Anja Reschke ZAPP-elt: NDR will ent­scheiden, was Mei­nung­freiheit ist

Letzte Woche berich­teten wir über den Rufmord an Schau­spie­lerin Silvana Hei­ßenberg durch einen Bericht des NDR-Magazins „ZAPP“. Nun wollten wir von Mode­ra­torin Anja Reschke wissen, wie sie dazu steht – und ob sie sich vor­stellen kann, selber mal poli­tisch im Abseits zu stehen.

Sehr geehrte Frau Reschke,

 am 12.10.2016 haben Sie bei „NDR Zapp“ einen Beitrag über die Schau­spie­lerin Silvana Hei­ßenberg mode­riert, in dem diese als “Falsche Frau der Woche”, “ganz weit rechts” und “das Aller­letzte” bezeichnet wurde. Am Ende des Bei­trages wurde tri­umphal fest­ge­stellt, “RTL will sie in Zukunft nicht mehr beschäftigen”.

 Viele Bürger denken inzwi­schen ähnlich wie Frau Hei­ßenberg. Unseres Wissens nach ist es auch nicht ver­boten, in der Bun­des­re­publik Deutschland kon­ser­vative bzw. “rechte” Mei­nungen zu ver­treten wie sie noch vor 10 Jahren bei CDU/CSU Pro­gramm waren, solange diese mit dem Gesetz im Ein­klang sind.

 Wir haben dazu fol­gende Fragen an Sie:

    – In wie weit ist es die Aufgabe eines öffentlich-recht­lichen Senders, der poli­ti­schen Ein­stellung von Schau­spie­le­rinnen auf Facebook nachzuspionieren?

    – Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen? War es Zufall, oder recher­chieren Sie gezielt auf Facebook miss­lie­bigen Mei­nungen hinterher?

    – Machen Sie das auch für Schau­spieler, die linke Themen wie Antifa, G20, TTIP oder Occupy liken und kom­men­tieren? Wenn nein, warum nicht?

    – Können Sie sich vor­stellen, wie es eines Tages sein wird, mit Ihrer eigenen poli­ti­schen Meinung in der Min­derheit zu sein, als “Falsche Frau der Woche” ange­prangert zu werden und ihre Kar­riere beendet zu bekommen?

    – Wir sind mit Frau Hei­ßenberg in Kontakt. Was möchten Sie ihr gerne sagen?

Leider hat NDR-Abtei­lungs­lei­terin Anja Reschke keine Zeit gefunden, uns und unseren Lesern selbst zu ant­worten. Statt­dessen hat uns ihre Redak­ti­ons­lei­terin Annette Lei­terer geantwortet:

 „Sehr geehrtes JournalistenWatch,

über das „Durch­ge­zappt“ vom 12.10.2016 ist im Netz erstaunlich viel zu lesen, teil­weise offenbar ver­fasst in Unkenntnis des ZAPP-Bei­trags. Wenn Sie den gesamten Beitrag gesehen haben werden, haben sich ver­mutlich auch einige Ihrer Fragen erübrigt. Nichts­des­to­trotz erläutere ich Ihnen gern den Vorgang.

Anbei ein Link zur ARD-Mediathek, wo Sie den ganzen Beitrag schauen können (ab 22:00).

Wie leicht zu ersehen ist, handelt es sich um ein sati­ri­sches Format mit unter­schied­lichen Themen, die die Redaktion aus medialer Sicht berich­tenswert findet. Die Über­schriften sind auf­ein­ander abge­stimmt, z.B. das „falsche“ Interview, der „falsche Film“ oder auch die „falsche Frau“. Unter dieser Über­schrift hat ZAPP im „Durch­ge­zappt“ am 12.10.2016 zu Frau Hei­ßenberg berichtet. In einer Länge von einer Minute und 10 Sekunden wurde ein aktu­eller Auf­tritt von Silvana Hei­ßenberg in der RTL-Serie „Blau­licht-Report“ the­ma­ti­siert. Die Schau­spie­lerin war in der Rolle einer besorgten Mutter zu sehen. Im echten Leben sind die öffentlich zugäng­lichen Äuße­rungen nach dem Dafür­halten der Macher des Medi­en­ma­gazins ZAPP aber nicht mehr durch die freie Mei­nungs­äu­ßerung gedeckt. So for­derte Silvana Hei­ßenberg zum Bei­spiel, dass die Bun­des­po­lizei die Regierung ver­haften möge und bezeichnete Bun­des­mi­nister als „Ratten“. Selbst­ver­ständlich können und dürfen Bürger in Deutschland kon­ser­vative oder rechte Mei­nungen ver­treten und Mit­glieder der Bun­des­re­gierung kri­ti­sieren, diese aber als „Ratten“ zu bezeichnen, emp­finden wir als Grenz­über­schreitung. Der Sender RTL gab dar­aufhin an, Frau Hei­ßenberg nicht mehr als Schau­spie­lerin beschäf­tigen zu wollen.

