Vera Lengsfeld: Wie man ein “rechtes Netzwerk” erfindet

Anmerkung: Bitte lesen Sie diesen Beitrag und teilen ihn mit Freunden und Bekannten! Was hier beschrieben wird ist ein neues per­fides Bei­spiel dafür, wie mit allen Mitteln ver­sucht wird, Autoren der Freien Medien zu dis­kre­di­tieren und eine ganze Bevöl­ke­rungs­gruppe zu kri­mi­na­li­sieren. Vera Lengsfeld wird deshalb juris­tisch gegen die im Text genannten Buch-Autoren vor­gehen. Jeder juris­tische Kampf ist zer­mürbend und kostet Geld, bitte unter­stützen Sie Vera Lengsfeld deshalb mit Ihrer Spende! Bitte nutzen Sie dazu fol­gende Kon­to­ver­bindung: Vera Lengsfeld — IBAN: DE55 3101 0833 3114 0722 20 — Bic: SCFBDE33XXX — Vera Lengsfeld und die gesamte Ver­ei­nigung der Freien Medien danken Ihnen!


Der „Kampf gegen Rechts“ ist inzwi­schen ein hun­derte Mil­lionen schweres Unter­nehmen, das unzählige Initia­tiven nährt und fördert. Damit die Staats­knete zuver­lässig weiter fließt, müssen immer neue „Rechte“ erfunden werden. Der Phan­tasie scheinen dabei keine Grenzen gesetzt zu sein, am wenigsten von jour­na­lis­ti­schen Skrupeln. Der vor­läufige Höhe­punkt dieser Bemü­hungen wurde von zwei Relotius-Jüngern der Zeit, Christian Fuchs und Paul Mid­delhoff pro­du­ziert. Ihr „Das Netzwerk der Neuen Rechten“ hat den noch aus­zu­lo­benden Relotius-Preis für Hal­tungs­jour­na­lismus hoch ver­dient. Beide sind so genannte „Inves­ti­gativ-Reporter“ und arbeiten für das gleich­namige Ressort der Zeit. Es ver­wundert nicht, dass sie sich mit dem Titel „Jour­na­listen des Jahres“ bzw. „30 unter 30-Jour­na­listen“ schmücken dürfen. Gegen „rechts“ zu recher­chieren scheint geradezu eine Anwart­schaft auf Aus­zeich­nungen zu sein, egal wie das Recher­che­produkt aussieht.
Auch ein renom­mierter Verlag findet sich dann leicht. Der müsste seine Lek­toren aller­dings fern gehalten haben, damit der Ver­öf­fent­li­chung nichts im Wege stand. Weil die beiden Inves­ti­gativ-Genies auch mich in ihr hexen­ham­mer­mä­ßiges Opus Magnum inte­griert haben, muss ich mich leider mit ihrem Machwerk beschäf­tigen. Das Ergebnis ist: Wenn alle „Recherchen“ zu den im Buch genannten Per­sonen von der Qua­lität sind, wie die über mich, stimmt an den fast 300 Seiten so gut wie nichts.
Mid­delhoff und Fuchs behaupten im Klap­pentext, dass sie durch Deutschland und Europa gereist seien und die „wich­tigsten Prot­ago­nisten der Szene“ getroffen hätten. Wer hat das bezahlt? Die Zeit, der Verlag, das Fami­li­en­mi­nis­terium direkt oder indirekt aus dem Topf für den Kampf gegen rechts? Wer immer es war, warum wurde für diesen Aufwand ein so stüm­per­haftes Ergebnis nicht nur akzep­tiert, sondern mit viel Eifer der Öffent­lichkeit präsentiert?
Mich haben die Autoren nicht getroffen, sie haben mich nicht mal anständig gegoogelt. So behaupten sie in meiner Kurzvita auf Seite 81, ich arbeitete als Publi­zistin für die Freie Welt, Jour­na­lis­ten­watch und eigen­tümlich frei. Tat­sächlich bin ich Autorin der Achse des Guten und habe seit drei Jahren einen eigenen Blog. Ich ver­öf­fent­liche lediglich auf meinem Blog und auf der Achse. Meine Bei­träge werden häufig von anderen Blogs und Online-Zei­tungen über­nommen. Es handelt sich dann klar um Zweit­ver­wer­tungen. So lange mir die ent­spre­chenden Medien offen standen, habe ich auch Artikel in der Jungen Welt, dem Neuen Deutschland

