Der Macht­wett­bewerb in Ost­europa (+Video)

Letzte Woche wurde der unga­rische MP Victor Orbán im Weißen Haus emp­fangen, eine Ehre, die deut­schen Poli­tikern in der letzten Zeit nicht gewährt wurde. Bei der Pres­se­kon­ferenz nach dem bila­te­ralen Treffen erklärte Prä­sident Trump: Viktor Orbán habe einen tollen Job gemacht, er gewähr­leiste Ungarns Sicherheit. Der ame­ri­ka­nische Prä­sident zeigte sich erfreut über das Treffen.
„Wir freuen uns, dass wir zusammen mit den Ver­ei­nigten Staaten gegen die illegale Ein­wan­derung und den Ter­ro­rismus kämpfen und die christ­lichen Gemeinden schützen“, sagte der unga­rische Premierminister.

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Hinter dieser glatten Fassade der Freund­lichkeit gibt es jedoch auch ernst­hafte Erör­te­rungen. Ein Blick durchs Schlüs­selloch der Diplo­matie. Nutzen wir einen Zei­tungs­ar­tikel, der von einer Ken­nerin Ungarns ver­fasst wurde und die ame­ri­ka­nische Inter­es­senlage dar­stellt. Er wurde so auch in der unga­ri­schen Presse wiedergegeben.
Pre­mier­mi­nister Viktor Orbans Besuch könnte in Washington ein neues Kapitel für Ungarn auf­schlagen, schrieb April Foley am Sonntag in der Washington Times. Sie war 2006 bis 2009 die 25. ame­ri­ka­nische Bot­schaf­terin in Budapest. Groß­ge­sandte – nagy­követe – heißt das in der Landessprache.
April Foley betonte, dass der Besuch von Pre­mier­mi­nister Viktor Orbán das Ende der diplo­ma­ti­schen Iso­lation Ungarns dar­stellt, wie sie ein Jahr­zehnt bestanden habe.
Über die Gespräche mit US-Prä­sident Donald Trump am Montag, erklärte Foley: „Ungarns Freunde, ein­schließlich meiner, glauben, dass enge Bezie­hungen zu unseren Ver­bün­deten ein stra­te­gi­sches Interesse der US-Außen­po­litik sind, die jetzt all­gemein begrüßt werden.“
Die frühere Bot­schaf­terin erklärte, dass in den Jahren der Herr­schaft von Prä­sident Barack Obama die mittel- und ost­eu­ro­päi­schen Länder ver­nach­lässigt wurden. Während die Ver­ei­nigten Staaten sich bemühten, ihre Bezie­hungen zu Russland zu über­denken, ver­nach­läs­sigten sie die alten Freund­schaften, die am Rande Europas geschlossen worden waren. .
„Die Ver­ei­nigten Staaten haben kri­tisch in die inneren Ange­le­gen­heiten Ungarns  inter­ve­niert und das fügte den bila­te­ralen Bezie­hungen tiefe Wunden zu“, betonte April Foley.
Die ehe­malige Diplo­matin wies darauf hin, dass sie von den Ungarn erfahren habe, dass es prak­tisch unmöglich gewesen sei, hoch­rangige Treffen im Weißen Haus, im Natio­nalen Sicher­heitsrat oder im Außen­mi­nis­terium zu ver­ein­baren. Sie finde es schwierig, das eine kluge ame­ri­ka­nische Diplo­matie zu nennen.
April Foley betonte, dass die Trump-Regierung Recht hatte, als sie ihre frühere US-Politik gegenüber Russland aufgab, die Bezie­hungen der Ver­ei­nigten Staaten zu Ungarn und der Region über­ar­beitete und einen großen Macht­wett­bewerb antrat. Die mutige Führung von Außen­mi­nister Mike Pompeo sei erfor­derlich, um die geschei­terte Außen­po­litik des letzten Jahr­zehnts zu brechen.
