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Wehe, wenn der Wind sich dreht

Mai-Juni-2019-Update zum Macht­kampf in den USA und ein kurzer Blick auf dessen Folgen für Deutschland
In den nach­fol­genden Zeilen werde ich die fol­genden Themen kurz abhandeln: 
(1) Die Rolle des jetzt in den Ruhe­stand ver­setzten stell­ver­tre­tenden Jus­tiz­mi­nisters Rod Rosenstein, 
(2) Verlauf und Ergebnis der Ermitt­lungen des Son­der­er­mittlers Mueller gegen den US-Prä­si­denten und die Bemü­hungen, den Ermitt­lungen neuen Auf­trieb zu geben, 
(3) Ermitt­lungen in Gegen­richtung (Michael Horowitz, John Huber, John Durham), 
(4) Anweisung des Prä­si­denten, die Akten öffentlich zu machen, und schließlich 
(5) die Aus­wir­kungen auf Deutschland. 
Alle fünf Abschnitte können – je nach Inter­es­senlage des Lesers – auch einzeln gelesen werden, ohne den Zusam­menhang zu verlieren.
(1) Der stell­ver­tre­tende Jus­tiz­mi­nister Rod Rosen­stein – zwei Jahre lang die ent­schei­dende poli­tische Figur in den USA

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Von der deut­schen Medi­en­öf­fent­lichkeit unbe­merkt, war es ein unauf­fällig wir­kender Jurist des US-Jus­tiz­mi­nis­te­riums (Office of the Att­orney General), der wenige Tage nach dem Amts­an­tritt von Donald Trump (Januar 2017) voll­kommen uner­wartet und vor allem unbe­ab­sichtigt in einer rasanten Kar­riere zum ent­schei­denden Mann in der Trump-Admi­nis­tration aufstieg.
Der Leser erinnert sich an das Chaos von Trumps Herr­schafts­beginn. Es war dik­tiert von Pres­se­mel­dungen über die sofortige, min­destens jedoch absehbare Amts­ent­hebung des Prä­si­denten. Dieses Chaos war nicht zum wenigsten dadurch ver­ur­sacht, dass Spit­zen­funk­tionäre in Justiz (ein­schließlich des FBI), der Diplo­matie und der all­mächtig erschei­nenden Dienste (CIA, NSA und andere) seit Monaten alles in ihrer Macht ste­hende getan hatten, um Trump zu ver­hindern, und, als sie mit diesem Vor­haben gescheitert waren, ihn abzu­räumen. Ihr Hebel war die Behauptung, Trump habe durch Kon­spi­ration mit dem Kreml das Prä­si­den­tenamt erobert. Nun sind Behauptung und Beleg zwei­erlei. Die Blicke des poli­ti­schen Publikums kon­zen­trierten sich alsbald auf die Person des Jus­tiz­mi­nisters (Att­orney General – AG). Dieser ist in den USA nicht nur der Chef eines großen Bundes-Jus­tiz­ap­parats, sondern der oberste Ermittler und oberste Ankläger in Straf­sachen, die den Verstoß gegen Bun­des­recht zum Gegen­stand haben.

Der Mann, der sich gleich nach dem Start ver­drückte, und der Macher, der aus der zweiten Reihe kam: Att­orney General Jeff Ses­sions und sein Ver­treter Rod Rosenstein.
Hier beim AG würde es zum Schwure kommen, darin waren sich alle Beob­achter einig. Der Blick wendete sich Jeff Ses­sions zu, einem alten poli­ti­schen Fah­rensmann der Repu­bli­kaner und frühen Trump-Unter­stützer. Doch kaum hatte er die Hürden der vor­ge­schrie­benen Senats­an­hö­rungen über­schritten und war sodann – wie es in Amerika heißt – ins Amt ein­ge­schworen worden, kam eine riesige Über­ra­schung, denn Ses­sions erklärte sich in Sachen der Prä­si­den­ten­er­mitt­lungen für per­sönlich befangen. Er würde also keinen Finger rühren und sich aus allem her­aus­halten. Böse Zungen berichten, dass Trump, als er davon erfuhr, aus­rastete. Er vertrat – man kann’s nach­voll­ziehen –, dass er Ses­sions niemals ernannt hätte, wenn ihm das vorher mit­ge­teilt worden sei.
