Jena: Neun Tage lang sprach die junge Frau mit keinem Menschen ein Wort, was ihr auf dem Nachhauseweg angetan wurde. Dann erstattete sie endlich Anzeige bei der Polizei. Nach vier Wochen sprach sie auch mit einer Tageszeitung über das Verbrechen, dessen Opfer sie wurde, doch dann bat die Familie darum, den Artikel nicht zu veröffentlichen. Inzwischen sind die Einzelheiten bekannt, was in jener Nacht am Ufer der Saale passierte.
„Es waren drei Ausländer“
Die Tat ereignete sich bereits im April 2018. Gegen 00:30 Uhr am 26.04. verlässt eine Studentin in Jena die Wohnung ihrer Freundin, um sich auf den Weg nach Hause zu machen. Ihre Regenjacke hat sie hoch geschlossen. Zu ihrer Wohnung ist es nicht weit. Doch die junge Frau kommt keine 80 Schritte, als plötzlich „drei ausländisch aussehende Männer“ vor ihr stehen, wie die Polizei später notieren wird. Die mutmaßlichen „Ausländer“ stoßen sie die Böschung zur Saale hinab. Schreien sinnlos. Hier wird sie niemand hören, das weiß sie. Dieser Übermacht ist sie hilflos ausgeliefert. Völlig hilflos. Am Boden liegend wird sie von einem der Männer sexuell missbraucht. Was die anderen zwei währenddessen machen, ob sie zuschauen oder sie gar festhalten, wird bislang nicht angegeben.
Wenn es um Straftaten, zumal Gewaltverbrechen und ganz besonders Gewaltverbrechen gegen Frauen und die sexuelle Selbstbestimmung geht und von „Ausländern“ die Rede ist, denkt kaum einer von uns an Norweger oder Finnen, auch nicht an Japaner oder Koreaner, Engländer oder Kanadier, Thailänder oder Australier. Warum wohl nicht? Ich denke, Sie und ich wissen die Antwort. „Es waren drei Ausländer“, wird die junge Frau später sagen. „Keine Schwarzafrikaner, keine Asiaten, keine Skandinavier, aber Ausländer.“ Der Stimme nach zu schließen, wahrscheinlich aus dem arabischen Raum. Erst viele Tage später findet die Frau den Mut, die Tat anzuzeigen.
Niemand kommt auf die Idee, dass sie vergewaltigt worden sein könnte
Nach dem sexuellen Missbrauch geht die Studentin schnell nach Hause. Duschen, duschen, duschen! Wahrscheinlich versucht sie instinktiv sich von dem, was sie erleben musste, reinzuwaschen, um davon loszukommen. „Gut angekommen?“ fragt ihre Freundin via Whats-app. „Alles okay?“ Keine Antwort. „Ist was passiert?“ fragt sie wieder und wieder. Keine Reaktion. Ihre Freundin ist wahrscheinlich wie in einer Schockstarre.
Auch die Tage danach will sie keinem etwas sagen, den Eltern nicht und auch nicht der kleinen Schwester oder den Großeltern. Selbst zu Freunden spricht sie kein Wort über das, was in dieser Nacht geschah, nicht einmal mit der Freundin, von deren Wohnung aus sie an jenem Donnerstag aufgebrochen war. Schließlich fährt sie heim zu ihren Eltern und ihrer Schwester. Am Wochenende findet wie geplant ein kleines Familienfest statt. Auch hier sagt sie zu niemandem ein Wort. Die Familie merkt zwar, dass sie sehr nah am Wasser gebaut ist und manchmal gereizt wirkt, gleichzeitig sehr introvertiert – „Vielleicht Probleme mit dem Studium“ denkt man sich -, aber niemand kommt auf die Idee, dass sie vergewaltigt worden sein könnte.
„Ich werde mir doch nicht von drei Idioten mein Leben kaputt machen lassen“
Erst neun Tage nach der Tat besiegt die Studentin ihr Schweigen. Jetzt schafft sie es zum ersten Mal, über das Erlebte zu sprechen. Ihrer Mutter sagt sie Anfang Mai, dass sie vergewaltigt wurde. Diese ruft den Vater auf der Arbeit an, der ist so geschockt, dass er nicht weiterarbeiten kann. Er geht zu seinem Dienstherrn und meldet sich ab: „Ich kann nicht mehr. Ich gehe jetzt heim.“
Seine Tochter möchte ihm gar nicht erzählen, was in jener Nacht passierte. Der Vater will sie auch nicht bedrängen. Dann aber sagte er: „Wir machen jetzt eins. Wir fahren zur Polizei.“ Drei Stunden lang wird sie dort vernommen. Auf der Heimfahrt sagt sie dann zu ihrem Vater: „Du, Papa, den wichtigsten Familienmitgliedern möchte ich es jetzt selber sagen.“ Ihr Vater ist erleichtert, denkt „Jetzt fängt sie an, es zu verarbeiten.“
Reden sei richtig, verkriechen falsch, sagt der Vater später. Er sei stolz auf seine Tochter gewesen, als sie ihm sagte: „Papa, ich werde mir doch nicht von drei Idioten mein Leben kaputt machen lassen. Das lasse ich nicht zu.“ Doch die Familie scheint auch irgendwie Bedenken zu haben, weil es Ausländer waren und sie wohl alle Angst haben, sie könnten als Rassisten abgestempelt werden. Jedenfalls schimmert irgend so etwas in ihren Worten durch. Der Vater sagt, dass manche Menschen sich aufregen würden, wenn die Polizei öffentlich nach Tätern mit der Beschreibung „drei ausländisch aussehende Männer“ fahnde. Das sei rassistisch, meinen sie.
