Einleitung durch Hanno Vollenweider: Auch wenn sich dieser Text zu Beginn etwas holprig anhört, da wir hier in Europa mit “Krieg” im eigentlichen Sinne nicht viel am Hut haben, lohnt er sich zu lesen. Für uns flüssiger wird er, wenn wir das Wort “Krieg” für uns selbst definiert. Meint Paul hier zwar einen Krieg gegen andere Länder, so könnte in unserem Fall auch ein Krieg gegen die eigene Bevölkerung gemeint sein und wir brauchen die Stadt Washington nur mit Berlin oder Brüssel ersetzen. In diesem Zusammenhang ist dieser Text zu diesem Zeitpunkt wichtiger denn je.
Als ich durch das Land reiste, um an verschiedenen Universitäten zu sprechen, stellte ich fest, dass nur sehr wenige junge Menschen Krieg wollen. Ich würde sogar sagen, dass etwa 90 Prozent der Leute, die ich treffe, keine neuen Kriege wollen. Nun muss man sich fragen: Wenn so wenige Menschen Krieg wollen, warum lassen wir es dann zu, dass wir so viele Kriege haben?
(Von Ron Paul)
Die Antwort liegt in der Tatsache, wie Politik in Washington funktioniert, und es liegt daran, welche Art von Mensch nach politischer Macht strebt.
Es liegt an der Teilnahmslosigkeit der Öffentlichkeit, in Kombination mit aggressiven Politikern, dass wir Kriege bekommen, auch wenn der Großteil der Bevölkerung sie nicht will.
Die normalen Leute – nämlich die, die am meisten unter dem Krieg leiden, und die dafür zahlen – bestimmen nicht die Politik.
Auch wenn es so ist, dass eine große Mehrheit der Leute keinen Krieg will, ist es leider auch so, dass die Minderheit, die wirklich Krieg will, in Washington besonders einflussreich ist.
Warum es so schwer ist, sich in Washington dem Krieg zu widersetzen
Ich habe viele Leute mit guten Absichten nach Washington kommen sehen. Sie kommen, um Frieden und Freiheit zu fördern, und denen gegenüberzutreten, die stets neue Kriege führen und fortgesetzt unsere Freiheit angreifen. Bald jedoch kommen sie darauf, dass sie, um ihre guten Absichten auch umzusetzen, zunächst mehr Einfluss in Washington erlangen müssen. Und dann kommen sie zum Schluss, dass es notwendig ist, Kompromisse einzugehen und „gemäßigt“ zu sein, und am Ende gehen sie konform mit den Kriegspolitiken derer, die bereits sehr mächtig sind.
Das ist einer der Gründe, warum ich mich weigere, in Washington „gemäßigt“ zu sein.
Ich denke, dass man seine Prinzipien opfern muss, um „gemäßigt zu sein“ Wenn es darum geht, in der Politik etwas zu bewegen, ist es eine bessere Strategie, Koalitionen einzugehen. Es gibt eine Menge Leute, die vielleicht keine wahren Libertären sind, aber es entspricht auch ihren Prinzipien, dass es weniger Kriege und weniger Tote gibt. Daher habe ich kein Problem mit den Dennis Kuciniches dieser Welt, denn diese Leute haben Prinzipien, die uns helfen können, unsere Pro-Friedens-Pläne voranzubringen.
Wir müssen unsere Grundsätze nicht opfern, um mit anderen zusammenzuarbeiten, die sich für den Frieden aussprechen. Aber wenn die „Gemäßigten“ zusammenkommen, werden im Ergebnis häufig Pro-Friedens-Überzeugungen geopfert, die sie möglicherweise hatten.
Die Wahl der „richtigen Leute“ wird die Probleme nicht lösen
Tatsächlich sollte uns die Wirklichkeit in Washington deutlich machen, dass „die richtigen Leute nach Washington zu schicken“ das Problem nicht beheben wird.
Ich denke, dass unsere Gründungsväter versucht haben, dies zu tun. Sie haben versucht, Regeln aufzustellen, die schlechte Leute davon abhalten sollten, zu mächtig zu werden.
Aber ich denke, dass die Gründer im Wesentlichen gescheitert sind. Um Erfolg zu haben, hätten sie eine Verfassung entwerfen müssen, die Regierungsmacht viel stärker einschränkt.
Jefferson hat verstanden, dass die Verfassung zu schwach war, um damit wirksam das ungehemmte Wachstum der Regierungsmacht in Washington zu verhindern.
Sich auf die Verfassung und die Moral von Politikern zu verlassen, hat nicht funktioniert. Es ist offensichtlich, dass wir einen anderen Weg gehen müssen.
