Donald vs. Hillary – Rosen­krieg-Update August 2018: Der 700.000-Email-Skandal

Von Helmut Roewer
Teil 1: Die Justiz-Gang
In diesem August-Update über den Macht­kampf in den USA will ich zwei Themen kurz beleuchten:
Zum einen geht es um den Kampf der Presse gegen Trump, bei welchem ein mäch­tiger Anti-Trump-Gegner im August plötzlich Gesicht gezeigt hat – nämlich die Füh­rungs-Mafia der sozialen Medien-Giganten –, zum andern bin ich der Frage nach­ge­gangen, wie es eigentlich kommt, dass plötzlich ganze Hillary-Seil­schaften aus dem Nichts ans Licht der Öffent­lichkeit gezerrt werden.
Um mit Letz­terem zu beginnen: Der Leser wird sich erinnern, dass im Regie­rungs­ap­parat der USA eine Gang tätig war, die ihren Zugriff auf staat­liche Repression und Sanktion miss­bräuchlich dazu nutzte, um Trump zu ver­hindern und, nachdem das miss­lungen war, ihn aus dem Amt zu jagen.
Diesen Leuten kam in der Früh­phase ihrer Aktionen ein pein­liches Detail in die Quere:
Das war der eigen­willige Umgang der Kan­di­datin Clinton mit der Nach­rich­ten­elek­tronik. Sie nutzte – so wie ich selbst und der Leser auch – für die Kom­mu­ni­kation Emails und als Brief­kasten einen pri­vaten Laptop. Soweit so gut, doch im Gegensatz zu uns ist dies in den USA den Staats­be­diens­teten bis hinauf zu den Regie­rungs­mit­gliedern untersagt. Sie müssen das dienst­liche Equipment nutzen.
Bei Clinton hatte die Nutzung des pri­vaten Servers Kon­se­quenzen: Riesige Mengen ihrer Emails wurden bei Wiki­leaks ver­öf­fent­licht. Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätte sich kaum, wie man heute sicher sagen kann, das FBI mit Ermitt­lungen eingeschaltet.
Dessen Direktor gab – sagen wir es einmal höflich – über sein Tun 2016/17 vage bis wider­sprüch­liche Erklä­rungen gegenüber dem Kon­gress ab, dessen Aus­schüsse ihn peinlich und unter Eid befragten. Direktor Comey – er wurde im Frühjahr 2017 gefeuert – hatte Anlass für seinen Eiertanz, denn er saß auf einer Infor­ma­ti­ons­bombe. Es han­delte sich hierbei um einen Laptop. Nein, nicht der von Hillary Clinton, sondern dieser hier gehörte einem Ex-Abge­ord­neten der Demo­kraten namens Weiner (sprich: Wiener), der von der New Yorker Dienst­stelle des FBI sicher­ge­stellt worden war, als gegen Weiner wegen Kin­dersex ermittelt wurde (mitt­ler­weile erhielt er eine Gefängnisstrafe).
Auf diesem Laptop befanden sich nicht nur die all­fäl­ligen Abar­tig­keiten, sondern zur Über­ra­schung der Ermittler der (ver­mutlich gesamte) Email-Verkehr der Dame Clinton aus den Jahren seit 2007. Es waren nahezu 700.000 Mails.
Für die Ermittler in New York war klar, dass dieser Fund in meh­reren Rich­tungen Ermitt­lungen wegen offen­sicht­licher Geset­zes­ver­stöße nach sich ziehen musste. 
Des­wegen machten sie im Herbst 2016 Meldung an die FBI-Zen­trale in Washington. Dort schlug die Nach­richt wie eine Granate ein. FBI und Jus­tiz­mi­nis­terium bil­deten eine Task-Force, denn man befand sich in der Schluss­runde des Prä­si­denten-Wahl­kampfes und wusste nur zu genau, dass sich die offi­ziöse Version aus dem Vorjahr nicht würde halten lassen, in Sachen Clinton gäbe es eine Ange­le­genheit, aber keine Ermittlungen.
Also ent­schloss man sich zum Schritt nach vorne, um hierbei gleich­zeitig dem Speer die Spitze abzu­brechen; denn es galt vor allem zu ver­hindern, dass die dumme Nach­richt über den Laptop ori­ginär aus dem Feldbüro des FBI in New York an die Öffent­lichkeit kam, denn die dor­tigen Beamten galten nicht als sicher im Sinne der Demokraten.
Des­wegen wurde auf die Schnelle eine Befragung (interview) der Hillary Clinton anbe­raumt, um ein streng for­males Ver­halten der Jus­tiz­be­hörden vor­zutäu-schen. Wie es der Zufall so wollte, traf sich die Justiz-Minis­terin genau einen Tag vor Clintons Ein­ver­nahme mit deren Ehemann, dem Ex-Prä­si­denten Bill Clinton, um sich – wie man so hört – über die Enkel­kinder zu unterhalten.
