EU Exposed - https://www.flickr.com/photos/115739738@N08/12178541536 - CC BY 2.0

Ethik? Moral? Zynismus? Men­schen­rechte? Zerr­bilder? Euro­päische Trends, einfach zum Nachdenken…

In den nächsten zwei Jahr­zehnten werden 70 Mil­lionen Zuwan­derer nötig zu sein, um Europa vor der Ver­greisung zu bewahren”
Dimitris Avra­mo­poulos, EU-Kom­missar für Migration, 2015
 
“Die Migration ist der Grund­stein für die Zukunft Europas”
SPE (Sozi­al­de­mo­kra­tische Partei Europas), 2018
 
“Migration ist Chance und Reichtum”
Die Grünen Europa, 2018
 
“Migration ist ein Men­schen­recht und kann nicht illegal sein”
P. Kirch­schläger, Inter­na­tio­nales Men­schen­rechts­forum Luzern, 2011
 
“Frauen müssen einen ein­fachen Zugang zur Abtreibung haben”
Marc Tara­bella, EU-Abge­ord­neter, 2015
 
“Das Recht auf Abtreibung sollte selbst­ver­ständlich sein”
Christian Fiala, Arzt und Abtrei­bungs­spe­zialist, 2005
 
“Die Kosten der Abtreibung müssen öffentlich bezahlt werden, alle Spi­täler müssen sie anbieten”
Öster­rei­chi­sches Frau­en­volks­be­gehren, 2018
 
“Der Zugang zu legalem Schwan­ger­schafts­ab­bruch ist ein Menschenrecht”
Johanna Mar­quardt, Gesell­schaft für Fami­li­en­planung, 2016
 
