Bild: Fotomontage Niki Vogt, Hintergrund gemeinfrei, Marco Buschmann via Wikimedia Commons, Sandro Halank, CC BY-SA 4.0

Böse rechte Straf­taten, gute linke Straf­taten: Anschlag auf Minister Marco Busch­manns Haus wurde totgeschwiegen

Wenn es noch einer Bestä­tigung bedarf, dass die Gerech­tigkeit hier­zu­lande einer ideo­lo­gi­schen Bevor­zugung oder Benach­tei­ligung bestimmter Gruppen unter­liegt, hier ist sie: Aus der links­extremen Ecke der LGBTQ+-Community heraus wurde ein Anschlag auf das Haus verübt, in dem Minister Buschmann seine Wohnung hat. Und niemand berichtete. Eine dichte Decke des Schweigens wurde aus­ge­breitet. Man stelle sich vor, das hätten rechte Kräfte ver­an­staltet … die Republik würde dröhnen vor lauter Ent­set­zens­be­zeu­gungen und Betrof­fenheit, es käme sofort der Ruf nach schärfsten Maß­nahmen, mas­sen­haften Haus­durch­su­chungen und Ver­haf­tungen. 

Die Vor­ge­schichte: Von der Öffent­lichkeit weit­gehend unbe­merkt, wurde ein neues Gesetz ver­ab­schiedet. Das „Selbst­be­stim­mungs­gesetz“ war bis zuletzt mit einigen Zank­äpfeln behangen, und es war Jus­tiz­mi­nister Marco Buschmann, der die irrsten Aus­wüchse darin ver­hindert hat.

Zum Bei­spiel: Wer das Wort „Dead­naming“ noch nicht kennt: Das ist das Ansprechen von Trans-Per­sonen mit dem fal­schen Geschlecht. Wenn also Herr Müller sich als Frau iden­ti­fi­ziert und man ihn trotzdem als Mann anspricht, ist das eine buß­geld­pflichtige Straftat.

Oder: Frauen-Saunen oder Frau­en­häuser sollen nicht für Trans­frauen, also bio­lo­gische Männer zugänglich sein. Und Kinder sollen ihren Vater auch weiter „Papa“ nennen dürfen. Ohne dafür theo­re­tisch eine Straftat zu begehen. Damals drückte das Minister Buschmann sehr vor­sichtig aus: „Wir haben wahr­ge­nommen, dass es Sorgen gibt, die sich auf die Rechts­folgen des Geschlechts­wechsels beziehen.“

Ver­ständnis dafür, dass Minister Buschmann dieses neue Gesetz irgendwie noch sozi­al­ver­träglich  für die rest­lichen 97 Prozent der Bevöl­kerung machen wollte, gab es in der Com­munity natürlich nicht. Dort ist man anscheinend der Über­zeugung, alles fordern zu können, um seine Par­ti­ku­lar­in­ter­essen mittels Strafen durch­zu­setzen – und, wie man nun sieht, auch selber dafür zu Straf­taten bereit ist.

Eine recht merk­würdige Ein­stellung zum Rechts­staat: Es wird ver­langt, alle mög­lichen, ihnen unan­ge­nehmen Ver­hal­tens­weisen als Straf­taten zu brand­marken, und der Rechts­staat wird instru­men­ta­li­siert, um die LGTBQ-Com­munity voll­um­fänglich in jeder Weise mit Gesetzen zu schützen. Gleich­zeitig aber nimmt man sich heraus, selber Gesetze zu brechen, Gewalt gegen Men­schen und Sachen zu üben, massiv ein­zu­schüchtern. Jede Kritik an ihnen ist gleich „Hass und Hetze“, selber aber wird hass­erfüllt zu Gewalt­taten aufgerufen.

Seit dieser Gesetzes-Dis­kussion wird der Jus­tiz­mi­nister ange­griffen, Queer-Ver­bände nahmen ihn ins Visier, er fördere Trans­feind­lichkeit und setze sich für „TERF’s“ ein. Sie wissen nicht, was das ist, lieber Leser? Das ist die Abkürzung für „Trans* Exclu­sionary Radical Femi­nists“ – also Trans-aus­schlie­ßende radikale Femi­nisten. Da reiben sich auch die Femi­nisten die Augen: waren sie bis vor Kurzem noch die Gruppe, gegen die sich niemand etwas zu sagen traute, sind sie jetzt schon fast Nazis, weil sie keine bio­lo­gi­schen Männer als echte Frauen akzep­tieren wollen. Ihr Schlagwort ist „Cancel Women“ – eine Ableitung von Cancel-Culture, womit gemeint ist, dass man bestimmte Gruppen oder Strö­mungen bewusst negiert oder marginalisiert.

