Bildhintergrund: Gemeinfrei, Bild Merkel: Wikimedia Commons, Armin Linnartz, Bildlizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Höret, Oh, Ihr Völker! Eine neue Kirche ward uns gegeben: Die Merkelenser

Ein Foto in der „Zeit“. Ein Schwarz­weißbild. Ein über­mäch­tiges, ja, fast dro­hendes Kreuz beherrscht das Bild. Unten, klein, ange­lehnt, hin­ge­geben, fast in Trance, ein Mann. Seine Gegenwart und Kör­per­lichkeit ver­schmilzt schwarz in schwarz mit dem mäch­tigen Kreuz. Nur das weiße Unterhemd, und seine Büste leuchten aus dem grau­schwarzen Bild hervor, wie ein Licht in der Fins­ternis. Und mit diesen Worten endet auch der Artikel: Lux lucet in ten­ebris – das Licht leuchtet in der Finsternis.
Der Mann: Mat­thias Matschke, ein Schau­spieler. Die Worte: Der Wahl­spruch der Wal­denser. Das Licht leuchtet in der Finsternis.
Wie ent­stehen Reli­gionen? Es ist fast immer ein Stifter bzw. ein Prophet, dem die gött­liche Erleuchtung zuteil wird, der sehen darf, was andere nicht sehen dürfen. Dem in der gött­lichen Gnade offenbart wird, was den Men­schen ver­kündet werden muss. Das kann durch bren­nende Dorn­büsche geschehen oder in einem Traum. Das kann auch Erkenntnis und Erleuchtung durch Medi­tation sein, wie bei Prinz Sid­dharta Gautama, der zum Buddha, einem Erleuch­teten wurde. Die Ver­kün­digung ist immer so eine Sache der tech­ni­schen Mög­lich­keiten. Jesus, Mohammed und Budhha hatten es noch schwer. Sie mussten das mit der Ver­breitung alles selber stemmen und Kilo­meter um Kilo­meter durchs Land zu Fuß her­um­laufen und überall die Lehre ver­künden. Immerhin war Sid­dharta Gautama ein Prinz und die Leute kamen zu ihm. Jesus war nach dama­ligem Ver­ständnis ein Wan­der­rab­biner und Mohammed war von Beruf Kaufmann gewesen. Nunja, Mat­thias Matschke ist Schau­spieler und er hat es leichter. Die „Zeit“ druckt seine Bot­schaft und ver­breitet sie im ergriffen stau­nenden Volke.
Der zün­dende Funke für den Erwe­ckungs­traum der neuen Kirche ist – zeit­gemäß – eine SMS. „Habe gerade von Dir und Angela Merkel geträumt. Ihr wart wandern!“ schreibt ihm eine Freundin. Wie ein Licht in der Dun­kelheit strahlt diese Nach­richt in das Bewusstsein Mat­thias Matschkes. Auch er schläft ein und ist der Erste. De Aus­er­wählte. Der Ver­künder. Er träumt diesen Traum weiter. Er wandert mit ANGELA MERKEL. Und seine Bot­schaft: Angela Merkel will in ihrer unfass­baren Güte und Gnade mit jedem Deut­schen eine Nacht wandern.
Angela, die Engels­gleiche. Sanft ist sie und führt Mat­thias Matschke in die Land­schaft seiner Kindheit. Sie zieht sogar extra die Leder­hosen seines Vaters an. Sie ist eine Respekts­person, schreibt Herr Matschke und sie weiß mehr. Er möchte ihr sagen, dass er stolz ist, dass sie, die Engels­gleiche die Flücht­linge auf­ge­nommen hat. Dass sie eines der wenigen Staats­ober­häupter sei, die damals, 2015, nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat. Irgendwie muss sie aber wohl in ihrer Güte und Liebe schon in der Sil­ves­ter­nacht in Köln ver­hindert gewesen sein. Viel­leicht war sie da schon auf einer Traum- Wan­der­schaft. Wer weiß.
