Foto: Straßenverkehr, über dts Nachrichtenagentur

Berlin: Grüner Bezirks­stadtrat will Auto­fahrer vertreiben

Berlin  — Grünen-Poli­tiker Florian Schmidt, Bezirks­stadtrat im Ber­liner Bezirk Fried­richshain-Kreuzberg, will den Indi­vi­du­al­verkehr per Auto dras­tisch ein­schränken, “auch wenn es ein kleines bisschen weniger bequem” werden sollte. “Viele Städte haben Maut­systeme. Da wird man sich über­legen: Mein Auto kostet 25.000 Euro in der Anschaffung und für die Zeit der Nutzung nochmals 25.000 Euro für teure Park­plätze oder Maut­ge­bühren in der Innen­stadt”, sagte Schmidt der “Welt”.
Der für Bauen, Planen und Facility-Management zuständige Bezirks­stadtrat, der in Berlin durch ver­kehrs­be­ru­hi­gende Maß­nahmen in der Kreuz­berger Berg­mann­straße Schlag­zeilen gemacht hat, betonte zugleich: “Geld ist aber nur ein Hebel. Der wirklich Wirk­samste ist es, das indi­vi­duelle Auto­fahren unbequem zu machen, so hart das klingt.” Schmidt sagte, gäbe es weniger Autos, “könnte man die Park­plätze, ob am Rand der Straße oder auf Mit­tel­streifen, anders gestalten: mit Fahr­rad­wegen, Pro­me­naden, Begrünung, Tische und Bänke hin­stellen, Spiel­straßen machen, mit­ein­ander kom­mu­ni­zieren und sich gesund bewegen. Darum ist es sinnvoll, dass die Men­schen nur noch selten Autos benutzen und wenn, dann ein Car­sharing-Fahrzeug.” Aller­dings bleibe “am Ende auf jeden Fall eine Spur übrig, auf der Autos fahren, die sich nicht ersetzen lassen”, ver­si­cherte Schmidt: “Kran­ken­wagen, Feu­erwehr, Lie­fer­wagen, Polizei, Busse, Autos für kör­perlich beein­träch­tigte Men­schen. Es gibt auch Berufe, die aufs Auto ange­wiesen sind. Und einige Car­sharing-Autos sollte es natürlich auch geben.” Diese “not­wen­digen Auto­ver­kehre” sollten “natürlich alle mög­lichst bald mit erneu­er­baren Energien fahren”.
Weiter sagte Schmidt: “Und wer sein eigenes Auto, auch nicht mehr mit Ver­bren­nungs­motor ange­trieben, behalten will für einen Fami­li­en­ausflug oder größere Besor­gungen, der stellt es eben ein Stück vor der Stadt ab und pendelt dorthin mit Bus oder Bahn.” Schmidt machte deutlich, dass er den Auto­verkehr in Berlin weiter ver­lang­samen will. Der Poli­tiker, der selbst keinen Pkw besitzt, sagte, er habe einmal einen Miet­wagen für einen Umzug benötigt: “Ich bin dann zufällig auch mit dem Auto von zu Hause ins Büro gefahren. Plötzlich war ich doppelt so schnell im Büro wie sonst mit öffent­lichen Ver­kehrs­mitteln. Und das kann ja wohl nicht wahr sein, was ist denn das für eine Ver­kehrs­planung, wo ich innerhalb der Stadt, um neun Uhr morgens, doppelt so schnell mit dem Auto bin? Da läuft was falsch.”


Quelle: dts