Wegen Fake News: Relotius flog schon 2014 bei NZZ raus

Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) trennte sich bereits 2014 von Claas Relotius. Der Grund: Plumpe Fäl­schungen, die von Lesern auf­ge­deckt wurden. Danach ging der Autor zum SPIEGEL, wo er mit offenen Armen emp­fangen wurde.
Die SPIEGEL-Chefs tun so, als wenn sie auf Claas Relotius rein­ge­fallen wären. Mal abge­sehen davon, dass die Texte schon für Laien erkennbar ver­dächtig “perfekt” waren, kam der Autor bereits mit ein­schlä­gigem “Fake News Register” zum SPIEGEL. Zuvor flog er wegen plumper Fäl­schungen bei “Neue Zürcher Zeitung” raus. Kaum zu glauben, dass dies den SPIEGEL-Ver­ant­wort­lichen ver­borgen geblieben ist.
Bei der NZZ ging es z.B. um eine billige Story über eine fin­nische Fri­seuse. Auch hier stimmte fast alles nicht. Noch nicht mal der Vorname. Die Fäl­schungen waren so gra­vierend, dass sich Leser im Kom­men­tar­be­reich heftig beschwerten.
Es ging um den Artikel

«Blon­dinen färben ihr Haar dunkel»

Kom­mentar unter dem Beitrag:
Bei diesem Bericht muss es sich um eine Fiktion handeln: Erstens ist der Name Hannu ein Män­nername (Hans), zweitens exis­tiert dieser Coif­feur­salon in Lahti nicht, und drittens sind die Preise pro Haar­schnitt bedeutend höher (z.B. Kinder bis 8–12 Jahre 26 €). Auch die Preise für Milch, Brot und Kino­bil­lette sind höher. Ein Liter normale Milch kostet ungefähr 1,20 €. Vom NZZ Folio erwarte ich eigentlich recher­chierte Berichte.
Die NZZ schreibt:
“Claas Relotius hat sich in den Jahren 2013 und 2014 bei uns gemeldet, um uns Bei­träge für die Kolumne «Beim Coiffeur» anzu­bieten – wie das viele freie Jour­na­listen getan haben. Eine auf­merksame Leserin wies uns gleich nach Erscheinen dieses Texts auf Unstim­mig­keiten hin. Wir kon­fron­tierten den Autor damit und sahen uns anschliessend zum bizarrsten Kor­ri­gendum ver­an­lasst, das wir je ver­öf­fent­lichen mussten (nach­zu­lesen unten in den Kom­men­taren). Auf die weitere Zusam­men­arbeit, die Claas Relotius uns ange­boten hat, ver­zich­teten wir in der Folge.”
Kommt es jetzt zu Konsequenzen?
Ange­sichts dieser Vor­ge­schichte stellt sich die Frage, wie dies Jour­na­listen beim SPIEGEL ver­borgen bleiben konnte. Oder hat man in der Chef­etage das bekannte Fake News Register von Relotius bewusst igno­riert, weil er die poli­ti­schen Vor­gaben so fan­ta­sievoll umsetzte?
Die “Bild” berichtet in ihrer Sams­tag­ausgabe über ein Schreiben des desi­gnierten Chef­re­dak­teurs Steffen Klusmann an die Mit­ar­beiter, wonach Ullrich Fichtner und Mat­thias Geyer “ihre neuen Ver­träge erst mal aus­setzen und ruhen lassen”, bis die haus­in­terne Kom­mission die Relotius-Affäre “abschließend unter­sucht” habe.
Der Fäl­scher-Fall habe “bei einigen die Frage auf­ge­worfen, ob Ullrich Fichtner als Chef­re­dakteur und Mat­thias Geyer als Blatt­macher nach einem solchen Desaster eigentlich noch tragbar sind”, schreibt Klusmann.
Der eine habe “Claas für den ‘Spiegel’ ent­deckt”, der andere habe ihn fest ange­stellt und “bis zuletzt geführt”. Beide hätten bereits ihren Rück­tritt angeboten.
 


Erst­ver­öf­fent­li­chung auf MMNews