Kali­fornien reagiert auf Nestlés Was­serraub: Mil­li­arden Liter illegal abge­pumpt, Kali­fornien ver­trocknet! (Videos)

Nestlé ver­kauft weltweit 73 Trink­was­ser­marken. Die bekann­teste, „Pure Life“ wird am meisten in den Ent­wick­lungs­ländern ver­kauft. Fla­schen­wasser ist ein groß­ar­tiges Geschäft. Der Roh­stoff Wasser ist billig, die Fer­tigung und Befüllung der Fla­schen simpel und kostet eben­falls sehr wenig, der Ver­kaufs­preis dagegen hoch.
Die wich­tigste Res­source unseres Pla­neten gerät in die Krallen der Konzerne
Die Länder, Regie­rungen und Kom­munen sind in den letzten Jahren weltweit immer weiter in Richtung Pri­va­ti­sierung gegangen. War Wasser früher ein All­ge­meingut und wurde von öffent­lichen Was­ser­werken unter hohen Qua­li­täts­auf­lagen betrieben, ist die wich­tigste Res­source des Pla­neten, das Süß­wasser, nun ein Roh­stoff, der von Kon­zernen aus­ge­beutet und ver­marktet werden kann.
Fol­ge­richtig hat Nestlés Haupt­ge­schäfts­führer, Peter Brabeck-Let­mathe auch eine glas­klare Meinung zu dem Pro­blem­thema „Wasser“. Seiner Meinung nach sollte das Wasser der Welt und die Was­ser­ver­sorgung pri­va­ti­siert werden. Und er ist ein Ver­fechter des Stand­punktes, daß der Zugang zu Wasser kein Men­schen­recht und auch kein öffent­liches Recht sein darf.
Hier könnt Ihr im Ori­ginal den Herrn Peter Brabeck dazu hören:

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Dieses Statement ist erschre­ckend. Der Konzern strebt sogar eine Mono­pol­stellung für Trink­wasser an. Es scheint, Nestlé tut alles, um einen ähnlich desas­trösen Ruf zu bekommen, wie Monsanto, Der Konzern hat schon schlechte Presse wegen seines rück­sichts­losen Aus­beutens der mageren Was­ser­re­serven Afrikas und anderer Dritt­welt­länder. Der Grund liegt auch darin, dass dort wenig staat­liche Rege­lungen im Weg stehen, und wenn es Gesetze gibt, sind sie mit groß­zü­gigen Spenden leicht auszuhebeln.
 

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Kali­fornien trocknet dra­ma­tisch aus

Das Drama um die jah­relang anhal­tende Tro­ckenheit im US-Son­nen­staat Kali­fornien wird in unseren Medien gern berichtet. Ins­be­sondere mit Blick auf die Kli­ma­ka­ta­strophe. Was aber bei uns gar nicht berichtet wird ist, dass trotz dieser kata­stro­phalen Dürre der Nah­rungs­mit­tel­konzern Nestlé dort bis vor kurzem gna­denlos auf­grund eines uralten Ver­trages über 100 Mil­lionen Liter Frisch­wasser im Jahr fördert, um es in Plas­tik­fla­schen als „Arrowhead Gebirgs­quel­len­wasser“ zu ver­kaufen. Gleich­zeitig bezahlt Nestlé für die über 100 Mil­lionen Liter nur 524 Dollar. Doch der tolle Reibach auf Kosten eines ganzen Landes scheint jetzt an sein Ende zu kommen.
Aber der Reihe nach …
Die jah­re­lange Tro­ckenheit im Apfel­sinen-Bun­des­staat ist so gra­vierend, dass das Leben, wie es früher einmal im sagen­haften Kali­fornien war, heute nicht mehr möglich ist. Die Bevöl­kerung darf nur noch eine für US-Ame­ri­kaner minimale Menge Wasser pro Kopf ver­brauchen. Die Strafen für Was­ser­ver­schwendung sind hoch. Seinen Garten zu wässern ist so gut, wie aus­ge­schlossen. Es gibt sei­ten­weise Tipps in den Zei­tungen zum Was­ser­sparen. Die großen Seen und Stauseen ver­siegen und bieten ein jäm­mer­liches Bild. Riesige Seen liegen trocken, nur noch ein kleines Rinnsal ver­bleibt. Die Fotos dieser unglaub­lichen Dürre gehen um die Welt, und die Umwelt­ver­bände und Kli­ma­pa­niker schreien.

