Deutschland – wo ein Baby eine Pro­vo­kation ist

Ein Gast­beitrag von Hugo Funke

Wenn ein Foto einer Mutter mit ihrem Baby als Pro­vo­kation durchgeht, dann lässt das tief blicken. Es ist ein Blick auf eine im besten Fall kin­der­kri­tische Gesell­schaft, deren kin­derlose Vor­sit­zende von vielen lie­bevoll „Mutti“ genannt wird. 

Es ist auch ein Blick auf eine Gesell­schaft, in der eben diese „Mutti“ unkon­trol­lierte und illegale Mas­sen­ein­wan­derung aus sämt­lichen Armuts- und Kon­flikt­re­gionen dieser Erde ernsthaft als pro­bates Mittel der Arbeits­markt­ge­staltung und als demo­gra­phische Not­wen­digkeit verkauft.

Und die Men­schen glauben es auch noch – zumindest mehr­heitlich. Zu den Ungläu­bigen gehört zwei­fellos Frauke Petry. Sie ist die Mutter, die jetzt mit ihrem kleinen Fer­dinand Wahl­werbung für die AfD macht.

„Und was ist Ihr Grund für Deutschland zu kämpfen?“, fragt Petry, während sie den Nach­wuchs der Kamera präsentiert.

Zwei Ele­mente sind hier ent­scheidend: der Bezug auf die Zukunft und der Bezug auf das Eigene.

Anti­the­ti­scher kann man sich zur von Union und SPD exe­ku­tierten Mas­sen­mi­gra­ti­ons­agenda nicht posi­tio­nieren. Diese Agenda sieht ja eben die Über­höhung des Fremden und die Trans­for­mation des Eigenen in einen neuen mul­ti­kul­tu­rellen EU-Sozia­lismus vor – wenn man es auch so deutlich wohl kaum for­mu­lieren würde.

Frauke Petry bringt insofern die zen­trale poli­tische Frage Deutsch­lands im Jahre 2017 mit diesem Wer­be­plakat gekonnt auf den Punkt. Es ist eine klas­sische positive Pro­vo­kation, die sich von nega­tiven Pro­vo­ka­tionen einiger AfDler bewusst abhebt. Diese Posi­ti­vität ergibt sich unmit­telbar aus dem Zukunfts­bezug und der emo­tio­nalen Ansprache an das urmensch­liche Bedürfnis nach Mut­ter­schaft, Vater­schaft, Familie und Leben all­gemein.

Für linke „Journ­ak­ti­visten“ wie die „Spiegel“-Angestellte Melanie Ammann ist Petrys Wahl­kampf­beitrag jedoch selbst­ver­ständlich nicht mehr als ein Angriff auf AfD-Parteikollegen.

„Aber deren Baby-Offensive kann man natürlich auch als heim­liche Kampf­ansage an die Spit­zen­kan­di­daten ohne Säug­linge werten: Der 75-jährige Gauland hat eine längst erwachsene Tochter und die les­bische Spit­zen­kan­di­datin Alice Weidel keine leib­lichen Kinder“,

…fabu­liert Ammann im „Spiegel“.

Dass aus­ge­rechnet „Journ­ak­ti­visten“, die sich gerne für die Freiheit der sexu­ellen Ori­en­tierung aus­sprechen, stets auf die sexuelle Ori­en­tierung der ideo­lo­gi­schen Gegner hin­weisen, wird hier gut deutlich. 

Warum selbst Alex­ander Gauland wegen seiner „längst erwach­senen“ Tochter mit Häme bedacht werden muss, bleibt das Geheimnis von Ammann. Es gilt wohl das Prinzip: Haupt­sache mit schrägen Ver­gleichen den Gegner schräg aus­sehen lassen.

Und auf dem Facebook-Profil des Autors schaltet sich auch noch der Vater des Babys in die Debatte ein.

„Wer sagt eigentlich, dass das Fer­dinand ist?“, fragt Marcus Pretzell

…gewohnt schel­misch pro­vokant – und wohl eher scherzhaft.

Da wären wir auch schon beim ein­zigen Wer­muts­tropfen dieser posi­tiven Wahl­kampf­pro­vo­kation. Dieses Baby – ob Fer­dinand oder nicht – konnte nie selbst ent­scheiden, ob es über­haupt Teil der Pro­vo­kation sein will. Aber genau das ist wahr­scheinlich auch Teil der Provokation.

Dieser Artikel erschien zuerst hier: https://philosophia-perennis.com/2017/07/24/deutschland-wo-ein-baby-eine-provokation-ist/