Diesen Umstand hat das Medi­en­ma­gazin berichtet und zu dieser Bericht­erstattung stehen wir. Frau Hei­ßenberg wurde von uns im Übrigen kei­neswegs als „Das Aller­letzte“ bezeichnet.

Wenn Frau Hei­ßenberg sich selbst an uns wenden möchte – herzlich gern.

Even­tuell inter­es­siert Sie ein wei­teres Thema, das ZAPP derzeit plant. Dabei geht es um das Thema „Netz­neu­tra­lität“ und darum, wie sich in den USA große Player in Bezug auf den Umgang mit rechten Publi­ka­tionen von der­selben ver­ab­schieden – ver­bunden mit der Frage, wie das hier in Deutschland gesehen wird.“

Bemer­kenswert ist schon im ersten Satz die scheinbar elitäre Arroganz, mit der vor­geblich „öffent­liche“ Sender neu­er­dings auf Anfragen der kri­ti­schen „Öffent­lichkeit“ zu ant­worten pflegen: Über die gezielte Ruf­mord­at­tacke an einer Bür­gerin sei „im Netz erstaunlich viel zu lesen“, erstaunlich ver­mutlich, weil nicht-NDR-geneh­migte Mei­nungen nicht statt­zu­finden haben. Dann wird schul­meis­terhaft süf­fisant bemerkt, „Wenn Sie den gesamten Beitrag gesehen haben werden…“ Natürlich haben wir den ganzen Beitrag über Silvana Hei­ßenberg gesehen, bevor wir an den NDR geschrieben haben.

Eine gezielte Ruf­mord­at­tacke, bei dem eine Frau ihre Exis­tenz­grundlage ver­loren hat, als „sati­ri­sches Format“ zu beschö­nigen, ist genauso bezeichnend für die Arroganz und Abge­ho­benheit der Reschke-Redaktion. Achtung, NDR: Satire hat etwas mit Humor zu tun. Was Ihr da treibt, finden „erstaunlich viele“ Gebüh­ren­zahler aber gar nicht mehr so lustig.

Die bemer­kens­wer­teste Aussage in dem Schreiben ist jedoch die Behauptung, Silvana Hei­ßen­bergs Äuße­rungen auf Facebook seien „nicht mehr durch die freie Mei­nungs­äu­ßerung gedeckt.“ Auf Rück­frage hat ZAPP uns nicht erklären können, auf welcher Grundlage dies der Fall sein sollte. Eine Straftat scheint nicht vor­zu­liegen, sonst hätten die eif­rigen „öffent­lichen“ und „recht­lichen“ Reporter Frau Hei­ßenberg ver­mutlich nicht nur beim Arbeit­geber ange­schwärzt, sondern gleich noch Anzeige erstattet. Wer also macht Anja Reschke und den NDR zum Kläger, Richter und Voll­strecker dessen, was „durch die freie Mei­nungs­äu­ßerung gedeckt“ ist und was bereits eine „Grenz­über­schreitung“ dar­stellt? Erkennen die schlauen Men­schen bei ZAPP wirklich nicht, dass die Ver­folgung der miss­lie­bigen Meinung einer Ein­zel­person durch einen €8‑Mil­li­arden-Gebüh­ren­ap­parat eine Beschränkung der Mei­nungs­freiheit aller Bürger dar­stellt, oder tun sie bloß so?

Als Begründung wird von Anja Reschkes Redaktion ange­führt, Silvana Hei­ßenberg hätte gefordert, „dass die Bun­des­po­lizei die Regierung ver­haften möge“ und Bun­des­mi­nister als „Ratten“ bezeichnet habe. Sollte es in Zukunft also nicht mehr möglich sein, die Regierung vor dem Gesetz zur Ver­ant­wortung zu ziehen? Welche Tier­namen sind nach Meinung von ZAPP noch zulässig? Wird mein Leben zer­stört und meine Kar­riere durch gebüh­ren­fi­nan­zierte Schnüffler beendet, wenn ich Horst See­hofer auf Facebook als „Rindvieh“ bezeichne, Angela Merkel als „dumme Gans“ oder Claudia Roth als „Tram­peltier“? Wer hat dies zu ent­scheiden, und warum?

