Foto: Unbekannter Obdachloser

Greta Thunberg: Welt­rettung durch Schuleschwänzen

Von Roger Letsch - Der welt­weite Klima-Zirkus hat eine neue Gal­li­ons­figur. Sie heißt Greta Thunberg, kommt aus Schweden und ist 15 Jahre alt. Auf der Kli­ma­kon­ferenz COP24 hatte Greta Gele­genheit, den laschen erwach­senen Kli­ma­nicht­ret­ten­könnern ordentlich den Marsch zu blasen, als sie im Namen der Initiative „Climate Justice Now“ zu den ver­sam­melten Welt­rettern sprechen durfte. Die Rede war vom „Not­bremse ziehen“, von „Gerech­tigkeit in der Kli­ma­frage“ und davon, dass „unsere Zivi­li­sation geopfert wird, um Geld zu machen“. Man kann sich natürlich nicht ernsthaft kri­tisch über die Ver­stie­gen­heiten von Teen­agern äußern, aber Greta agiert ja nicht im leeren Raum, sie ist das Produkt einer Sozia­li­sierung und eines Bil­dungs­systems. Und wie das in Schweden – und nicht nur dort – gepolt ist, weiß man spä­testens nach Gretas Aussage, dass „die Armut der Vielen den Luxus der Wenigen“ bezahle. Das ist nämlich barer Unsinn und ent­spricht exakt den Vor­stel­lungen linker Ideo­logen, deren Denken in dumpfer Kapi­ta­lis­mus­kritik stecken geblieben ist.
Es ist jedoch aus­ge­rechnet der Kapi­ta­lismus, der die welt­weite Armut wirksam bekämpft und mit dessen Res­sourcen zum Bei­spiel eben jene Kon­fe­renzen aus­ge­richtet werden, auf denen man ihm Geld für den Kli­ma­schutz aus der Tasche ziehen kann. Greta Thunberg ist randvoll mit dieser Ideo­logie und hat deren Ziele völlig ver­in­ner­licht. An dieser Stelle ist sie so ehrlich und hell­sichtig wie Jeanne d’Arc und genau so kom­pro­misslos. Sie glaubt an die Hei­ligen der Kli­ma­kirche und kennt den pro­phe­zeiten Beel­zebub, das CO2. Mit diesem Wissen aus­ge­stattet und in der festen Über­zeugung, Schweden sei „ein reiches Land“, fällt der Ruf nach der „Not­bremse“ leicht. Das fossile Teu­felszeug soll im Boden bleiben und alle Men­schen Elek­tro­autos fahren. Um das „wie“ muss sie sich nicht kümmern, ähnlich wie Jeanne d’Arc, die zwar ein Banner in die Schlacht tragen konnte, aber kein Land zu führen hatte.
Die Kopf­wäsche durch Greta Thunberg hatten sich die COP24-Teil­nehmer redlich ver­dient, denn ich bin fest davon über­zeugt, dass unter diesen kaum jemand sein kann, der sich über die Ver­geb­lichkeit seiner Bemü­hungen nicht völlig im Klaren ist. Die Welt­ge­mein­schaft bekommt ihre ideo­lo­gi­schen Aus­ein­an­der­set­zungen und Kriege nicht in den Griff, will aber das Klima davon abhalten, sich mehr als 1,5°C zu erwärmen. Jedem ist bewusst, dass wenn die Industrie erst zwangs­de­kar­bo­ni­siert und abge­schaltet sein würde, sie auch keine gol­denen Eier mehr legen kann, über deren Ver­teilung auf COP-Kon­fe­renzen debat­tiert werden kann. Der immer schriller wer­dende Alar­mismus der Kli­ma­to­logen und deren düstere Zukunfts-Sze­narien bewirken immer häu­figer regel­rechte Kurz­schlüsse in den Köpfen, besonders in denen junger Men­schen. Man ruft nach Buße, Ver­zicht und Katharsis und beginnt kon­se­quent beim eigenen Ver­halten, dass man mit sym­bo­li­schen Hand­lungen auflädt. Zogen im 13. Jahr­hundert die Fla­gel­lanten durch die Städte Ober­ita­liens und Deutsch­lands, um sich die eigene Sünd­haf­tigkeit selbst aus den Körpern zu peit­schen, bestraft sich Greta mit dem Total­ver­zicht auf Flüge und dadurch, dass sie per Elektro-Auto von Schweden nach Kat­towice reiste. Wie vor­bildlich! Ich vermute, dass auch eine Auto­fähre benutzt wurde, wenn man auf­grund der geo­gra­fi­schen Lage Schwedens und der nötigen Lade­zeiten für die Akkus eines E‑Autos nicht eine Woche oder länger unterwegs sein wollte. Womit die Schiffe der Stena-Line ange­trieben werden, sagen wir Greta lieber nicht.

