USA: Das Imperium weicht zurück — Pen­tagon-Studie warnt vor dro­hendem Kollaps (Video)

(Ein Beitrag von Nikolas Pravda)

Die letzte ver­bliebene Super­macht steckt in Schwie­rig­keiten. Was das US-Imperium noch zusam­menhält, ist vor allem sein Militär. Zur Sicherung der Vor­macht­stellung der USA legt das Pen­tagon nun Emp­feh­lungen vor, die eine deut­liche und offene Sprache sprechen.

Im Zuge der vom US-Reprä­sen­tan­tenhaus unter­zeich­neten neuen Sank­tionen gegen Russland öffnete sich vielen inter­es­sierten Beob­achtern ein Fenster der Erkenntnis. Selten wurde wohl der­artig offen dar­gelegt, worum es hinter der Fassade der Bestrafung, in diesem Falle Russ­lands, tat­sächlich geht – Macht, Macht­erhalt und Machtzuwachs.

Auf­grund dieser Offenheit findet nun ein zähes Umdenken innerhalb der poli­tisch Ver­ant­wort­lichen in Deutschland und der EU statt. Auch dem Letzten müsste nun klar werden, welchem Zweck die Sank­tionen gegen Russland und die Ent­wick­lungen, die zu dieser Eska­lation der zwi­schen­staat­lichen Bezie­hungen führten, eigentlich dienen.

Einen ähnlich erkennt­nis­reichen und offenen Ansatz erlaubt sich nun auch eine neue Pen­tagon-Studie mit dem dem Titel „At Our Own Peril: DOD-Risk Assessment in a Post Primacy World“ („Auf unsere eigene Gefahr: Eine Risi­ko­ein­schätzung des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­riums für eine Welt nach der Vorherrschaft“).

Die noch von der Obama-Admi­nis­tration in Auftrag gegebene Studie setzte sich mit der Frage aus­ein­ander, wie der sich abzeich­nende „Zerfall“ der spä­testens nach dem zweiten Welt­krieg von den USA domi­nierten Welt­ordnung auf­ge­halten werden könnte. Nur wenn den ent­spre­chenden Ent­wick­lungen jetzt begegnet werde, könnten die Ver­ei­nigten Staaten den Verlust ihrer „Vor­rang­stellung“ noch abwenden.

Die Studie des US-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­riums wurde im Juni des lau­fenden Jahres ver­öf­fent­licht und basiert dabei auf Recherchen des U.S. Army War College (USAWC). Finan­ziert wurde das Stra­te­gie­papier von der Abteilung Stra­te­gische Pla­nungen und Politik / J5 der U.S. Army. Weitere Unter­stützer sind das Büro des Pen­tagon-Staats­se­kretärs und das Management-Büro des Army Study Program.

Die globale Vor­macht­stellung der USA in akuter Gefahr

Bei ihrer Risi­ko­be­wertung der aktu­ellen welt­po­li­ti­schen Lage nimmt die Studie kein Blatt vor den Mund. Demnach sei die Welt in eine neue „trans­for­mative Phase“ ein­ge­treten. Diese führe zu einem Macht­verlust der USA und der von ihr domi­nierten Weltordnung.

Die Studie macht ebenso einen wach­senden „Wider­stand gegen jede Art von Auto­rität“, auch auf­grund der unge­fil­terten Ver­breitung von Infor­ma­tionen, aus. Dieser Prozess mache unter anderem eine „stra­te­gische Mani­pu­lation von Wahr­neh­mungen“ notwendig.

Russland, aber auch China spielen insofern eine bedeu­tende Rolle, dass zwar beide Länder eine wach­sende Bedrohung der Inter­essen der Ver­ei­nigten Staaten dar­stellten. Dennoch sei das Augenmerk auch auf Phä­nomene nach Drehbuch des soge­nannten „Ara­bi­schen Früh­lings“ zu legen.