Und dann offenbart sich die väterlich leder­be­hoste „Mutti“ Merkel ihm in ihrer ganzen Tiefe: „Aber da sehe ich, dass Angela Merkel zu meiner Mutter geworden ist.“ Nein, wie wun­derbar. Die große Mutter offenbart sich ihm. Und nicht nur das. Im pro­phe­ti­schen Traum sind sie an dem Brunnen ange­kommen, den er aus Kind­heits­tagen kennt und durch Stein­chenwurf her­ausfand, dass er 85 Meter tief sein muss.
Der Brunnen, ein uraltes Bild für den Zugang zur anderen Welt. Ein Gleichnis für den Weg durch den Geburts­kanal zum Licht. Der Brunnen, durch den im Märchen Gold­marie und Pech­marie in die Anderwelt der Frau Holle (die alte Göttin Hel der Unterwelt) kommen und sich die eine bewährt und die andere nicht. Der Brunnen, durch den sie auch wie­der­ge­boren zurück in diese Welt kommen und die eine, dank ihres tadel­losen Ver­haltens mit Gold über­häuft und die andere als Kon­se­quenz ihrer Ver­wei­ge­rungs­haltung mit Pech beklebt ist.
Der Brunnen. Wasser- und Lebens­spender, aber auch der lange dunkle Weg in eine andere Welt. Doch Angela, die Engels­gleiche, unser aller Mutter, ist das Licht in der Fins­ternis. Wir müssen nicht mit fas­zi­niertem Schaudern auf das leise Plat­schen des Stein­chens lau­schen um eine Ahnung von der schwarzen Tiefe des Brun­nen­schachtes zu erhorchen: „Meine Mutter sagt: Diesmal habe ich Licht dabei. Sie lässt eine leuch­tende Glüh­birne an inem Kabel her­unter, bis kurz über die schim­mernde Was­ser­ober­fläche“.
Jauchzet, Oh, Ihr Ver­zwei­felten! Das ist die Froh­bot­schaft. Mutter Angela erleuchtet uns den Weg durch die Fins­ternis des Brunnens in die bessere, mul­ti­kul­tu­relle, gen­der­ge­rechte Welt! Wir müssen ihr nur folgen. Wandeln wir also getrost und guten Mutes dem Kinde namens Deutschland nach, das schon längst in den Brunnen gefallen ist. Mutter Merkel, die mit der väter­lichen Lederhose ein mutiges Zeichen für Diver­sität und Trans­se­xua­lität setzt, ihr müssen wir ver­trauen. Sie hält uns, führt uns, leitet uns und wandert mit jedem von uns nachts durch die ver­träumten, aber ver­fein­staubten Täler unserer Kindheit der schönen neuen Welt ent­gegen. Eine Welt der E‑Autos und Strom­netz­zu­sam­men­brüche, der auto­freien Städte eines ver­armten Deutsch­lands, wo nicht nur die alten Leute zu Fuß her­um­gehen, um die Müll­eimer zu durch­suchen. Eine Welt der Diversity, wo die Frauen züchtig ver­hüllt durch die Straßen huschen.
„Lux lucet in ten­ebris“, der Leit­spruch der Wal­denser. Mat­thias Matschke wird ihn nicht ohne Absicht als Schluss­punkt gesetzt haben. Petrus Valdes, der Begründer dieser Kirche, lebte irgendwann zwi­schen den Jahren 1150 und 1218 in Lyon und war ein reicher Kaufmann, wie der Prophet Mohammed einer war. Petrus Valdes hatte ein Erwe­ckungs­er­lebnis und gab sein Ver­mögen auf, um als armer Wan­der­pre­diger das Evan­gelium allen Geschöpfen zu ver­künden, wie Christus es for­derte. Die Wal­denser lebten arm und ernährten sich haupt­sächlich vom Betteln. Mat­thias Matschke hatte einen Traum. Angela Merkel als die wan­dernde Licht­ge­stalt, von der er uns kündet.
Na, dann …