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Däne­marks bru­tales Asyl­gesetz: Blei­be­recht für keinen, Abschie­be­zentren in „unat­trak­tiven Ländern“

Dänemark hat nur 5,5 Mil­lionen Dänen. Ein kleines, freund­liches, gedul­diges, fried­liches Volk. Eigentlich. Aber die Dänen haben genug von den Folgen, die ihre Freund­lichkeit gegenüber Asyl­su­chenden ihnen ein­ge­bracht haben. Daher musste auch der Regie­rungschef Lars Løkke Ras­mussen von der Links­partei (Venstre) das Ruder gewaltig her­um­reißen und koaliert in der Sache mit der natio­nal­kon­ser­va­tiven Däni­schen Volks­partei (DF). Natürlich ver­langt die DF ihrer­seits, dass auch ihre Pro­gramm­punkte umge­setzt werden. Dabei geht es DF-Frontmann Kristian Thule Dahl und seinen Mannen zwar auch um Fragen der Alters­ver­sorgung und Ren­ten­an­passung, aber in erster Linie um öffent­liche Sicherheit und Asyl­po­litik. Und für Herrn Kon­seil­spræ­sident Ras­mussen ist das gar nicht unan­genehm, kann er doch bei den harten Dis­puten um die Ver­schärfung der Regeln für Aus­ländern in der eigenen, linken Fraktion recht gut den ker­nigen, drah­tigen und durch­set­zungs­starken Herrn Dahl vor­schicken. Die einst – wie die AfD – geächtete Natio­nal­partei ist nun der beste Ver­bündete der däni­schen Partei „die Linke“ (Venstre) geworden. Diesmal ist aber Herr Ras­mussen der ener­gische Vor­reiter und kündigt harte neue Regeln in der Asy­po­litik an. Nicht, weil er das besonders gerne macht, sondern weil das Problem den Staat und die Gesell­schaft zu zer­reißen droht. Und, wie wie schon seit Otto Waalkes wissen: Dänen lügen nicht.
Am letzten Don­nerstag legte Kon­seil­spræ­sident Ras­mussen die neuen Asyl­ge­setze vor dem däni­schen Folkething dar und die haben es in sich. Wir hatten ja schon von den Plänen für die No-Go-Areas Däne­marks berichtet, die dort in bewun­derns­werter Klarheit „Ghettos“ genannt werden, und die es auf­zu­lösen und unter Kon­trolle zu bekommen galt. Das gelingt auch schon recht weit­gehend, erfordert aber seitens der Polizei jedesmal vollen Kör­per­schutz, aus­rei­chende Bewaffnung und ent­spre­chend große Mannschaften.
Es regt sich auch mitt­ler­weile kaum noch Wider­stand in den anderen Par­teien, denn die Ver­hält­nisse sind so, dass das dänische Volk bei der nächsten Fol­keting-Wahl geschlossen die Natio­na­listen wählen würde.
Die Lage ist nun so, dass neun von zehn Flücht­lingen am Ende dau­erhaft hier­bleiben. Und das funk­tio­niert auf lange Sicht nicht, und das aus vie­lerlei Gründen.“, erklärte Staats­prä­sident Løkke im Par­lament. Wer als Kriegs­flüchtling nach Dänemark komme, so Løkke, müsse unter der Prä­misse auf­ge­nommen werden, dass der Auf­enthalt vor­über­gehend ist und man wieder heim­kehren muss, um die Heimat wieder aufzubauen.
„Und zweitens ist es meine Ansicht, die ich ebenso stark emp­finde, dass man, wenn man hier ist, man sich selbst ver­sorgen sollte, wenn man kann, denn das tun die däni­schen Steu­er­zahler auch.“, so der Regierungschef.
Dafür erntet er großen Beifall, auch von den Kon­ser­va­tiven: “Natürlich wirst Du nicht in unsere deka­dente Gesell­schaft inte­griert werden” (Selv­føl­gelig vil man ikke inte­greres i vores deka­dente samfund) ätzt die Web­seite “Kon­ser­vative Reaktion” als Gegen­re­aktion auf die arro­gante Haltung der Zuwan­derer gegenüber der däni­schen Gesellschaft.
Staats­mi­nister Løkke nannte drei Säulen, auf die die neue dänische Asyl­po­litik auf­gebaut sein soll:

  • Erstens sollen abge­wiesene Asyl­be­werber schneller abge­schoben und Flücht­linge, deren Hei­mat­länder als sicher ein­ge­stuft werden, kon­se­quenter rück­ge­führt werden.
  • Zweitens soll ein „juris­ti­scher Weg“ gefunden werden, dass es keine Aus­wir­kungen auf die Anbindung an Dänemark hat, wenn man in Dänemark arbeitet.
  • Und drittens soll man sein eigenes Geld ver­dienen, wenn man in Dänemark ist.

