Polen) eskortierten, als klar wurde, dass sich die russischen Truppen für eine Invasion sammelten. Die Kommandos kehrten jedoch im April nach Kiew zurück, um die Botschaft zu schützen, als Großbritannien versuchte, die diplomatische Präsenz wiederherzustellen.“
Seitdem ist die Presse etwas ruhiger geworden zu dem Thema, dass „der Westen weder Truppen noch Angriffswaffen“ in die Ukraine schickt. Kurz davor hatte man in den westlichen Medien den russischen Präsidenten Wladimir Putin noch als Lügner und Kriegstreiber dargestellt, als dieser die Ereignisse in der Ukraine als einen Konflikt zwischen Russland und dem „gesamten westlichen Militärapparat“ bezeichnete und im September behauptete, dass ganze Militäreinheiten in der Ukraine „de facto unter dem Kommando westlicher Berater“ stehen würden. Es wurde ausgerechnet von den Briten trotzdem abgestritten:
„Es gibt keine Beweise für eine Beteiligung von NATO-Bodentruppen in der Ukraine“, erklärte zum Beispiel Edward Arnold von der Denkfabrik „Royal United Services Institute“ mit Sitz in London zu Jahresbeginn gegenüber der BBC. (…) Es gibt auch keine NATO-Kommandeure, die ukrainische Einheiten auf dem Schlachtfeld anleiten. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass dies in Zukunft geschehen wird, da die NATO versucht, zu deeskalieren“.
Und, wie immer, wo gestritten und gewütet wird, sind die Nutznießer davon nicht weit. Es machte sich das Gerücht breit, dass Polen sich Hoffnungen mache, Teile der Ukraine in den Kriegswirren in den polnischen Staat einzugliedern. Und Ungarn wolle sich Transkarpatien einverleiben. Hier spielt dieselbe Musik wie im Donbass: Die ungarische Minderheit in Transkarpatien ist seit Jahrzehnten massiver Diskriminierung und Unterdrückung von Seiten der ukrainischen Behörden und auch den ukrainischen Nationalisten ausgesetzt – wie die Russischstämmigen in der Donbassregion.
Die ukrainische Vizepremierministerin Iryna Vereshchuk unterstellte Ungarn und Polen die Annexion der mehrheitlich von ethnischen Ungarn bewohnte Region Transkarpatien an der Grenze zu Ungarn. Schon eigenartig, die größten Russenhasser (nach den Westukrainern), die Polen könnten tatsächlich ein begieriges Auge auf die ehemals polnischen Gebiete um Lemberg werfen. Angeblich sollen solche Landkarten in den Quartieren polnischer Militärs diese Gebiete als polnisches Staatsgebiet eingezeichnet sein. Die Karten wurden auf Twitter veröffentlicht, aber die Tweets wurden gelöscht.
Während in Deutschland die Munition ausgeht und wichtige Waffenkäufe ins Stocken geraten, kauft Polen fleißig schweres Gerät ein. Im Hafen von Gdynia steht eine lange Reihe von südkoreanischen Panzern und Haubitzen. Und diese Lieferung ist nur ein kleiner Teil eines großen Waffendeals mit der polnischen Regierung. Polen macht nämlich ernsthaft mobil. Die Seite t‑online schreibt:
In Polen „läuft die Modernisierung der eigenen Streitkräfte auf Hochtouren. Am Ende der Entwicklung könnte das Land die bestimmende Militärmacht in Zentraleuropa werden – und Deutschland den Rang ablaufen. (…) Die Polen rufen militärisch ihr Leistungspotenzial gerade ab, während wir Deutschen es reduzieren”, sagt Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) im Gespräch mit t‑online. Die von der nationalistischen PiS-Partei geführte Regierung verkauft die Maßnahmen als notwendig für den Schutz gegenüber Russland. Doch wie die polnische Aufrüstung abläuft, spiegelt zugleich das schwierige Verhältnis zum deutschen Nachbarn wider. “
Polen hatte, kaum dass die „russische Spezialoperation Z“ begann, ein Gesetz durchgeprügelt, um die polnischen Streitkkräfte massiv ausbauen zu können. Natürlich nur, um sich gegen die „gierigen, imperialen Ambitionen“ Russlands zu verteidigen. Dazu will Polen die polnische Armee von 123.000 bis 2035 auf 300.000 Soldaten aufbauen und hohe Summen in die Aufrüstung stecken. Schon im kommenden Jahr will Polen drei Prozent seines Bruttoinlandsproduktes in die Verteidigung investieren.
Und doch ist man in Washington nicht so sicher, ob eine sehr starke Rolle Polens wie das Land sie anstrebt, gut zu den Plänen der USA passt. Polen ist zwar stracks gegen Russland – doch ein allzu starkes Polen würde noch selbstbewusster werden und scheint jetzt schon eigene Pläne in Europa zu hegen. So ein folgsames Anhängsel, wie Deutschland, das man von Washington aus an der kurzen Leine halten kann, ist Polen nicht. Und als größte westeuropäische Militärmacht erst recht nicht.
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