Diese Art des sozialen und poli­ti­schen Auf­be­gehrens könnte nach Ansicht der Pen­tagon-Experten nicht nur im Mitt­leren Osten und Nord­afrika aus­brechen, sondern überall auf der Welt Nach­ahmer finden und folglich das Ver­trauen in die poli­ti­schen Eliten aushöhlen.

  

Die Ver­wick­lungen des eigenen US-Macht­ap­parats in die vor allem geo­po­li­tisch moti­vierte Ent­stehung und För­derung der Früh­lings­ge­fühle in der ara­bisch-spra­chigen Welt werden bei der Analyse aller­dings geflis­sentlich ausgeklammert.

„Die USA bleiben zwar ein global agie­render, poli­ti­scher, wirt­schaft­licher und mili­tä­ri­scher Riese, ihre Position ist für Mit­be­werber aber nicht mehr unan­greifbar“, heißt es etwa in der Studie.

Die Pen­tagon-Stra­tegen erweisen sich dabei als gute Beob­achter der aktu­ellen welt­weiten Ent­wick­lungen. Galten noch bis vor wenigen Jahren die US-Macht­in­ter­essen als legi­timer Han­dels­rahmen der soge­nannten inter­na­tio­nalen Gemein­schaft, stellen regionale Mächte wie Iran, China oder auch Russland diese Deu­tungs­hoheit immer weiter in Frage.

Kurz gesagt, der bisher bestehende Zustand, den US-Stra­tegen nach dem Zweiten Welt­krieg her­bei­ge­führt und seither erhalten haben und der jahr­zehn­telang ton­an­gebend für das Pen­tagon war, droht nicht nur zu zer­fallen, es könnte auch zum ‚Kollaps‘ kommen“, führen die Autoren der Studie weiter aus.

Nach dem Zerfall der Sowjet­union: Die USA im Rausch der Macht

Erhellt wird auch der Umstand, dass die Hoffnung vieler Staaten nach einer Frie­dens­di­vi­dende nach dem Zerfall der Sowjet­union zer­schlagen wurde und die USA statt­dessen dem Rausch als alleinig ver­bliebene Super­macht erlagen:

„Diese Ordnung und ihre kon­sti­tu­ie­renden Teile haben sich nach dem Zweiten Welt­krieg her­aus­ge­bildet; sie wurden nach dem Zusam­men­bruch der Sowjet­union in ein uni­po­lares System umge­wandelt und werden seither von den USA und ihren asia­ti­schen und west­lichen Ver­bün­deten domi­niert. Bisher konnten die USA mit Unter­stützung ihrer Ver­bün­deten die Bedin­gungen zur Erhaltung der inter­na­tio­nalen Sicherheit dik­tieren und die Ent­stehung riva­li­sie­render Mach­zentren ver­hindern,“ heißt es weiter.

Was die Welt­öf­fent­lichkeit mit großem Interesse anhand der neuen US-Sank­tionen aus erster Hand nach­voll­ziehen kann, ist mit welch wach­sender Sorge die USA ver­suchen, ihre globale Vor­macht­stellung zu ver­tei­digen. Dabei macht das poli­tische US-Estab­lishment offen­sichtlich immer weniger Auf­hebens um mul­ti­la­terale Ver­ein­ba­rungen und das inter­na­tionale Völkerrecht.

Die sich auch darin aus­drü­ckende Erosion des impe­rialen Macht­an­spruchs hatte zur Folge, dass „die seit sieben Jahr­zehnten nach US-Regeln funk­tio­nie­rende Welt­ordnung aber ins Wanken geraten“ sei.

Als „God’s own country“ ver­schlief das Pen­tagon jedoch die ent­spre­chenden Ent­wick­lungen. Daher auch die War­nungen, „dass globale Ent­wick­lungen derzeit vom Pen­tagon nicht recht­zeitig wahr­ge­nommen werden und dass die unan­greifbare Position der Über­le­genheit, welche die USA bis 20 Jahre nach dem Untergang der Sowjet­union halten konnten, nun akut gefährdet sei.