 

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Außerdem will Dänemark abge­wiesene Asyl­be­werber an einem „nicht besonders attrak­tiven“ Ort in Europa, aber außerhalb Däne­marks unter­bringen. Die Pläne ein Zentrum dieser Art würden zur Zeit mit anderen Ländern dis­ku­tiert und seien schon „relativ weit fort­ge­schritten“, sagte Regie­rungschef Lars Løkke Ras­mussen dem däni­schen Rundfunk. “Es würde einen großen Unter­schied machen, wenn man ein Lager ein­richten könnte, das nicht in den attrak­tiven Asyl­ländern liegt, sondern anderswo”, sagte er laut dem Sender DR. Der Vor­schlag der liberal-kon­ser­va­tiven Regierung sei mit Öster­reich und anderen Ländern besprochen worden, die er nicht weiter nennen wolle, sagte Løkke Ras­mussen. Auch in welchen Land ein solches Aus­rei­se­zentrum ein­ge­richtet werden könnte, sagte er nicht. Er glaube, dass ein Pilot­projekt noch vor Jah­resende beginnen könne.
Aus den däni­schen Medien erfährt man, was in Deutschland über­haupt nicht kom­mu­ni­ziert wird: Dänemark bemüht sich, zusammen mit anderen euro­päi­schen Ländern, solche gemeinsame Aus­rei­se­zentren (Expat-Centers) für abge­wiesene Asyl­be­werber zu errichten. Es stehe aber noch nicht genau fest, wo sie errichtet werden, wichtig sei nur, dass es in einem (außer)europäischen Land sein solle, das für Asy­lanten und Migranten sehr unat­traktiv ist, um eine abschre­ckende Wirkung zu erzielen.
Eben­falls soll es gemeinsame Emp­fangs­zentren geben. Inter­es­san­ter­weise heißt es hier: „Deutschland, die Nie­der­lande und Öster­reich gehören zu den Ländern, mit denen Dänemark an einer Lösung arbeitet. Dies soll nicht in den Ländern selber sein, daher ver­sucht man nun, einen Standort für ein gemein­sames Abschie­be­zentrum zu finden. Wahr­scheinlich wird es sogar außerhalb der EU sein.“, sagte Staats­mi­nister Løkke Ras­mussen. (Tyskland, Holland og Østrig er blandt de lande, Danmark sam­ar­bejder med om at finde en løsning. Det er derfor ikke her, det fælles udre­j­se­center kommer til at ligge, siger Lars Løkke Rasmussen.)
Erwähnt wurden Albanien, Serbien oder Mazedonien.
Hin­ter­grund dafür ist, dass wie in Deutschland auch, rund um die die däni­schen Asyl­zentren viele abge­lehnte Asyl­su­chende leben, die Dänemark nicht abschieben kann, weil deren Hei­mat­länder sie nicht wieder zurück­nehmen. (Rundt om på danske asyl­centre sidder mange afviste asyl­an­søgere, som Danmark ikke kan sende hjem, fordi deres hjem­lande ikke er klar til at tage imod dem.)
Und weil die däni­schen Abschie­be­zentren nach eigenen Bekun­dungen eigentlich eher gut geführte Frei­luft­ge­fäng­nisse sind, ent­kommen ständig die Insassen, die dann im gelobten Land Dänemark in den Gettos bei ihren Ver­wandten unter­tauchen. Deshalb sei es wichtig, die Abschie­be­zentren in „unat­traktive“ Länder zu verlegen.
 

 

Bilder: http://refugees.dk/fakta/asylproceduren-i-danmark/asylcentrene/

 
Davon ver­spricht Dänemark sich eine abschre­ckende Wirkung, denn solange in den Her­kunfts­ländern bekannt ist, dass man auch als abge­lehnter Asyl­be­werber im gewünschten Land bleiben kann und in vielen Fällen trotzdem Unter­halts­gelder bekommt, wird der Strom der Zuwan­derer nicht abreißen. Wird aber bekannt, dass man bei Ablehnung bei­spiels­weise in ein Lager in Albanien ver­frachtet wird und zwar auf unbe­stimmte Zeit, bis das eigene Land einen wieder auf­nimmt, wird das die Rei­se­freude dämpfen.
 
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Dänemark als „Zielland“ erfreut sich unter liba­ne­si­schen jungen Männern beson­derer Beliebtheit, daher ver­sucht die dänische Regierung zusätzlich, mit einer Anzei­gen­kam­pagne in liba­ne­si­schen Zei­tungen Migranten davon abzu­halten, nach Dänemark zu kommen. Man habe die Leis­tungen für Asyl­be­werber um 50 Prozent gekürzt, heißt es in den in eng­li­schen und ara­bi­schen Zei­tungen geschal­teten Anzeigen. Allein­ste­hende werden statt umge­rechnet rund 1.450 Euro künftig nur mehr rund 800 Euro erhalten.
Die von der UNHCR vor­ge­schrie­benen 500 Asyl­be­werber und Flücht­linge pro Jahr will Dänemark auch nicht mehr aufnehmen.
 

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