Nach diesem Fehl­start hatte Trump ab Februar 2017 einen Jus­tiz­mi­nister am Hals, der seine vor­nehmste Aufgabe nicht anpacken würde und den er nicht ent­lassen konnte, um sich in dieser Phase nicht der Behin­derung der Justiz (in den USA eine Straftat) bezich­tigen lassen zu müssen. Wie aus dem Nichts betrat nun der Stell­ver­treter die poli­tische Bühne in Washington. Dieser Rod Rosen­stein war seit Jahr und Tag in füh­renden Funk­tionen des US-Jus­tiz­mi­nis­te­riums tätig gewesen. Seine Ernennung zum Stell­ver­tre­tenden Att­orney General ver­dankte er offen­sichtlich dem Umstand, dass er nicht als Par­tei­gänger der Demo­kraten auf­ge­fallen war.
Jetzt stand er von Amts wegen an der Spitze der Ermitt­lungen gegen den Prä­si­denten. Noch tauchte er in der Öffent­lichkeit nicht auf, denn diese weidete sich zunächst mal an den Aus­las­sungen bereits geschasster Behör­den­chefs, wie CIA-Direktor John Brennan, oder noch im Amt befind­licher, wie FBI-Direktor James Comey. Aus dessen Umfeld sickerte nun – gezielt, wie man heute sicher sagen kann – alles mög­liche, vor allem Uner­freu­liches über Vier­au­gen­ge­spräche zwi­schen Direktor Comey und dem Prä­si­denten an die Öffent­lichkeit. Das, was zu lesen war – es war Comeys Sicht der Dinge –, ließ die Frage auf­kommen, wer hier eigentlich wem drohte, und ob es dabei mit rechten Dingen zwi­schen einem Prä­si­denten und seinem Ermittler zuging.
An dieser Stelle griff nun Rosen­stein ein, dem Comey, was jeg­liche Prä­si­denten-Ermitt­lungen anbe­langte, direkt und per­sönlich unter­stand. Er schrieb eigen­händig dem Prä­si­denten einen Akten­vermerk, in dem er ihn auf­for­derte, Comey unver­züglich zu ent­lassen. Ich nahm an, er habe auf Comeys Illoya­lität abge­hoben, später sah ich, dass dies nicht der Fall war, sondern Rosen­stein warf Comey vor, bereits im Jahr zuvor, noch unter der Regent­schaft von Prä­sident Obama, seine Kom­pe­tenzen über­schritten zu haben. Inhaltlich hob er auf Comeys öffent­liche Äuße­rungen in Sachen Ermitt­lungen gegen Hillary Clinton unmit­telbar vor der Prä­si­den­tenwahl ab. Ich gehe hier auf den Vorgang nicht ein, um die Sache nicht zu kom­pli­zieren, doch wie­derhole gerne das Ergebnis: Rosen­stein emp­fiehlt Prä­sident Trump die Ent­lassung von Comey wegen seiner Ver­feh­lungen unter Trumps Amts­vor­gänger. Das war geschickt, denn der Ent­las­sungs­grund hatte somit mit Trump selbst nichts zu tun.
Trump tat, wie emp­fohlen. Er tat es gern. Man kann das nach­voll­ziehen. Doch, wie er es tat, war schäbig. Der Geschasste hörte von seinem Raus­schmiss aus den Nach­richten. Danach han­delte Rosen­stein im Tagestakt: Er lud den Vize des FBI, Andrew McCabe, zur Bespre­chung der Causa Trump vor. Danach kann es für ihn keinen Zweifel mehr gegeben haben, dass er zum Kern der Anti-Trump-Kam­pagne vor­ge­drungen war. McCabe drängte, nun endlich gegen den Prä­si­denten vor­zu­gehen. Rosen­stein dar­aufhin: „Andy, was willst du, soll ich ihn abhören lassen?“ So jeden­falls stand es unmit­telbar darauf in den ein­schlä­gigen Zei­tungen des Main­stream zu lesen. Gern wurde das Rosen­stein-Wort auch in „Andy, ich glaube, wir sollten den Prä­si­denten abhören“ abgeändert.
