(Von Michael Müller)
Noch leben Deutschlands Rentner im internationalen Vergleich sehr gut. Doch schon heute gibt es viele Tausend Rentner in Deutschland, deren Bezüge für einen Alltag ohne Einschränkungen nicht ausreichen. Mehr als fünf Prozent der Ruheständler leben schon jetzt auf Sozialhilfeniveau.
Nun haben Forscher von DIW und ZEW für die Bertelsmann-Stiftung die Lage der Rentner in den kommenden 20 Jahren durchgerechnet. In dieser Periode werden die letzten geburtenstarken Jahrgänge das Seniorenalter erreichen, weshalb es sehr viele Neurentner geben wird.
„Das Risiko des Altersarmutsrisikos wird bei normaler Beschäftigungs- und Zinsentwicklung in den kommenden 20 Jahren weiter zunehmen und dann circa ein Fünftel aller Personen im Alter von 67 Jahren betreffen“, zitiert die WELT den Rentenexperten Stefan Empter.
Vor allem der Osten Deutschlands wird demnach eine merkliche Verschlechterung gegenüber dem jetzigen Zustand erfahren. Noch sind die Rentner in Sachsen oder Thüringen meist bessergestellt als ihre Altersgenossen im Saarland oder in Nordrhein-Westfalen.
Doch bis Mitte der 30er-Jahre werden sich die Verhältnisse umkehren. Denn die zwischenzeitlich hohe Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern hat dazu geführt, dass oftmals nicht genügend hohe Anwartschaften erworben wurden.
Daher wird sich bis zum Jahr 2036 die Quote der Neurentner, die auf Grundsicherung angewiesen sind, im Osten auf dann 11,2 Prozent fast verdoppeln. Das durchschnittliche Einkommen eines Sozialhilfehaushaltes liegt bei knapp 8.700 Euro im Jahr.
In 20 Jahren wird das Armutsrisiko für Neurentner in Ostdeutschland fast doppelt so hoch liegen wie in Westdeutschland. Der Hauptgrund sind die sogenannten „schlechtere Erwerbsbiografien“.
Dann werden 11,2 Prozent der Ostdeutschen, die ins Ruhestandsalter eintreten, auf Grundsicherungsniveau leben. Noch höher wird die Grundsicherungsquote im Jahr 2036 in den vier Risikogruppen sein:
- Menschen ohne Berufsabschluss (14,1 Prozent),
- Migranten der ersten Generation (14,2 Prozent),
- Langzeitarbeitslose (21,9 Prozent) und
- alleinstehende Frauen (27,8 Prozent).
Noch liegt das Niveau der gesetzlichen Rente bei rund 48 Prozent. Doch bis zum Jahr 2030 soll es bis auf 43 Prozent sinken. Denn das eingezahlte Geld ist ausgegeben, und schon jetzt kommen auf 20,8 Millionen Bezieher der gesetzlichen Rente lediglich 53 Millionen Versicherte.
Doch nun zieht die SPD mit der Forderung in den Bundestagswahlkampf, den derzeitigen Stand von 48 Prozent nicht abzusenken, sondern bis 2030 einzufrieren. Und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert sogar eine Wiederanhebung auf 50 Prozent.
Zwar wären viele Normal- oder Besserverdienenden auch noch bei einem Rentenniveau von 43 Prozent nicht von Armut bedroht. Denn neben der gesetzlichen Rente gibt es Betriebsrente, Riesterrente, Lebensversicherung, Mieteinnahmen oder Geldanlagen.
Doch gerade viele Geringverdiener haben sich irrtümlich auf die gesetzliche Rentenversicherung verlassen. Nach Auffassung der Studienautoren werden sie nun in den kommenden Jahren aus diesem fatalen Irrtum erwachen.
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