Gestatten: Markus Wagenknecht - Collage aus: Von Gerd Seidel (Rob Irgendwer) - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=20369735 und Von Foto: Sven Teschke /, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35491058

Der linke Markus Söder heißt Sahra Wagenknecht

Eine Analyse von Wolfgang Prabel
Die CDU wird durch Markus Söders Offensive gegen Merkels Asyl­po­litik an den Rand der Implosion gebracht. Aber eben nur an den Rand. Noch hält die Vie­rer­kette aus Krampf-Kar­ren­zieher, Dr. Schäuble, Kauder und Luschet in Merkels Abwehr. Das könnte sich ändern, wenn Sahra Wagen­knecht wahr macht, was sie ver­spricht: Eine linke natio­nal­kom­mu­nis­tische bis natio­nal­so­zia­lis­tische Samm­lungs­be­wegung auf die Beine zu bringen. Eine Links­be­wegung, die dem deut­schen Pro­le­tarier viel­leicht wieder etwas Gehör schenkt? Die deutsche und aus­län­dische Inter­essen neu wichtet?
Auf dem letzten Par­teitag der Linken ist Wagen­knecht mit ihrem Kurs der Wahrung natio­naler Inter­essen volle Kanne gescheitert. Die Par­tei­mehrheit, oder zumindest die satte Mehrheit der Links-Dele­gierten hat die unbe­grenzte Ein­wan­derung beschlossen. An der ost­deut­schen Basis teilen die Alt­ge­nossen aller­dings eher die Sicht Wagenknechts.
Darüber hinaus haben auch in der SPD einige Wenige die Auf­fassung, daß man sich wieder der tra­di­tio­nellen Wäh­ler­schaft der Linken zuwenden sollte. Zum Bei­spiel Sigmar Gabriel. Selbst in der grünen Partei rumort es. Der Sohn des „Rebellen vom Remstal“, Boris Palmer, traut sich immer wieder mit abweich­le­ri­schen State­ments in die Öffent­lichkeit. Immer öfter behauptet er, daß nicht jedes Gold­stück glänzt. Der rebel­lische Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.
Wenn man die Mei­nungs­um­fragen für die drei Links­par­teien betrachtet, so kann man davon aus­gehen, daß sie Angst bekommen, daß sie die 5-%-Marke berühren, wenn Wagen­knecht Ernst macht. Die Linke dümpelt derzeit bei 10 % herum, die Grünen bei 12 und die SPD bei 16 bis 19. Noch. Denn die Wähler werden sich beim Auf­kreuzen von Wagen­knecht mobiler ver­halten als die Mit­glieder und die Par­tei­ap­parate. Die Par­tei­führer setzen auf die bewährten Kon­zepte von finan­zi­ellem Druck auf die Abge­ord­neten und auf ihren Medi­en­besitz, der durch Geschäfts­an­teile an Pres­se­er­zeug­nissen und Sitze in Rund­funk­räten abge­si­chert ist. Mit diesen Uralt-Tak­tiken könnte man aller­dings ähnlich bla­mabel scheitern wie Jogi Löw an seiner Türkeiconnection.
Eine natio­nal­so­zia­lis­tische Links­be­wegung könnte bei ihren ersten Wahl­er­folgen die SPD dazu zwingen, die Koalition mit CDU/CSU zu beenden. Darauf läuft Lafon­taines Kalkül hinaus, denn seine Moti­vation speist sich nicht zuletzt aus Rache­mo­tiven gegenüber der SPD, deren Vor­sit­zender er mal war. Und erst nach dem Gang der SPD in die Oppo­sition würde Dr. Merkel vor einem poli­ti­schen Scher­ben­haufen stehen. Ein Teu­fels­kreis würde ent­stehen, eine Ket­ten­re­aktion, die Deutschland als Spiel über die Bande in den Grund­festen erschüttern wird. Eine ähnlich Implosion des Par­tei­en­kar­tells ist drin, wie in Italien am Anfang der 90er Jahre, als kein poli­ti­scher Stein auf dem anderen blieb.
Vorerst kann Dr. Merkel ja noch davon aus­gehen, daß sie bei einer Regie­rungs­krise die CSU einfach durch die Grünen ersetzen kann. Ohne die SPD geht das mathe­ma­tisch nicht mehr auf. Und der Druck auf die SPD kommt niemals von Söder, sondern wenn über­haupt von links­außen. Wenn Merkel keine Regie­rungs­bildung mehr zustande bringen kann – erst dann – werden die CDU-Funk­tionäre und Man­dats­träger rebel­lieren. Denn erst dann geht es um ihre eigene Wurst. Erst dann wird Merkel im Hand­streich gestürzt werden.
Das ist die Ket­ten­re­aktion, die Sahra Wagen­knecht aus­lösen kann. Aber auch für sie gilt: Hic Rhodus, hic salta. Sarah Wagen­knecht wird diesen latei­ni­schen Spruch als beken­nende Mar­xistin kennen. Karl Marx hat ihn im „18. Bru­maire des Napoleon Bona­parte“, einer seiner geläu­figsten Schriften zitiert, die auf jeder Par­tei­schule und in jedem ML-Kurs zum obli­gaten Stoff gehörte.
„Pro­le­ta­rische Revo­lu­tionen […] schrecken stets von neuem zurück vor der unbe­stimmten Unge­heu­er­lichkeit ihrer eigenen Zwecke, bis die Situation geschaffen ist, die jede Umkehr unmöglich macht, und die Ver­hält­nisse selbst rufen Hic Rhodus, hic salta!“
Die Worte stammen aus Äsops Fabel „Der Fünf­kämpfer als Prahlhans“. Als dieser geschwätzige Sportler seine Zuhörer immer wieder mit seinen enormen Sprüngen auf Rhodos genervt hatte, for­derten sie ihn auf, unver­züglich zu springen. Also Wagen­knecht, genug geprahlt, jetzt springe!
 


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