Was zu tun ist
Die wichtigste Aufgabe ist stets, dass sich ein Wettbewerb der Ideen entfaltet. Ideen sind in der Tat mächtiger als jede Regierung. Und dabei ist es nicht einmal nötig, dass die Mehrheit der Bevölkerung mit uns übereinstimmt.
Ich bin schon lange davon überzeugt, dass wir lediglich nur eine Minderheit der Bevölkerung brauchen, die mit uns aktiv übereinstimmt, weil ein Großteil der Bevölkerung stets apathisch sein wird.
Aber was kann diese Minderheit tun?
Am wichtigsten ist es zunächst, sich selbst zu weiterzubilden. Leonard Read hat immer gesagt, dass unsere erste Verantwortung darin besteht, uns der Probleme bewusst zu werden und im Stande zu sein, zu erklären, was gerade vor sich geht. Wenn wir nicht eindeutig erklären können, was geschieht, werden wir es nicht schaffen, jemanden von etwas zu überzeugen.
Darüber hinaus gibt es nichts Bestimmtes, das die Menschen tun müssen. Ich bin meinen Weg gegangen, und genauso haben es auch Thomas Massie hier im Kongress und Lew Rockwell vom Mises-Institute getan, oder Bill Greene, der im Wahlkollegium für mich gestimmt hat. Manche fragen mich, ob sie für ein Amt kandidieren sollten. Das kann zuweilen gut sein, aber es gibt so viel mehr, was wir unternehmen können.
Aber es ist wichtig sich zu erinnern, dass wir keine nationale Mehrheit brauchen, um auf zwei Schlüsselstrategien zur Bewahrung der Freiheit zu drängen: Sezession und Nullifikation.
Wir benötigen ein System, in dem Staaten immer das Recht haben, sich abzuspalten. Das bedeutet nicht, dass wir stets eine Position „pro Sezession“ einnehmen müssen. Aber die Möglichkeit, sich abzuspalten, sollte immer gegeben sein.
Wenn mir Menschen entgegnen, Sezession sei schrecklich, dann frage ich sie, ob sie gegen die Abspaltung Osteuropas von der Sowjetunion waren oder gegen die Abspaltung der Vereinigten Staaten von Großbritannien. Mit diesen Sezessionsbewegungen sind sie natürlich einverstanden.
Wir brauchen auch Nullifikation, die Thomas Jefferson unterstützte, weil er wusste, dass es nötig ist, dass die Bundesstaaten über ein Instrument als Gegengewicht zur Macht der Bundesregierung verfügen.
All das wird kommen, ob wir es mögen oder nicht. Während sich die Welt gegen uns wendet, und während die Wirtschaft schwächer wird, werden sich mehr und mehr Chancen für Nullifikation ergeben, und es wird immer mehr Forderungen nach Sezession geben.
Alle diese Strategien sind wichtig, damit Frieden entstehen kann, denn am Ende ist das das Beste, was wir tun können, um alle diese Kriege zu bekämpfen und um die Regierung kleiner und weniger mächtig zu machen. Nur wenn eine Regierung so groß wie die unsrige ist, kann sie überall in der Welt jedem erzählen, wie er zu leben hat. Heutzutage können wir beobachten, wie die Vereinigten Staaten andere Länder im Namen des Schutzes bürgerlicher Freiheiten bombardieren, aber die US-Regierung sollte sich nur um den Schutz der bürgerlichen Freiheiten hier zuhause sorgen.
Die Regierung muss nicht annähernd die jetzige Größe besitzen, um das zu erfüllen, was ihre Aufgabe ist: Unsere Rechte zu schützen. Und solange es nicht gelingt, die Regierung kleiner zu machen, werden wir keinen Frieden haben. Die US-Regierung tut viel, um sich selbst zu zerstören, aber in der Zwischenzeit müssen wir fortfahren, die Ideen der Freiheit zu verbreiten, gegen die Federal Reserve zu kämpfen – die großen Anteil daran hat, dass so viel Geld für Kriege ausgegeben werden kann – und zu tun, was immer wir können, um uns einer aus der Kontrolle geratenen Regierung in den Weg zu stellen, die so viel Tod, so viel Gewalt und so viel Krieg bringt.
Dieser Artikel erschien auf Deutsch zuerst auf der Webseite des Ludwig von Mises Institut Deutschland.
Der Originalbeitrag mit dem Titel How To Fight For Peace ist am 20.6.2017 auf der website des Mises-Institute, Auburn, US Alabama erschienen.