Die­selbe Land­schaft, oben heute, unten früher. Ein ein­drucks­volles Zeugnis für die Aus­wir­kungen der Wasserprivatisierung

 
Lake Oro­ville, Kali­fornien, Links früher, rechts heute

 
Folsom Dam, Kali­fornien links früher, rechts heute

 
Es wird überall massiv darauf gedrungen, Wasser zu sparen und Per­sonen oder Firmen, die Wasser ver­geuden, werden regel­recht öffentlich an den Pranger gestellt. Sogar die Kaffee-Fast-Food-Kette Star­bucks hat die Befüllung von Trink­was­ser­fla­schen mit kali­for­ni­schem Wasser kom­plett ein­ge­stellt, um ihr Image nicht zu beschädigen.
Nestlé ist unbeeindruckt
Nestlé läßt das völlig kalt. Trotz mas­siver Pro­teste aus der Bevöl­kerung und Angriffen aus den Medien Kali­for­niens – im Gegenteil, erhöhte der Konzern sogar seine Was­ser­för­derung, ganz besonders im Natio­nalpark San Ber­nardino. Und Nestlé bestand darauf, recht­mäßig zu handeln, nämlich auf­grund einer alten, aber ver­jährten Erlaubnis aus dem Mai 1987 des Abfüllers „Bea­trice Bottled Water Division“, die im August 1988 auslief. Daraus ergibt sich, dass die „Bea­trice Bottled Water Division“ im Mai 1987 die Ver­län­gerung ihres seit über sechzig Jahren (also seit 1927) bestehenden Rechtes, Wasser in Pipe­lines aus dem Staatswald zu trans­por­tieren, über das Ablauf­da­tumder Erlaubnis im August 1988 hinaus zu ver­längern. „Bea­trice Bottled Water Division“ wie­derum besitzt diese Erlaubnis auf­grund einer Regelung von vor 1914, die sich wie­derum auf einen Besitz­an­spruch auf Was­ser­rechte von 1865 stützt.
Das Anschreiben ans das Forstamt zur Ver­län­gerung der Was­ser­ent­nah­me­er­laubnis von 1987

(Hier geht’s zum PDF des Dokuments)
Nestlé hat es irgendwie fer­tig­ge­bracht, dennoch über Jahr­zehnte sein Arrowhead-Berg­quell­wasser ohne echte Lizenz unauf­fällig wei­ter­zu­zapfen und zu ver­kaufen. Voll­kommen ver­gessen im dichten Bergwall, war die Pump­station immer noch in Betrieb. Hinter den ver­schlos­senen Metall­türen wurde das kostbare Quell­wasser durch Röhren in die Abfüll­station gepumpt. Das waren – offi­ziell — über 100 Mil­lionen Liter pro Jahr. Zwar zahle Nestlé den lächer­lichen Betrag von 524 Dollar jährlich wei­terhin, ange­sichts der Dürre in dem Bun­des­staat und der Aus­wir­kungen auf Flora und Fauna nennen es die Men­schen und die Medien dort aber mitt­ler­weile einen puren Diebstahl.
Erste Ver­suche, Nestlé zu stoppen … und seltsame Verbindungen
Um das Jahr 2000 sollte diese Praxis zwar über­prüft werden und auch ent­spre­chende Umwelt­studien durch­ge­führt werden – aber irgendwie kam es dann nicht dazu. Im Gegenteil, Nestlé fragte sogar an, noch mehr Wasser aus den Berg­quellen ent­nehmen zu wollen, was aber von der Fost­ver­waltung abge­lehnt wurde. Einige der Doku­mente zu den im Sande ver­lau­fenen Prü­fungen sind sogar im Netz zu finden. In 2003 hörten plötzlich und erstaun­li­cher­weise alle Bemü­hungen auf, eine solche Prüfung und Bewertung der Ent­nah­me­rechte von Nestlé anzu­gehen. Aus den Unter­lagen ist nicht zu ersehen, warum.
Gene Zim­merman, der damals Chef der Forst­be­hörde war, ging 2005 in den Ruhe­stand. Seitdem ist er gut bezahlter Berater bei Nestlé.
Er selbst sieht über­haupt keinen Zusam­menhang und erkennt auch keinen mög­lichen Inter­es­sens­kon­flikt. Dass unter seiner Ägide die über­fällige Über­prüfung der Was­ser­för­derung des Kon­zerns zu lächer­lichen Preisen einfach gestoppt wurde, erklärt er damit, dass der Prozess der Über­prüfung dieses Was­ser­för­de­rungs­rechtes sehr schwierig geworden wäre, und die Forst­be­hörde habe damals weder das Geld noch das Per­sonal dafür gehabt, eine solch umfang­reiche und schwierige Aufgabe durchzuführen.

