By Streitkraeftebasis (Streitkraeftebasis) [Public domain], via Wikimedia CommonsVon w?odi from Szczecin, Poland - German Soldiers in the Military ParadeUploaded by High Contrast, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9722447

MAD hat 200 rechts­extreme Bun­des­wehr­sol­daten erfasst

In den letzten zehn Jahren hat der MAD ins­gesamt rund 200 Bun­des­wehr­sol­daten als rechts­extrem ein­ge­stuft. Das ist mehr als bisher ange­nommen. Daher fordert die Grünen-Abge­ordnete Irene Mihalic nun regel­mäßige Informationen. 

(Von Max Wolf)

Seit dem Jahr 2008 hat der Mili­tä­rische Abschirm­dienst (MAD) rund 200 Bun­des­wehr­sol­daten als rechts­extrem ein­ge­stuft. Das zeigt eine Antwort des Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­riums auf eine kleine Anfrage der innen­po­li­ti­schen Spre­cherin der grünen Bun­des­tags­fraktion, Irene Mihalic.

„Über 20 Rechts­extreme bei der Bun­deswehr jährlich – das ist schon eine rele­vante und bedenk­liche Grö­ßen­ordnung“, sagte die Grünen-Abge­ordnete der Mit­tel­deut­schen Zeitung. Und weiter:

“Wenn der Prä­sident des MAD noch in der Anhörung von zirka acht fest­ge­stellten Nazis pro Jahr spricht, zeigt sich jedoch noch eine hohe ana­ly­tische Unsi­cherheit bei dem Thema.”

“Diese ana­ly­tische Unsi­cherheit ist sehr gefährlich gerade mit Blick auf die mili­tä­rische Aus­bildung, die Rechts­extreme in der Bun­deswehr für ihre Bestre­bungen nutzen können.”

Am 5. Oktober hatte MAD-Prä­sident Christof Gramm in einer Anhörung des Par­la­men­ta­ri­schen Kon­troll­gre­miums des Bun­des­tages noch von acht rechts­extremen Ver­dachts­fällen pro Jahr gesprochen.

MAD und Ver­fas­sungs­schutz gründen Arbeitsgemeinschaft

Dort sagte Gramm auch, dass der MAD mit dem Bun­desamt für Ver­fas­sungs­schutz eine gemeinsame Arbeits­ge­mein­schaft „Reser­visten“ gegründet haben. So wollen sie die Analyse des extre­mis­ti­schen Gefah­ren­po­ten­tials in der Bun­deswehr verbessern.

Für Reser­visten ist der Ver­fas­sungs­schutz zuständig. Nach Ansicht von Irene Mihalic hat die geteilte Zustän­digkeit für Reser­visten die durch­gängige und strin­gente Beob­achtung von Neo­nazis erschwert. Die Bildung der gemein­samen Arbeits­ge­mein­schaft sei daher zu begrüßen.

Zudem nannte sie es „wichtig, wenn das Par­lament pro­aktiv und regel­mäßig über extre­mis­tische Bestre­bungen in der Bun­deswehr infor­miert werden würde, über Zahlen, Per­sonen, Stra­tegien und Netz­werke“. Das zeige auch der Fall des Bun­des­wehr­of­fi­ziers Franco A.

Neben dem Bun­des­nach­rich­ten­dienst (BND) und dem Bun­desamt für Ver­fas­sungs­schutz ist der MAD einer der drei Nach­rich­ten­dienste des Bundes. Als abweh­render Mili­tär­nach­rich­ten­dienst nimmt im Bereich des Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­riums die Auf­gaben einer Ver­fas­sungs­schutz­be­hörde wahr.

Ende Sep­tember hatte die Bun­des­re­gierung mit­ge­teilt, dass der Mili­tä­rische Abschirm­dienst derzeit 391 mut­maß­liche Rechts­extre­misten in der Bun­deswehr beob­achtet. Die Linken-Abge­orn­deten Ulla Jelpke sprach von „tickenden Zeit­bomben“. Ihrer Ansicht nach sollten Bun­des­wehr­sol­daten bei einem begrün­deten Ver­dacht „bis zu einer Klärung der Vor­würfe keinen Zugang zu Waffen mehr haben“.

Max Wolf / BerlinJournal.biz