Höchste Zeit also zum Gegen­schlag aus­zu­holen, um die davon­schwim­menden Felle wieder ein­zu­sammeln und, wenn möglich, teuer zu ver­kaufen. Aktuell seien die Ver­ei­nigten Staaten jedoch zu geschwächt, um ihre nach wie vor vor­handene mili­tä­rische Über­le­genheit auch nach Gut­dünken ein­zu­setzen – und als Ver­tei­digung von „Freiheit“ und „Men­schen­rechten“ anzu­preisen. Doch die Gefahren, die das US-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terium iden­ti­fi­ziert, lassen sich nur schwerlich nach der bewehrten Holz­hammer-Methodik lösen:

Alle Staaten und tra­di­tio­nellen poli­ti­schen Macht­struk­turen stehen unter zuneh­mendem Druck endo­gener und exo­gener Kräfte. (…) Der Zerfall der nach dem Zweiten Welt­krieg ent­stan­denen Welt­ordnung wird vom Zerfall der poli­ti­schen, sozialen und wirt­schaft­lichen inner­staat­lichen Ordnung begleitet.

Eine fun­dierte Analyse der Gründe für diese Ent­wicklung findet jedoch nicht statt. Der mili­tä­risch-indus­trielle Komplex als aus­schlag­ge­bendes Instrument zum Erhalt des US-Impe­riums trägt zumindest eine nicht zu unter­schät­zende Rolle bei der Ent­stehung des Ver­trau­ens­ver­lusts in die staat­lichen Struk­turen, deren Unter­mi­nierung das Pen­tagon-Stra­te­gie­papier so bit­terlich beklagt.

China, Russland und der Iran gehören zum Kreis „revi­sio­nis­ti­scher Mächte“

Die Ver­fasser der Studie wollen sich jedoch nicht als Reiter der US-Apo­ka­lypse ver­standen wissen, sondern als Mahner. Demnach sei es nun höchste Zeit, den neuen Bedro­hungen aus­gehend von Staaten wie Russland, China, aber auch dem Iran und Nord­korea wieder Herr zu werden.

Inter­essant ist es zu erfahren, dass die genannten Staaten nicht auf­grund ihrer mili­tä­ri­schen Potenz zur Gefahr her­an­wachsen, sondern weil sie in bisher unge­wohnter Manier ihre eigenen Inter­essen arti­ku­lieren und auf inter­na­tio­naler Bühne ver­folgen – und sich damit als „revi­sio­nis­tische Mächte“ der Dominanz der USA zu ent­ziehen versuchen.

Die aktu­ellen Ent­wick­lungen, die sich bei China, Russland und dem Iran beob­achten lassen, geben den US-Ana­lysten Recht. Die Kon­se­quenzen, die sie ziehen, dürften sich jedoch fun­da­mental von denen der auf­stre­benden „Global Player“ unterscheiden.

Sollte die EU eben­falls ernst machen und ange­drohte Gegen­maß­nahmen auf­grund der neuen US-Sank­tionen gegen Russland in die Wege leiten, dürfte es wohl nicht lange dauern, bis auch sie sich auf der Liste der revi­sio­nis­ti­schen Staa­ten­ge­mein­schaft wiederfinden.

Das kann augen­scheinlich sehr schnell gehen, wenn laut Studie „jeder noch so kleine Vorteil für andere Staaten zulasten der USA und ihrer asia­ti­schen und west­lichen Ver­bün­deten“ geht. Freunde kann es bei so einer Defi­nition der inter­na­tio­nalen Bezie­hungen in der Tat nicht geben, sondern nur Vasallen. Diese beugen sich ent­weder dem Diktat aus Washington, oder sie werden in einem ersten Schritt mit Sank­tionen über­zogen. Zeitigt der Ansatz keine Erfolge, drohen mili­tä­rische Maß­nahmen zum „Schutz der Bevölkerung“.

