Jahrelang konnte in einem Altenheim in Köln-Riehl hinter der Fassade der Wohlanständigkeit eine erschütternde Subkultur illegalen Glücksspiels wuchern, bevor ein unbestechlicher und mutiger Rechnungsprüfer quasi im Alleingang und unter Lebensgefahr gegen das organisierte Verbrechen aufstand — und alles aufdeckte.
Seit Jahren schon blüht die Subkultur des illegalen Glücksspiels in der einstmaligen Pionierkaserne in Köln, die heute ein beschauliches Seniorenheim ist. Erst bei besagter Rechnungsprüfung schöpfte man Verdacht. Eine Juristin der Sozialbetriebe Köln, Frau Margarete Seelentag, spielt die Ahnungslose und den Skandal herunter: „Wir wurden darauf hingewiesen, dass es sich bei Bingo um ein verbotenes Glücksspiel handeln könnte. Wir waren völlig überrascht. Ein bisschen schmunzeln mussten wir freilich auch.“
Wieder einmal zeigt sich hier, wie sehr die innere und öffentliche Sicherheit in Deutschland kurz vor dem Kollaps steht. Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte sind notorisch überfordert. Immer wieder kommen Straftäter einfach davon, weil die überlastete Justiz Fristen verstreichen lässt — lassen muss! — wie im Falle der Bremerhavener Polizeischlägerei. Oder schlicht machtlos zusieht, wie Angehörige krimineller Araberclans sogar die Polizei unterwandern. Das tägliche Abstechen und Zusammenschlagen von Bürgern sind ja nur Einzelfälle, die zum üblichen Lokalkolorit gehören und daher kaum in die Medien kommen. Doch jetzt veröffentlicht der Kölner “Express” einen großen Artikel, denn es sind Hunderte wehrlose, alte Mitmenschen zum Opfer ruchloser Machenschaften geworden, und der grauenhafte Verdacht steht im Raum, dass auch in anderen Senioreneinrichtungen so etwas gang und gebe sein könnte!
Nun also stehen wir fassungslos vor der Aufdeckung eines Sumpfes an Verbrechen in einem Kölner Seniorenheim. Die Sozial-Betriebe-Köln (SKB) werben für das Seniorenzentrum nahe des Rheines mit dem Slogan „Gepflegt wohnen und mehr“.
Was das ominöse „Mehr“ ist, kam nun heraus: Jeden Dienstag, am hellichten Nachmittag verwandelt sich der „Seniorentreff“ der Einrichtung in eine illegale Spielhölle. Mit Kaffee und Kuchen, Getränken und opulenten Hauptpreisen werden die ahnungslosen Senioren geködert und brutalst abgezockt: die Spielkarte kostet zwischen 0,50 € und 1,25 €. Doch die Hauptgewinne lassen die Alten bedenkenlos das schmale Portemonnaie plündern: Eine Tafel Schokolade oder eine Schachtel Pralinen wischen alle Bedenken beiseite. Der Saal ist brechend voll, und so kann jeweils nur einer der Betagten den Bingo-Hauptgewinn erkämpfen. Für alle anderen Senioren ist das Geld verloren. Ein weiterer Schritt in die Altersarmut, und das unter den Augen der skrupellosen Heimleitung, die damit wahrscheinlich mit den Jahren Millionen gescheffelt hat.
Dort aber windet man sich: „Mit dem Erlös finanzieren die SBK die Preise, einen wirtschaftlichen Gewinn verfolge man nicht.“ Anscheinend hatte niemand damit gerechnet, dass eine Quittung für Pralinen die ganze Bande auffliegen lassen würde. Auf der Quittung stand „Bingo-Preise“ — der Rechnungsprüfer witterte Unrat und wurde fündig.
Unbestätigt hingegen bleiben bisher Vermutungen, dass manche Seniorinnen durch Spielschulden bis zu 4,50 Euro erpressbar geworden, zu Table-dancing oder zu Drogenkurierdiensten für Voltaren und Ginseng im Seniorenzentrum gezwungen wurden.
Es ist nicht das erste Mal, dass Verbrecher über Kleinigkeiten stolpern und dann letzten Endes doch vom Arm der Gerechtigkeit gefasst werden. Auch der Mafia-Boss und vielfache Mörder Al Capone rechnete nicht damit, dass er für ein Steuervergehen hinter Gitter kommen würde.
Wie sehr diese Spielhölle die wehrlosen Senioren schon in die Abhängigkeit getrieben hat, zeigt sich, nachdem dem verwerflichen Treiben ein Ende gesetzt wurde: Sie vermissen das Bingospielen und die Geselligkeit. Die 73jährige Ingeborg Kohllöffel erfasst die Dimension des organisierten Verbrechens und der Illegalität bezeichnenderweise auch nicht. Sie spielt seit vier Jahren und war schon zweimal Bingo-Königin. „Wegen so eines Kinkerlitzchens wurde unser Bingo verboten“, beschwert sie sich.
Satire aus: Die SBK-Juristin Seelentag verspricht: „Wir werden hoffentlich bald die offizielle Erlaubnis bekommen und können dann wieder gemeinsam Bingo spielen.“
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