Heli­ko­ptergeld — Herr schmeiß Geld (und Hirn) vom Himmel

Zehn Jahre ist es her, dass sich die Welt in einer ernst­haften Wirt­schafts­krise befand. Gelernt haben wir aus dieser Krise offen­sichtlich äußert wenig. Mitt­ler­weile ist es aber einem jeden klar, dass man sich eben doch nicht mit ultraviel bil­ligem Geld aus der Krise drucken kann.
Die Pro­bleme der letzten Finanz­krise wurden kei­nes­falls gelöst, sondern lediglich in die Zukunft gedruckt. Jetzt sind die Pro­bleme wieder da. Die Anzeichen in der Eurozone stehen auf Rezession. Jedoch nicht nur in Süd­europa, das sich seit 2008 nicht mehr richtig erholt hat, sondern eben auch beim Export­welt­meister Deutschland. Nach einem his­to­risch ein­ma­ligen, künst­lichen Boom, aus­gelöst durch niedrige Zinsen und bil­liges Geld, geht der Zyklus dem Ende ent­gegen und stür­mische Zeiten sind zu erwarten.
Die Kon­junktur ver­schlechtert sich zuse­hends. Jetzt stellt sich die Frage, was die Geld­magier der Euro­päi­schen Zen­tralbank rund um EZB-Boss Draghi nun aus­hecken werden, um das System noch länger am Laufen zu halten. Im Gegensatz zur FED konnte man durch das Zwangs­korsett des Euros die Zinsen nicht erhöhen um sich einen Puffer auf­zu­bauen für die nächste Krise. Die Aus­gangslage für eine erneute Krise ist denkbar schlecht. Die Aus­wir­kungen der Finanz- und Euro­krise sind immer noch spürbar und die Medi­ka­mente haben lediglich die Sym­ptome bekämpft — aber der Patient ist nicht stabil. Mit einer zweiten Krise à la 2008 droht das Ende der Eurozone. Aus diesem Grund werden die Maß­nahmen und Ideen immer skur­riler und ver­zwei­felter. Die Zinsen in der Eurozone sind bereits auf null Prozent gesenkt, das Auf­kauf­pro­gramm hat die Bilanz der EZB um 2,5 Bil­lionen Euro auf­ge­bläht und die Wirk­samkeit lässt zu Wün­schen übrig. Die Target2 Salden unter­streichen zudem, dass das ganze Euro­system dys­funk­tional ist. Deutschland hat momentan 868 Mil­li­arden Euro zinsfrei an die Partner ver­liehen. Im Übrigen darf man nicht ver­gessen, dass wir Bürger für diese gigan­ti­schen Summen im Notfall haften! Ita­liens Wirt­schaft darbt und steckt schon in der Rezession, in Frank­reich gehen die Bürger auf die Straße und der Brexit wird ver­mutlich auch unko­or­di­niert über die euro­päische Bühne gehen — mit hef­tigen Aus­wir­kungen dies- und jen­seits des Kanals. Grie­chenland, welches im August 2018 noch von der EZB und der EU als geheilt betitelt wurde, hat bald wieder genauso viele Schulden wie vor der Ret­tungs­orgie und die Finanz­branche in Italien und Spanien ist immer noch extrem belastet mit not-lei­denden Kre­diten und ist de facto teil­weise marode und bankrott. Also alles gut, oder?