Freitags ist sie nie da

Doch was – außer der Fähigkeit, flam­mende Reden zu halten – qua­li­fi­zierte Greta Thunberg dafür, auf der Kon­ferenz zu sprechen? Sie ist Klima-Akti­vistin und Initia­torin welt­weiter Schul­streiks! Immer Freitag geht’s nicht zur Schule, sondern vor das schwe­dische Par­lament, um dort für mehr Kli­ma­schutz zu demons­trieren. Schu­le­schwänzen für den guten Zweck. Die Begründung ist bestechend simpel, um nicht zu sagen schreiend naiv: Wenn das mit dem Kli­ma­wandel so weiter gehe, hätte sie ja ohnehin keine Zukunft, für die es zu lernen lohne. Für die Bewoh­nerin eines Landes, dass nur auf­grund der Kli­ma­er­wärmung nach der letzten Eiszeit über­haupt bewohnbar ist und welches sich bis heute Jahr für Jahr noch um 10mm hebt, ist das der maximal leistbare Ver­zicht. Gewis­ser­maßen Selbstmord aus Angst vor dem Tod anderer.
Das Paradoxe an dieser Aktion ist natürlich, dass sie erstens inkon­se­quent ist, denn ein echter Aktivist darf das Klima nicht nur am Freitag retten. Außerdem könnte man doch den Druck erhöhen, wenn man an die Wirk­samkeit dieses Pro­testes glaubt, indem man einfach so lange die Luft anhält, bis das Klima gerettet ist. Da würden sich die schwe­di­schen Poli­tiker sicher erweichen lassen und das Klima mit einem Sofort­pro­gramm aus der Krise ziehen. Zweitens erleben wir aktuell einen per­versen Wettlauf um die Deu­tungs­hoheit in Sachen Zukunft zwi­schen „indi­vi­dua­lis­ti­schem Kapi­ta­lismus“ und „kol­lek­ti­vis­ti­scher Welt­rettung“, bei dem Greta der Welt­rettung die Daumen drückt, obwohl diese nur gelingen kann, wenn der Kapi­ta­lismus die Mittel dazu bereitstellt.
Wis­sen­schaft­licher und tech­no­lo­gi­scher Fort­schritt gelingt dann am besten, wenn sich beides aus einem freien Wett­streit der Ideen und jen­seits aller Denk­verbote abspielt. Außerdem gibt es viele Fak­toren, die ent­scheiden, welche Ideen sich durch­setzen und welche sich als Sack­gasse erweisen werden. Dum­mer­weise weiß man immer erst hin­terher, welcher Weg die Sack­gasse war, weshalb man alle Wege aus­pro­bieren muss. Als Ergebnis von Versuch und Irrtum gibt es immer wieder tech­no­lo­gische Sprünge, die niemand vor­her­ge­sehen hat, die sich dann jedoch mit rasender Geschwin­digkeit und vor allem ohne jeden staat­lichen Ein­griff durch­setzen, wenn man sie nicht behindert. Willhelm II. hielt das Auto­mobil für eine Mode­er­scheinung und setzte aufs Pferd. Nokia belä­chelte das iPhone und sah dafür keinen Markt. Bekanntlich lagen beide gründlich daneben. Wenn es nun opportun sein sollte, unsere Wirt­schaft kom­plett zu decar­bo­ni­sieren – die Dis­kussion darüber, ob dies wirklich sinnvoll oder auch nur machbar ist, hat man poli­tisch leider kom­plett abge­schaltet – dann stellt sich die Frage nach dem tech­ni­schen „wie“. Diese Frage hat die Politik jedoch eigen­mächtig eben­falls beant­wortet, indem sie bestimmte Tech­no­logien prä­fe­riert und diese mit hohen Sub­ven­tionen fördert. Im Ener­gie­sektor sind dies Sonne und Wind, die jedoch ohne Sub­ven­tionen nicht pro­fi­tabel sein können und den Bedarf nach heu­tigem tech­no­lo­gi­schem Stand niemals decken werden. Ein qua­li­ta­tiver Sprung blieb aus und wurde, gerade in Deutschland, durch einen quan­ti­ta­tiven Overkill ersetzt. Man stelle sich nur mal die langen Gesichter vor, wenn es irgendwann doch zu einem qua­li­ta­tiven Sprung in der Ener­gie­er­zeugung kommt und sich in Deutschland dann zu zehn­tau­senden inef­fektive Wind­tur­binen an unpro­duk­tiven Stand­orten drehen.
Gleich­zeitig werden durch Gesetze andere, inno­vative und pro­fi­table Indus­trie­zweige ver­nichtet, um einen Tech­no­lo­gie­wechsel ins Nichts poli­tisch zu erzwingen. Der Ver­bren­nungs­motor bei­spiels­weise sieht in Deutschland keiner guten Zukunft ent­gegen. Dass die Deutsche Umwelt­hilfe beim Diesel-Motor nicht Halt machen wird, ist bekannt und wird durch Dampf-Twit­terer wie Karl Lau­terbach medial befeuert. Die Frage ist nun, was zuerst ein­tritt: der benö­tigte Tech­no­lo­gie­sprung oder die Agonie der Märkte, die ihn her­vor­bringen sollten. Denn trotz aller Kon­fe­renzen und poli­ti­schen Sonn­tags­reden steht eines fel­senfest: Poli­tiker mögen gedanklich und in ihren Reden weit springen können – Erfin­dungen haben sie jedoch noch nie zustande gebracht. Statt­dessen drücken sie die Industrie gewis­ser­maßen mit dem Kopf unter Wasser, hoffend, dass ihr Kiemen wachsen, bevor der Delin­quent ersäuft. In der Zwi­schenzeit stellen wir die Land­schaft mit den Aus­wüchsen einer tech­no­lo­gi­schen Sack­gasse zu, hoffend, dadurch das Klima zu kühlen. Man ist der festen Über­zeugung, es sei besser irgend­etwas zu tun, solange man nicht weiß, was das Richtige wäre.
Auch für Greta Thunberg hat die Sache einen bösen Haken. Sie lernt pro Woche einen Tag weniger, weshalb die dringend nötigen tech­no­lo­gi­schen Sprünge in Zukunft wohl eher in Shanghai als in Stockholm statt­finden werden. Ihr bleibt wohl nur, als Akti­vistin den Grünen bei­zu­treten, dafür braucht man ja höchstens ein abge­bro­chenes Studium der Thea­ter­wis­sen­schaften. Haupt­sache die Gesinnung sitzt schön straff und das Auge ist auf eine Utopie hinter dem Horizont gerichtet. Sie kann dann in 20 Jahren vor dem schwe­di­schen Reichstag pro­tes­tieren, weil Schweden kein reiches Land mehr ist. Für diese Klage wäre die Politik dann mal wirklich der richtige Adressat.

