Bildcollage: Niki Vogt, Foto Sawsan Chebli: wikimedia commons, Pelz, Bildlizenz: CC BY-SA 3.0

Ober­peinlich: Sawsan Chebli ver­breitet 4 Jahre alte Fake-News, wird erwischt und löscht klamm­heimlich weg

Frau SPD-Staats­se­kre­tärin Sawsan Chebli empört sich gern. Nicht nur über unver­fäng­liche Kom­pli­mente gebil­deter Bot­schafter, die sie als sexis­tisch emp­findet. Auch über die Essener Tafel, die sie unge­rech­ter­weise beschul­digte, nur noch Deut­schen etwas zu essen geben zu wollen. Und wenn es poli­tisch opportun ist, auch über Anti­se­mi­tismus. Aller­dings betrach­teten jüdische Orga­ni­sa­tionen Frau Cheblis lobens­werte Stel­lung­nahme gegen mus­li­mi­schen Anti­se­mi­tismus mit Skepsis, hatte sie sich doch all die Jahre vorher irgendwie so gar nicht zu den wöchent­lichen, juden­feind­lichen Angriffen in Berlin zu Wort gemeldet. Sie gilt sogar eher als dem poli­ti­schen Islam und der Mos­lem­bru­der­schaft zuge­neigt, die nicht gerade bekannt sind für eine positive Haltung zum Judentum.
Nun wollte sie sich mög­li­cher­weise auf ein neues, publicity-träch­tiges Empö­rungs­thema ein­grooven. Ein tief berüh­rendes Foto hatte es ihr angetan: Ein bar­fü­ßiger kleiner Junge schläft, in eine Decke ein­ge­wi­ckelt, zwi­schen zwei Gräbern. Dar­unter stand der Text
„Dieses Foto hier ist sicherlich eins, das Dich sehr nach­denklich macht. Ein Junge schläft zwi­schen den Gräbern seiner Eltern in Syrien!! Und Du denkst, Du hast Pro­bleme???? Egal, wer recht oder unrecht hat. Das muss aufhören!“

Screenshot Face­book­eintrag von Sawsan Chebli

 
Frau Staats­se­kre­tärin Chebli teilte dieses Foto und postete es mit dem Kom­mentar „Das tut weh.“ auf Facebook. Wenn Lieschen Müller, ohne lange nach­zu­suchen, so etwas teilt, ist das ver­zeihlich. Eine Staats­se­kre­tärin muss da sorg­fäl­tiger sein. Es ist nun mitt­ler­weile schon sehr bekannt, dass man bei Bildern aus Nahost, auf denen Krieg, Zer­störung, Leid, Ver­letzte oder Tote zu sehen sind, sehr vor­sichtig sein muss. Oft sind sie gestellt oder stammen von einem ganz anderen Ort oder einer ganz anderen Zeit. Sie werden benutzt, um Stimmung zu machen und um poli­tische und mili­tä­rische Ent­schei­dungen zu beeinflussen.
Gerade eine Poli­ti­kerin wie Frau Chebli weiß das. Gerade eine Poli­ti­kerin, die sehr schnell harsche Kritik übt, muss besonders gewis­senhaft sein. Gerade Frau Chebli, die sofort die Essener Tafel, als die in der Kritik stand, mit fal­schen, unge­rechten Vor­würfen „Essen nur für Deutsche“ regel­recht belei­digte, sollte sorg­samer sein.
Und es wäre so einfach gewesen. Gibt man das Foto in die Such­ma­schinen ein, erhält man sehr schnell die Infor­mation, dass es älter als vier Jahre und ein gestelltes Foto ist. Es ging damals um die Welt und wurde sehr schnell poli­tisch benutzt. In der indi­schen Online Zeitung Daily Bhaskar mutierten bereits Anfang Januar 2014 die angeblich toten Eltern in den Gräbern rechts und links von dem Jungen zu Opfern des bösen Dik­tators Baschar Al-Assad. Der arme Bub habe als ver­misst gegolten, man habe ihn dann schlafend zwi­schen den Gräbern seiner Eltern gefunden. Das zeige, wie sehr das arme Kind seine Eltern geliebt habe. Die Bilder in diesem Bericht sind heute ent­fernt. Dar­unter steht die Notiz, Daily Bhaskar sei nicht für die Authen­ti­zität der Bilder verantwortlich.
Schon wenige Tage später, am 17. Januar 2014, ver­öf­fent­lichte ein Reporter namens Harald Dornboos die Tat­sache, dass das Foto ein Kunst­objekt ist und kein echtes Foto und die ganze Geschichte darum herum erfunden war.
Der Fotograf des Bildes, Abdel Aziz Al-Atibi, ist nicht Syrer, sondern Saudi. Der Junge auf dem Bild ist sein Neffe Ibrahim und kein Wai­senkind. Auch die Gräber auf dem Bild sind nicht echt, sondern gestellt, es sind auch keine Toten darin. Schluss­endlich wurde es auch nicht in Syrien, sondern in Saudi-Arabien auf­ge­nommen. Das Bild ist ein Kunst­projekt und Al-Atibi hat auch die dazu­ge­hö­rigen Fotos gemacht, die das belegen. Auch diese Fotos sind innerhalb von Minuten im Netz zu finden.
 

