Ein hübscher, kleiner Junge wird für eine Modefotoshooting von H&M in einem grünen Sweatshirt fotografiert. Auf dem eher langweiligen, grünen Kapuzenshirt steht ein Spruch, der sich als Dynamit für H&M erweist: „Coolest Monkey in the Jungle“ (Der coolste Affe im ganzen Dschungel).
Die Tat
Na, und? Wird mancher fragen. Ist halt einer der lässig-albernen Sprüche, die heute so angesagt sind. Gemach, der Aufreger kommt: Der nette, kleine Bub, der auch entsprechend cool oben aus dem Kragen rausguckt, ist ein Dunkelhäutiger (Ist das so korrekt ausgedrückt? Vom Phänotyp her afrikanischer Abstammung?)
Überflüssig zu sagen, dass sofort ein Shitstorm biblischen Ausmasses über H&M hereinbrach. Selbstverständlich fiel H&M sofort vor Reue und Betroffenheit über die eigenen Füße auf die Knie und legte öffentlich das Glaubensbekenntnis der Religion der Toleranz einschließlich kommunistischer Selbstkritik und Besserungsgelöbnis ab:
„Wir glauben bei allem, was wir machen, an Vielfalt und Inklusion und werden all unsere internen Strategien überprüfen, um künftige Probleme zu verhindern.“
(Lieber Leser, diesen Satz bitte kopieren und als schon vorgefertigte Blaupause abspeichern, sollten Sie irgendwie in eine ähnlich geartete Lage geraten.)
Was war passiert?
H&M hat eine neue Kollektion herausgebracht, die einige bunte „Hoodies“ (Kapuzen-Sweater) enthält. Es gibt ein zweites Foto im Netz, auf dem ein weißer Junge einen oranges Hoodie mit der Aufschrift „Überlebensexperte“ trägt.
Trotz der ganzen Aufregung geht eigentlich niemand ernsthaft davon aus, dass H&M tatsächlich mit Absicht einen Jungen mit afrikanischer Herkunft in ein Sweatshirt mit dieser Aufschrift „Coolster Affe im ganzen Dschungel“ steckt, um damit an ehemalig tatsächlich so gemeinten, echten, historischen Rassismus anzuknüpfen, und Menschen afrikanischer Herkunft als „Affen“ zu bezeichnen.
Wahrscheinlich hat die von H&M beauftragte Werbeagentur ein übliches Fotoshooting gemacht. Die ganzen Klamotten hingen an einem Ständer und wurden der Reihe nach den kleinen Models angezogen und abgeknipst. Photographen und Werbeleute fokussieren sich dann hauptsächlich auf die Belichtung, den Ausdruck und die Haltung der Models. Kommt der Fummel im richtigen Licht gut zur Geltung, wird eine Riege Fotos abgeschossen. Das, was am besten erscheint, wird genommen, nachbearbeitet, bis es perfekt ist, Auftrag erledigt.
Die Photographen interessieren sich nicht für irgendwelche Inhalte irgendwelcher Aufdrucke. Die Designer haben sich nicht überlegt, ob ein dunkelhäutiges Kindermodel den Lappen anzieht, und was das für Implikationen mit sich bringt. Und offenbar hat auch der Elternteil des Jungen, der bei den Shootings zugegen war, keine Einwände gehabt. Der Kleine ist ganz offenkundig minderjährig, da war sicher Papa oder Mama dabei.
Hätte man die Sweatshirts den beiden Kindermodels andersherum angezogen, der weiße Bub hätte den „Coolest Monkey“-Fummel bekommen und der schwarze Junge den „Mangrove Jungle Survival Expert“, wären todsicher auch wieder Leute in Rage gekommen und hätten unterstellt, dass die Bezeichnung „Jungle Survival Expert“ ja die Botschaft enthält, dass schwarze Menschen unzivilisiert sind, auf primitiver Stufe in Urwäldern leben und die Belabelung als „Überlebensexperte“ schwarze Menschen generell als mit Pfeil und Bogen jagende Urwaldbewohner betrachtet.
Nebenbei: Ist eigentlich der brusttrommelnde, grausig jodelnde, radebrechtende „ich Tarzan, Du Jane!“, weiße Dschungelheld Tarzan dann auch eine rassistische Geschichte? Nein, natürlich nicht, werden Sie sagen. Warum? Weil es Rassismus gegenüber Weißen nicht gibt.