Die Pen­tagon-Studie rät, sich in diesem vola­tilen glo­balen Umfeld vom Uni­la­te­ra­lismus abzu­wenden und statt­dessen den Schul­ter­schluss mit einem Kreis aus­er­wählter Staaten zu suchen. Zu diesen Langzeit-Freunden zählen:

„Das Ver­ei­nigte König­reich, Aus­tralien, Kanada und Frank­reich als besonders aktive US-Partner.“

Die „regionale Varia­bi­lität“ der Ereig­nisse und Kon­stel­la­tionen umfasst des Wei­teren asia­tische und Staaten des Mitt­leren Ostens:

„Hier handelt es sich ins­be­sondere um Japan und die Republik Korea im Pazifik, Ägypten, Saudi-Arabien und Jor­danien im Mitt­leren Osten.“

Die Studie offenbart ebenso, was bisher als bös­willige Pro­pa­ganda abgetan wurde, nämlich, dass die NATO lediglich eine „regionale“ Rolle in den stra­te­gi­schen Blau­pausen der US-Militärs spielt. Es handelt sich um das Ein­ge­ständnis eines radi­kalen Wechsels der bis­he­rigen offi­zi­ellen mili­tä­ri­schen US-NATO-Doktrin.

Ebenso beschreiben die Aus­füh­rungen eine Abkehr der Ver­pflich­tungen und Auf­gaben, die sich das trans-atlan­tische Mili­tär­bündnis während des soge­nannten Kalten Kriegs auf die Fahnen schrieb.

Aus impe­rialer Sicht ist nur das Wohl­ergehen der impe­rialen Nation von essen­zi­eller Bedeutung. Dass die ent­spre­chende Doktrin erst mit US-Prä­sident Donald Trump Einzug ins Weiße Haus erhielt, ist jedoch ein fataler Fehlglaube.

Bereits sein Vor­gänger Barack Obama berief sich auf die „Unver­zicht­barkeit“ der Ver­ei­nigten Staaten. Während einer Ansprache vor Kadetten der US-Mili­tär­aka­demie West Point zeugte sich Obama überzeugt:

„Die Werte unserer Grün­der­väter inspi­rieren Staa­ten­lenker in Par­la­menten und neuen Bewe­gungen auf öffent­lichen Plätzen auf dem gesamten Globus. (…) Die Ver­ei­nigten Staaten sind und bleiben die einzige unver­zichtbare Nation. Das war im ver­gan­genen Jahr­hundert so und wird auch in den kom­menden hundert Jahren so bleiben.“

Demnach ist die Frage laut Obama nicht, „dass Amerika führt, sondern wie es führen wird“.

Dass die Welt aktuell eine his­to­rische Zäsur erlebt, die adäquate Maß­nahmen erfordert, spiegelt sich jedoch nicht nur mili­tä­risch, sondern auch wirt­schaftlich wieder. Auf die ent­spre­chenden Impli­ka­tionen geht die Studie des US-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­riums jedoch bei ihrer Eva­luation auch nicht am Rande ein.

Der Chef­ökonom der Weltbank, Paul Romer, hat zum Thema jedoch eine dezi­dierte Meinung, die er in einer nunmehr his­to­ri­schen Rede am 5. Januar 2016 unter dem Titel „The Trouble of Macroe­co­nomics“ mit der Öffent­lichkeit teilte.

Romer ver­weist darauf, dass die USA vor immensen wirt­schaft­lichen Pro­blemen stehen. Dies wie­derum würde hinter vor­ge­hal­tener Hand dis­ku­tiert, jedoch nicht öffentlich. Vor allem der Pro­duk­ti­ons­sektor der Ver­ei­nigten Staaten wird in diesem Zusam­menhang vom Top-Ökonom als Sor­genkind betrachtet:

Ich sage, das Auto ist kaputt, und alle sagen, ‚Romer ist ein furcht­barer Kerl‘, weil er das Auto nicht repa­rieren konnte“, wird Romer von der Nach­rich­ten­seite Bloomberg zitiert.

