Ein Foto in der „Zeit“. Ein Schwarzweißbild. Ein übermächtiges, ja, fast drohendes Kreuz beherrscht das Bild. Unten, klein, angelehnt, hingegeben, fast in Trance, ein Mann. Seine Gegenwart und Körperlichkeit verschmilzt schwarz in schwarz mit dem mächtigen Kreuz. Nur das weiße Unterhemd, und seine Büste leuchten aus dem grauschwarzen Bild hervor, wie ein Licht in der Finsternis. Und mit diesen Worten endet auch der Artikel: Lux lucet in tenebris – das Licht leuchtet in der Finsternis.
Der Mann: Matthias Matschke, ein Schauspieler. Die Worte: Der Wahlspruch der Waldenser. Das Licht leuchtet in der Finsternis.
Wie entstehen Religionen? Es ist fast immer ein Stifter bzw. ein Prophet, dem die göttliche Erleuchtung zuteil wird, der sehen darf, was andere nicht sehen dürfen. Dem in der göttlichen Gnade offenbart wird, was den Menschen verkündet werden muss. Das kann durch brennende Dornbüsche geschehen oder in einem Traum. Das kann auch Erkenntnis und Erleuchtung durch Meditation sein, wie bei Prinz Siddharta Gautama, der zum Buddha, einem Erleuchteten wurde. Die Verkündigung ist immer so eine Sache der technischen Möglichkeiten. Jesus, Mohammed und Budhha hatten es noch schwer. Sie mussten das mit der Verbreitung alles selber stemmen und Kilometer um Kilometer durchs Land zu Fuß herumlaufen und überall die Lehre verkünden. Immerhin war Siddharta Gautama ein Prinz und die Leute kamen zu ihm. Jesus war nach damaligem Verständnis ein Wanderrabbiner und Mohammed war von Beruf Kaufmann gewesen. Nunja, Matthias Matschke ist Schauspieler und er hat es leichter. Die „Zeit“ druckt seine Botschaft und verbreitet sie im ergriffen staunenden Volke.
Der zündende Funke für den Erweckungstraum der neuen Kirche ist – zeitgemäß – eine SMS. „Habe gerade von Dir und Angela Merkel geträumt. Ihr wart wandern!“ schreibt ihm eine Freundin. Wie ein Licht in der Dunkelheit strahlt diese Nachricht in das Bewusstsein Matthias Matschkes. Auch er schläft ein und ist der Erste. De Auserwählte. Der Verkünder. Er träumt diesen Traum weiter. Er wandert mit ANGELA MERKEL. Und seine Botschaft: Angela Merkel will in ihrer unfassbaren Güte und Gnade mit jedem Deutschen eine Nacht wandern.
Angela, die Engelsgleiche. Sanft ist sie und führt Matthias Matschke in die Landschaft seiner Kindheit. Sie zieht sogar extra die Lederhosen seines Vaters an. Sie ist eine Respektsperson, schreibt Herr Matschke und sie weiß mehr. Er möchte ihr sagen, dass er stolz ist, dass sie, die Engelsgleiche die Flüchtlinge aufgenommen hat. Dass sie eines der wenigen Staatsoberhäupter sei, die damals, 2015, nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat. Irgendwie muss sie aber wohl in ihrer Güte und Liebe schon in der Silvesternacht in Köln verhindert gewesen sein. Vielleicht war sie da schon auf einer Traum- Wanderschaft. Wer weiß.
Und dann offenbart sich die väterlich lederbehoste „Mutti“ Merkel ihm in ihrer ganzen Tiefe: „Aber da sehe ich, dass Angela Merkel zu meiner Mutter geworden ist.“ Nein, wie wunderbar. Die große Mutter offenbart sich ihm. Und nicht nur das. Im prophetischen Traum sind sie an dem Brunnen angekommen, den er aus Kindheitstagen kennt und durch Steinchenwurf herausfand, dass er 85 Meter tief sein muss.
Der Brunnen, ein uraltes Bild für den Zugang zur anderen Welt. Ein Gleichnis für den Weg durch den Geburtskanal zum Licht. Der Brunnen, durch den im Märchen Goldmarie und Pechmarie in die Anderwelt der Frau Holle (die alte Göttin Hel der Unterwelt) kommen und sich die eine bewährt und die andere nicht. Der Brunnen, durch den sie auch wiedergeboren zurück in diese Welt kommen und die eine, dank ihres tadellosen Verhaltens mit Gold überhäuft und die andere als Konsequenz ihrer Verweigerungshaltung mit Pech beklebt ist.
Der Brunnen. Wasser- und Lebensspender, aber auch der lange dunkle Weg in eine andere Welt. Doch Angela, die Engelsgleiche, unser aller Mutter, ist das Licht in der Finsternis. Wir müssen nicht mit fasziniertem Schaudern auf das leise Platschen des Steinchens lauschen um eine Ahnung von der schwarzen Tiefe des Brunnenschachtes zu erhorchen: „Meine Mutter sagt: Diesmal habe ich Licht dabei. Sie lässt eine leuchtende Glühbirne an inem Kabel herunter, bis kurz über die schimmernde Wasseroberfläche“.
Jauchzet, Oh, Ihr Verzweifelten! Das ist die Frohbotschaft. Mutter Angela erleuchtet uns den Weg durch die Finsternis des Brunnens in die bessere, multikulturelle, gendergerechte Welt! Wir müssen ihr nur folgen. Wandeln wir also getrost und guten Mutes dem Kinde namens Deutschland nach, das schon längst in den Brunnen gefallen ist. Mutter Merkel, die mit der väterlichen Lederhose ein mutiges Zeichen für Diversität und Transsexualität setzt, ihr müssen wir vertrauen. Sie hält uns, führt uns, leitet uns und wandert mit jedem von uns nachts durch die verträumten, aber verfeinstaubten Täler unserer Kindheit der schönen neuen Welt entgegen. Eine Welt der E‑Autos und Stromnetzzusammenbrüche, der autofreien Städte eines verarmten Deutschlands, wo nicht nur die alten Leute zu Fuß herumgehen, um die Mülleimer zu durchsuchen. Eine Welt der Diversity, wo die Frauen züchtig verhüllt durch die Straßen huschen.
„Lux lucet in tenebris“, der Leitspruch der Waldenser. Matthias Matschke wird ihn nicht ohne Absicht als Schlusspunkt gesetzt haben. Petrus Valdes, der Begründer dieser Kirche, lebte irgendwann zwischen den Jahren 1150 und 1218 in Lyon und war ein reicher Kaufmann, wie der Prophet Mohammed einer war. Petrus Valdes hatte ein Erweckungserlebnis und gab sein Vermögen auf, um als armer Wanderprediger das Evangelium allen Geschöpfen zu verkünden, wie Christus es forderte. Die Waldenser lebten arm und ernährten sich hauptsächlich vom Betteln. Matthias Matschke hatte einen Traum. Angela Merkel als die wandernde Lichtgestalt, von der er uns kündet.
Na, dann …
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