Mit der nächsten Krise könnte die EZB zwei­fellos die Zinsen noch weiter senken, also Nega­tiv­zinsen instal­lieren, wovon wir aus­gehen. Dann müsste man jedoch ran ans Bargeld und dann wäre das Jammern groß. Denn die Bürger würden dann die Banken stürmen und ihre Konten leeren, da es immer noch güns­tiger wäre, das Geld im Schließfach zu horten als auf dem dann teuren Sparbuch. Ein Verbot ist aber bei den Bar­geld­ver­liebten Deut­schen nicht möglich. Auch die Abhän­gigkeit von Strom wäre ein gefähr­liches Klum­pen­risiko. Also muss man sich andere Ideen über­legen, wie schon geschehen von IWF und EZB.
Nichts­des­to­trotz werden die Banken bald wieder jede Menge fri­sches Geld benö­tigen. Doch woher soll eben dieses kommen?
Das Zau­berwort heißt TLTRO (Tar­geted Longer-Term Refi­nancing Ope­ra­tions). Dar­unter ver­steht man ein mil­li­ar­den­schweres Kre­dit­pro­gramm für die Banken. Wegen feh­lenden Alter­na­tiven werden wir bald von eben diesem Pro­gramm hören. Wir gehen davon aus, dass die EZB-Kredite dieses Mal die bereits im Juni 2014 und im März 2016 ver­ge­benen Kredite weit in den Schatten stellen werden. Dies bedeutet, dass fleißig weiter Geld gedruckt wird. Die Banken werden sich bestimmt über die Aktion der Notenbank freuen und das ein oder andere Fläschchen hoch­prei­sigen Schaum­weins auf­machen. Doch auch dieses Pro­gramm wird nicht aus­reichen. Als nächstes kommt dann eine Neu­auflage der Lang­frist­kredite für die Geschäftsbanken.
Der letzte Akt der Insolvenzverschleppung
Sollten diese Maß­nahmen nicht aus­reichen — wovon wir aus­gehen — dann muss eben noch mehr Geld her, viel mehr Geld ver­teilen und noch besser über den Men­schen aus­schütten— die nächste Insol­venz­ver­schleppung hat den Namen “Heli­ko­ptergeld”, um die Inflation anzu­heben und die chro­nische Nach­fra­ge­schwäche aus­zu­merzen. Da die Staaten bereits bis zur Hals­krause ver­schuldet sind, muss das Geld woanders her­kommen. Also soll die Zen­tralbank das Geld einfach drucken oder besser gesagt elek­tro­nisch per Knopf­druck erschaffen. Unter Heli­ko­ptergeld ver­steht man, dass die Zen­tralbank (direkt oder indirekt) sehr große Mengen an Geld unters Volk bringt und damit der Konsum angeregt wird. Jedoch wird auch mit dieser irr­sin­nigen Aktion das Problem einer Welt, die bis zum Kinn ver­schuldet ist, kei­nes­falls gelöst, sondern es wird lediglich abermals nur eines gewonnen – Zeit. Das wäre die letzte Bastion der Idiotie, um ein kom­plett geschei­tertes System künstlich am Leben zu erhalten. Merken Sie was? Es geht nur noch um Zeit­gewinn. Keiner spricht mehr von nach­hal­tigen Lösungen. Die Finanzwelt ist süchtig nach der Droge bil­ligem Geld. Sie benötigt immer mehr in immer kür­zeren Abständen. Auf Dauer kann und wird dies jedoch nicht gut gehen. Unserer Ansicht nach ist „Heli­ko­ptergeld“ das letzte sinn­freie und desperate Auf­bäumen vor dem end­gül­tigen Zusam­men­bruch eines geschei­terten Systems. Wer bitte wird denn noch an unser Geld­system glauben, wenn Geld quasi ver­schenkt wird? All diese Maß­nahmen zeigen über­deutlich, wie desperat die Noten­banken sind. Eine Lösung gibt es nicht. Nur eine Ver­zö­gerung des Unwei­ger­lichen. Bereiten Sie sich lieber heute als morgen darauf vor.
 
________________
Die beiden Best­sel­ler­au­toren, Öko­nomen, Quer­denker, Redner und Hono­rar­be­rater Mat­thias Weik und Marc Friedrich haben vier Bücher geschrieben:
Der größte Raubzug der Geschichte – warum die Flei­ßigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden“. Es war das erfolg­reichste Wirt­schaftsbuch 2013.
Der Crash ist die Lösung – Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Ver­mögen retten“.
Es war das erfolg­reichste Wirt­schaftsbuch 2014.
Kapi­tal­fehler — Wie unser Wohl­stand ver­nichtet wird und warum wir ein neues Wirt­schafts­denken brauchen“
Sonst knallt´s!: Warum wir Wirt­schaft und Politik radikal neu denken müssen“ das sie gemeinsam mit Götz Werner (Gründer des Unter­nehmens dm-dro­gerie markt) geschrieben haben, erschienen
Weitere Infor­ma­tionen über die Autoren finden Sie unter:
friedrich-weik.de
https://www.youtube.com/friedrichweik
facebook.com/friedrichundweik
twitter.com/FRIEDRICH_WEIK
twitter.com/marcfriedrich7
https://fw-redner.de/blog/
https://www.instagram.com/friedrich_weik/