Der neueste Aufreger, der durch den deutschen Blätterwald fegt, heißt: Missbrauch des deutschen Kindergeldes durch Ausländer, explizit: Durch bulgarische Familien. Von Leserbeschimpfung im Tagesspiegel „Debatte um Kindergeld – einfach nur schäbig“ bis zu harscher Kritik am massenhaften „abgezockten Steuerzahlern“ ist alles dabei. Selbst SPD-Chefin Andrea Nahles warnt hier vor „organisierten Banden“, Bürgermeister sehen sich am Ende ihrer Möglichkeiten, die abgewrackte Antifa nützt die Situation vor Ort bisweilen für – wie immer – gewalttätige Aktionen.
Die BILD will recherchiert haben, dass 660.000 Kinder aus nicht-deutschen EU-Ländern Kindergeld aus Deutschland erhalten, selbst solche Kinder, die noch nie ihre Heimat verlassen haben. Laut BILD leben 66.261 dieser Kinder nicht in Deutschland.
Die eher linksgerichteten Medien sprechen von „exakt 268.336 Kindern, die im EU-Ausland oder im europäischen Wirtschaftsraum leben“ und im Juni 2018 Kindergeld aus Deutschland bezogen haben. Das seien 10,4% mehr, als noch Ende 2017, da waren es noch 243.234 Empfängerkinder bzw. deren Familien. Dabei handelt es sich um ca. 25.000 neue Antragssteller.
Ein Großteil der ausländischen Kindergeldbezieher sind Familien aus Polen. Sie machen (bei der angenommenen Zahl von 268.336) mit rund 117.000 Begünstigten fast die Hälfte der Bezieher von deutschem Kindergeld aus. Viele Mütter, die hier in Deutschland als Pflegekräfte in Alters- und Pflegeheimen arbeiten, erhalten Kindergeld für ihre Kinder daheim. In Anbetracht dessen, dass unsere Krankenhäuser, Pflegeheime und Altersheime unter einem ernormen Pflegenotstand leiden, ist das Kindergeld eine durchaus berechtigte Aufbesserung der allgemein schlecht bezahlten Pflegekräfte. Darüber hat es eigentlich auch noch nie Klagen gegeben. Ohne diese Leute wäre der Pflegenotstand ein Pflegedesaster.
In sieben Länder gehen die größten Brocken der Kindergeldzahlungen:
„Die meisten Zahlungen gingen an Eltern von Kindern in Polen (117 000), gefolgt von Tschechien (21 000), Kroatien (19 000), Rumänien (knapp 19 000), Frankreich (16 000), Ungarn (knapp 11 000) und Bulgarien (knapp 7000).“
Aus Polen und Frankreich kommen viele Eltern über die Grenze nach Deutschland und haben hier einen Arbeitsplatz. Für solche Fälle ist das Kindergeld für EU-Bürger im Ausland auch vorgesehen und vollkommen rechtens.
Warum also wird von „Abzocke“ gesprochen?
Schon vor Monaten hatte die „Welt am Sonntag“ berichtet, dass die Familienkassen jährlich um mehr als 100 Millionen Euro betrogen werden könnten durch Banden, die Familien nach Deutschland schicken und Kindergeld kassieren lassen für nicht existierende Kinder oder für Kinder, die gar nicht hier leben.
Was die Gemüter enorm erregt, sind die sogenannten bulgarischen, rumänischen und tschechischen Familien. Es wird immer nur so nebenbei und zwischen den Zeilen erwähnt: Die meisten dieser Familien sind Sinti und Roma, die zwar die Staatsbürgerschaft dieser Länder besitzen, aber auch dort etwa so integriert sind, wie dann hier auch, nämlich so gut wie gar nicht.
In der BILD-Reportage „So leben wir vom deutschen Kindergeld“ wird es ausdrücklich erwähnt. BILD Reporter reisten nach Bulgarien, um dort die Familien zu treffen und zu befragen. Die Fotos sprechen für sich. So sieht es noch nicht einmal in den syrischen Kriegsgebieten aus.
Wer in Ungarn, Tschechien, Rumänien oder Bulgarien unterwegs ist und mit den Leuten dort spricht, wird sich sehr wundern, wie offen dort über die Probleme mit den Sinti und Roma gesprochen wird. Dort nehmen die Leute kein Blatt vor den Mund. In Prag ist diese Bevölkerungsgruppe – vorsichtig gesagt – nicht gut angesehen. Sie leben in Armutsvierteln, aber die Tschechen sagen, es sei bekannt, dass diese Familien auch nagelneue, gute Wohnungen in kürzester Zeit zu Elendsbehausungen verwandeln und alle Programme des Staates seien bisher ergebnislos im Sand verlaufen. Ähnliche Einschätzungen hört man aus Bulgarien und Rumänien.
