
„Ich bin ein junger Gott, ich kann alle Mädels haben, die ich nur will – aber nicht, nachdem ich ihnen gesagt habe, dass ich 69 bin“ beschwert der Mann sich. „Ich bin jung, ich bin super in Form und ich möchte, dass dies rechtlich anerkannt wird, weil ich mich durch mein Alter misshandelt, benachteiligt und diskriminiert fühle.“
Emile Ratelband ist konsequent. Er hat auch (erfolglos) seine staatliche Mindestrente zurückgewiesen. Und auch seine Begründung zur offiziellen Änderung seines Geburtsdatums ist eigentlich gar nicht abwegig, sondern absolut folgerichtig:
„Heute können wir unsere Arbeit wechseln, unser Geschlecht, unsere politische und sexuelle Ausrichtung. Wir haben sogar das Recht, unseren Namen zu ändern.“
Wo der Mann Recht hat, hat er Recht. Es ist sogar logisch gesehen noch zwingender. Er war auf jeden Fall einmal offiziell und ganz von Natur aus 49 Jahre alt. Wenn sich seitdem biologisch nichts geändert hat und er sich so fühlt wie mit 49, dann kann man das sogar – rein logisch – nachvollziehen. Alter ist nichts als eine Momentaufnahme des Befindens, wenn man es so sieht. Erlaubt man also einer Frau, die nie ein Mann war, plötzlich offiziell einer zu sein und einen wesentlichen Teil seiner/ihrer Identität als Mensch und Person zu ändern, wofür er/sie außer einer ganz individuellen Motivation keinen objektiv zwingenden Grund hat, dann kann jemand, der ja seine Person, seinen Namen und seine Identität nicht einmal ändert, analog erst recht sein individuelles Altersempfinden offiziell geltend machen.

Das ist der Fluch des ideologiebestimmten Handelns, der Beliebigkeit und Rechtsunsicherheit. Alles ist irgendwie so, wie man sich fühlt, und Gutmensch-Ideologie ersetzt klare Rechtsnormen. Hat man das erst einmal aufgebrochen, tritt man damit eine Entwicklung los, die man nicht mehr einfangen kann. Das alte Sprichwort “Wehret den Anfängen“ hat seine Berechtigung.
Die Folgen rechtlicher Beliebigkeit aufgrund individuell-subjektiver Befindlichkeiten werden zu Problemen führen. Bekommt Herr Ratelband Recht zugesprochen – und das sieht ziemlich gut für ihn aus – wird es vielleicht eine Klagewelle geben von Leuten, die sich mit 49 schon so wie mit 69 fühlen und aufgrund dessen Rente beantragen.
Es gab einmal einen Mann, der darauf klagte, von seiner Frau geschieden zu werden, ohne dass sie Unterhalt von ihm bezieht, weil der Mensch alle sieben Jahre alle Zellen seines Körpers durch neue ersetzt hat. Die Frau, die er damals geheiratet hat, gebe es mittlerweile gar nicht mehr. Mit dem gegenwärtigen Zellhaufen, der den Namen seiner damaligen Ehefrau trage, habe er nichts zu tun. Auch nicht unlogisch, hat aber damals nicht geklappt.
Das kann richtig lustig werden. Was ist, wenn ich morgen überzeugt davon bin, Napoleon zu sein und Anspruch auf den französischen Thron anmelde? Oder könnten Leute, die sich als Klingonen empfinden, auch einen entsprechenden Pass bekommen?
























