Der Untergang des Para­dieses: Warum die Umwelt­lügen so glaub­würdig wirken

Claas Relotius hat im großen Stil Repor­tagen gefälscht. Ein besonders dicker Fisch war sein Märchen vom Untergang der Süd­see­inseln durch den Kli­ma­wandel. Die Auf­ar­beitung des Falles zeigt, in welchem Umfang und mit welcher Hingabe gelogen wurde – und warum es so gut funk­tio­niert hat.

Der Spiegel will nun in vor­ge­täuschter Reu­mü­tigkeit »trans­pa­rente Nach­for­schungen« ermög­lichen und stellt dazu bei­spielhaft den Artikel »Was der Erde droht. Und was wir tun können« ins Netz, der sich, wie sie zugeben, als »gefälscht« her­aus­ge­stellt hat.
Wir sehen ein ein­drucks­volles Bild vom Mar­kus­platz in Venedig, der gerade unter Wasser steht, und lesen von Insu­lanern, die ihre Ver­wandten besuchen wollten.
»Als sie ankamen, waren London, Paris und Polen so gut wie men­schenleer. Die drei Sied­lungen auf Kiri­batis öst­lichem Atoll Kiri­timati waren einst vom Welt­um­segler James Cook der Bequem­lichkeit halber so benannt worden. Und jetzt standen London, Paris, Polen zur Hälfte unter Wasser.«
Da wird uns ein gru­se­liges Unter­gangs-Sze­narium auf­ge­tischt. Geschickt werden Asso­zia­tionen an euro­päische Hoch­kultur und kolo­nialem Schuld­gefühl mit dem Zauber der Südsee ver­bunden – all das soll nun auf ewig ver­loren sein?
»Wellen erhoben sich auf der einen Strand­seite und fielen, so wenig Land war übrig, auf der anderen wieder ins Meer. Die See­deiche, die Wel­len­brecher aus Man­groven und die Schutz­mauern aus Beton hatten nicht gehalten, die Bewohner hatten ihre Häuser auf­ge­geben und ihre Heimat dem Ozean über­lassen: London, Paris und Polen sind untergegangen.«
Auf der Achse des Guten wird aus­ge­führt, dass der Spiegel selbst dann noch schummelt, wenn er in der Pose des Auf­klärers auf­tritt. »Als Siedlung auf­ge­geben wurde jedoch nur Paris – Polen und London sind nach wie vor bewohnt«, heißt es in ihrer Rich­tig­stellung. Es wirkt so, als wäre die Meldung nur teil­weise falsch.
Nicht erwähnt wird, dass der Ort mit dem bemer­kens­werten Namen Paris schon länger leer steht, weil die Bewohner – so viele sind es nicht – einfach nur umge­zogen sind, und zwar kei­nes­falls wegen eines erhöhten Mee­res­spiegels. Paris lag wie London auf einer Anhöhe. Der Mee­res­spiegel ist nicht angestiegen.
Es ist also nicht etwa nur ein kleines Detail falsch, das leicht berichtigt werden kann, es ist alles gelogen: Es gibt auf Kirimati keine »See­deiche«, keine »Wel­len­brecher aus Man­groven«, keine »Schutz­mauern aus Beton«; die Bewohner hatten ihre Häuser nicht »auf­ge­geben« und ihre Heimat nicht »dem Ozean über­lassen«. Die Städte mit den euro­päi­schen Namen sind nicht »unter­ge­gangen«. Es war alles ausgedacht.
Nun wurde ein­ge­räumt, dass Relotius gar nicht vor Ort war, er hatte seine Recherche-Reise nur ange­täuscht und Flug und Hotel recht­zeitig stor­niert, aber publico fragt: » … glaubt irgend­jemand, die Zulie­ferung des Ham­burger Goldjung hätte auch nur ein Deut anders geklungen, wenn er wirklich in die Südsee geflogen wäre?«
Stimmt. Lügen kann man überall. Man könnte sich aber auch infor­mieren. Nicht nur, dass es Wiki­pedia gibt, es gibt auch aus­führ­liche und seriöse Berichte wie den von dem Ozea­no­graphen Nils-Axel Mörner, der wie kaum ein anderer For­scher Erfah­rungen auf dem Gebiet hat und dem Welt­kli­marat IPCC schon lange vor­wirft, dass er das Thema falsch dar­stellt. »Wir haben es hier mit einer quasi-reli­giösen Bewegung zu tun, die behauptet, die Umwelt schützen zu wollen«, sagt er auf bazonline. »Sie stellt mitt­ler­weile die Bekämpfung der Erd­er­wärmung vor die Bekämpfung der Armut.«
Es ist ein gigan­ti­scher Schwindel, der mit kri­mi­neller Energie vor­an­ge­trieben wird – ein Geschäft mit dem schlechten Gewissen. Beim Untergang der Südsee handelt es sich gewis­ser­maßen um ein in unre­gel­mäs­sigen Abständen wie­der­keh­rendes Phä­nomen: Südsee-Inseln gehen stets kurz vor einer Kli­ma­kon­ferenz unter, tauchen dann wieder auf, um dann pünktlich zur nächsten Kli­ma­kon­ferenz wieder unter­gehen zu können. So war es auch in Kat­towitz und in Bonn.
Der Gene­ral­an­zeiger hatte berichtet, dass anlässlich der Kli­ma­kon­ferenz in Bonn rund sieben Mil­lionen Euro aus dem Haushalt des Ent­wick­lungs­mi­nis­te­riums zur Unter­stützung der »Prä­si­dent­schaft von Fidschi« aus­ge­geben wurden – Fidschi sollte als besonders betroffene Region Mit­tel­punkt der Kon­ferenz sein. Doch der Mee­res­spiegel steigt da in Wirk­lichkeit gar nicht, wie man hier nach­lesen kann.
Warum wirkt es trotzdem so stark auf uns, selbst wenn die Fakten dagegen sprechen? In unseren Horror-Träumen sehen wir nicht etwa nur ein Urlaubs-Paradies unter­gehen, sondern das Paradies schlechthin. Das Paradies ver­muten wir immer noch irgendwo in der Südsee. Daraus sind wir ver­trieben. Wir haben, wie uns die Priester der Klima-Kirche ein­reden wollen, durch unseren luxu­riösen Lebensstil unsere Unschuld ver­loren. Und so blüht der Ablass­handel für die unglaublich schlimmen Umwelt­sünden, die man uns ein­reden will ­– obwohl es solche Sünden nicht gibt.


Quelle: freiewelt.net