Foto: EU-Kommission in Brüssel, über dts Nachrichtenagentur

#Istanbul: EU-Kom­mission gegen Wie­der­holung von Bürgermeisterwahl

Brüssel  — Aus Sicht der Euro­päi­schen Kom­mission besteht keine Not­wen­digkeit für die von der tür­ki­schen Wahl­kom­mission ange­ordnete Wie­der­holung der Bür­ger­meis­terwahl in Istanbul. Der zuständige EU-Erwei­te­rungs­kom­missar Johannes Hahn sagte der “Welt am Sonntag”: “In meiner ersten gemein­samen Stel­lung­nahme mit der EU-Außen­be­auf­tragten Mog­herini haben wir die Not­wen­digkeit betont, dass die ver­ant­wort­lichen Insti­tu­tionen die Gründe für ihre der­artig weit­rei­chende Ent­scheidung dar­legen. Das ist nicht geschehen. Was als Begründung öffentlich bekannt gemacht wurde, ist eine Farce.”
Der Wäh­ler­wille müsse in einer Demo­kratie respek­tiert werden, so der EU-Kom­missar. “Es ist auch voll­kommen inak­zep­tabel, dass gewählten Bür­ger­meistern ihre Zulassung zur Wahl nach­träglich ent­zogen wurde, wie es im Süd­osten des Landes geschehen ist. All dies ist umso bedau­er­licher, als die Bürger in der Türkei mit ihrer hohen Wahl­be­tei­ligung demo­kra­tische Reife bewiesen haben”, so Hahn weiter. Die tür­kische Wahl­kom­mission YSK hatte am Montag nach Beschwerden der isla­misch-kon­ser­va­tiven Regie­rungs­partei AKP von Prä­sident Recep Tayyip Erdogan die Bür­ger­meis­terwahl vom 31. März annul­liert und eine Wie­der­holung für den 23. Juni ange­ordnet. Die AKP hatte “Unre­gel­mä­ßig­keiten und Kor­ruption” bei der Wahl kri­ti­siert und eine Wie­der­holung gefordert. Istanbuls abge­setzter Bür­ger­meister Ekrem Ima­moglu von der Oppo­si­ti­ons­partei CHP war aus der Wahl im März nach einer zweiten Aus­zählung als Sieger her­vor­ge­gangen, knapp vor dem AKP-Kan­di­daten und Ex-Minis­ter­prä­si­denten Binali Yil­dirim. Der Verlust der Stadt­re­gierung von Istanbul wäre für Erdogan und seine Partei eine bittere Nie­derlage. Die 16-Mil­lionen-Metropole ist das kul­tu­relle und wirt­schaft­liche Zentrum des Landes. Zudem stammt Erdogan aus Istanbul und begann dort er als Bür­ger­meister 1994 seine poli­tische Kar­riere. Das Amt hatte er bis 1998 inne.


Quelle: dts