 
I’m a pho­to­grapher and I try to talk about the suf­fering that is hap­pening in society, it’s my hobby and my exag­ge­ration is intended to deliver my idea.”
(Ich bin Fotograf, und ich ver­suche, über das Leiden, das in der Gesell­schaft geschieht, zu sprechen, das ist mein Hobby und meine Über­treibung soll meine Ideen dazu weitergeben.) 

Al-Atibi sagte sogar, dass er nicht einmal einen Bezug zu Syrien beab­sichtigt hatte. Als er erfuhr, welche Story sich um sein Foto rankte, ver­öf­fent­lichte er auf Insta­gramm ein paar „Making-of-Bilder“, um zu beweisen, dass die Story vom schla­fenden Wai­sen­jungen zwi­schen den Gräbern der Eltern eine Erfindung ist.
Screenshot der Instagrammseite

 
Eine kurze Suche hätte gereicht, um her­aus­zu­finden, dass dieses herz­zer­reißend wir­kende Bild zu einer voll­kommen anderen Aussage umge­deutet wurde, also „Fake News“ im besten Sinne war. Offenbar wurde Frau Staats­se­kre­tärin Chebli auch sehr schnell darauf auf­merksam gemacht, denn sie löschte ihren Face­bookpost sofort und voll­kommen kommentarlos.
 

Spä­testens hier zeigt sich, dass ihr ganzes Empö­rungs­gehabe eine Insze­nierung ist. Frau Staats­se­kre­tärin Chebli hätte schlicht und ergreifend ein­ge­stehen müssen, dass sie einem Irrtum auf­ge­sessen ist, dass das Bild sie sehr berührt hatte und sie es impulsiv teilte, ohne die gebotene Sorgfalt walten zu lasssen. Dass sie in Zukunft vor­sich­tiger sein wird und einfach, dass es ihr leid tut. Kann pas­sieren, wäre ver­zeihlich und sie hätte es klargestellt.
Aber nein, das braucht sie ja nicht. Frau Staats­se­kre­tärin Chebli gehört zu den Guten und wird all­seits hofiert, egal, wen sie fälsch­li­cher­weise beschuldigt, wie unfair und effekt­ha­schend sie sich benimmt oder aus Nach­läs­sigkeit Des­in­for­mation betreibt, um sich in ein gutes Licht zu stellen.
Welche Gerech­tigkeit und für wen ist es, wofür Sie, Frau Staats­se­kre­tärin Chebli, so cou­ra­giert kämpfen? Würden Sie einer Tatjana Fes­terling so einen Miss­griff einer Des­in­for­mation auch kom­men­tarlos durch­gehen lassen, wie Sie es für sich in Anspruch nehmen?