By Tasnim News Agency, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63354293

Die Roh­ingya-Soap von ARD und ZDF

Nach Defi­nition von ARD, ZDF und anderen Trägern der Deu­tungs­hoheit handelt es sich bei den Roh­ingyas, einer mus­li­mi­schen Min­derheit in Myanmar (Birma), um bedau­erns­werte Opfer. Auf einen ähn­lichen Sach­verhalt treffen wir – ange­nommen wir ver­trauen ARD und ähn­lichen Infor­ma­ti­ons­quellen – bei mus­li­mi­schen Min­der­heiten in China (Uiguren), in Rußland (Tsche­tschenen) oder in Ex-Jugo­slawien (Koso­varen).
Im Falle von Ex-Jugo­slawien hatte die NATO leichtes Spiel, Serbien in einem im Neu­sprech genannten „huma­ni­tären Einsatz“ (früher war die häß­liche Bezeichnung „Krieg“ gebräuchlich) nie­der­zu­bomben, um die mus­li­mi­schen „Opfer“ vor den christ­lichen „Tätern“ zu retten.
China und Rußland dagegen sind bis auf die Zähne bewaffnete Atom­mächte. Insofern ist das Zaudern der NATO vor einem huma­ni­tären Erst­schlag gegen China und Rußland nachvollziehbar.
ARD und ZDF ver­nied­lichen in ähn­licher Manier die Isla­mis­ten­hochburg Idlib in Syrien pene­trant mit der sehr viel sym­pa­thi­scheren Bezeichnung „Rebel­len­hochburg“.
So können wir dann viel besser nach­voll­ziehen, wenn die Bun­deswehr in „huma­ni­tären Ein­sätzen“ die Unschulds-Rebellen gegen Che­mie­waf­fen­monster wie Assad und seine Ver­bün­deten tapfer ver­teidigt. Kol­la­te­ral­schäden in Form von Särgen mit Bun­des­wehr­sol­daten gehören zur Staats­räson des Merkelstaates.
Was das Thema Roh­ingya anbe­langt, beleuchten Isa­bella Klais, Max Thoma, Jürgen Braun und Marco Gallina die andere Seite der Medaille, die in der ein­sei­tigen ideo­lo­gi­schen Schulung in den Öffentlich-UNrecht­lichen Medien ganz klar zu kurz kommt:
 

«Die Roh­ingya»: Reisen bildet nicht immer alle.