Statt eine fun­dierte wirt­schaft­liche Bestands­auf­nahme, zumindest in ihr Stra­te­gie­papier, mit ein­fließen zu lassen, ver­weisen beide Autoren immer wieder auf die Bedro­hungen, die ver­meintlich von China und der Rus­si­schen Föde­ration aus­gehen. Kon­kretes lassen die Ver­fasser jedoch nicht über den kon­kreten Cha­rakter der Bedro­hungen ver­nehmen. Sorgen bereitet den Pen­tagon-Stra­tegen dagegen, dass beide Staaten den gegen­wär­tigen Status quo unter Anwendung von „Grau­zonen-Tech­niken“ zu durch­brechen versuchten.

Ent­spre­chend wird die „ver­steckte staat­liche Aggression“, die ohne jeg­liche Anwendung von Gewalt auskäme, ver­ur­teilt. Dies geschieht jedoch nur, um der US-Regierung zu emp­fehlen, eben­falls Gebrauch von den ent­spre­chenden Tech­niken zu machen, um ihre globale Stellung zu bewahren. Das diese jedoch bereits seit Jahr­zehnten zum US-Werk­zeug­kasten glo­baler Ein­fluss­nahme zählen, wird ausgeklammert.

  

Iran und Nord­korea als Schurkenstaaten

Auch gegenüber den „revo­lu­tio­nären Mächten“ Iran und Nord­korea pflegt die Studie ein fast erfri­schend offenes Wort. Diese stellen demnach bloß ein Hin­dernis für die impe­rialen Ambi­tionen der USA dar. Eine beacht­liche stra­te­gische Her­aus­for­derung, denn beide Staaten

„(…) unter­werfen sich weder der gegen­wär­tigen Welt­ordnung, noch erkennen sie diese Ordnung an. (…) Sie maßen sich sogar an, den Ein­fluss der USA in ihren eigenen Ein­fluss­ge­bieten ein­zu­dämmen und wollen ihn dort durch eigene Regeln ersetzen.“

Auch der­artige Aus­sagen werfen ein erhel­lendes Licht etwa auf die jüngst gegen den Iran durch die USA beschlos­senen Sank­tionen. Diese wurden ver­ab­schiedet, obwohl die Inter­na­tionale Atom­ener­gie­be­hörde (IAEA) der ira­ni­schen Regierung zuletzt Anfang Juni erneut beschei­nigte, alle Ver­pflich­tungen der Ver­ein­barung einzuhalten.

Ver­gangene Woche lobte UN-Gene­ral­se­kretär Antonio Guterres Teheran anlässlich des zweiten Jah­restags der Unter­zeichnung des Abkommens bezie­hungs­weise eines gemein­samen Akti­ons­planes. Guterres bestä­tigte, dass Teheran alle not­wen­digen Maß­nahmen zur Ein­haltung der Ver­ein­barung ergriffen habe und alles nach Plan verlaufe.

Der ira­nische Außen­amts­sprecher, Bahram Ghassemi, ordnet die jüngsten Ent­wick­lungen wie folgt ein:

„Über­haupt wird das Atom­ab­kommen von den Ame­ri­kanern instru­men­ta­li­siert, um ihre feind­selige Politik gegenüber Teheran zu recht­fer­tigen“, sagte der Sprecher.

„Fakten“: Eine Frage der Interpretation

Wie nicht anders zu erwarten, spielen auch die Medien als Instrument ange­wandter Soft Power eine her­aus­ra­gende Rolle bei der Wahrung und womöglich dem Ausbau der US-Rolle als globale Ord­nungs­macht. In diesem Sinne ist alles, was nicht der US-Defi­nition von „Nach­richten“ ent­spricht schlicht „Pro­pa­ganda“, „Des­in­for­mation“ oder eben „Fake news“.

