“Kri­mi­na­li­sierung der Bürger”: Ver­bände kri­ti­sieren Messerverbote

Die im Bun­desrat gefor­derten Mes­ser­verbote, ins­be­sondere die groß­flä­chigen Ver­bots­zonen, stoßen auf ein­stimmige Kritik von Bran­chen­ver­bänden. “Die Verbote sind keine Lösung des Kri­mi­na­li­täts­pro­blems, sondern eine Kri­mi­na­li­sierung unbe­schol­tener Bürger”, so der Bun­des­verband des Schneid­waren-Fach­handels (BSB), der Verband Deut­scher Büch­sen­macher und Waf­fen­fach­händler (VDB), die Deutsche Mes­ser­macher Gilde (DMG) und die Bran­chen­zeit­schrift Messer Magazin. Die Ver­bots­zonen sind zudem rechtlich gar nicht haltbar, wie ein Gerichts­urteil zeigt. Statt aus­ufernder Verbots-Manie fordern die Ver­bände mehr Polizeipräsenz.
“Die Geset­zes­in­itiative will das Tragen von ganz nor­malen Gegen­ständen wie Werk­zeugen ver­bieten: Es werden aus­drücklich genannt”, erklärt Ingo Meinhard, Geschäfts­führer des VDB. Sie sollen bald in großen Teilen des Stadt­ge­biets nicht mehr mit sich geführt werden dürfen: Fuß­gän­ger­zonen, öffent­lichen Ver­kehrs­mitteln und allen Orten, wo viele Men­schen zusam­men­kommen. “Damit werden dann normale Bürger wegen harm­losen Taschen­messern in der Hosen­tasche oder im Rucksack kri­mi­na­li­siert”, sagt Hans Joachim Wieland, Chef­re­dakteur von Messer Magazin.
An manchen Kri­mi­na­li­täts­schwer­punkten gelten bisher bereits Ver­bots­zonen — aber eine Ver­bes­serung der Sicherheit kommt nicht durch die Verbote, sondern die ver­stärkten Poli­zei­kon­trollen dort. “Es ist sinn­voller, an diesen Orten die Poli­zei­präsenz zu erhöhen, als normale Bürger zu beein­träch­tigen”, so DMG-Prä­sident Erich Nie­meier. Zudem sind die Ver­bots­zonen auch rechtlich frag­würdig, wie Wieland erklärt: “Das Ver­wal­tungs­ge­richt Berlin hat klar­ge­stellt, dass es rechtlich nicht haltbar ist, das Führen von All­tags­ge­gen­ständen ganz pau­schal zur Gefah­ren­abwehr zu ver­bieten.” (Az. VG 1 L 363.18)
Auch sonst gehen die geplanten Ver­schär­fungen wie das Besitz-Verbot für Spring­messer am Problem vorbei: “Diese und viele andere Messer dürfen schon seit zehn Jahren nicht mehr geführt werden — was soll jetzt also ein wei­teres Verbot bewirken”, fragt BSB-Vor­sit­zende Andrea Müller. “Und da sich Kri­mi­nelle sowieso nicht an Gesetze halten, werden durch die aus­nahmlos auf allen Straßen geplante 6‑Zen­ti­meter-Beschränkung für Messer wieder nur die recht­schaf­fenen Bürger gegängelt und bevormundet.”
“Die Ursache für Kri­mi­na­lität liegt defi­nitiv nicht bei Taschen­messer & Co.”, betont Wieland. “Das weltweit beliebte und nütz­liche Schweizer Taschen­messer wird seit rund 130 Jahren all­täglich ver­wendet. In all dieser Zeit war es nie ein Problem, solch ein Werkzeug in der Hosen­tasche zu tragen.”
Die Lösung für All­tags­kri­mi­na­lität und rechts­freie Räume sind nicht unsinnige Verbote, die Nor­mal­bürger kri­mi­na­li­sieren, sondern mehr durch­set­zungs­kräftige Polizei auf den Straßen.


Verband Deut­scher Büch­sen­macher und Waf­fen­fach­händler e.V.