Maßlose Aus­beutung der Natur

Die offi­zi­ellen 102 Mil­lionen Liter bestes Berg­quell­wasser (27 Mil­lionen Gal­lonen) für lächer­liche 524 Dollar för­derte Nestlé aus 12 Quellen im Straw­berry-Canyon. Aber das ist längst nicht alles.
Fast das Dop­pelte, weitere 193 Mil­lionen Liter bestes Grund­wasser (51 Mil­lionen Gal­lonen) wurden in einem Gebiet in der Nähe, eben­falls von Nestlé, aus dem Boden gepumpt und als Trink­wasser in Plas­tik­fla­schen gefüllt. Und im „Deer Canyon“ för­derte Nestlé 2014 sogar 288 Mil­lionen Liter Quell­wasser (76 Mil­lionen Gal­lonen) – unter nicht minder frag­wür­digen Umständen wie in Arrowhead. Und es gibt noch sehr viele weitere Entnahmestellen.
Im Jahr 2014 entnahm Nestlé rund 705 Mil­lionen Gal­lonen Wasser dem Bun­des­staat Kali­fornien, um seine Was­ser­fla­schen zu befüllen. Das sind 2,672 Mil­li­arden Liter Wasser!
Dass der Was­ser­verlust von etwa 2,7 Mil­li­arden Litern pro Jahr das Öko­system Kali­for­niens massiv belastet, liegt auf der Hand. Dennoch berichtete die inter­na­tionale Presse munter weiter von Kli­ma­wandel und mensch­lichem Ein­fluss. (Den hat es zwar tat­sächlich massiv gegeben, aber von Nestlé und nicht durch CO2 oder die Bevölkerung.)
2,7 Mil­li­arden Liter sind 2.700.000 (Zwei­mil­lionen Sie­ben­hun­dert­tausend) Kubik­meter Wasser. Bestes Wasser. Wie viel ist das? Wir ver­suchen, das einmal zu verdeutlichen.
Das ent­spricht einer kom­pletten klei­neren, deut­schen Tal­sperre, und das jedes Jahr. In 10 Jahren hat Nestlé mal eben die gesamte Hen­ne­tal­sperre leer­ge­pumpt, in vier Jahren die Ennepetalsperre.
Hier einmal eine Grafik der Was­ser­mengen in den Tal­sperren des Ruhrverbandes:

Quelle: http://www.talsperrenleitzentrale-ruhr.de/stauinhalte_talsperren.html


Ein Bombengeschäft

Eine Flasche „Arrowhead Berg­quell­wasser“ kostet im Durch­schnitt im Super­markt 89 Doll­arcent. Ein Mil­li­ar­den­ge­schäft für Nestlé, jedes Jahr.
So ein Geschäft lässt sich der Konzern niemals ent­gehen. Egal, welche Folgen das für die Umwelt, die Natur, die Men­schen, die Oran­gen­plan­tagen, von denen Kali­fornien lebt und die Zukunft des ganzen Bun­des­staates hat.

Streit um den alten Vertrag

Sprudelnde Geschäfte: Von Unternehmen als Entwicklungsakteuren und der Wasserprivatisierung von [Herrmann, Karoline]Nun, so scheint es, wird der Rechts­streit um diesen uralten, angeblich gültig ererbten Vertrag für 523 Euro Mil­lionen Liter Wasser aus dem San Ber­nardino Forest ent­nehmen zu dürfen, doch noch aus­ge­fochten werden.
Das „State Water Board“ kam Ende Dezember 2017 in seinem Report zu dem Ergebnis, dass der Schweizer Konzern den aller­größten Teil des Wassers illegal gefördert hat. Das Ent­nah­me­recht des alten Ver­trages, so er tat­sächlich doch noch gilt, habe nur 8,5 Mil­lionen Gal­lonen, also ca. 32 Mil­lionen Liter Wasser zugestanden.
Zuerst aber wird man unter­suchen, ob es damals, 1987 über­haupt gültig eine Ver­län­gerung der Was­ser­ent­nahme-Erlaubnis gegeben hat.
Für Nestlé wird es mög­li­cher­weise schwierig. Selbst, wenn die alte Erlaubnis gilt, ist diese beschränkt, und die ohne Geneh­migung ent­nom­menen Was­ser­mengen könnten dann zu einem fairen Markt­preis von Nestlé bezahlt werden müssen. Bei hun­derten von Mil­lionen Litern Wasser über Jahr­zehnte hinweg dürfte da einiges nur am Was­ser­kosten zusam­men­kommen. Sollte es tat­sächlich so sein, dass der Schweizer Konzern statt der 237 Mil­lionen Liter Wasser nur 32 Mil­lionen hätte ent­nehmen dürfen, ergibt das 205 Mil­lionen Liter illegal abge­pumptes Wasser. Rechnen wir die Menge nur von 1988 ab, sind das 30 Jahre. Ins­gesamt also 7.110.000.000 Liter reinstes Berg­quell­wasser. In Worten 7 Mil­li­arden 110 Mil­lionen Liter. Das kostet.
Welche Summen mög­li­cher­weise dar­über­hinaus für die von Nestlé ver­ur­sachten Dür­re­schäden auf­ge­rufen werden könnten, lässt sich nicht einmal erahnen.
Nestlé ver­kündete, man wolle sich an die kali­for­ni­schen Gesetze halten. Die Behörden haben dem Konzern 60 Tage ein­ge­räumt, um zu handeln.