Die Westfalenhalle in Dortmund war dieses Wochenende Schauplatz einer Huldigung — und einer zornigen Demonstration. Die Huldigung wurde von den Hofberichterstattern, wie schon immer in der Geschichte, mit schmeichelnden Worten begleitet, der Zorn des Volkes vor den Toren der geschmückten Säle, wie immer in der Geschichte, ignoriert. Das Pack, draußen, vor der Tür, störte mit unüberhörbaren Trillerpfeifen die salbungsvolle Selbstinszenierung.
In der Westfalenhalle in Dortmund feierte sich die SPD. Eine Band spielt Pop- und Rockballaden, die Wehmut und herzergreifende Stimmung produzierten, die Genossen in den Sitzreihen klatschen rhytmisch in die Hände, die Scheinwerfer tauchen die Halle in warmes, kuschliges Rot. Jenes Rot, das auch in Amüsiervierteln Abgewirtschaftetes schöner und begehrenswerter erscheinen läßt. Es erinnert irgendwie an die letzten Selbstdarstellungs-Festivitäten der DDR, als die Altgenossen sich hochleben ließen und die “Krawallmacher” draußen vor den Hallen als pöbelndes Pack einfach nicht zur Kenntnis nahmen.

Aus den Höhen des EUlymp entstiegen hinab zu den Sterblichen, wurde er als Heilsbringer gefeiert. Unter den Blinden ist der Einäugige König, so schein das Kalkül gewesen zu sein. Die ewige Kanzlerin, die zu nichts wirklich Stellung nimmt, an der jegliche Vorwürfe und Kritik abprallen, alternativlos und unbelehrbar, reue- und emotionslos, schien eine Steilvorlage für jeden SPD-Vollblut-Kanzlerkandidaten zu sein, der klare Kante zeigt und den richtigen Ton trifft. Allein, Martin Schulz ist nicht dieser Mann. Seine Zeit in Brüssel, und seine Zeit als glückloser Buchhändler wie auch Bürgermeister in Würselen, brachten der SPD kein Mannsbild, das so rechten Glanz in die ehemals stolze und kampferprobte Arbeiterpartei zurückbringt. Der aufsteigende Stern erwies sich als kurzlebige Sylvester-Rakete.
Die SPD hat die deutschen Arbeiter längst als politische Altlast entsorgt. Sie projiziert ihre sozialen Ambitionen längst auf anderes Klientel. Ihre Ideale hat sie gegen Ideologie eingetauscht. Minderheiten aller Art, Randgruppen jeglicher Couleur und Provenienz, gewalttätige Antifanten, zu resozialisierende Kriminelle, Migranten, germanophobe Künstler, Träumer, Soziologen, Flüchtlinge, akademische Visionäre und deutschfeindliche Journalisten sind heute die Hätschelkinder der Sozialdemokratie.
Der Malocher ist zu deutsch. Geht gar nicht.
Die politisch heimatlos gewordenen Arbeiter und “kleinen Leute”, auch gern von SPD-Politikern “Pack” genannt, waren ebenfalls zahlreich zum Parteitag erschienen. Allerdings nicht eingeladen und vor den verschlossenen Türen der Westfalenhalle. Sie machten ihrer Frustration lautstark Luft: Die geplante Bürgerversicherung, TTIP, CETA, die Angst um Arbeitsplätze. Selbst Gewerkschafter, einst das Kernklientel der SPD waren unter den Protestlern.

Ganz anders können die Mainstreammedien, wenn es darum geht, Randale gegen jene gekonnt in Szene zu setzen, die als politisch inkorrekt gebrandmarkt werden. Putin, Trump, die AfD … hier werden deren Gegner gefeiert, ausgiebig gefilmt, ihr Mut gelobt, man läßt die Empörten ihre Empörung ausgiebig kundtun, die Kamera hält immer drauf. Die Öffentlich-Rechtlichen berichten bei AfD-Veranstaltungen und Parteitagen sogar hauptsächlich von den Gegendemonstrationen — und das in einer Weise, daß man den Eindruck bekommt, eigentlich erhebe sich die ganze Bundesrepublik gegen das leibhaftige Böse. Man fühlt sich geradezu aufgefordert, sich diesen Protesten anzuschließen.
Die Öffentlich-Rechtlichen berichteten ausführlich und höchst wohlwollend über den SPD-Parteitag in der Halle. Kein Wort über die Menschen vor der Halle. Quer durch die Nachrichtensendungen wie “heute”, “Tagesschau”, “Heute-Journal”, “Tagesthemen”, „Berlin direkt“ wurde vom Parteitag freundlich berichtet. In keiner einzigen dieser Sendungen auch nur ein Hinweis drauf, daß es Proteste vor der Halle gab.
