Überall Tretminen
Will man also nicht zur eigenen Überraschung plötzlich an der Wand stehen und in die Gewehrmündungen der öffentlichen Hinrichtungskommandos blicken, muss jede Äußerung, jeder Schritt und jede Aktion vorher genauestens auf Politische Korrektheit abgeklopft werden. Das ist nicht einfach, denn die explosiven Tretminen liegen dicht an dicht, und man muss wahre Eiertänze aufführen, um nicht unversehens in der Luft zerrissen zu werden.
Deutsche dürfen beispielsweise keinesfalls etwas gegen Muslime und den Islam sagen, andererseits sind wir aber sofort des Antisemitismus schuldig, wenn wir den radikalen Muslimen durch Duldung ermöglichen, ihren Hass auf alles Jüdische Ausdruck zu geben. Pädophilie ist natürlich ein Verbrechen, aber Kinderehen bei Muslimen müssen eigentlich doch als kulturelle Eigenheit respektiert werden. Frauen, die sich höchst aggressiv gegenüber jeder Grenzübertretung weißer Männer wehren, halten aber geflissentlich den Mund zu den unterirdischen Verhaltensweisen muslimischer Männer gegenüber dem „Untermensch Frau“. „Toleranz“ ist ein höchst selektiver, rassistisch definierter Freifahrtschein für bestimmte, allseits bekannte Ethnien und pauschal gegen Weiße.
Bisweilen feuert die PC aber auch zurück. Der kanadische, äthiopisch-stämmige R&B‑Sänger „The Weeknd“ hat eine eigene Kollektion bei dem schwedischen Modehaus H&M. Aufgrund des skandalösen Fotoshootings beende der Musiker seine Geschäftsbeziehungen mit dem Unternehmen, ließ der Sprecher von „The Weeknd“ wissen. Das ist sogar eine Meldung in der Tagesschau wert.
Wahrscheinlich hat „The Weeknd“ (alias Abel Tesfaye) wenig Freude an dieser Entwicklung. Er hat sicherlich nicht schlecht an seiner Kollektion bei H&M verdient. Und das Modehaus schmückte sich mit Multikulturalismus und ein bißchen hipper Musikkultur. Schade eigentlich für beide Beteiligten. Aber „The Weeknd“ wird nicht anders können. Er kann sich nicht einmal leisten, sich nicht furchtbar aufzuregen, wenn er nicht selbst in die Kritik kommen will.
Das Mitleid für H&M hält sich allerdings in Grenzen. Es trifft keinen Falschen. Das Modehaus hat sich immer gern als politisch überkorrekter Vorreiter inszeniert, und dabei bisweilen hinterrücks das Gegenteil gemacht.
Ein dänisches Fernsehteam kam dem Modehaus auf die Schliche: Der Aufruf an die Kunden, ihre gebrauchte Kleidung zu H&M zu bringen, statt sie wegzuwerfen, man werde daraus Neues herstellen („Rewear it!“), klang überaus vorbildlich. Nur folgten dem keine Taten. Die von den Kunden abgelieferte Kleidung landete fast komplett in der Müllverbrennung, statt bei der Wiederaufbereitung zu neuen Textilprodukten. Und nicht nur das. Auch einwandfreie, nicht verkaufte, neue Kleidung wurde in den Öfen dänischer Müllverbrennungsanlagen vernichtet. Wahrscheinlich ist das gängige Praxis in allen Ländern, in denen H&M verkauft. Das Management log noch ein bisschen herum, bevor es, ausweglos in die Enge getrieben, endlich Büßerhaltung annahm.
Die höchst fragwürdigen Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter in den Filialen waren schon mehrfach Berichte in den Medien wert. Über die Schadstoffbelastung der Billig-Mode ist auch schon des öfteren berichtet worden. Die Näher der überhaupt nicht nachhaltigen Wegwerfmode werden in Drittweltländern mit Hungerlöhnen abgespeist.
Dass die heilige Inquisition der Political Correctness zur Zeit gerade H&M grillt, wird viele nicht mit allzu großem Kummer erfüllen. Der Laden hat sich mehrfach als pharisäerhafter Eiferer entpuppt, der hinter der angeblichen „Vielfalt und Inklusion“-Kulisse knallhart Geschäftsinteressen durchboxt..