Diese kleine Auswahl an Zitaten, die nur auf den ersten Blick scheinbar nichts mit­ein­ander zu tun haben und die von ver­schie­densten offi­zi­ellen und offi­ziösen Abtrei­bungs- und Migra­tions-Lob­by­isten stammen, zeigt uns zwei bedenk­liche Trends, die sich in den letzten Jahren in der EU ent­wi­ckelt haben: Der eine Trend betrifft die Erleich­terung und Ver­harm­losung der Abtreibung, der andere die Erleich­terung und Ver­ein­fa­chung der Migration.  Auf­fällig ist, dass beide Ten­denzen zunehmend mit dem Anstrich der Men­schen­recht­lichkeit ver­sehen werden.
Wie ist es in Österreich?
Beschränken wir uns zunächst auf Öster­reich. Bei uns finden pro Jahr ca. 30.000 — 60.000 Abtrei­bungen statt. Genaue Zahlen fehlen, weil sich die bis Ende 2017 sozia­lis­tisch domi­nierte Regierung gegen die anony­mi­sierte sta­tis­tische Erfassung der Abbrüche gewehrt hat — meist mit dem hane­bü­chenen Argument, dass dadurch angeblich die Frau­en­rechte ein­ge­schränkt würden. (Merk­würdig dabei ist nur, dass in bekanntlich sehr frau­en­rechts­ori­en­tierten Ländern wie Schweden oder Dänemark solche Sta­tis­tiken längst existieren).
Die Zahlen sprechen für sich
Sehen wir uns im Ver­gleich dazu ein paar objektive Zahlen aus der Migra­ti­ons­sta­tistik an: Im Jahre 2016 wan­derten 174.000 Men­schen zu, 109.000 ver­ließen das Land. Das ergibt eine Plus-Bilanz von 65.000 Men­schen. Ein Jahr zuvor (zum Zeit­punkt des letzten Höhe­punkts der Migra­ti­ons­krise) kamen 214.000 Fremde, 101.000 gingen. Der Saldo betrug im Jahr 2015 also ca. 113.000 Leute.  Sie blieben hier. (Zahlen aus dem Sta­tis­ti­schen Jahrbuch für Migration).
Was bedeuten diese Zahlen für uns? In Summe ver­liert Öster­reich durch die Schwan­ger­schafts­ab­brüche bis zu 60.000 Kinder/Jahr. Unser Land gewinnt durch die Immi­gration aber offen­sichtlich im selben, pha­sen­weise sogar in einem stär­keren Ausmaß neue Bürger hinzu. Aus demo­gra­fi­schen For­schungen wissen wir, dass eine defi­nierte Popu­lation nur bestehen kann, wenn ihre Gebur­tenrate bei min­destens 2,1 Kinder pro Frau liegt. Sinkt sie unter diesen Wert, schrumpft die Bevöl­kerung unwei­gerlich. In Öster­reich liegt die Gebur­tenrate bei 1,47 Kinder/Frau. Die Zahl der Öster­reicher müsste also eigentlich ständig abnehmen. Das tut sie aber nicht, weil wir eben die oben genannten hohen Migra­ti­ons­zahlen haben.
Überall in Europa
Man kann diese Trends in ganz Europa beob­achten. Die je eigene Bevöl­kerung erfährt durch man­gelnde Nach­wuchs­zahlen eine fort­schrei­tende Aus­dünnung.  Die Bevöl­ke­rungs­re­duktion wird natürlich nicht nur durch die Abtreibung, sondern in hohem Maße auch durch den sehr oft feh­lenden Wunsch nach eigenen Kindern ver­ur­sacht. Die Einkind-Familie oder über­haupt die “Nullkind-Familie” ist auf dem Vor­marsch. Der dadurch ent­ste­hende Schwund an Euro­päern wird durch die Ein­wan­derung aus­ge­glichen. Nach den abso­luten Zahlen zu schließen hat der EU-Migra­ti­ons­kom­missar Avra­mo­poulos also recht: Europa braucht Immigration.
Der Zynismus kommt im Kleid der Menschenrechte
Es geht aber natürlich im Leben nie nur um nackte Zahlen, es steckt immer auch etwas dahinter. Die Argu­men­ta­ti­ons­linien sowohl der Immi­gra­tions- wie auch Abtrei­bungs­be­für­worter werden in letzter Zeit immer mehr unter dem Bezug auf die “Men­schen­rechte” geäußert. Zu Ende gedacht offenbart sich aller­dings in dieser Argu­men­tation ein unge­heurer Zynismus: Die unge­bo­renen und zum Zeit­punkt der Abtreibung prak­tisch recht­losen Kinder, die aus ver­schie­densten Motiven heraus nicht auf die Welt kommen dürfen, werden von her­bei­strö­menden Immi­granten “ersetzt”, welchen man im Gegenzug aus soge­nannten huma­ni­tären oder barm­her­zigen Beweg­gründen alle nur mög­lichen Rechte zumessen will.
Anders gesagt: Die einen müssen sterben dürfen, weil es ein Men­schen­recht auf Abtreibung geben soll, die anderen sollen kommen dürfen, weil man ein Men­schen­recht auf Migration kon­stru­ieren will. Das eine mit Verve gefor­derte Recht bedeutet fremd­be­stimmten Tod, das andere Recht, das eben­falls immer lauter ein­ge­fordert wird, soll hin­gegen Ali­men­tation und Schutz garan­tieren  — unter Umständen auf Lebenszeit.
Ethik? Moral? Menschenrechte?
Dass hier eine ethisch-mora­lische Dis­krepanz son­der­gleichen vor­liegt, bestreiten nur jene, die das Leben an sich rela­ti­vieren und das Menschsein völlig will­kürlich defi­nieren. Für Abtrei­bungs-Lob­by­isten ist ein Embryo in den ersten 12 Wochen seines Lebens nur ein Zell­haufen ohne Rechte. Aus bio­lo­gi­scher Sicht beginnt jedoch das Menschsein unzwei­felhaft mit der Ver­schmelzung von Eizelle und Samen, denn mit der Ver­ei­nigung der beiden Zellen ist die kom­plette DNA-Infor­mation, die den Men­schen lebens­fähig und indi­vi­duell ein­zig­artig macht, unum­kehrbar vorhanden.
Dazu gibt es nicht nur reichlich wis­sen­schaft­liche Daten, sondern auch Judi­katur der EU(!). Diese Fakten werden von den Lob­by­isten aber stets empört zurück­ge­wiesen und alle Hin­weise auf den ethisch-mora­li­schen Wider­spruch bei der Neu-Ver­teilung der Men­schen­rechte werden als Chau­vi­nismus, christ­licher Fun­da­men­ta­lismus, Rechts­extre­mismus oder ärgeres denunziert.
Die Men­schen­rechte werden von ihren Ver­fechtern gern absolut gesetzt und als unver­brüchlich und sakro­sankt ange­sehen, aber letztlich werden sie gerade durch die Sicht­weise der beschrie­benen Lob­by­isten  rela­ti­viert. Bio­lo­gisch betrachtet müssten die Men­schen­rechte nämlich mit dem Zeit­punkt der Zeugung aktiv werden und gelten — ansonsten sind sie der will­kür­lichen Zumessung unter­worfen und könnten zu einem belie­bigen Zeit­punkt den Men­schen zuge­teilt oder ent­zogen werden.
Das Zerrbild des Liberalismus
Zuge­spitzt for­mu­liert könnte man also sagen: Den eigenen Nach­wuchs zu ver­nichten und auf eigene Kinder zu ver­zichten reimt sich für einen Teil der EU-Poli­tiker und für diverse Immi­gra­tions-Lob­by­isten offenbar gut zusammen. Im Sinne der in diesem Bereich völlig ver­zerrt dar­ge­stellten “Men­schen­rechte” ist die Situation anscheinend sogar wün­schenswert, denn sie gene­riert neue Rechte, macht die Frauen angeblich freier, die Abtreibung ein­facher und Europa damit  “libe­raler”. Solange wir dafür den Migra­ti­ons­strom tole­rieren oder (noch besser) den­selben auch fördern, ist diese Ein­stellung  offenbar gesell­schafts­fähig und durchaus mit demo­gra­fi­schen Kenn­zahlen zu argu­men­tieren. Der fun­da­mentale ethisch-mora­lische Wider­spruch und die Rela­ti­vierung dessen, was uns aus­macht, wird dabei einfach übergangen.
 


Dr. Marcus Franz — thedailyfranz.at