Die kon­sta­tierte „welt­weite Ver­netzung und der Einsatz von Nach­richten als Waffe zur Des­in­for­mation und Stim­mungs­mache“ hat demnach eine unkon­trol­lierte Ver­breitung von Infor­ma­tionen zur Folge. Dieser freie Fluss an Infor­ma­tionen ist es, dem es zu begegnen gilt, denn diese führe dazu, dass „die vom Pen­tagon gewünschte Geheim­haltung und ope­rative Sicherheit nicht mehr gewähr­leistet“ sei:

„Der weit­gehend unkon­trol­lierte Zugang zu neuer Tech­no­logie, die selbst­ver­ständlich auch genutzt wird, macht es unmöglich, heikle, geheime oder ver­deckte Absichten, Aktionen oder Ope­ra­tionen unent­deckt zu ver­folgen und durch­zu­führen. (…) Die Mili­tär­führung muss sich darauf ein­stellen, dass alle mit der Ver­tei­digung zusam­men­hän­genden Akti­vi­täten – von klei­neren tak­ti­schen Maß­nahmen bis zu grö­ßeren Trup­pen­be­we­gungen – künftig sofort bekannt werden“, heißt es in der Studie.

Eine ebenso lücken­hafte wie ein­seitige Bestands­auf­nahme. So spielt etwa der Ein­fluss des indus­triell-mili­tä­ri­schen Kom­plexes auf die Erosion des Ver­trauens der Bevöl­kerung in die Regie­rungs­arbeit Washingtons in den Erwä­gungen kei­nerlei Rolle.

Auch „Fakten“ und deren Defi­nition spielen in diesem Zusam­menhang eine tak­tisch ent­schei­dende Rolle. Die Studie teilt Fakten dabei in eigen­willige Kate­gorien ein. So exis­tieren demnach „Gerüchte, die nicht auf Fakten beruhen“ und zum Ziel haben, die „objektive Wahrheit“ zu ersetzen. Daneben könne es jedoch auch „zutref­fende Fakten“ geben, die dazu angetan seien, die globale Füh­rungs­rolle der USA in Frage zu stellen. Zu diesen „ungüns­tigen Fakten“ zählen demnach etwa Ent­hül­lungen über kor­rupte oder unfähige Poli­tiker und unde­mo­kra­tische Ver­hal­tens­weisen. Deren Aufdeckung

„könnten die Auto­rität der Regierung schwächen und das Ver­halten zwi­schen der Regierung und Regierten belasten.“

Zu den „gefähr­lichen Fakten“ zählen dabei die soge­nannten „Leaks“, etwa von Staats­ge­heim­nissen durch Whist­le­b­lower wie Edward Snowden oder auch Bradley Manning. Diese „könnten sehr nach­teilige tak­tische, ope­rative oder stra­te­gische Folgen haben“.

Ein Schelm, wer dabei etwa an die Wiki­Leaks-Ent­hül­lungen über die Machen­schaften der Prä­si­dent­schafts­kan­di­datin Hillary Clinton denkt. Anstatt auf die sehr kon­kreten Vor­würfe ein­zu­gehen, zog es das poli­tische Estab­lishment vor, zum Gegen­an­griff über­zu­gehen und die öffent­liche Auf­merk­samkeit unter der gekonnten Aus­nutzung medialer Mög­lich­keiten, auf eine ver­meint­liche Ein­mi­schung Russ­lands durch Hacker auf die US-Prä­si­dent­schafts­wahlen zu lenken.

