Kin­dergeld ins Ausland: 83 Prozent sagen NEIN!

Von LUPO | Das deutsche Lei­densfass scheint kurz vor dem Über­laufen zu sein. Nur so kann man die Umfrage der WelT zur Zahlung von Kin­dergeld ins EU-Ausland inter­pre­tieren. Die Deut­schen, und zwar quer durch die poli­tische Bank, lehnen in sel­tener Ein­mü­tigkeit ganz über­wiegend die Zahlung von Kin­dergeld ins EU-Ausland ab.
Konkret: 83 Prozent der Deut­schen spricht sich dagegen aus, dass Familien, deren Kinder in einem anderen EU-Land  leben, Kin­dergeld aus Deutschland beziehen.
Die reprä­sen­tative Umfrage der WeLT ist auch deshalb von Bedeutung, weil die deut­liche Ablehnung über Partei- und Alters­grenzen hinweg erfolgt. Es scheint, als wäre mit dem Thema Kin­dergeld ein emp­find­licher deut­scher Nerv getroffen. Ange­heizt wurde die Debatte noch durch die Aussage des Duis­burger Bür­ger­meisters Sören Link, es gebe kri­mi­nelle Schlepper, die Sinti und Roma nach Duisburg bringen und ihnen eine her­un­ter­ge­kommene Wohnung orga­ni­sieren würden – um Kin­dergeld zu kas­sieren. Tat­sächlich hat vor allem die Zahl der Emp­fänger aus Ost­europa stark zugenommen.
Die Frage der Welt lautete: Sollten Familien, deren Kinder nicht in Deutschland, sondern in einem anderen EU-Land leben, Kin­dergeld aus Deutschland beziehen können? 60 Prozent ant­wor­teten „Nein, auf keinen Fall“ und knapp 23 Prozent „Eher nein“. Dem stehen 5,3 Prozent gegenüber, die mit „Ja, auf jeden Fall“ und 5,6 Prozent, die „Eher ja“ ant­wor­teten. Unent­schieden waren knapp sechs Prozent.
Laut WeLT ist auch über die ver­schie­denen Wäh­ler­gruppen hinweg diese Mehrheit gegen eine Kin­der­geld­zahlung ins EU-Ausland kon­stant. Dennoch ist die Ablehnung von Men­schen, die beab­sich­tigen die AfD (97,4 Prozent dagegen), CDU/CSU (88,3 Prozent dagegen) oder FDP (88,6 Prozent dagegen) zu wählen, besonders hoch. Bei Wählern von SPD, Grünen und Linken ist der Anteil zwar geringer, dennoch spricht sich auch eine Mehrheit dieser Befragten gegen eine Kin­der­geld­zahlung ins EU-Ausland aus. (SPD 69,8 Prozent dagegen; Grüne 66,7 Prozent dagegen; Linke 67,9 Prozent dagegen).
Auch das Alter der Befragten macht nur einen leichten Unter­schied. Zwar sprechen sich jüngere Men­schen weniger häufig gegen Zah­lungen ins EU-Ausland aus, aller­dings sind auch unter den 18- bis 29-Jäh­rigen 76 Prozent dagegen.
Die Tat­sache, ob Befragte selbst mit Kindern im Haushalt leben, macht eben­falls nur einen geringen Unter­schied. 83,5 Prozent der Men­schen ohne Kinder sind gegen Zah­lungen für Kinder im EU-Ausland. Bei den Befragten, die mit Kindern zusam­men­leben, sind es 78,9 Prozent.
Zu den Fakten: 268.336 Kinder beziehen im euro­päi­schen Ausland Kin­dergeld vom deut­schen Staat. Dar­unter sind aber auch 31.512 Kinder mit deut­schem Pass, etwa weil ihre Eltern für einen deut­schen Arbeit­geber im Ausland arbeiten.
Unter den EU-Aus­ländern, die Kin­dergeld aus oder in Deutschland bekommen, liegt Polen mit 277.551 Emp­fängern vorn, aus Rumänien sind es 138.217. Den Spit­zen­platz nehmen Kinder tür­ki­scher Her­kunft ein – mit 587.393 Emp­fängern. 2017 flossen ins­gesamt 35,9 Mil­li­arden Euro Kin­dergeld, davon 7,2 Mil­li­arden Euro an Kinder aus­län­di­scher Herkunft.
In Deutschland gibt es derzeit für das erste und zweite Kind jeweils 194 Euro im Monat. Für das dritte sind es 200 Euro, ab dem vierten Kind 225 Euro. Zum Ver­gleich: In Bul­garien gibt es rund 20, in Rumänien 18 bis 43 Euro im Monat.
Die  Zahl aus­län­di­scher Emp­fänger ist ange­stiegen. Das heißt, seit Ende 2017 ist die Zahl der Kinder, die außerhalb Deutsch­lands in der EU oder im Euro­päi­schen Wirt­schaftsraum leben und Kin­dergeld aus Deutschland bekommen, um 10,4 Prozent gewachsen. Aber auch die Zahl der Emp­fänger im Inland steigt. Vor fünf Jahren gab es erst rund 2,1 Mil­lionen aus­län­dische Kin­der­geld­emp­fänger hierzulande.
Man muss sich fragen, woher die selten deut­liche Ablehnung der Deut­schen kommt. Ist es das Signal, nicht immer weiter die Melkkuh Europas sein zu wollen? Ist es ein Ventil für die  voll­kommen aus dem Ruder gelaufene Flücht­lings­po­litik? Ist es der sprich­wört­liche Tropfen, der das Fass zu Über­laufen bringt?
Ist es der Argwohn, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht? Wer schon einmal als Deut­scher einen Kin­der­geld­antrag aus­ge­füllt hat, weiß, dass er sich daten­tech­nisch bis aufs Unterhemd ent­kleiden muss. Aber wie soll der Sach­be­ar­beiter der deut­schen Fami­li­en­kasse fest­stellen, ob die Angaben über die Zahl der Kinder in ent­fernten Gegenden der EU auch tat­sächlich stimmen? Das sind unbe­wiesene Spe­ku­la­tionen, gewiss, aber sie haben ihren Grund. Oder ist es der berech­tigte Unmut darüber, dass in manchen EU-Ländern die Lebens­hal­tungs­kosten nur einen Bruchteil der hie­sigen Kosten betragen? Oder der Ärger darüber, dass sich die EU-Büro­kraten zwar um den Krüm­mungsgrad der Bananen kümmern, aber sich vor der längst ange­mahnten gerechten Kin­dergeld-Regelung bei Aus­lands­zah­lungen drücken? Wie Hohn klingt es, wenn dann noch die zuständige EU-Kom­mis­sarin Thyssen Öl ins Feuer gießt und auch den deut­schen Rentnern, die ihren hart erar­bei­teten Lebens­abend im Ausland ver­bringen, Renten-Abschläge zumuten will.


zuerst erschienen auf Pi-News