SPD Bundesparteitag 2018 Wiesbaden, Bild: Wikimedia commons, Olaf Kosinsky

Die Rote Schattenlinie

Die Sozi­al­de­mo­kratie eines Willy Brandt, so wie sie einst in Deutschland zur Schritt­ma­cherin von gesell­schaft­licher Offenheit und unbe­stech­lichen Strei­terin für soziale Gerech­tigkeit und Gleich­be­rech­tigung der Frau geworden war, gibt es nicht mehr. Sie hat sich ein ums andere Mal selbst ver­raten und ver­kauft sich grade wieder an die Öko-Mora­listen der Grü­ninnen von Habeck und Konsorten.
Die Jusos, zunächst mit Ansätzen von Besinnung auf die alten Werte ihrer geschichts­reichen Partei, ver­wi­ckeln sich in sta­li­nis­tisch-faschis­toide Chaos-Träu­me­reien, schrecken längst auch vor Gewalt gegen ver­meintlich „popu­lis­tische Rechts­extre­misten“ nicht mehr zurück.
Rosa Luxemburg wird sich im Grab umdrehen.Von solchen Wirr­köpfen wurde sie wahr­scheinlich umgebracht.
Ein aktu­elles Fall­bei­spiel:
Ein soge­nanntes „Jugend­bündnis“ – aus Jusos, Links­Jugend und Grünen-Jugend – hat im ost­baye­ri­schen Straubing gerade demons­triert, wohin der Weg gehen soll: das Gast­wirtspaar eines Tra­di­ti­ons­hauses im Zentrum der Stadt hatte kürzlich einen Brief von den links­grün­roten Bündlern erhalten mit der unver­fro­renen Drohung, man werde den dort monatlich abge­hal­tenen „Stamm­tisch“ der AfD künftig massiv mit „anti­fa­schis­ti­schen Pro­testen begleiten“ – wie auch immer die aus­sehen sollten – und fordere das Gas­tro­no­menpaar daher auf, diese „rechts­ra­dikale Ver­an­staltung“ lieber doch nicht mehr „abzu­halten“. Die Staats­an­walt­schaft hat nach Anzeige der Gas­tro­nomen die Ermitt­lungen auf­ge­nommen, nicht zuletzt nachdem schon Stunden nach der Ver­öf­fent­li­chung des Briefes ziemlich ein­deutige „anti­fa­schis­tische“ Schmie­re­reien an einer großen Spei­se­karte vor dem Eingang des Gast­hofes den nächsten Schrecken bei den Wirts­leuten aus­gelöst hatten. Die Polizei ermittelt dies­be­züglich aller­dings gegen „unbe­kannt“.
Die  ein­schlä­gigen Par­tei­gänger im Rathaus – die CSU, die seit zehn Jahren auch den  Ober­bür­ger­meister stellt, schweigt; die Grünen und ihre Kom­bat­tanten hüsteln ver­legen bis trotzig in den Früh­lings­himmel – scheinen schon sehr nervös zu sein, auch wenn sie bislang nichts oder wenig ver­lauten lassen. Kein Wunder. Sie ahnen, dass bei der Europa-Wahl einige stimm­trächtige Votum-Ohr­feigen anstehen. Nach diesem Erpres­sungs­pam­phlet der rot­grün­roten Kra­keeler, die sich, ganz im Sinne ihrer „Mütter“-Parteien, die sich vor­zugs­weise als pseudo-nationale Gesin­nungs­po­lizei gerieren, können die jedoch noch lauter ausfallen.
Man darf nicht ver­gessen: Der EU-Spit­zen­kan­didat der EVP, Manfred Weber, stammt auch aus der nie­der­baye­ri­schen Nach­bar­schaft. Und die AfD hatte bei der letzten Land­tagswahl aus­ge­rechnet im hie­sigen Stimm­kreis um die 17 Prozent…
Herr See­hofer muss getobt haben.
Es fängt damit an, dass am Ende der Punkt fehlt; der Prin­zi­pi­en­verrat der SPD:
Den Sozi­al­de­mo­kraten nach alter Fasson sind, viel­leicht grade, weil sie in diesen Tagen höchst not­wendig wären, in der Partei von Andrea Nahles nicht mehr gut gelitten. Den Vorzug haben Prot­ago­nisten schwam­miger Ver­laut­ba­rungen zur desas­trösen Migra­ti­ons­po­litik des schmierig-glatten Koali­ti­ons­partners und der Mer­ke­lismus-Entourage, infantile Brüll­reden zu den EU Kri­tikern Viktor Orban, H.C. Strache und anderen, wobei eine eigen­ständige „euro­päische Position“ der SPD über­haupt nicht zu erkennen ist; wahr­scheinlich, weil es keine gibt.
Im EU-Par­lament soll künftig die  – poli­tisch – eher kon­turlose Katarina Barley das Fähnchen der unter­ge­henden SPD hochhalten.