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Noch mehr Öl ins Feuer wird mit der gänzlich unbe­legten Behauptung auf der selben Seite gegossen, ich gehöre „zu einem kleinen Zirkel der Frauen innerhalb der Neuen Rechten“. Was für ein Zirkel, wird nicht ver­raten. Geht auch schlecht, denn er ist ein reines Phan­ta­sie­produkt der beiden krea­tiven Netzwerkerfinder.
Auf Seite 83 bin ich schon wieder Thema. Diesmal mit der Erfindung, ich hätte an „einem der Märsche“, die von der kur­disch­stäm­migen Men­schen­rechts­ak­ti­vistin (so wird sie tat­sächlich von Fuchs/Middelhoff genannt) Leyla Bilge teil­ge­nommen. Hier recyceln sie Fake-News aus der Presse, auf die ich zwar mit einer Gegen­dar­stellung geant­wortet habe, aber so viel Recherche wollten die beiden Inves­ti­ga­tiven lieber nicht betreiben. Es hätte ihr Konzept stören können.
Warum sich die beiden Nach­wuchs-Relo­tiusse mit mir beschäf­tigten, scheint an der von mir mit­in­iti­ierten „Gemein­samen Erklärung“ von 2018 zu liegen, die 160 000 Men­schen online unter­stützt haben. Zwar haben wir uns in dieser „Gemein­samen Erklärung“ nur für die Wie­der­her­stellung der Rechts­staat­lichkeit an der deut­schen Grenze ein­ge­setzt, aber den Rechts­staat zu ver­tei­digen ist heute ver­dächtig. Die Schreiber behaupten kühn, die Erklärung sei der Versuch, die „öffent­liche Debatte um Geflüchtete mit der neu­rechten Argu­men­tation auf­zu­laden, die Bun­des­re­publik würde sich nicht an die eigenen Gesetze halten“. Tat­sächlich war es Minis­ter­prä­sident See­hofer, der nach dem Start der unkon­trol­lierten Ein­wan­derung von der „Herr­schaft des Unrechts“ sprach. Ein Gut­achten des Wis­sen­schaft­lichen Dienstes des Deut­schen Bun­des­tages geht von einer „unge­klärten Rechts­grundlage“ aus. Die Kanz­lerin sprach selbst am 10.06.2018 bei Anne Will davon, dass euro­päi­sches Recht immer Vorrang vor deut­schem Recht hätte. Sind die etwa alle neurechts?
Damit ihr ima­gi­niertes „rechtes Netzwerk“ irgendeine Wahr­schein­lichkeit bekommen soll, erklärten Fuchs und Mid­delhoff die „Gemeinsame Erklärung“ kur­zerhand zum „öffent­lichen Brü­cken­schlag“ zwi­schen Kon­ser­va­tiven und Neuen Rechten, indem sie will­kürlich ein paar Unter­stützer der einen oder anderen Gruppe zuord­neten, ohne zu erläutern, was die angeb­liche Brü­cken­schlag-Funktion aus­macht. Das Schema zieht sich durch das ganze Buch: Unbe­wiesene Behauptung reiht sich an unbe­wiesene Behauptung. Angeblich wollten die Unter­zeichner der „Gemein­samen Erklärung 2018“ eine „starke auto­ritäre Führung“, obwohl im gesamten Text nichts davon zu finden ist.
Geradezu über­schäumend phan­ta­sieren die Neu-Relo­tiusse, wenn sie sich als Text­in­ter­preten betä­tigen. Da wird schon einmal aus der Rezension einer Bay­reuther Opern-Auf­führung ein Bei­spiel „neu­rechter Stra­tegie“. So ging es meinem Text über die Lohengrin-Insze­nierung von 2018. Neu­rechts ist schon, dass ich bemerkte, wie schön festlich das Bay­reuther Publikum im Gegensatz zu den Ber­liner Thea­ter­gängern gekleidet war. Freude an Eleganz ist in Deutschland heute ver­dächtig. Ein ordent­licher Mensch darf sich so etwas kei­nes­falls hin­geben. An welche finstere Zeit unserer Geschichte das erinnert, muss jeder für sich selbst einordnen.