Besonders der Queer-Beauf­tragte Sven Lehmann heizte – in wohl­ge­setzten Worten, aber unmiss­ver­ständlich — die Stimmung gegen den Jus­tiz­mi­nister an. Er zeigte sich empört, dass selbst die Aus­wüchse des Selbst­be­stim­mungs­ge­setzes  – wie oben beschrieben – abge­mildert wurden, er wies jeg­liche Bedenken von sich, dass die Gefahr bestehen könnte, dass Männer, die eben sehr wohl Männer sind, sich aber als Trans-Frauen aus­geben und so geschützte Frau­en­räume inva­dieren und dort über­griffig werden. Sven Lehmann nannte das „absurd und kom­plett an der Rea­lität vorbei.“ Ja, es sei sogar „perfide und men­schen­feindlich“, männ­liche Kri­mi­na­lität mit Trans-Frauen – also Männern – in Ver­bindung zu stellen. Niemand sollte diese „vul­nerable Gruppe unter Gene­ral­ver­dacht“ stellen. Gene­ral­ver­dacht ist ja gar nicht der Punkt, aber so etwas ist ja bereits schon mehrfach geschehen. Zwei Beispiele:

In Groß­bri­tannien hatte eine Transfrau ihr Coming-Out, nachdem sie wegen Ver­ge­wal­tigung zweier Frauen ange­klagt wurde. Während der Ver­ge­wal­ti­gungen wurde „sie als Mann gelesen“ und wurde als mus­kulös, mit Glatze und Gesicht­stattoo beschrieben. Durch sein Coming-Out als die Frau Isla Bryson sollte sie in ein Frau­en­ge­fängnis über­wiesen werden, doch die schot­tische Pre­mier­mi­nis­terin unterband das. Im US-Bun­des­staat New Jersey verbüßt die 27-Jährige Transfrau Demi M. eine lang­jährige Haft­strafe wegen Tot­schlags im Frau­en­ge­fängnis. Sie hat zwei Mit-Insas­sinnen geschwängert.

Natürlich hatten Sven Leh­manns Beschul­di­gungen ein immenses Echo in der LGBTQ-Com­munity. Und natürlich war das für die Trans-Akti­vis­ten­gruppen Wind in den Segeln. Dass dort ein durchaus nicht unge­fähr­liches Gewalt­po­tenzial im Ent­stehen ist, weiß man bei der Polizei und im Jus­tiz­mi­nis­terium sehr gut. Die ent­spre­chenden Web­seiten trommeln zu Aktionen gegen Ver­an­stal­tungen, die sie als „transphob“ mar­kieren. So zum Bei­spiel hier auf der Seite radar.squad.net. Auf solchen Stör-Aktionen kam es schon mehrfach zu hef­tiger, kör­per­licher  Gewalt gegen Per­sonen, die als „transphob“ bezeichnet werden. In einem Fall soll sogar eine schwangere Frau getreten worden sein.

Im Falle von Minister Buschmann haben links­extreme Akti­visten am 19. Mai das Haus des Jus­tiz­mi­nisters Marco Buschmann in Gel­sen­kirchen „mar­kiert“ und ange­griffen, wie das Antifa-Portal „Indy­media“ berichtet. Der Grund: Der Bun­des­jus­tiz­mi­nister nehme massiv trans­feind­lichen Ein­fluss auf den Entwurf des ‚Selbst­be­stim­mungs­ge­setzes‘. Das Beken­ner­schreiben der „Akti­visten“ ist in der üblichen, mali­ziösen Wit­zigkeit der Antifa abge­fasst: „Marco Buschmann will trans Fremd­be­stimmung, bekommt fremd­be­stimmte Reno­vierung.“ Die Reno­vierung bestand darin, dass das Haus mit Farbe beschmiert und Glas zer­schlagen wurde. Nun wird gegen die Akti­visten „ermittelt“.  Die Akti­visten hatten auf Indy­media gedroht: „Der Einfluß trans­feind­licher Pro­pa­ganda und anti­fe­mi­nis­ti­sches Lob­bying in diesem Bereich sind als exis­ten­tielle Bedrohung zu betrachten, der früh­zeitig mit maxi­maler Ent­schie­denheit begegnet werden muß, bevor diese Bedrohung geno­zidal-faschis­ti­schen Cha­rakter annimmt“. Das Schreiben endet mit einem Aufruf für „die mili­tante Selbst­ver­tei­digung von trans und queeren Men­schen“ und for­derte sogar explizit dazu auf „zurück­zu­schlagen, wenn wir Men­schen zweiter Klasse sein sollen“.

All das und die Beschä­di­gungen an Minister Busch­manns Haus wurden mit keinem Wort erwähnt in der Presse und wären auch bis heute nicht bekannt geworden, wenn nicht Henryk M. Broder eine böse Glosse darüber geschrieben hätte.

Minister Marco Buschmann meldete sich sehr spät zu Wort, nachdem die Sache bekannt wurde. Er twit­terte: „Demo­kraten streiten mit Argu­menten – nicht mit Gewalt und Sach­be­schä­di­gungen. Nach den Schmie­re­reien an meinem Wohnhaus habe ich umgehend Anzeige erstattet. Meine poli­tische Meinung kann man mit derlei Aktionen natürlich nicht beeinflussen.“

https://www.queer.de/detail.php?article_id=39000