Aber warum müssen Opfer sich überhaupt Gedanken machen, ob sie sagen dürfen, aus welchem Kulturraum die Täter wahrscheinlich kamen, frage ich. Wieso gibt es hier Hemmungen, Taten anzuzeigen und die Verbrecher vollständig zu beschreiben? Wie kann das sein?
Die jahrzehntelange Dressur und Indoktrination hat ganze Arbeit geleistet
Das zeigt wohl, wie man es inzwischen in Deutschland, nein in ganz Europa, nein in der gesamten westlichen Welt geschafft hat, den Leuten Angst einzujagen, wenn sie Opfer von bestimmten Ausländern geworden sind, das überhaupt auch nur zu benennen – nur zu benennen, sonst nichts.
„Meine Tochter ist nicht gegen Ausländer, absolut nicht“, sagt der Vater. „Sie hat vor zwei Jahren in Jena bei der Antifa mitdemonstriert, als die Rechten meinten, die Ausländer müssten raus.“ Gegen „Rechte“ zu sein, gilt pauschal als gut und richtig, als moralisch edel und mutig, wobei es wohl in Wahrheit kaum etwas gibt, zu dem man weniger Mut raucht, als mit 80, 90 Prozent der Masse mitzuschwimmen. Und dass gerade auch Ausländer, insbesondere aus einem ganz bestimmten Kulturkreis nicht selten Ultrarechte sind, zu diesem Gedankengang sind wohl die wenigsten fähig. Die jahrzehntelange Dressur und Indoktrination hat funktioniert.
Dabei hatte die Familie 16 Jahren zuvor, 2002, schon einmal eine traumatische Erfahrung machen müssen mit Ausländern. Damals aber nicht mit Arabern, sondern mit einem jungen Italiener. Dieser ermordete in Erfurt die Cousine der Studentin, die jetzt vergewaltigt wurde. Die Cousine war gerade mal zwanzig Jahre alt.
Doch zurück nach Jena in die Gegenwart. Vier Wochen nach ihrer Vergewaltigung, am 25. Mai 2018, befindet sich die Studentin im Krankenhaus in Erfurt. Jetzt redet sie aus eigenem Antrieb auch mit der Thüringer Allgemeine. Doch die Familie bittet darum, den Text nicht zu veröffentlichen, um die junge Frau nicht zusätzlich zu belasten. Vielleicht auch aus Angst, weil es ja Ausländer waren und man nicht als „Rassist“ gebrandmarkt werden möchte?
„Wir kriegen die Täter“
Inzwischen, nach fast elf Monaten, hat sich die Jenaer Studentin gefangen. „Die Psychologin hat mir sehr geholfen“, sagt sie. Auch das Studium mache ihr wieder Freude. Außerdem hat sie jetzt einen Freund, der über alles Bescheid wisse. „Der tut ihr sehr gut“, sagt der Vater. Und die ganze Familie hat einen festen Entschluss gefasst: „Wir kriegen die Täter“. Daher hat die ganze Familie zusammengelegt und eine Belohnung von tausend Euro ausgesetzt.
Die drei Gesuchten wurden bis heute nicht gefasst, weder der Haupt- noch die beiden Mittäter. Die Polizei hat die Ermittlungen inzwischen eingestellt. Doch die Familie will nunmehr, ja, sie ist fest entschlossen, dass die Drei gefasst werden. Sollte es neue Hinweise geben, könnten die Ermittlungen wieder aufgenommen werden. Die drei mutmaßlich arabischen Ausländer werden wie folgt beschrieben:
- 20 bis 25 Jahre alt
- 1,75 bis 1,80 Meter groß
- Zwei sind sehr dünn, der Dritte etwas kräftiger
- Alle drei hatten kurze stoppelige Bärte, waren mit dunklen Jeanshosen bekleidet, trugen Nike-Air-mäßige Schuhe in dunkler Farbe sowie Sneakers.
- Einer der Männer habe eine Art Lederjacke getragen, bei der es sich auch um ein Imitat aus Synthetik handeln könne.
Sachdienliche Hinweise werden erbeten an: Polizei Jena, Tel.: 0 36 41 / 81 0
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog von Jürgen Fritz www.juergenfritz.com
Titelbild: Symbolbild (nicht der Täter!), YouTube-Screenshot