Indem ich aber Wagner als „bür­ger­lichen Revo­lu­tionär“ bezeichnete, der gegen „Fürs­ten­willkür“ 1848 auf den Bar­ri­kaden stand, habe ich in den unbe­darften Augen der Vigi­lanten gegen rechts end­gültig eine „neu­rechte poli­tische Bot­schaft“ untergebracht.
Die früh­bür­ger­liche Revo­lution von 1848, die u.a. auch für die Pres­se­freiheit kämpfte ist wegen ihrer frei­heit­lichen Ziele äußerst ver­dächtig. Macht­haber scheinen im Weltbild von Fuchs/Middelhoff per se eine unter­tä­nigst zu bewun­dernde Spezies zu sein. Anders kann ich mir ihre Abneigung gegen Kri­tiker der Fürs­ten­willkür nicht erklären. Oder es ist einfach abgrund­tiefe Unkenntnis der Geschichte.
Dann schieben sie mir eine weitere angeb­liche Bot­schaft unter, für die sich in keinem meiner Texte irgend ein Beleg findet: „Deutschland ist eine Kul­tur­nation, ist eine reiche Kul­tur­nation mit einer reichen Tra­dition, die weiter zurück­reicht, als bis zu den zwölf Jahren der Bar­barei im dritten Reich. Alles, was nicht in dieses ver­klärte Bild passt, wird aus­ge­blendet.“ Als „Beleg“ wird geliefert, ich hätte in meiner Rezension, als ich Thomas Mann zitierte, nicht darauf hin­ge­wiesen, dass er wegen der Nazis ins Exil gegangen sei. Ich hätte auch nicht Richard Wagner als Anti­se­miten gebrandmarkt.
Was sagen die Autoren eigentlich zur Kanz­lerin, die seit Jahr­zehnten nach Bay­reuth pilgert und in ihrem Gefolge Leute wie Claudia Roth, Katrin Göring-Eckardt und Anton Hof­reiter hatte, die sich alle auf dem Roten Teppich im Blitz­licht­ge­witter wichtig taten, ohne sich von Wagner als Anti­se­miten zu distanzieren?
Ist die Argu­men­tation auch absurd, so hat es doch Methode. Mit solchen Unter­stel­lungen soll ich in eine Nähe zur Vogel­schiss-Theorie von Alex­ander Gauland gerückt werden, in der Hoffnung, dass schon etwas hängen bleibt. Das ist schon nicht mehr nur Relotius, das ist reinste Demagogie.
Ein letztes Wort dazu, für wie ein­fältig die Autoren ihre Leser halten. Es gibt ein paar Schau­bilder im Buch, die stark an die Krit­ze­leien erinnern, mit denen wir uns in der sechsten Klasse lang­weilige Stunden ver­kürzt haben. Da wurden eine paar Kreise mit Namen gezeichnet und mög­liche Ver­bin­dungs­linien gezogen, um die Wahr­schein­lichkeit abzu­schätzen, wer mit wem geht. Nur sind es im Buch mar­tia­lische Über­schriften wie „Die digi­talen Info­krieger“ oder „Die Vor­denker“. Letz­teres könnte ich, wollte ich mich auf das Niveau von Fuchs/Middelhoff begeben, durchaus als Beweis ihrer Frau­en­feind­lichkeit anprangern. Denn die „Vor­denker“ sind alles Männer und mir als Frau wird damit unter­stellt, ich könnte nicht selbst denken.
Ich kann jedem im Buch Erwähnten nur raten, zu prüfen, ob die „Recherche“ der beiden Inves­ti­gativ-Genies von der Qua­lität sind, wie die Fakes, die sie über mich publi­ziert haben und es ihnen nicht durch­gehen zu lassen.
 

Vera Lengsfeld — Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog der Autorin www.vera-lengsfeld.de

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