Auch in Deutschland haben Anwohner ihre Erfahrungen mit den Sinti und Roma gemacht. Selbstverständlich gibt es Ausnahmen, aber gerade im Ruhrpott, wo sich die meisten Familien dieser Volkszugehörigkeit in bestimmten Stadtvierteln sammeln, werfen auch sozialdemokratische Bürgermeister bald das Handtuch:
„Der Duisburger Rathauschef Sören Link (SPD) sprach gerade von einer zunehmenden Anzahl von Sinti und Roma in seiner Stadt, die womöglich alle unberechtigter Weise Kindergeld bezögen. Er sehe kriminelle Energie und viel Betrug durch gefälschte Dokumente am Werk, oft wisse man gar nicht, ob die gemeldeten Kinder überhaupt existierten. Das widerspreche dem Sinn der europäischen Freizügigkeit.“
Auch die Behauptung in den osteuropäischen Ländern, dass diese Volksgruppe selbst nagelneue, gute Behausungen sehr schnell auf den untersten Stand eines Elendsquartiers wirtschaften, scheint sich zu bestätigen. So klagt Sören Link:
„Wir haben rund 19.000 Menschen aus Rumänien und Bulgarien in Duisburg, Sinti und Roma. 2012 hatten wir erst 6.000.“ Ein Dorn im Auge seien deren unfreiwilligen Nachbarn häufig ‘Müllberge, Lärm und Rattenbefall’.“
Zusätzlich zeigen sich die ursprünglichen Bewohner dieser Stadtteile auch von den Umgangsformen der neuen Nachbarn zunehmend genervt. In Halle muss jetzt Oberbürgermeister Bernd Wiegand nach Wegen suchen, den sozialen Frieden zu wahren.
„Seit Wochen häufen sich die Beschwerden von Anwohnern der Schlosserstraße. Hintergrund ist der Zuzug von Roma-Familien ins Viertel. Vom Lärm, Müll und sogar Straftaten ist die Rede. Einige Anwohner haben sich deshalb an Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand gewendet. Im Ergebnis wird die Präsenz von Polizei und Ordnungsamt hochgefahren.“
Die Zustände provozieren sozialen Unfrieden. Die Anwohner klagen über rüpelhaftes Benehmen, angespuckt werden, massenhafte Diebstähle, Vermüllung, gewalttätige Auseinandersetzungen, Geschrei, immer wieder Polizeisirenen, brüllende Männer, kreischende Frauen und Kinder, Drogenmissbrauch und den Verlust der öffentlichen Sicherheit. Man traue sich kaum noch auf die Straße. Das war in den damals noch vereinzelten Brennpunkten und Problemhäusern 2013 schon ein Aufreger. Doch heute sind es flächendeckende Probleme und die Anwohner anderer Herkunft, einschließlich Türken haben aufgegeben und sind einfach weggezogen.
Die bösen Rechten mischten sich genauso auf Seiten der entnervten Anwohner ein, wie die guten Antifanten auf der Seite der Roma und Sinti. Polizeieinsätze, um Straftäter in den Unterkünften zu verhaften, endeten in wilden, lautstarken Tumulten. Die sogenannten „Nachtwachen“, von Linken und Antifa selbsternannte Schutztruppen für die Sinti und Roma, prügelten mit Knüppeln auf Anwohner ein, die in einer Informationsveranstaltung die Probleme mit den neuen Nachbarn thematisierten. Um sich vor dem Zugriff der Polizei in Sicherheit zu bringen, flohen die identifizierten Gewalttäter von der „Nachtwache“ in das „Problemhaus“, in dem dann ein regelrechter Krieg stattfand. Kulturbereicherung als Joint Venture von gewalttätigen Linken und Romafamilien.
Der durchschnittliche Arbeitslohn in Rumänien liegt bei 715 € brutto im Monat (allerdings ist das Leben dort auch durchaus billiger). Gerade die Sinti- und Romafamilien sind aber zumeist arbeitslos und erhalten dort die Mindestsicherung, die in der Tat nicht gerade üppig ist. Auch nicht für Bulgarien und Rumänien. Setzt man eine Kindergeldzahlung von 813 € netto für vier Kinder, zuzüglich Wohnungsgeld, Einrichtung, Mindestsicherung für die arbeitslosen Erwachsenen etc. im Vergleich dagegen, darf man sich nicht wundern, dass diese Familien in großer Zahl nach Deutschland kommen.
