Geld­regen auf Steu­er­kosten: So will Sigmar Gabriel Gemeinden zur Auf­nahme von Flücht­lingen bewegen

Nach Sigmar Gabriel (SPD) sollen die Kom­munen künftig selbst ent­scheiden, wie viele Flücht­linge sie auf­nehmen. Die Kosten für die Inte­gration bekämen sie dann vom Bund ersetzt, “und sie sollen den gleichen Betrag oben­drauf bekommen für ihre Bürger”.
(Von Dr. Rainer Zitelmann)
Diese dop­pelte Zuwendung vom Bund werde die Akzeptanz in der Bevöl­kerung erhöhen, so Vize­kanzler Gabriel. “So können wir auch ver­hindern, dass bei den Bürgern der Ein­druck ent­steht: Für die Flücht­linge wird alles getan, für uns nichts.“ Die Kom­munen dürften nicht vor der Ent­scheidung stehen, ob sie Flücht­linge inte­grieren oder ihr Schwimmbad sanieren. Der Bund müsse ihnen die Mög­lichkeit geben, beides zu tun, so Außen­mi­nister Gabriel.

Falsche Anreize für die Kommunen

Gabriels Vor­schlag ist absurd und würde vielfach dazu führen, dass hoch ver­schuldete Kom­munen dazu ver­leitet werden, nur deshalb mehr Zuwan­derer auf­zu­nehmen, um damit ihren Haushalt zu sanieren. Dazu muss man wissen: Trotz Steu­er­ein­nahmen auf Rekord­niveau, nied­riger Zinsen und Wirt­schaftsboom sind die Groß­städte hier­zu­lande ver­schuldet wie noch nie zuvor in der Geschichte. Im ver­gan­genen Jahr ist der Schul­den­stand der deut­schen Metro­polen auf den neuen Höchst­stand von 82,4 Mil­li­arden Euro gestiegen. In einer solchen Situation könnten Kom­munen wirt­schaftlich gezwungen sein – wenn Gabriels Vor­schlag umge­setzt würde – mehr Zuwan­derer auf­zu­nehmen, als es mit Blick auf die Akzeptanz der Bevöl­kerung ange­messen wäre, nur um das Schul­den­problem in den Griff zu bekommen. Es würden damit falsche öko­no­mische Anreize gesetzt. Und was zunächst als „Anreiz“ daher­kommt, könnte für hoch ver­schuldete Kom­munen rasch zu einem öko­no­mi­schen Zwang werden, mög­lichst viele Zuwan­derer aufzunehmen.

Typisch sozi­al­de­mo­kra­ti­sches Menschenbild

Was steckt hinter Gabriels Vor­schlag? Im Kern ist es das typische, von einer Neid­phi­lo­sophie geprägte, sozi­al­de­mo­kra­tische Men­schenbild. Gabriel sieht, ähnlich übrigens wie Sarah Wagen­knecht und Oskar Lafon­taine, die Ursache für den Unmut in der Bevöl­kerung aus­schließlich im Sozi­alneid von Deut­schen auf Zuwan­derer. Schon lange warnt er ein­dringlich davor, „Moder­ni­sie­rungs­ver­lierer“ könnten die Auf­nahme zusätz­licher Zuwan­derer deshalb nicht akzep­tieren, weil sie sich mit Blick auf staat­liche Leis­tungen, Wohnen etc. in Kon­kurrenz zu ihnen sehen. Dieses Motiv für Kritik an zu hoher Zuwan­derung gibt es sicherlich, aber es ist typisch für Sozia­listen, alles zu öko­no­mi­sieren und auf Neid­themen zu reduzieren.
Dass es viele Bürger gibt, die kei­neswegs von Sozi­alneid geleitet sind und die z.B. aus kul­tu­rellen Gründen oder aus Sorge vor einem Anstieg der Kri­mi­na­lität dafür sind, Zuwan­derung zu begrenzen, kommt im sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Men­schenbild nicht vor. Sozi­al­de­mo­kraten ver­stehen nur jene Motive der Men­schen, die ihnen selbst bestens ver­traut sind – nämlich öko­no­mische Miss­gunst gegen andere. Schließlich ist dies das Urmotiv aller Sozialisten.
Daher meint Gabriel auch, man könne diese Akzep­tanz­pro­bleme einfach besei­tigen, wenn der Bund den Kom­munen nicht nur die „Inte­gra­ti­ons­kosten“ ersetze, sondern noch mal den gleichen Betrag dazugebe, um z.B. Schwimm­bäder zu bauen. Ver­ein­facht gesagt: Er glaubt, man könne den Bürgern die Sorge vor zu hoher Zuwan­derung abkaufen. Für Bür­ger­meister von Kom­munen ent­stünde ein Ziel­kon­flikt zwi­schen den beiden Motiven, den Sorgen von Bürgern vor zu hoher Zuwan­derung Rechnung zu tragen oder den Haushalt zu sanieren.
 
Von Dr. Rainer Zitelmann / TheEuropean.de