Dabei haben gerade die derzeit agie­renden Frauen in der SPD und auch bei den auf­jau­lenden Grü­ninnen die schwer erkämpften Errun­gen­schaften von Gleich­be­rech­tigung und per­sön­licher Sou­ve­rä­nität ihrer lange unter­drückten Geschlechts­ge­nos­sinnen mit ver­ach­tender Ignoranz dem religiös ver­brämten Toleranz-Getue einer luthe­risch-evan­ge­lisch blut­leeren Göring-Eck­hardt geopfert: Die Dis­kri­mi­nierung der Frauen durch den Islam – vom Zwang zu dieser gänzlich uner­träg­lichen Kopf­windel bis zur (durch das deutsche Sozi­al­system wohl­fi­nan­zierten) Mehr­fa­chehe, die meist auch noch ein Zwangs­ge­schäft ist – wird „halt akzep­tiert“, weil dies doch „letztlich“ Aus­druck der „ara­bi­schen Tra­di­tionen“ sei. Und dafür haben sozi­al­de­mo­kra­tische Frauen in dieser Partei und in den Gewerk­schaften min­destens ein Jahr­hundert  gekämpft?
Die SPD – eine Arbei­ter­partei ohne Arbeit:
Nicht dass es keine aus­ge­beu­teten Arbeiter mehr gäbe. Diese Mär’ ver­suchen sich sogar schon SPD-Mit­glieder selbst ein­zu­reden. Es gibt sie noch immer, bloß haben sie meist keine Berg­manns­helme mehr auf und sie singen auch nicht mehr „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“. Sehr oft rackern sie zu einem Stun­denlohn, für den früher kaum ein Schwarzer auf den Baum­woll­feldern des Ame­ri­ka­ni­schen Südens geschuftet hätte. Heute fahren sie Pakete aus, im Stück­akkord, oder sie putzen Betriebs­hallen und Hotel­zimmer im streng getak­teten Minu­ten­rhythmus. Und sie arbeiten als „Alten­pfleger“, zu einem Stun­denlohn von gerade mal drei Euro. Sonst wär’s ja nicht „lukrativ“, das Geschäft, für die Inves­toren. Es ist wahrlich kein Geheimnis. Aber die Sozi­al­de­mo­kraten hadern lieber mit ihrem ver­meintlich fort­schritts­be­grün­deten Schicksal, klagen, es gebe „keine Arbeit“ mehr für sie, weil doch die „digi­talen Schat­ten­welten ihre eigene Dynamik“ ent­wi­ckelten, abseits aller poli­ti­schen Konturen.
Die Kon­turen, nicht nur die poli­ti­schen, haben sich in der Tat ver­ändert. Aber die Sozi­al­de­mo­kraten sind nicht aus ihrem kürzer wer­denden Schatten getreten, sondern ver­heddern sich statt­dessen in halb­her­zigen Grund­gesetz- und Men­schen­rechts­er­klä­rungen, deren Wirk­samkeit gegen Null ten­diert. Niemand hört ihnen dabei mehr zu.
Kein Sozi deut­scher Zunge, ob nun feminin oder mas­kulin, ist dia­lek­ti­scher Müll, traut sich aber zu sagen, was das Nahe­lie­gendste von dieser Welt aus lauter Trumps und Teslas wäre:
„Schluss mit der scho­nungs­losen Aus­nutzung, ja Aus­beutung unseres Sozi­al­systems durch hun­der­tau­sende von Wirt­schafts­flücht­lingen. Die eigene Bevöl­kerung, vor allem die Schwachen und die Alten, müssen abso­luten Vorrang haben, dafür haben wir als Sozi­al­de­mo­kraten jahr­zehn­telang gekämpft!
Wir wollen keine afri­ka­ni­schen und ara­bi­schen Groß­fa­milien mit min­destens vier Kindern an den Händen (deren Lebens­un­terhalt wir mit unseren Steu­er­geldern bestreiten) über unsere Straßen und Plätze laufen sehen!
Wir wollen keine rus­si­schen, ukrai­ni­schen, ara­bi­schen, alba­ni­schen oder rumä­ni­schen Clans dulden, die unsere Städte annek­tieren, mit Häme und kri­mi­ni­eller Skru­pel­lo­sigkeit unser Sozi­al­system missbrauchen!
Und wir erklären uns soli­da­risch mit den Gilets Jaunes, den hel­den­haften Gelb­westen, auf den Straßen unserer fran­zö­si­schen Freunde. Ja, wir bekunden unseren höchsten Respekt für sie, denn sie zeigen nicht nur mit großem Mut, wie sie kon­se­quent um ihre Existenz kämpfen, sondern auch, dass die arro­gante poli­tische Klasse auch auf diesem Kon­tinent nichts dazu­ge­lernt hat, wofür Emmanuel Macron, der Wol­ken­ku­ckucks­heimer wie­derum der beste Beweis ist!“
Doch solche Sätze kommen Sozi­al­de­mo­kraten in diesem geschun­denen Land aus schä­bigem Kohlmief und trägem Mer­ke­lismus, aus den vielen Schulzens und Scholzens, dennoch nicht über die Lippen. Dafür sind sie allesamt zu feige, diese Damen und Dämchen und die smart daher­kommen Barleys, die Gabriels und die Müllers, oder sie haben noch immer nicht erkannt, warum sie erbärmlich unter­gehen werden.
Sie werden hinter ihrer eigenen Schat­ten­linie verschwinden.
J.E. Rasch
 
Der Autor:
Joseph-Emich Rasch – Jahrgang 1953 – ist Lin­guist, Dra­maturg und Kolumnist,
schrieb und insze­nierte diverse Thea­ter­stücke sowie zahl­reiche Satire-Pro­gramme, wandte sich im ver­gan­genen Jahr­zehnt ver­mehrt der Ana­ly­ti­schen Phi­lo­sophie zu. Er ist Dozent für Kom­mu­ni­kation, Rhe­torik und Dialektik.