„Und es brauchte eine Handvoll scharf­äu­giger und intel­lek­tuell ernst­hafter Leute, die die Gegend sehr gut kennen, um die Beziehung zu einigen der ent­schei­denden, aber fra­gilen Ver­bün­deten Ame­rikas zu ver­bessern“, fügte April Foley hinzu.
Die frühere Bot­schaf­terin hält den poli­ti­schen Schritt für zeit­gemäß. Ein Teil von Russ­lands Ener­gie­do­minanz und Pro­pa­ganda und ein Teil von Chinas aggres­siven Inves­ti­tionen wurde erwähnt. Infol­ge­dessen wurde der Ein­fluss der Ver­ei­nigten Staaten in der Region, die die Bastion der atlan­ti­schen Politik war und deren Länder seit zwanzig Jahren der NATO bei­getreten waren, schwächer.
April Foley zitierte Worte des unga­ri­schen Außen­mi­nisters Gyula Andrássy aus dem 19. Jahr­hundert und bezeichnete die mili­tä­rische Zusam­men­arbeit als das Rückgrat der ame­ri­ka­nisch-unga­ri­schen Bezie­hungen. „Die weise Diplo­matie Ame­rikas ist eine Erwei­terung dieser Zusam­men­arbeit.“ Dies wurde sowohl für die Ver­ei­nigten Staaten als auch für die NATO als zen­trales Thema her­aus­ge­stellt, ein­schließlich der Mög­lichkeit, die Bewe­gungen euro­päi­scher Teams zu vereinfachen.
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Die chi­ne­sische Initiative für eine neue Sei­den­straße wurde von April Foley als „alar­mierend attraktive Alter­native“ für Länder wie Ungarn bezeichnet. Daher war es für die Regierung Trump legitim, eine stärkere Wirt­schafts- und Han­dels­di­plo­matie mit Ungarn anzustreben.
„Es wäre schwierig, einen bes­seren Partner als Péter Szi­j­jártó zu finden, einen unga­ri­schen Außen­mi­nister, der das Geschäft ver­steht, und der fast alle zwei Monate zwi­schen Budapest und Washington verreist“.
Freilich hat Foley Sij­jartos Besuche in Peking in ihrem Artikel uner­wähnt gelassen. Ungarn hat die deut­schen Erpres­sungs­ver­suche – zum Bei­spiel Entzug von För­der­geldern bei Nicht­auf­nahme von Moslems – auch durch Annä­herung an China zu kom­pen­sieren ver­sucht. Ich erinnere an die Initiative Galeria+, die ich auf diesem Blog beschrieben hatte. Die Ver­eingten Staaten wollen jetzt endlich die V4-Staaten beim Kampf gegen die marode Mer­kel­de­mo­kratur unter­stützen. Alle Regie­rungs­chefs des Bünd­nisses waren kürzlich in Washington – den Besuch des Tschechen Andrej Babiš im Februar hatte ich bei meiner Bericht­erstattung ver­schwitzt – zusätzlich tauchte Außen­minster Mike Pompeo häufig in Ost­europa auf. Nun ist kon­se­quen­ter­weise auch von wirt­schaft­licher Zusam­men­arbeit die Rede.
Sicher geht es den Ame­ri­kanern darum, den Ein­fluss Chinas zurück­zu­drängen, der sich im Osten wegen der asyl­po­li­ti­schen Distanz zu Deutschland und Brüssel immer mehr erweitert hat. Das wird aber nur nach­hal­tigen Erfolg haben, wenn sich die Ost­länder aus der deut­schen Erpres­sungs­po­litik befreien können und über ihre Politik selbst bestimmen. Das wird nur der Fall sein, wenn die Ver­ei­nigen Staaten den Osten als Partner wieder ent­decken und am Thema dran­bleiben. Poli­tische Ein­tags­fliegen bringen nichts.
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Quelle: www.prabelsblog.de