Ein Foto in der „Zeit“. Ein Schwarzweißbild. Ein übermächtiges, ja, fast drohendes Kreuz beherrscht das Bild. Unten, klein, angelehnt, hingegeben, fast in Trance, ein Mann. Seine Gegenwart und Körperlichkeit verschmilzt schwarz in schwarz mit dem mächtigen Kreuz. Nur das weiße Unterhemd, und seine Büste leuchten aus dem grauschwarzen Bild hervor, wie ein Licht in der Finsternis. Und mit diesen Worten endet auch der Artikel: Lux lucet in tenebris – das Licht leuchtet in der Finsternis.
Der Mann: Matthias Matschke, ein Schauspieler. Die Worte: Der Wahlspruch der Waldenser. Das Licht leuchtet in der Finsternis.

Der zündende Funke für den Erweckungstraum der neuen Kirche ist – zeitgemäß – eine SMS. „Habe gerade von Dir und Angela Merkel geträumt. Ihr wart wandern!“ schreibt ihm eine Freundin. Wie ein Licht in der Dunkelheit strahlt diese Nachricht in das Bewusstsein Matthias Matschkes. Auch er schläft ein und ist der Erste. De Auserwählte. Der Verkünder. Er träumt diesen Traum weiter. Er wandert mit ANGELA MERKEL. Und seine Botschaft: Angela Merkel will in ihrer unfassbaren Güte und Gnade mit jedem Deutschen eine Nacht wandern.
Angela, die Engelsgleiche. Sanft ist sie und führt Matthias Matschke in die Landschaft seiner Kindheit. Sie zieht sogar extra die Lederhosen seines Vaters an. Sie ist eine Respektsperson, schreibt Herr Matschke und sie weiß mehr. Er möchte ihr sagen, dass er stolz ist, dass sie, die Engelsgleiche die Flüchtlinge aufgenommen hat. Dass sie eines der wenigen Staatsoberhäupter sei, die damals, 2015, nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat. Irgendwie muss sie aber wohl in ihrer Güte und Liebe schon in der Silvesternacht in Köln verhindert gewesen sein. Vielleicht war sie da schon auf einer Traum- Wanderschaft. Wer weiß.

Der Brunnen, ein uraltes Bild für den Zugang zur anderen Welt. Ein Gleichnis für den Weg durch den Geburtskanal zum Licht. Der Brunnen, durch den im Märchen Goldmarie und Pechmarie in die Anderwelt der Frau Holle (die alte Göttin Hel der Unterwelt) kommen und sich die eine bewährt und die andere nicht. Der Brunnen, durch den sie auch wiedergeboren zurück in diese Welt kommen und die eine, dank ihres tadellosen Verhaltens mit Gold überhäuft und die andere als Konsequenz ihrer Verweigerungshaltung mit Pech beklebt ist.
Der Brunnen. Wasser- und Lebensspender, aber auch der lange dunkle Weg in eine andere Welt. Doch Angela, die Engelsgleiche, unser aller Mutter, ist das Licht in der Finsternis. Wir müssen nicht mit fasziniertem Schaudern auf das leise Platschen des Steinchens lauschen um eine Ahnung von der schwarzen Tiefe des Brunnenschachtes zu erhorchen: „Meine Mutter sagt: Diesmal habe ich Licht dabei. Sie lässt eine leuchtende Glühbirne an inem Kabel herunter, bis kurz über die schimmernde Wasseroberfläche“.

„Lux lucet in tenebris“, der Leitspruch der Waldenser. Matthias Matschke wird ihn nicht ohne Absicht als Schlusspunkt gesetzt haben. Petrus Valdes, der Begründer dieser Kirche, lebte irgendwann zwischen den Jahren 1150 und 1218 in Lyon und war ein reicher Kaufmann, wie der Prophet Mohammed einer war. Petrus Valdes hatte ein Erweckungserlebnis und gab sein Vermögen auf, um als armer Wanderprediger das Evangelium allen Geschöpfen zu verkünden, wie Christus es forderte. Die Waldenser lebten arm und ernährten sich hauptsächlich vom Betteln. Matthias Matschke hatte einen Traum. Angela Merkel als die wandernde Lichtgestalt, von der er uns kündet.
Na, dann …
























