In der taz vom 04.08. findet sich ein Artikel zur „#Me two“-Debatte, die Alltagsrassismus thematisiert. Die linke Zeitung, die sonst ja sehr sensibel ist, wenn es um Vorurteile geht, findet nun, dass Deutsche einfach viel zu sensibel sind, wenn sie beschimpft werden.
(Von Dr. Rainer Zitelmann)
Wörtlich heißt es in der taz:
„So lassen sich auch unter #MeTwo viele Tweets finden, in denen sich User*innen diskriminiert fühlen, weil sie als „Almans“ oder „Kartoffeln“ bezeichnet werden. Es sind Menschen, die nicht verstanden haben oder verstehen wollen, was Rassismus ist – und dass als Kartoffel bezeichnet zu werden keine strukturelle Diskriminierung ist.”
Ok, ich habe nichts dagegen, wenn man mich als “Kartoffel” bezeichnet. Dass aber in der taz ständig über „alte, weiße Heteromänner” hergezogen wird, stört mich ebenso, wie wenn Reiche oder Manager pauschal als „gierig”, „raffgierig”, „asozial”, „Steuertrickser”, „Zocker” und hohe Gehälter als „obszön” bzw. „exzessiv” bezeichnet werden.
Aber ich habe schon verstanden:
Vorurteile sind nur dann kritikwürdig, wenn sie sich gegen „gute” Minderheiten richten. Wenn es aber zum Beispiel um Reiche geht, dann ist eine Überschrift wie „Zur Hölle mit den Reichen” (Jakob Augstein in Spiegel-online) vollkommen in Ordnung und wahrscheinlich sogar Zeichen einer besonders toleranten und aufgeklärten Gesinnung. Die Aufregung wäre zurecht groß, wenn irgendeine andere soziale Gruppe oder Minderheit „zur Hölle” gewünscht würde. Auf dem Foto zu dem Artikel von Augstein ist ein Mann abgebildet, über den man alles Schlechte sagen darf, denn er ist:
1. alt
2. hetero
3. weiß
4. reich
Also sozusagen: “’#Me Four”
Wäre der abgebildete Mann dagegen alt, homosexuell, schwarz und arm, dann wären sich alle Vorurteilsforscher einig, dass herabwürdigende Bemerkungen ein Zeichen sind von:
1. Ageismus (Altersdiskriminierung)
2. Sexismus
3. Rassismus
4. Klassismus (Diskriminierung aufgrund des sozialen Status)
Spiegel
Culturmag
Dr. Rainer Zitelmann für TheEuropean.de