Foto: Unbekannter Obdachloser

Vera Lengsfeld: Deutschland steigt ab!

Unser Land war einst für seine Bildung berühmt. Selbst Absol­venten einer Dorf­schule beherrschten Grund­be­griffe der Mathe­matik, kannten natur­wis­sen­schaft­liche Zusam­men­hänge, wussten um die Geschichte und konnten Goe­the­ge­dichte rezi­tieren. Jeder Dorf­schüler hätte mühelos einen Kraft­werks­unfall von einem Unwetter unter­scheiden können, selbst wenn ers­terer die Folge des letz­teren gewesen sein sollte.

Heut­zutage können das die Ver­ant­wort­lichen für poli­tische Bildung in Baden Würt­temberg nicht mehr. Oder wollen es aus Pro­pa­gan­da­zwecken nicht. Gestern twit­terte die Lan­des­zen­trale für poli­tische Bildung Baden Würt­temberg: „Heute gedenken wir der vielen tausend Opfer der #Atom­ka­ta­strophe von #Fuku­shima. Am 11. März 2011 […]“

Damals hat ein Tsunami unvor­stell­baren Aus­maßes die japa­nische Küste ver­wüstet. Dabei kam es auch zu einer Havarie eines Atom­kraft­werkes, das von der Mons­ter­welle erfasst worden war. Es kam aber eben nicht zu einem GAU. Es gab keinen ein­zigen Toten infolge der Havarie der Kühl­systeme. Alle Toten waren Opfer des Tsunamis.

Möglich ist aber auch, dass die Ver­ant­wort­lichen dieses Tweets das genau wussten, aus ideo­lo­gi­schen Gründen aber bewusst gelogen haben. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, die gras­sie­rende Unbildung oder die wach­sende Propaganda.

Apropos Pro­pa­ganda. Die hat inzwi­schen unsere Deutsche Bahn fest im Griff. Bahn­card­be­sitzern wird tat­sächlich bescheinigt, sie führen zu 100% mit Öko­strom, während die neben ihnen sit­zenden Inhaber nor­maler Fahr­karten Atom­strom nutzen. Während sich offen­sichtlich eine ganze Abteilung solchen Pro­pa­ganda-Mätzchen widmet, kommt die DB ihren eigent­lichen Auf­gaben, Pas­sa­giere zuver­lässig und pünktlich von A nach B zu bringen, immer schlechter nach. Gab es in den 70er-Jahren noch den stolzen Slogan: „Alle reden vom Wetter, wir nicht!“, wird jetzt schon bei stür­mi­schen Winden der Bahn­verkehr kom­plett ein­ge­stellt, wie am Wochenende in NRW. Aber auch wenn kein Wind weht, es nicht regnet oder schneit, weiß man nie, ob man auch ankommt. Selbst wenn der Zug pünktlich ein­fährt, was bei den ICEs immer sel­tener der Fall ist, kann es unterwegs zu Signal­stö­rungen oder anderen Miss­ge­schicken kommen. Vor­sichts­halber einen Zug früher zu nehmen, hilft nicht unbe­dingt. Ver­spä­tungen von über einer Stunde sind längst keine Sel­tenheit mehr. Auf die Bahn trifft mitt­ler­weile ein DDR-Witz zu: Was sind die größten Feinde der Bahn? Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Auf diese Misere hat die DB jetzt auf seltsame Weise reagiert. Gestern wurde bekannt­ge­geben, dass künftig Ver­spä­tungen bis zu 15 Minuten noch als pünktlich gewertet werden, während es bisher 6 Minuten waren. Angeblich hätte man sich damit lediglich den Gepflo­gen­heiten des Flug­ver­kehrs ange­passt. Sim­sa­labim: Durch ein­faches Fri­sieren der Sta­tistik wird die Bahn pünkt­licher. Bald ist ver­mutlich rechts, wer sich noch erinnert, dass man Ende der 80er-Jahre die Uhr nach den Zügen stellen konnte.

Ähnlich kreativ ist man bei der Bun­deswehr. Heute kam die Meldung, dass künftig der Zustand unserer Waf­fen­systeme unter Geheim­haltung fällt. Zu oft wurde darüber gespottet, dass in der Armee die Streit­kräfte kaum noch hand­lungs­fähig sind. Ob Panzer, Flieger, U‑Boote oder Gewehre – nichts funk­tio­niert mehr, wie es sollte. Das ist inzwi­schen ein Hoch­si­cher­heits­risiko geworden, das nicht ver­schwindet, indem man nicht mehr darüber reden darf. Seit eine Frau die oberste Hee­res­chefin ist, scheint die Truppe zusätzlich ein Kor­rup­tions-Problem zu haben. Minis­terin von der Leyen wirft lieber Geld für Heer­scharen von externen Beratern hinaus, als den internen Sach­ver­stand abzurufen.

Weil der Fisch vom Kopf her stinkt, hat auch die Flug­be­reit­schaft der Bun­des­re­gierung ein Problem. Nachdem es mehrmals pein­liche Pannen gegeben hat und die Kanz­lerin schon eine spa­nische Linie benutzen musste, um wenigstens ver­spätet zum G20-Gipfel in Buenos Aires zu kommen, werden die beiden noch funk­ti­ons­fä­higen Flieger aus­schließlich für Kanz­lerin, Bun­des­prä­sident, Außen– und Innen­mi­nister zur Ver­fügung gestellt. Alle anderen Regie­rungs­mit­glieder müssen Linie fliegen. Aller­dings min­destens Business, nicht Economy, wie Kanzler Sebastian Kurz. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Wir sehen tag­täglich, wie ein bis vor kurzem noch benei­denswert gut funk­tio­nie­rendes Land immer mehr rui­niert wird. Das Ver­wun­der­liche dabei ist, dass die Deut­schen dem so ruhig zusehen. Abzu­warten bleibt, ob sie bei den Wahlen in diesem Jahr wenigstens Kon­se­quenzen ziehen.


Quelle: vera-lengsfeld.de