von Isa­bella Klais

Das geflü­gelte Wort „Reisen bildet“ trifft zwar in der Regel zu, aber nur in den Grenzen der gene­tisch indi­vi­duell vor­ge­ge­benen Rezep­tions~ und Ein­ord­nungs­fä­higkeit, was auch mit „Intel­ligenz“ umschrieben werden kann. Bildung als Erwerb von Wissen und Fähig­keiten setzt Intel­ligenz voraus und füllt den durch sie deter­mi­nierten Rahmen aus, vermag ihn aber nicht zu erweitern.
Außen vor bleiben bei dieser Betrachtung einmal Reisen, die sich in Müßiggang am Strand erschöpfen oder nur pro forma dem Abhaken bestimmter Sehens­wür­dig­keiten gelten, die „man“ gesehen haben muß – zumindest durch die mit­ge­führte Kamera, wobei man oft erst zu Hause sieht, wo man eigentlich war; Haupt­sache, man beein­druckt damit in den sozialen Medien.
Die zen­trale Frage, um die es hier geht, ist die, ob nur eine vor Ort gewonnene Sicht der Dinge ein pro­fundes Urteil darüber zuläßt.
Der Autor Max Thoma und der Bun­des­tags­ab­ge­ordnete Jürgen Braun (AfD) haben sich, wie es scheint, dan­kens­wer­ter­weise mit einem Thema aus­ein­an­der­ge­setzt, das immer mal wieder durch die Medien geistert und in ein­schlä­gigen Kreisen für Auf­regung sorgt: „die Roh­ingya“ in Myanmar.
Dabei haben beide keine Mühe gescheut, sich die Hin­ter­gründe dieses Kon­fliktes zu erar­beiten. Ihre Erkennt­nisse lehnen sich an die des His­to­rikers Jacques P. Leider an, der aus­führt, daß der Begriff „Roh­ingya“ erst seit den 1960er-Jahren ver­einzelt für mus­li­mische Grup­pie­rungen – und nicht für eine Ethnie – Ver­wendung gefunden habe und ein Sam­mel­be­griff für Auf­stän­dische sei, die für die Errichtung eines unab­hän­gigen mus­li­mi­schen Staates an den Grenzen zu Ban­gla­desch kämpften.
In einer Bun­des­tags­de­batte zu diesem Thema war der noch ernst­haf­teste Einwand der Oppo­sition gegen die Rede Jürgen Brauns, er kenne das Kri­sen­gebiet nicht aus eigener Anschauung. Ansonsten erging man sich seitens der Kri­tiker in pri­mi­tivsten Anwürfen ohne inhaltlich ver­wert­baren Beitrag.
Es kann einmal dahin­ge­stellt bleiben, ob die Kri­tiker ihrer­seits Myanmar und Ban­gla­desch bereist haben.
Die Genese eines Kon­fliktes erschließt sich nicht vor Ort. Dazu bedarf es der Her­an­ziehung von Geschichts­bü­chern und his­to­ri­schen Doku­menten als Quellen. Die Genese aber ist ent­scheidend für die Beur­teilung des gegen­wär­tigen Zustandes.
Vor Ort sieht man allen­falls, wie sich die Lage nun dar­stellt, aber nicht, weshalb es so gekommen ist. Davon abge­sehen, steht das, was man sieht, häufig stark unter dem Lichte dessen, was man erwartet bzw. sehen will. Auch die Infor­manten vor Ort berichten aus ihrer Sicht, die nicht unbe­dingt die objektiv richtige sein muß. Kennt man die his­to­rische Fak­tenlage nicht, kann man das Gesehene und Gehörte kaum korrekt ein­ordnen, bzw. kaum die ziel­füh­renden Fragen stellen.
Und natürlich gilt das ein­gangs Fest­ge­stellte: Die Inau­gen­schein­nahme vor Ort bewegt sich im Ergebnis innerhalb der kogni­tiven Grenzen des Betrachters. Das rela­ti­viert stark den Anspruch, den viele Rei­sende bezüglich ihrer Urteils­kom­petenz erheben.
Zu der „Rohingya“-Frage selbst, kann man nur vor einer Ein­mi­schung in die inneren Ange­le­gen­heiten Myanmars warnen. Einmal abge­sehen davon, daß dieser Kon­flikt für Deutschland sicherlich nicht von vitalem Interesse ist, und es den Eiferern an Sach­kenntnis mangelt, stellt das Bei­spiel von Libyen anschaulich und abschre­ckend dar, welches Desaster durch aus­län­dische Ein­mi­schung aus­gelöst werden kann. Wenn man am Stuhl der gegen­wär­tigen Regierung Myanmars sägt, muß man bedenken, was die Alter­native zu ihr wäre.
Dies soll natürlich kein Plä­doyer gegen die Gewinnung von Erkennt­nissen vor Ort sein. Diese ersetzen jedoch keine seriöse intel­lek­tuelle Vor­arbeit. Erst danach ver­spricht eine Reise die ergän­zende Ein­sicht. Sonst heißt es schnell: Wie Sie sehen, sahen Sie nichts!


So erschienen auf: https://bayernistfrei.com/2018/09/24/die-rohingya-soap-von-ard-und-zdf/
www.pi-news.net/2018/04/juergen-braun-raeumt-mit-rohingya-luege-auf-hofreiter-loest-tumult-aus/
https://de.wikipedia.org/wiki/Rohingya

http://www.marcogallina.de/2018/06/08/die-rohingya-sind-keine-terroristen-oder/