Zumal das sehr einfach zu bewerkstelligen ist. Diese Umsiedelungen werden mittlerweile ebenfalls von Organisationen durchgeführt. Der kleine, weiße Kiosk aus dem BILD-Artikel ist sozusagen ein Servicecenter vor Ort in den Elendsvierteln der Roma in Bulgarien. Dort, so schreibt die Bild, bekomme man schon alle nötigen Formulare und was man sonst noch so braucht:
“Am Rand des Slums steht ein weißer Kiosk. Hier gibt es keine Zigaretten oder Bier, Inhaber Jusuf Dene (50) besorgt seinen Landsleuten alles, was man in Deutschland braucht. Der ehemalige Boxer zu BILD: „Wir übersetzen Anträge für die Behörden, haben Formulare, verkaufen Tickets nach Deutschland.”
BILD zitiert einen Familienvater: „Ich will nur weg nach Deutschland. Dort gibt es für unsere Kinder viel Geld.“ Wenn die Familie sich in Deutschland anmeldet, wären das bei sechs Kindern 1263 Euro.
Von diesem Geld wird einiges nach Hause, zur Verwandtschaft geschickt, die davon relativ gut leben kann. Der Stadtteil der bulgarischen Stadt Stolipinovo, der von den Romafamilien bewohnt ist, wird, wie die BILD-Redakteure berichten, schon „Dortmund“ genannt. Denn von hier sind Tausende aufgebrochen, um in Deutschland Kindergeld und Sozialleistungen – und vielleicht einen Job zu bekommen.
Das mit dem Kindergeld und den Sozialleistungen ist sehr einfach. Jedenfalls bisher. Nach der Ankunft in Deutschland melden sich die Neuankömmlige mit einem festen Wohnsitz an. Ob es sich dabei um eine vollkommen unbewohnbare Immobilie oder die ‑zigste Familie an derselben Adresse handelt, ist unerheblich. Die Schleuserorganisationen managen das und benutzen bisweilen verfallene Schrottimmobilien. Das wird nicht überprüft, und so geht die Wohnsitzanmeldung zur Familienkasse, und nach deren flüchtigen Überprüfung der vorgelegten Geburtsurkunden der angemeldeten Kinder, fließt das Geld auf das angegebene Konto. Die Schleuser bekommen ihren Lohn und machen sich die Taschen voll.
Diese sogenannten Überprüfungen sind eher lax. Duisburgs Rathauschef Sören Link (SPD) sagt: „Ob die Kinder in Deutschland leben, ob sie in Rumänien oder Bulgarien leben, ob sie überhaupt existieren, das ist dann noch mal eine ganz andere Frage.“
Überprüft werden von den deutschen Ämtern nämlich nur die vorgelegten Geburtsurkunden aus den jeweiligen Ländern, um die Berechtigung für das Kindergeld anzuerkennen. Es reicht also, die Urkunden glaubhaft zu fälschen, und schon hat man so viele Kinder, wie gewünscht, und der deutsche Michel zahlt. Bei einer echten Überprüfung von 100 Fällen beantragten Kindergeldes in den Städten Wuppertal und Düsseldorf identifizierten die Behörden 40% der Geburtsurkunden als Fälschungen. Der Schaden allein in Düsseldorf und Wuppertal in den 40 Betrugsfällen beträgt 400.000 Euro.
SPD-Oberbürgermeister Sören Link vermutet, dass es in Duisburg nicht anders aussieht. Ein Großteil der in den letzten Jahren nach Duisburg übersiedelten Sinti und Roma geht keiner offiziellen Arbeit nach und suchen auch nicht danach, sondern sie kämen, so Sören Link, um Kindergeld zu erhalten – und zwar mitunter auch für nicht existente Kinder.
Das soll sich jetzt ändern. Die Bundesagentur für Arbeit will den Missstand nun offensiv angehen. Der Datenaustausch zwischen den deutschen Familienkassen und den Sozialbehörden der Herkunftsländer soll intensiviert und ausgebaut werden, um den Kindergeldbetrügern auf die Schliche zu kommen und ihnen das Handwerk zu legen. Weiterhin sollen tagesaktuelle Meldedaten zwischen den Einwohnermeldeämtern und den Sozialbehörden abgeglichen werden. Dazu werden gesonderte Stellen eingerichtet.
Die BILD schreibt, dass die „Sozialbetrugsfahnder“ auf bestimmte Verhaltens- und Vorgehensmuster trainiert werden. Insbesondere, wenn ganze Familienverbände neu in Deutschland eintreffen und sich geschlossen anmelden. Tritt dagegen ein Elternteil eine reguläre, sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle an, während die Kinder weiter im Heimatland leben, ist in der Regel kein Betrug damit verbunden.
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