Von Ralph Malisch
„Kann Merkel Trump und Erdogan knacken“ (bild.de, 6.7.2017)
Gipfelzeit ist Jubelzeit, besonders wenn Deutschland den Gastgeber für die Welt spielt. Schon die Überschrift dieses BILD-Beitrags muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Da ist allen Ernstes von „Problem-Präsidenten“ die Rede, die unsere eigene Kanzlerin möglicherweise „knacken“ kann – oder auch nicht. Den russischen „Problem-Bären“ hat sich die „Führerin der Freien Welt“ offenbar für später aufgehoben.
Das Ganze ist wohlgemerkt nicht als Satire gemeint, sondern bundesdeutscher Jubeljournalismus im Wahljahr 2017. Ist ernsthaft jemand der Auffassung, dass es die Aufgabe einer deutschen Regierungschefin ist, den gewählten US-Präsidenten auf (ihren) Kurs zu bringen? Wie lächerlich kann es noch werden? Soll Donald Trump tatsächlich einer Regierungschefin nacheifern, die sich als erste und bislang einzige in der Geschichte der Bundesrepublik außer Stande sah, die Grenzen des eigenen Landes zu sichern – also nicht einmal in der Lage war die elementarste aller Staatsaufgaben zu erfüllen?
Und heute dieser Kontrast: Bestens organisierte Einheiten – vermutlich aus dem Dunstkreis der vom Staat selbst im sogenannten „Kampf gegen rechts“ finanzierten Gruppen – greifen Polizei und das Eigentum unbeteiligter Bürger an. Im Zweifel handelt es sich dabei um genau das Eigentum jener Bürger, die jene Steuern bezahlen, aus denen der eine oder andere „Straßenkämpfer“ sein Auskommen bezieht. Die Szenen erinnern an Bilder aus Bürgerkriegsgebieten und „Failed States“. Den ausländischen Staatsgästen präsentiert sich Merkel jedenfalls als eine Regierungschefin, die auch im Inneren keine Sicherheit mehr gewährleisten kann – was die zweite elementare Staatsaufgabe wäre.
Man kann sich also lebhaft vorstellen, wie in den Delegationen über die „Führerin der freien Welt“ gefeixt wird, die nicht einmal in der Lage ist, eine einzelne Stadt während zweier Tage vor offenbar gut organisierten brandschatzenden Kriminellen zu beschützen. Aber der Berliner Größenwahn hat ja durchaus Tradition, wenn er auch diesmal im Gewand eines absurden Moralismus und quasi-religiöser Weltrettungsphantasien daherkommt.
Der Kontrast zwischen der medialen Überhöhung der Kanzlerin und der realen Hilflosigkeit könnte jedenfalls nicht größer sein. Es ist fast nicht vorstellbar, dass sich die Medienprofis der massiv negativen Wirkung nicht bewusst waren, als sie unmittelbar nach der Inszenierung von „Übermutti“ die Bilder brennender Straßenzüge zeigten. Zumal derartige Angriffe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu erwarten waren. Möglicherweise steckt also hinter dieser „zufälligen“ Abfolge der Bilder auch eine echte Regieleistung.
Dieser Artikel erschien ursprünglich hier:
http://www.smartinvestor.de/potpourri/locher-in-der-matrix/loecher-in-der-matrix-uebermutti
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