Zu diesem social meeting reiste die Jus­tiz­mi­nis­terin mit einem Regie­rungs-flugzeug einige tausend Kilo­meter weit aus Washington D.C. an. Das FBI erhielt zeit­gleich die Weisung, eine Antwort vor­zu­be­reiten, durch welche die bis­he­rigen offi­zi­ellen Mit­tei­lungen in Sachen Clinton-Emails nicht in Frage gestellt wurden.
Gesagt getan: Drei Mit­ar­beiter des FBI wurden bestimmt, die ent­spre­chenden Unter­su­chungen anzu­stellen. Sie benö­tigten für die gigan­tische Menge von 700.000 Emails ziemlich genau 12 Stunden an einem Wochenende und aßen dazu Pizza, wie das Kon­trollbuch des FBI aus­weist. Hier ist das Ergebnis, das FBI-Chef Comey sodann preisgab:
Eine Über­prüfung des frag­lichen Bestandes habe keine neuen Erkennt­nisse gebracht, zumal es sich auf dem Laptop lediglich um Email-Kopien handele, also das alt­be­kannte und nicht zu bean­stan­dende Material. Nur das Wort Kopien stimmte – es han­delte sich tat­sächlich samt und sonders um Kopien –, alles andere war gelogen. Selbst­redend ist es aus­ge­schlossen, dass drei Mann in 12 Stunden 700.000 Emails sichten und bewerten. Falsch war auch, dass es das schon längst bekannte Material sei, denn die Sammlung bestand aus diversen Email-Accounts von ver­schie­denen Ursprungs-Com­putern, dar­unter auch jenem, der von Clinton gelöscht worden war, weil sich angeblich nur Pri­vates darauf befand. Und schließlich:
Unter dem Material befanden sich geheime und streng geheime Nach­richten aus Clintons Zeit als Außen­mi­nis­terin, ebenso solches, was seit Jahr und Tag im State Department ver­geblich gesucht worden war.
Nicht dran rühren lautete also die Devise. Hätte man daran gerührt, wären womöglich Dinge wie diese Email hier ans Licht getreten. Eine Jaqueline bedankte sich bei Außen­mi­nis­terin Clinton für ihr Ein­treten beim Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terium für sie. Dieses Ein­treten war in der Tat wertvoll, denn es brachte der Wei­ter­emp­foh­lenen die Klei­nigkeit von 11 Mio. Dollar ein, die sie von dort für Bera­tungs­tä­tig­keiten erhielt. Hatte sie etwas, was andere im Pen­tagon nicht auf­zu­weisen hatten? Es sieht so aus.
Das fiel auch einem der in einer Spit­zen­stellung dort Ange­stellten auf, einem Ana­lysten namens Adam Lovinger. Der schrieb an seinen ein­zigen Vor­ge­setzten mehrere Nach­richten, in denen er darauf hinwies, dass die Zahl der con­tractors, also der aus­wär­tigen Ver­trags­nehmer, infla­tionär geworden sei und dass der Erfolg der Ver­trags­leis­tungen zwei­felhaft bzw. gar nichts vor­handen sei. Er nannte zudem die ein­schlä­gigen Ver­däch­tigen beim Namen. Das hätte er besser unter­lassen, denn dar­unter befanden sich zwei von beson­derer Bedeutung. Zum einen die junge Dame, für die sich Hillary Clinton so sehr ins Zeug gelegt hatte, denn diese Jac­queline Newmyer hatte etwas, was sie vor anderen aus­zeichnete: Sie war die engste Freundin der Clinton-Tochter Chelsea.
Auch der andere Name war nicht ohne. Es war der ame­ri­ka­nische, in England leh­rende Politik-Pro­fessor Stefan Halper. Beim Letzt­ge­nannten hatte der Kri­tiker bemäkelt, dass von diesem über­haupt keine Ergeb­nisse vor­lägen. Das stimmte zwar, doch der Vor­ge­setzte von Lovinger wusste genau, warum der noble Pro­fessor Halper über eine Mio. Dollar in vier großen Tranchen erhalten hatte, und der Leser meiner Episteln ahnt es auch.
Es war die Aufgabe dieses hono­rigen Mannes, der zudem zur Partei der Repu­bli­kaner gehörte, in die Trump-Kam­pagne als Ein­fluss­agent ein­zu­dringen, um dort eine Russland- Con­nection aus­zu­spähen und, wo nicht vor­handen, zu insze­nieren. Das tat er mit Wonne. 
