Am 22. März war der Welt­was­sertag – inter­es­siert er Muslime?

– Warum bringen die isla­mi­schen Länder ihren Was­ser­mangel nicht in den Griff?
– Zur Pro­ble­matik der exzes­siven Waschungen vor den Gebeten von Muslimen
(Von Albrecht Künstle)
Die Medien brauchen für einige Tage im Jahr Lücken­füller. Am 22. März z.B. war es der Welt­was­sertag. In keiner Zeitung durfte ein Bild fehlen, auf dem nicht ein Kind Wasser trinkt. Aber nicht etwa aus irgend­einem Trink­gefäß, sondern aus der Hand, weshalb zu viel des kost­baren Nasses nutzlos im Boden ver­si­ckert, anstatt durstige Kehlen zu stillen. Über den Sinn und Zweck der Ver­breitung solcher Bilder mache ich mir immer wieder Gedanken, aber das ist eine andere Sache.
Hier geht es mir um den Stel­lenwert des Wassers im isla­mi­schen Kul­tur­kreis. Denn die meisten isla­mi­schen Länder haben Pro­bleme mit ihrer Was­ser­ver­sorgung. Vieles davon ist haus­ge­macht und hat auch mit deren Religion zu tun – oder, um nicht als reli­gi­ons­feindlich zu gelten, mit deren „Kultur“.

Die rituelle „Reinheit“ des Muster-Muslim

Die rituelle Reinheit wird durch eine Waschung (wudhu) vor dem Gebet her­ge­stellt. Hierzu wird reines Wasser ver­wendet, und man macht sich die Absicht (nijja) zur Waschung bewusst, indem die Worte „Bis­millahi-r-rahmani-r-rahim“ gesprochen werden, und wäscht sich dann in der Rei­hen­folge:* die Hände bis ein­schließlich der Hand­ge­lenke (3 mal),
* man spült den Mund aus (3 mal),
* man reinigt die Nase durch Inha­lieren und Aus­blasen von Wasser (3 mal),
* man wäscht das Gesicht ein­schließlich Stirn und Kinn (3 mal),
* man wäscht den rechten, dann den linken Unterarm von Ell­bogen bis Hand­gelenk (je 3 mal),
* man fährt mit nassen Händen über das Kopfhaar
* man befeuchtet die Ohren mit den Händen
* man wäscht den rechten und danach den linken Fuß ein­schließlich der Knöchel, (je 3 mal).
Das alles darf nicht mit ste­hendem Wasser erfolgen, z.B. Wasser sparend in einer Schüssel. Es muss fri­sches, flie­ßendes Wasser sein! Niemand kann deshalb sagen, die Muslime seien nicht ganz sauber. Die erfor­der­liche Was­ser­menge für diese Rituale ist sogar größer als für eine Dusche. Und das oft mehrmals am Tage, Tag für Tag, Jahr für Jahr.
Die Kehr­seite des Ganzen: Was auf diese Weise ver­schwendet wird, steht nicht mehr ander­weitig zur Ver­fügung, z.B. um Felder zu bewässern. Damit ist der „isla­mische“ Was­ser­mangel auch hausgemacht.
Leider gibt es kaum einen Islam­ge­lehrten, der sich fragt, ob Muhammad das auch heute noch überall auf der Welt ver­langen würde, nachdem sich seine Nach­fahren ver­mehrt haben „wie die Kar­nickel“ (aus dem Wort­schatz des Papstes). In den Flücht­lings­lagern Jor­da­niens und anderswo geht jeden­falls langsam das Wasser aus.
Doch statt sich Gedanken zu machen, wie man mit dem kost­baren Nass ver­nünf­tiger umgehen könnte, bezichtigt man lieber Nachbarn des Was­ser­dieb­stahls. Direkten Nachbarn oder das Nach­barland, vor­nehmlich Israel.

Hier bestellen!

Statt­dessen sind es „Ungläubige“, west­liche Inge­nieure, die sich den Kopf über Abhilfe zer­brechen, nicht die ver­ur­sa­chenden Was­ser­ver­schwender. Ungläubige, die aber immerhin über Schöp­fer­geist ver­fügen, kamen 2017 auf die Idee, das Wasser aus den Wasch­räumen der Moscheen zu recyceln. Es ist die Firma Greenlife, die das in die Hand nimmt. Sie hat ihren Sitz in Ost­deutschland, wo die Bevöl­kerung ja besonders aus­län­der­feindlich sein soll. Allen Vor­ur­teilen zum Trotz hilft diese Firma somit auch Aus­ländern mus­li­mi­schen Glaubens, die Was­sernot zu lindern, nicht nur in Jor­danien, u.a. auch in Saudi Arabien und Ägypten.
Das ist jedoch im isla­mi­schen Kul­tur­kreis kein Grund für Dank­barkeit oder gar ein langes Leben. Immer wieder kommt es vor, dass Helfer Opfer derer werden, denen geholfen wird. Damit meine ich weniger die deut­schen Sol­daten, die in Afgha­nistan Schulen bauen helfen, sondern tat­säch­liche Ent­wick­lungs­helfer im Dienst der Bun­des­re­publik oder der UNO, in den Paläs­ti­nen­ser­ge­bieten und anderswo. Das gleiche Schicksal ereilt sogar Ordens­schwestern. Auch Flücht­lings­hel­fe­rinnen in Deutschland werden Opfer.
Viel­leicht ist es an der Zeit, Prio­ri­täten zu setzen und unsere Hilfe auf jene zu kon­zen­trieren, die dafür dankbar sind. Den ost­deut­schen Wasser-Recy­clern wünsche ich jeden­falls „ein langes Leben“ (afgha­nische Wunsch­formel im Sinne von „pass auf dich auf“). Und dass sie nicht länger als isla­mo­phobe Schmud­del­kinder der Nation dif­fa­miert werden.