Erdogan labert Mist! Auf dem Bild: Erdogan (Rechtefrei) und ein dampfender Misthaufen: By Superbass - Own work, CC BY-SA 3.0, Link

Erdogan erzählt besten Witz aller Zeiten: „Türkei ist Vor­reiter in Sachen Pressefreiheit“

Der Sultan vom Bos­porus ist wirklich immer für einen Spaß zu haben! Seit rund einem Jahr geht der tür­kische Dik­tator Erdogan immer wieder gegen unliebsame Jour­na­listen vor, inhaf­tiert sie über Monate ohne Anklage, oder schließt gleich ganze Zeitungen.
Mit Kritik hat es der Despot also nicht so, könne man meinen. Er aber sieht das ganz anders. Zum tür­ki­schen „Tag der arbei­tenden Jour­na­listen“ am letzten Mittwoch sagte Erdogan in einer öffent­lichen Rede: „In Sachen Pres­se­freiheit, neueste Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­logien, soziale Medien und Inter­net­jour­na­lismus ist die Türkei heute eines der füh­renden Länder der Welt.“ Und weiter, die Öffent­lichkeit hat das Recht auf „schnelle, richtige und unpar­tei­ische Nach­richten“, und es sei die Not­wen­digkeit der Demo­kratie, dass Medi­en­or­ga­ni­sa­tionen über alle Teile des Landes berich­teten, „ohne irgend­einer Ein­schränkung“ aus­ge­setzt zu sein. Denn eine welt­offene Gesell­schaft sei nur mit „freien, trans­pa­renten und gerechten Medi­en­or­ga­ni­sa­tionen“ möglich.
Lustig, gell? Obwohl man ja sagen muss, es handelt sich eben um den Tag der „arbei­tenden“ Jour­na­listen. Die meisten Erdogan-kri­ti­schen Jour­na­listen arbeiten ja nun auch nicht mehr, zumindest nicht offi­ziell, weil sie eben Arbeits­verbote haben, in Gefäng­nissen als Geiseln und als Druck­mittel gegen die Oppo­si­tio­nellen gehalten werden etc. Von dem her bezieht er sich wahr­scheinlich auch gar nicht auf solche. Und da Erdogan in der Türkei nun mal bestimmt, was „richtig“ und „unpar­teiisch“ ist – wie z.B. auch unser Noch-Jus­tiz­mi­nister Heiko Maas es gerne in Deutschland tut/tun würde –, darf man das auch hier nicht so eng sehen. (Ironie off)
(Ironie on) Man muss ja auch zugeben, Erdogan hat sich viel Mühe gegeben, die Mei­nungs­freiheit so zu seinen Gunsten zu ent­arten. Immerhin hat er gleich einen ganze Meu­terei gegen sich selbst ange­zettelt, um diese dann sys­te­ma­tisch nie­der­zu­schlagen, damit er ohne große Pro­bleme eine ganze Liste von angeb­lichen „Draht­ziehern“ ver­haften, weg­sperren oder durch schlei­er­hafte Umstände sterben lassen kann.
Weil das auch andere erkannt haben, führt die Orga­ni­sation Reporter ohne Grenzen den On-Off-EU-Bei­tritts­kan­di­daten auch nur auf Platz 155 von 180 in ihrer Rang­liste der Pres­se­freiheit. Aber auch hier könnte man jetzt erklärend behaupten, Erdogan hätte ganz einfach gedacht, es ginge nach Punkten und Platz 180 wäre die Nr. 1…