Die Betrof­fenen im Umfeld von Trump ahnten nicht, mit wem sie sich worauf ein­ließen. Was Halper ihnen in den Mund schob, landete etwas später im Steel-Dossier, jenem von der Clinton-Kam­pagne finan­zierten Machwerk, das den Aus­gangs­punkt für die flä­chen­de­ckende Aus­spähung und Tele­fon­über­wa­chung von Trump & Co durch FBI, CIA und NSA bildete.
Apropos Steel-Dossier: Mit dem für die Clinton-Spezies so uner­war­teten und unge­heu­er­lichen Ergebnis der Prä­si­den­ten­wahlen wurde einem der Betei­ligten, dem FBI- Direktor Comey, der Boden unter den Füßen zu heiß. Er ließ Steel als inof­fi­zi­ellen Mit­ar­beiter des FBI abschalten. Es ist unklar, ob er dies nur augen­zwin­kernd tat, denn der Kontakt zu dem bri­ti­schen Ex-MI6-Agenten Steel wurde über das dem FBI vor­ge­setzte Jus­tiz­mi­nis­terium aufrechterhalten.
Der Mann, der dies tat, heißt Bruce Ohr. Dieser ehren­werte Gen­tleman ist keine kleine Leuchte fürs Grobe, sondern ein Spit­zenmann aus dem US-Jus­tiz­mi­nis­terium. Er war dort bis vor kurzem die Nummer Vier und im Zweitamt der Chef einer Task-Force gegen das orga­ni­sierte Ver­brechen. Man lächelt, wenn man’s liest.
Was Ohr und Steel bis vor Kurzem an Emails aus­tauschten (und was nunmehr nach­zu­lesen ist), lässt kaum Zweifel am Willen des Duos, den wirk­lichen Inhalt ihrer Zusam­men­arbeit an Kon­gress­gremien und Öffent­lichkeit vor­bei­zu­schleusen. Auch tauschten sie ihre Sorgen darüber aus, ob FBI-Direktor Comey wohl dicht halten würde. Man kann die Sorgen verstehen:
Steel schrieb Fake-Gut­achten über Trump & Co, bezahlt von der Clinton-Kam­pagne, und fiel als Autor dabei unan­genehm auf. 
Und Ohr hielt es für wün­schenswert, eine Klei­nigkeit geheim­zu­halten, nämlich dass seine Frau, Nellie Ohr, bei genau der Firma (Fusions GPS) arbeitete, die zwi­schen­ge­schaltet war, um die Ver­bindung zwi­schen der Clinton-Kam­pagne und dem bri­ti­schen Ex-Spion Steel zu ver­schleiern. Man sieht, jeder hatte so seine berech­tigten Sorgen und Motive. Ohr wird, während ich diese Zeilen schreibe, ver­nommen – zunächst hinter ver­schlos­senen Türen.
Ich weiß schon, was meine Kri­tiker – wenn sie über­haupt bis hierher vor­ge­drungen sein sollten – jetzt äußern werden: Mein Gutester, das ist ja Ver­schwörung pur. Ja doch ja, das stimmt aus­nahms­weise, denn in den USA ist solches Tun als Ver­schwörung gegen die Justiz strafbar. Selt­sames Land mit einem unbe­greif­lichen Rechts­system. Dem­nächst mehr dazu. Viel­leicht lässt sich ja auch bis dahin klären, warum Hillary C. ihren gesamten Email- Bestand beim Kin­dersex-Weiner (pardon) parkte.
Zurück in die Gegenwart: In einem zweiten Teil werde ich in den kom­menden Tagen die neuste Ent­wicklung in der ame­ri­ka­ni­schen Main­stream-Presse und den sog. sozialen Medien im Juli/August unter die Lupe nehmen und deren Ver­suche schildern, den Rosen­krieg in ihrem Sinne zu entscheiden.

Rosen­krieg-Strip­pen­zieher, aus der Anony­mität gezerrt: Bruce und Nellie Ohr.


*) Dr. Helmut Roewer wurde nach dem Abitur Pan­zer­of­fizier, zuletzt Ober­leutnant. Sodann Studium der Rechts­wis­sen­schaften, Volks­wirt­schaft und Geschichte. Nach dem zweiten juris­ti­schen Staats­examen Rechts­anwalt und Pro­motion zum Dr.iur. über ein rechts­ge­schicht­liches Thema. Später Beamter im Sicher­heits­be­reich des Bun­des­in­nen­mi­nis­terium in Bonn und Berlin, zuletzt Minis­te­ri­alrat. Frühjahr 1994 bis Herbst 2000 Prä­sident einer Ver­fas­sungs­schutz­be­hörde. Nach der Ver­setzung in den einst­wei­ligen Ruhe­stand frei­be­ruf­licher Schrift­steller und Autor bei con­servo. Er lebt und arbeitet in Weimar und Italien.
Quelle: conservo.wordpress.com