Kinder (nicht) an die Macht

Skep­tiker der Klima-Hys­terie müssen sich immer wieder vor­werfen lassen, sie hätten doch im Grund keine Ahnung und sollten das Thema doch lieber den Experten über­lassen. Das liegt auch daran, dass die Experten, die eben­falls so ihre Zweifel an dem Zirkus haben, nicht zu Wort kommen und falls doch, wird ihnen ihre dabei man­gel­hafte Elo­quenz zum Ver­hängnis. Denn der Disput geht schnell von der Sach­ebene weg auf die Ebene der Wünsche, Träume und Emo­tionen. Aber diese Skep­tiker seien ja ohnehin nur noch wenige ewig gestrige und spä­testens an dieser Stelle kommt die Sprache auf die omi­nösen 97% Zustimmung, die der anthro­pogene Kli­ma­wandel in der Fachwelt angeblich habe. Das klingt nach großer Über­ein­stimmung und soll nach dem demo­kra­ti­schen Mehr­heits­prinzip belegen, dass 97% natürlich im Recht sein müssen. Diese soge­nannte Cook-Studie ist aller­dings ein aus­ge­machter Schwindel, für den man kur­zerhand die Daten­basis der Meta-Studie fri­sierte. Für den rich­tigen (guten) Zweck ist sowas offenbar erlaubt. Es ist, als wolle man belegen, dass die Menschheit frei­willig auf den Verzehr von Fleisch ver­zichtet, aber nur Veganer nach ihren Ess­ge­wohn­heiten fragt.

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Während man Skep­tiker also stets nach ihrer Qua­li­fi­kation beur­teilt, genügt bei den Jüngern der Kli­ma­wan­del­kirche die glit­zernde Gesinnung völlig aus, um Glaub­wür­digkeit zu erlangen. An der Cook-Studie, heute eines der Evan­gelien der Kli­ma­kirche, schrieb eine nach Selbst­aus­kunft „beim NABU auf Kli­ma­ak­ti­vismus umge­schulte“ Pro­gram­mie­rerin mit (siehe Tex­tende im Link) und eine 15 Jahre junge Teil­zeit­schul­schwän­zerin erhebt den mora­li­schen Anspruch, die Welt zu retten. Akti­visten, NGO-Lai­en­pre­diger und Teenager sind mitt­ler­weile die Haupt­dar­steller dieser mora­li­schen Hybris und niemand kommt auf die Idee, auch mal dort nach der fach­lichen Kom­petenz zu fragen. Das ist auch ein Grund dafür, dass Skep­tiker stets „ad hominem“ ange­griffen werden. Wer den Kli­ma­wandel nicht auf­halten will, muss ja ein schlechter Mensch sein und Geld von den Ölscheichs annehmen – mit belast­baren Fakten können die Akti­visten nicht auf­warten, weshalb sie die Argu­mente der Skep­tiker nicht zur Kenntnis nehmen wollen und für den guten Zweck sogar vor Betrug und Fäl­schung nicht zurück­schrecken (siehe hier, hier und hier).
Es genügt, zu glauben und die Welt in Gläubige und Ketzer ein­zu­teilen. Mit Greta Thunberg hat die Kli­ma­kirche jeden­falls ihre neue Jeanne d’Arc gefunden, die stolz das Banner der Kli­ma­ge­rech­tigkeit schwenkt. Immer Freitag, wenn sie die Schule schwänzt und ihre per­sön­liche Zukunft als Opfer auf den Altar der Kli­ma­ge­rech­tigkeit legt.