Braut sich über Syrien ein neuer Krieg zusammen?

Erst vor­gestern machte ein schwerer Aus­setzer des fran­zö­si­schen Staats­chefs Macron die Runde. Der hatte der Syri­schen Regierung unver­hohlen mit sofor­tigem Krieg gedroht, falls her­auskäme, daß Assads Truppen Giftgas ein­setzten.  Zuviel schlechter Rotwein? Nein. Es steckt mehr dahinter.
(Von Wolfgang Eggert)
Macron folgte mit seinem diplo­ma­ti­schen Amoklauf den USA brav auf dem Fuß. Bereits ver­gangene Woche drohten die USA wegen angeb­lichen Che­mie­waf­fen­an­griffen mit der Eska­lation des Kriegs in Syrien.
Das Außen­mi­nis­terium der USA behauptete am Montag, es habe im letzten Monat in Syrien sechs „ver­mutete“ Che­mie­waf­fen­an­griffe ver­zeichnet. Gleich­zeitig startete die Bot­schaf­terin der USA bei den Ver­einten Nationen eine pro­vo­kative Kam­pagne im Sicher­heitsrat. Sie ver­langte die Ver­ab­schiedung einer Reso­lution, die Damaskus wegen angeb­licher Aktionen „aufs Schärfste“ ver­ur­teilt, für die keine stich­hal­tigen Beweise vor­gelegt wurden. Russland wider­sprach der Erklärung und… beschul­digte Washington, eine „Pro­pa­ganda-Kam­pagne“ gegen die syrische Regierung zu führen. Hoch­rangige US-Ver­treter, die anonym bleiben wollen, erklärten gegenüber der Nach­rich­ten­agentur AFP, ein US-Angriff auf die syrische Regierung sei „jederzeit möglich“. 
Dieser Arti­kel­ausriss stammt vom 8. und von der World­So­cia­list­Website, nicht grad der Leib&Magen-Nachrichtenanbieter des Estab­lish­ments, aber denoch verlässlich.
Unter­dessen werden „Meinungs“verschiedenheiten zwi­schen US-Militärs und den Zivi­listen im US-Aus­senamt erkennbar, ein Phä­nomen das in den Ver­ei­nigten Staaten immer wieder auf­tritt, wenn´s „heiss“ wird. Die Zivi­listen drücken auf Krieg, die Militärs optieren dagegen eher für eine diplo­ma­tische Kon­flikt­lösung. General Jim Mattis, seines Zei­chens Ver­tei­di­gungs­mi­nister, erklärt, keine Beweise dafür zu haben, dass Syrien jemals che­mische Waffen ver­wendet habe, ein­schließlich in 2013 und in 2017, als das Weiße Haus die Bom­bar­dierung der Luft­basis Schayrat als Ver­geltung befahl. Am 23. Januar jedoch, d.h. zwei Wochen vor dieser Aussage, nahm (Aus­sen­mi­nister und gewe­sener Exxon­Mobil-Chef) Rex Til­lerson, in Paris an der inter­na­tio­nalen Part­ner­schaft gegen die Straf­lo­sigkeit des Ein­satzes von Che­mie­waffen teil, und beschul­digte Prä­sident Al-Assad, sie mehrere Male ver­wendet zu haben.
Quelle: Der Fran­zö­sische Jour­nalist Thierry Meyssan, Ex-Sekretär der sozi­al­li­be­ralen Parti radical de gauche, jetzt in Syrien akkre­di­tiert. Er legte erst gestern auf seinem Online­Nach­rich­ten­portal „Reseau Vol­taire“ den lesens­werten Artikel „Jim Mattis widerlegt die ´Fake News´ von Israel und der NATO“ nach.
Nach den Dro­hungen aus USA und dem nach­ge­reichten Per­sil­schein durch Macron befürchtet Russland derweil , kaum zu Unrecht, einen (neu­er­lichen) Pro­vo­ka­ti­ons­an­schlag mit Che­mie­waffen – durch NATO-ver­bundene Kräfte. Sput­ni­knews berichtete am 13., also vor­gestern, über ent­spre­chende Erkennt­nisse eines staatlich unter­hal­tenen „Aus­söh­nungs­zen­trums“, welches die Russen auf dem Luft­waf­fen­stütz­punkt Hmeimim betreiben. Laut dieser Ein­richtung, die zwi­schen den ver­fein­deten Kon­flikt­par­teien in Syrien militär-diplo­ma­tisch zu ver­mitteln sucht, befindet sich ein Fal­seFlag-Gift­gas­einsatz in Syrien in unmit­tel­barer Vor­be­reitung. Die Beweis­führung ist schwach, zeigt aber, worauf sich die Russen derzeit einrichten.
Frisch aus der Kriegs­küche auch eine BILD-Meldung, die quer durch die Main­stream­presse, auch die anglo­ame­ri­ka­nische, „gebracht“ wird, meist aber weniger reis­se­risch: „Hun­derte Russen bei US-Luft­an­griff getötet“ ? Hin­ter­grund: Angeblich ope­riert Putin in Syrien nicht nur mit offi­ziell-rus­si­schen Armee-Ein­heiten sondern auch mit private Sicher­heits­dienst­leistern a la „Black­water“. Die soll es nun „erwischt“ haben, durch Raketen der US-Armee. Auch das wird, wenn es denn stimmt, die Lage in Syrien nicht gerade befrieden.
Israel bereitet sich auf jeden Fall, glaubt man dem Medi­en­schlacht­schiff Jeru­salem Post, nach den selbst­ge­suchten „Kon­fron­ta­tionen“ der ver­gan­genen Tage bereits „auf einen „Krieg“ vor. Die Post berichtete am Sonntag von langen Kolonnen israe­li­scher Mili­tär­fahr­zeuge mit Luft­ab­wehr­sys­temen in Richtung Syrien und Libanon. Bei einem Besuch eben­dieser Region pol­terte Ver­tei­di­gungs­mi­nister Lie­berman, Israel werde keine Beschränkung seiner Hand­lungs­freiheit dulden. „Es ist jetzt an der Zeit, nicht zu bellen, sondern zu beissen. Und wir beissen sehr hart“.
Diplo­maten befürchten bereits, daß es in Syrien zu einem direkten Schlag­ab­tausch der NATO und Ruß­lands kommen könne.
Man darf sich so langsam warm anziehen.
 


Wolfgang Eggert auf Opposition24.com