Licht: Lebens-Elixier und Gesundheits-Risiko

Noch bis zum 16. August können die 500 Mio. EU-Bürger online an einer Umfrage zur Abschaffung der Som­merzeit teil­nehmen. Die Resonanz ist riesig. Viele leiden unter der Zeit­um­stellung. Für sie fühlt es sich an wie ein Mini-Jetlag, wenn die Uhr im Frühjahr eine Stunde vor und im Herbst eine Stunde zurück­ge­stellt wird. Die innere bio­lo­gische Uhr gerät aus dem Takt. Der immer mas­sivere Ein­griff in den Bio­rhythmus macht immer mehr Men­schen krank.

Licht und Dunkel

„Damit wir gut funk­tio­nieren, brauchen wir Licht und Dun­kelheit in einem klar vor­ge­ge­benen Rhythmus“, sagt der Ber­liner Chrono-Medi­ziner Dr. Dieter Kunz. Der cir­ca­diane Rhythmus wird aller­dings nicht nur durch die Zeit­um­stellung, sondern generell durch unsere moderne Lebens­weise durch­ein­an­der­ge­bracht. Den Tag ver­bringen wir über­wiegend in künst­lichem Licht. Das hat gra­vie­rende Folgen. Unsere Zellen brauchen nicht nur die richtige Nahrung, Sau­er­stoff, gute Gedanken (weil see­lisch-geistige Vor­gänge die Funktion unserer Organe und Zellen regu­lieren), Zellen brauchen auch Licht. Sonst werden feh­ler­hafte Zellen gebildet. „Burnout fängt in der Kör­per­zelle an“, schreibt die Heil­prak­ti­kerin Uschi Eichinger in ihrem Buch „Der Burnout-Irrtum“. Der Mangel an natür­lichem Licht führe nicht nur zum soge­nannten Winter-Blues, sondern das ganze Jahr über zu Müdigkeit und Kon­zen­tra­ti­ons­stö­rungen, und das führe schlei­chend in die chro­nische Erschöpfung.

Gute Sonne, schlechte Sonne

In den sieben Mio. Jahren der mensch­lichen Evo­lution stand dem Körper immer das volle Licht­spektrum der Sonne zur Ver­fügung. Licht ist ein Lebens-Elixier für Körper, Geist und Seele. Es wirkt u.a. blut­druck­senkend, regu­liert das Stress­hormon Cor­tisol, kann Depres­sionen mildern bzw. ver­hindern und regt die Aus­scheidung gif­tiger Sub­stanzen an. Doch inzwi­schen meiden viele Men­schen die Sonne – aus Angst vor Haut­krebs. Oder sie gehen nur mit hohem Licht­schutz­faktor ins Freie. Die Folge: Vitamin-D-3-Mangel. Ver­schiedene Studien kommen zu dem Schluss, dass bis zu 90 Prozent der Bevöl­kerung das ganze Jahr über einen Vitamin-D-Mangel hat. Das macht krank. Inzwi­schen ist auch belegt, dass viele moderne Zivi­li­sa­ti­ons­krank­heiten mit einem Vitamin-3-Mangel zusam­men­hängen u.a. Depres­sionen, Schlaf­stö­rungen, chro­nische Müdigkeit, Blut­hoch­druck oder Mul­tiple Sklerose.

Son­nen­an­beter leben länger

Son­nen­baden erhöht das Haut­krebs­risiko. Das stimmt. Vor allem, wenn man es über­treibt und es zum Son­nen­brand kommt. Trotzdem ist es keine gute Idee, über­haupt nicht in die Sonne zu gehen. Das ergab eine Lang­zeit­studie eines der ange­se­hensten medi­zi­ni­schen For­schungs­in­stitute Europas, des Karo­linska Institut in Schweden. „Das Meiden der Sonne erhöht das Ster­be­risiko im selben Maße wie das Rauchen“, schreiben die Autoren 2016 im Journal of Internal Medicine. Befragt wurden fast 30.000 schwe­dische Frauen. Die Son­nen­an­be­te­rinnen lebten grund­sätzlich länger als jene, die der Sonne lieber aus dem Wege gingen. Sie starben viel sel­tener an Herz-Kreislauf-Erkran­kungen. Auch Todes­fälle durch andere Krank­heiten waren in der Gruppe der Son­nen­an­be­te­rinnen seltener.

Licht­ver­schmutzung

Tagsüber meiden wir die Sonne, mit künst­lichem Licht machen wir die Nacht zum Tage. Mehr als 80 % der Welt­be­völ­kerung erleben keine echte Dun­kelheit mehr. Auch das schadet der Gesundheit. Schon kleine Mengen künst­lichen Lichts zur fal­schen Zeit können die innere Uhr aus dem Takt bringen und die Hor­mon­aus­schüttung beein­träch­tigen. Seit 2011 die gute alte Glüh­birne zum Aus­lauf­modell erklärt wurde, schadet uns das künst­liche Licht noch mehr. In einer Fern­seh­sendung nannte der Hei­del­berger Arzt und Licht­biologe Alex­ander Wunsch das Glüh­lam­pen­verbot eine „staatlich ver­ordnete Körperverletzung“.

Schäd­liches Licht

Neben der Kerze ist die Glüh­lampe die einzige künst­liche Licht­quelle mit einem natür­lichen Spektrum. Sie gibt ein eher röt­liches Licht ab, das schont die Augen. Sie enthält keine gif­tigen Inhalts­stoffe. Und die Wär­me­strahlung, die zur Ener­gie­ver­schwendung erklärt wurde, ist wichtig für den mensch­lichen Körper. Die Ener­gie­spar­lampen ent­halten Queck­silber und haben einen hohen Blau­anteil. Das macht wach und fördert die Kon­zen­tration. Es kann sich massiv auf den cir­ca­dianen Rhythmus aus­wirken, also auf die Wach- und Ruhe­phasen des Körpers. Da sind sich Chrono-Medi­ziner und ‑Bio­logen in aller Welt einig. Das blaue Licht von LEDs kann auch die Netzhaut schä­digen, es befördert nämlich das Sterben von Seh­zellen, wie Tier­ver­suche gezeigt haben. Auch die Dis­plays von Smart­phones, Fern­sehern oder Com­putern geben nach Ansicht von Medi­zinern zu viel blaues Licht ab. Das kos­tenlose Pro­gramm f.lux ver­ändert die Farb­tem­pe­ratur des Bild­schirms über den Tages­verlauf und imi­tiert so die äußeren Licht­ver­hält­nisse. Das soll das Auge ent­lasten und bei Men­schen mit Schlaf­stö­rungen gute Erfolge bringen.
Auch bei der Elek­trosmog-Bilanz schneiden die LED-Birnen schlecht ab. Wenn der Abstand zum Körper nicht groß genug ist, ist die Strah­len­be­lastung einer Ener­gie­spar­lampe so hoch wie die eines Handys.


Quellen: srf.ch und text-geschieht.de