Seit dem Ende des Kalten Kriegs hat Deutschland die Zahl seiner Atombunker massiv reduziert. Und die noch vorhandenen Anlagen werden kaum gewartet. Denn die Behörden gehen davon aus, dass Kriege heute unwahrscheinlich sind.
(Von Max Wolf)
Infolge des Korea-Kriegs Mitte der 50er-Jahre wurden viele noch funktionsfähige Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg im Schnellverfahren wieder nutzbar gemacht. Nach der Kuba-Krise in den 60er-Jahren wurden die deutschen Bunker dann nochmals erweitert. Doch als der Kalte Krieg Anfang der 90er-Jahre endete, war dies auch das Ende für viele deutsche Bunker. Nach Angaben des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt es heute keine funktionstüchtigen öffentlichen Schutzräume mehr.
Zwar gebe es noch etwa 1.000 Anlagen. Doch diese würden seit Jahren praktisch nicht mehr gewartet und seien daher nicht funktionsfähig. Die Schutzräume können sogar verkauft, umgebaut oder abgerissen werden, hat die WELT von Experten erfahren.
Beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gibt es offenbar keine Sorgen mehr im Hinblick auf einen möglichen Atomkrieg. Dies zeigt eine von ihm beauftrage Gefahrenstudie, die im Jahr 2015 veröffentlicht wurde. Demnach ist kurz- und mittelfristig weder ein klassischer konventioneller Krieg auf deutschem Boden noch ein globaler Nuklearkrieg zu erwarten. Und bei einem globalen Nuklearkrieg wäre das Schadensausmaß so katastrophal, „dass sich die Frage des Bevölkerungsschutzes nicht mehr stellen dürfte“.
Atombunker werden zur Privatangelegenheit
Doch während sich der Staat aus dem Betrieb von Bunkern zurückgezogen hat, sind private Anbieter massiv in das Geschäft eingestiegen. Die Berliner Berg datastorage GmbH etwa verfügt im thüringischen Rothenstein über die weltweit wohl größte private Bunkeranlage.
In einem Berg befindet sich eine gigantische ehemalige Munitionsbunkeranlage aus der DDR-Zeit. Das 283.000 Quadratmeter große Grundstück verfügt in diversen Stollen über eine Bunkerfläche von mehr als 17.500 Quadratmetern. Die Panzertüren sind 20 Tonnen schwer. Über die künftige Nutzung der Bunkeranlage wird noch verhandelt. So gibt es etwa Pläne für eine riesige Datenspeicheranlage und erst jüngst kamen Anfragen „aus dem arabischen Raum, ob im Berg auch ein Konsulat möglich wäre“, sagt Geschäftsführer Jörg Heitmann.
Der Mega-Bunker wird auch vom US-Unternehmen The Vivos Group als ultimativer Schutz gegen alle Bedrohungen angeboten. Superreiche sollen dort über Jahre in luxuriösen Bunker-Wohnungen geschützt leben können, wirbt die Firma für seine Pläne.
Das Berliner Unternehmen BSSD (Bunker Schutzraum Systeme Deutschland) hat sogar einen „Schutzraum-Atomsicher“ im Programm. Auf der Firmenseite wird das Überleben eines möglichen Nuklearkriegs thematisiert. Dort heißt es:
“Immer wieder hört man die Behauptung, ‚in einem Atomkrieg gibt es keinen Schutz!’ Das stimmt nicht. Diese Behauptung wäre nur dann richtig, wenn man sich einen Krieg vorstellt, in dem ein Land mit einem dichten Teppich von Atombomben belegt würde.”
Max Wolf / berlinjournal.biz