Die Geschichte treibt seltsame Blüten. Vor allem was das Agieren der Deutschen in den ersten beiden Weltkriegen anbelangt, sind wir gut aufgeklärt. Nicht jedoch, was die Kriegsverbrechen der Alliierten anbelangt.
Diesbezüglich sagte der deutsche Journalist, Novellist und Kulturhistoriker, Wilhelm Heinrich Riehl, einmal: »(…) des Historikers erste Pflicht ist die Wahrheit, die ganze Wahrheit, und wer bloß die halbe Wahrheit sagt, der ist schon ein ganzer Lügner.«
Das gilt mitunter für die historische Betrachtung der Jahre 1914 bis 1919. Denn damals kam es mit zu einem der größten Kriegsverbrechen gegen deutsche Zivilisten. Und wieder einmal wurde und wird genau dieses von der hiesigen, aber auch von der ausländischen Presse ausgeblendet.
Doch der Reihe nach: Am 2. November 1914 erklärte die britische Admiralität unter der Leitung von Marineminister Winston Churchill, seines Zeichens Freimaurer (1901 in die »United Studholme Lodge No. 1591« in London aufgenommen und schließlich Mitglied der »Rosemary Lodge No. 2851«, ebenfalls in London), die gesamte Nordsee zum »Kriegsgebiet« und zwang damit den Seehandel der neutralen Staaten unter die Kontrolle Englands.
So wurde eine gegen Deutschland gerichtete Seeblockade eingeleitet, mit der es den Briten gelang, die Seeherrschaft über die Nordsee zu erzwingen. Letztlich waren dadurch praktisch alle Seewege von und nach Deutschland abgeschnitten, was wiederum die allgemeine Versorgung mit Nahrungsmitteln und Kolonialwaren erheblich beeinträchtigte.
Tatsächlich wurden das Kaiserreich und die Donaumonarchie auf vielen Gebieten des Rohstoff- und Nahrungsmittelbedarfs mit der erfolgreichen Durchsetzung weitgehender Embargomaßnahmen ihrer Kriegsgegner geschwächt.
Kurzum: England hielt sich in der Verwirklichung der Blockade zunächst noch an die bestehenden internationalen Abkommen, so dass die Auswirkungen auf den deutschen Außenhandel sich in Grenzen bewegten.
Doch bereits im November 1914 erklärten die Briten die Nordsee zum Sperrgebiet. Dementsprechend wurden vor allem deren südlichen Teil – ohne Rücksicht auf die zivile Handelsschifffahrt – weiträumig Minenfelder ausgelegt.
Ab 1916 fielen sämtliche wirtschaftlich nutzbaren Güter unter absolute Konterbande (gemeint damit ist ein rechtlicher Begriff zur Beschlagnahme von jenen Produkten, dessen Bestimmungen je nach Zeitraum, Geltungsbereich und Nation unterschiedlich definiert wurden. Teilweise entstand mit völkerrechtlichen Vereinbarungen internationale Relevanz).
Ab 1915 sank der Import der Güter dramatisch ab. Das Deutsche Reich war in erheblichem Maße von Nahrungsmittelimporten abhängig. So bezog es noch 1914 rund 20 Prozent seines gesamten Nahrungsmittelkonsums aus dem Ausland.
Nachfolgend möchte ich mich mitunter und insbesondere an den hervorragend recherchierten Ausführungen von Prof. Dr. med. Wolfgang U. Eckart vom Institut für Geschichte und Ethik der Medizin orientieren sowie an der Seminararbeit von Roland Sonntag.
Bereits im Februar 1915 wurde eine »Brotkarte« eingeführt, die dem Verbraucher nur noch einen festgeschriebenen Bedarf an Brot- und Mehlmengen zugestand. Bis Ende 1916 fielen die wichtigsten Grundnahrungsmittel unter die der Bevölkerung zugestandenen Ernährungsrationen.
Abb.: Milchrationierungs-Karte von 1918
(Fotoquelle: Braunschweigisches Landesmuseum – DSC04683.JPG///Author: Daderot///https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ration_card_for_milk,_Braunschweig,_1918_AD_-_Braunschweigisches_Landesmuseum_-_DSC04683.JPG)
Die Folge waren lange Schlangen vor den Lebensmittelgeschäften und auch die Qualität der verkauften Nahrungsmittel ließen immer weiter nach. Beispielsweise wurde für die Brotproduktion (solange es noch welches gab) minderwertigeres Mehl verwendet und die Milch mit Wasser verdünnt. Der Schwarzmarkt und damit der »Schleichhandel« blühte.
Bereits ab dem Frühsommer 1916 herrschte unter der ärmeren Bevölkerung der Großstädte Hunger. Kohlrüben, aus denen Brot, Marmelade, selbst Kaffee, Pudding und Bier hergestellt wurden, waren jetzt das Hauptnahrungsmittel.
Im Winter 1916/17 verschärfte sich die Lage noch, weil die Kartoffelernte (des Jahres 1916) lediglich nur bei rund 50 Prozent des Friedensertrags lag, was der schlechten Witterung und einer Kartoffelfäulnis geschuldet war. Die genießbare Menge hingegen wurde an die Front geschickt oder blieb bei den Bauern. Als Kartoffelersatz wurden, wie bereits erwähnt, an die Bevölkerung Kohl- und Steckrüben ausgegeben, die kaum Nährwert hatten und deren Verteilung zudem schlecht organisiert war.
Im Januar 1917 betrugen die Kalorien der Rationen, die den Menschen zum Überleben ausreichen sollten, lächerliche 1.313. In der Folge wurden die Kalorien jedoch noch weiter reduziert.
FORTSETZUNG FOLGT!
Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de
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