Geld verprassen geht ganz spielerisch und macht sehr viel Freude. Noch abenteuerlicher wird es, wenn es sich dabei nicht um die eigene Kohle handelt. Einmal mehr weisen wir auf das sogenannte Target2 hin. Dabei handelt es sich um das Zahlungsausgleichs-System unter den Euro-Staaten. Im Normalfall ist das System so konzipiert, dass zeitnah die Forderungen und Verbindlichkeiten ausgeglichen werden und somit der Saldo der Ausgleichsbilanz gegen Null tendiert. Dieser eiserne Grundsatz scheint seit der Finanzkrise 2007 mehr oder minder Makulatur geworden zu sein.
Inzwischen hat sich Target2 zu einem veritablen Kreditsystem gegenüber schwächeren Euro Teilnehmern weiterentwickelt verweichlicht. Ausweislich des Bildschirmfotos rechts, hat die Bundesbank, respektive Deutschland, inzwischen Forderungen zur Höhe von 914 Mrd. Euro an dieses System (per Ende Februar 2018). Oder anders gesagt, hat die Bundesbank entsprechende Forderungen an die EZB und diese wiederum an die übrigen Euro-Teilnehmerländer. Den jeweils aktuellen Stand kann man bei der Bundesbank direkt einsehen: Target2 Saldo … [Bundesbank]. Wenn man jetzt noch weiß, dass dieser Saldo exakt im Februar 2017 bei 814 Mrd. Euro lag, fällt es nicht weiter schwer, dem Gedankengang zu folgen, dass die Billionen-Marke um den kommenden Jahreswechsel herum geknackt werden kann.
Die nachfolgende Grafik veranschaulicht sehr gut (bis ins Jahr 2017), wer die Gläubiger und wer die Schuldner des Systems sind. Darüber hinaus ist illustriert wie die Salden weiter auseinander driften. In dem Spiel wird es in absehbarer Zeit große Gewinner geben. Und wie es für anständiges Glücksspiel üblich ist, muss natürlich auch jemand vorhanden sein, der den großen Jackpot auffüllt. Das sind in der Grafik die Nationen, deren Kennlinien sich so schön steil nach oben recken und damit deutlich oberhalb der Null-Linie schweben. Und für den Fall, dass der Euro es nicht überlebt, wofür immer mehr Anzeichen sprechen, sind es genau die Länder, die später das Heulen und Zähneklappern bekommen. Spätestens dann, wenn sie ihre Forderungen als uneinbringlich ausbuchen dürfen. Und genau an dieser Stelle ist Deutschland einmal mehr an der Pole-Position und somit schon wieder auf Weltmeister-Kurs
Wer immer noch der Meinung ist, das so unterschiedlich leistungsfähige Volkswirtschaften, wie sie derzeit unter dem Joch des Euro vereint sind, überleben können, muss recht naiv sein. Die vorstehende Grafik deutet bereits an, dass es langfristig einen krassen Umverteilungsbedarf geben wird. Dann ist es exakt die Transferunion … [Hans-Werner Sinn], die zu Zeiten der Einführung des Euros so vehement von der Politik ausgeschlossen wurde.
Getraut man sich, diesen Gedanken konsequent zu Ende zu denken, drängt sich ein noch viel schlimmerer Verdacht auf. Da kann man zu der Einsicht gelangen, dass der Euro nur zu dem Zweck konstruiert wurde, die Vermögen innerhalb Europas radikal von unten nach oben umzuverteilen. Wenn demnächst die reichen Nationen für die Armen die Zeche zahlen dürfen, dann werden die Armen davon nicht sonderlich viel haben. Es werden lediglich die Banken und Investoren mit den Geldern gefüttert. Aber der reichere Norden wäre dann endlich um die Werte gebracht, an die man ohne das Konstrukt des Euro einfach nicht herangekommen wäre. Insoweit darf man mit Fug und Recht sagen, dass der Euro ein sehr geschicktes Konstrukt ist und die Menschen in Europa hernach ihre Gleichheit in Armut feiern dürfen. Die (Spiel)Banken werden es ihnen danken.