Silvana Hei­ßenberg wehrt sich grund­sätzlich dagegen, irgendwen als „Ratten“ bezeichnet zu haben: „Ich habe die Bun­des­mi­nister nie als Ratte bezeichnet, sondern lediglich einen Bildtext vom deut­schen Dichter Theodor Körner gepostet. Dieser wurde nur Sekunden gezeigt, damit die Zuschauer den Text bewusst nicht mal lesen konnten. Ganz unten stand: … nicht nur Ratten leben in der Kana­li­sation…“ Nur der Begriff RATTEN wurde in dem Bericht ein­ge­blendet. Das hatte über­haupt nichts mit dem eigent­lichen Text zu tun. Ich kom­men­tierte diesen auch nicht. Eine ganz üble Masche, um mich zu diffamieren.“

Nun könnte man sagen, Frau Hei­ßenberg wolle sich her­aus­reden – doch die Redaktion Reschke ver­sucht sich eben­falls nach­träglich aus der Affäre zu ziehen, indem sie bestreitet, Frau Hei­ßenberg als „Das Aller­letzte“ bezeichnet zu haben. Im Bericht lief eine Szene von Fr. Hei­ßenberg, in dem sie sagt, “Das ist ja das Aller­letzte!” Die ZAPP- Spre­cherin sagt dann “Sehen wir auch so!” Diese ZAPP-Aussage bezieht sich ein­deutig auf Fr. Hei­ßenberg und ihre nicht-gefällige poli­tische Meinung. Die Reschke-Redak­teurin hat uns auf Nach­frage auch keine Erklärung geboten, wie diese Aussage anders zu ver­stehen sein sollte. Fazit: ZAPP hat Silvana Hei­ßenberg sehr wohl als „Das Aller­letzte“ dar­ge­stellt, ver­sucht es aber im Nach­hinein scheinbar zu leugnen.

Opfer öffentlich recht­licher Hass-Pre­diger (Schau­spie­lerin und Model Silvana Hei­ßenberg © Kai Uwe Giese

Wir haben Anja Reschke gefragt, ob sie Frau Hei­ßenberg nach­träglich irgendwas zu sagen hat. Eine Ent­schul­digung wäre unserer Meinung nach das Nahe­lie­gende gewesen. Statt­dessen ließ Fr. Reschke ihre Redak­teurin ant­worten, „Wenn Frau Hei­ßenberg sich selbst an uns wenden möchte – herzlich gern.“ Diese Süf­fisanz muss man sich auf der Zunge zer­gehen lassen. Erst Leben zer­stören – dann groß­zügig Gesprächs­be­reit­schaft suggerieren.

Abschließend erwähnt Redak­ti­ons­lei­terin Annette Lei­terer unver­mittelt „ein wei­teres Thema, das ZAPP derzeit plant.“ Dabei gehe es darum, „wie sich in den USA große Player in Bezug auf den Umgang mit rechten Publi­ka­tionen von der­selben ver­ab­schieden.“ Wir haben Frau Lei­terer gefragt, warum uns das „inter­es­sieren“ soll und was das mit dem Thema Silvana Hei­ßenberg zu tun habe. Soll dieser scheinbar irrele­vante Kom­mentar etwa eine Art Drohung durch den Zwangs­ge­büh­ren­ap­parat NDR an eine kleine, alter­native Nach­rich­ten­website wie Jour­na­lis­ten­Watch darstellen?

Eine Antwort haben wir bis jetzt nicht erhalten. Wir bleiben dran.

Das öffent­liche-recht­liche Fern­sehen gehört dem Gebüh­ren­zahler! Sagen Sie der Redaktion ZAPP ihre Meinung per Facebook, Kon­takt­for­mular oder E‑Mail. (CM)

 

Dieser Artikel erschien ursprünglich hier: http://www.journalistenwatch.com/2017/08/23/anja-reschke-zappelt-ndr-will-entscheiden-was-meinungfreiheit-ist/

Publi­kums­liebling: Anja Reschke mode­riert den ZAPP-Beitrag vom 12.10.2016

Schau­spie­lerin und Model Silvana Hei­ßenberg © Kai Uwe Giese

Foto: Öffentlich recht­liche Hass-Pre­digern: Anja Reschke (Foto: Screenshot/Youtube)