Die Studien-Autoren kennen jedoch auch „ver­giftete Fakten“ nach US-Defi­nition. Diese zählen für die Ver­fasser zu den gefähr­lichsten Aus­lösern ziviler Unruhen, da sie

„grund­le­gende nationale Sicher­heits­in­ter­essen auf inter­na­tio­naler, natio­naler, regio­naler oder per­sön­licher Ebene gefährden. Besonders ver­giftete Fakten können wie Viren oder Bak­terien den Zusam­menhalt der eigenen Bevöl­kerung oder die Bezie­hungen zwi­schen den Völkern stören.“

Ausbau der Mas­sen­über­wa­chung als Abwehr­maß­nahme der Wahl

Als Gegen­maß­nahmen emp­fiehlt die Studie der US-Regierung ihr geheim­dienst­liches Instru­men­tarium zur mas­sen­haften Über­wa­chung weiter aus­zu­bauen, auch wenn diese bereits als

„die am wei­testen rei­chenden und am besten ent­wi­ckelten der Welt anzu­sehen sind.“

Darüber hinaus gelte es für die US-Administration

„ihren geheim­dienst­lichen Apparat zur stra­te­gi­schen Mani­pu­lation von Wahr­neh­mungen und zur Beein­flussung sicher­heits­re­le­vanter Ent­schei­dungen zu nutzen.“

     

Mili­tä­rische Über­le­genheit zum Erhalt der Vormachtstellung

Flan­kiert werden sollte die Über­wa­chung von der „weit vor­ge­scho­benen Mili­tär­präsenz“ der USA und ihrer „mili­tä­ri­schen Über­le­genheit“. In diesem Metier befänden sich die USA in „einer benei­dens­werten Position der Stärke“.

Eine grund­le­gende Her­aus­for­derung bestünde demnach darin, dass Washington seine mili­tä­rische Über­le­genheit allzu zögerlich einsetze:

„Diese Stärke ist jedoch nur dann etwas wert, wenn die USA auch dazu bereit sind, sie zu ihrem Vorteil zu nutzen. Wenn die US-Streit­kräfte zeigen, dass sie bereit sind, zu führen, werden ihnen andere folgen.“

Ohnehin bildet das Militär den Dreh- und Angel­punkt der stra­te­gi­schen Emp­feh­lungen. Die her­aus­ra­gende globale Position der USA könne demnach nur durch einen wei­teren Ausbau der US-Streit­kräfte mani­fes­tiert werden. Die Autoren der Studie fordern daher frei­mütig eine „maximale Hand­lungs­freiheit“ für die Streit­kräfte. Nur so könnten „jedem Gegner die Bedin­gungen zur Been­digung eines Kon­flikts dik­tiert“ werden.

Die aktu­ellen poli­ti­schen Dis­kus­sionen scheinen den sich nun offen zei­genden mili­tä­ri­schen Cha­rakter der US-Admi­nis­tration zu bestä­tigen. Nachdem der ehe­malige US-Stabschef Reince Priebus seinen Schreib­tisch räumen musste und durch John Kelly ersetzt wurde, bekleiden nun vier US-Generäle wichtige Schlüs­sel­po­si­tionen in Washington.

Kelly zeigt sich über­zeugt, dass der „Krieg gegen den Terror“ noch längst nicht vorbei sei. Vielmehr werde er noch „über Gene­ra­tionen“ andauern.

 

Lite­ratur:

Die CIA und der Terror von J. Michael Springmann

Drehbuch für den 3.Weltkrieg: Die zukünftige neue Welt­ordnung von Dr.Thomas P.M. Barnett

Zer­störung der Hoffnung (Killing Hope): Bewaffnete Inter­ven­tionen der USA und des CIA seit dem 2. Welt­krieg von William Blum

Die den Sturm ernten: Wie der Westen Syrien ins Chaos stürzte von Michael Lüders

Video:

https://youtu.be/-LPCauj9LJw

Quellen: PublicDomain/deutsch.rt.com am 04.08.2017

Dieser Artikel erschien zuerst hier:

https://www.pravda-tv.com/2017/08/usa-das-imperium-weicht-zurueck-pentagon-studie-warnt-vor-drohendem-kollaps-video/