Gleich drauf wurde spe­ku­liert, wie ein völlig aus­ge­ras­teter Trump den stell­ver­tre­tenden Jus­tiz­mi­nister in die Wüste geschickt habe. Von dieser Falsch­meldung war nur soviel richtig: Trump bestellte Rosen­stein ohne zu zögern ein. Das Gespräch zwi­schen beiden fand im Flugzeug des Prä­si­denten statt. Was geredet wurde, blieb unbe­kannt. Rosen­stein stelle lediglich öffentlich klar, dass die ihm unter­stellten Worte tat­sächlich gefallen seien, aber für jeden Ver­stän­digen der Gesprächs­runde klar als iro­ni­scher Einwurf erkennbar, als Vize McCabe in Trump-Ermitt­lungen schwelgte.
Tags drauf war auch für McCabe unmiss­ver­ständlich klar, wie Rosen­stein drauf war: Er entzog dem FBI die Ermitt­lungs­zu­stän­digkeit in Sachen angeb­licher Russland-Con­nection des Prä­si­denten und unter­stellte den Komplex einem Son­der­er­mittler, der ihm, Rosen­stein, unmit­telbar unter­stand. Jetzt betrat Robert Mueller die poli­tische Bühne. Dazu weiter unten. Derweil ging das Auf­räumen im Jus­tiz­mi­nis­terium und im FBI munter weiter. Nachdem der Gene­ral­inspektor des Jus­tiz­mi­nis­te­riums seinen Bericht über par­tei­isches Ver­halten von Bediens­teten des FBI und des Jus­tiz­mi­nis­te­riums vor­gelegt hatte, wurde ein gutes Dutzend Bedienstete ent­weder ent­lassen oder in einen Eis­bä­ren­keller ver­setzt. Zu den Ent­las­senen gehörte FBI-Vize Andrew McCabe. Rosen­stein ver­an­lasste, ohne dies an die große Glocke zu hängen, dass McCabe sich wegen Geheim­nis­verrats und eid­licher Falsch­aus­sagen vor einer Grand Jury (das ist ein Gremium, das über die offi­zielle Ankla­ge­er­hebung ent­scheidet) ver­ant­worten muss.
Über die Ein­setzung des Son­der­er­mittlers Mueller und Rosen­steins Rolle dabei gleich mehr. Hier soll der Bericht über Rosen­stein mit der Bemerkung zu Ende gehen, dass bei all dem Hin und Her, was während der Neu­be­setzung des Jus­tiz­mi­nis­ter­postens ent­stand, Rosen­stein seine Absicht kundgab, in den Ruhe­stand zu treten, sobald ein neuer Jus­tiz­mi­nister ernannt sei. Die Suche nach dem Neuen war nötig geworden, nachdem der amtie­rende, aber von der Öffent­lichkeit sorgsam fern­ge­bliebene Jeff Ses­sions Ende 2018 seinen Rück­tritt erklärt hatte.
Im Februar 2019 war mit dem repu­bli­ka­ni­schen Kämpen William Barr ein Nach­folger da, und nach seiner Schleusung durch den Senat trat er das Amt an. Dann kam die erste Über­ra­schung. Das Rück­tritts­gesuch von Rosen­stein lehnte Barr ab, wiewohl freundlich, denn er ließ seinen Ver­treter wissen, dass er ihn für die Ein­ar­beitung (in den Fall Trump) noch dringend brauche. Dabei blieb es nicht, denn zusammen mit Rosen­stein trieb Barr nun den Son­der­er­mittler Mueller an, mit seinen Ermitt­lungen zu Potte zu kommen. Nach Abgabe des Berichts gab Rosen­stein ein Votum hierüber ab. Er schrieb, dass weitere Hand­lungen gegen den Prä­si­denten nicht mehr in Betracht kämen.
Die Main­stream­m­edien hatten während der gesamten Amtszeit von Rosen­stein die Mär ver­breitet, dass er unter Zwang gehandelt habe, als er seinen Brief an den Prä­si­denten schrieb, FBI-Direktor Comey raus­zu­setzen, und schließlich wie­derum unter Zwang, als er nach dem Mueller-Bericht die Sache für erledigt erklärte. Anfang Mai schied Rosen­stein aus dem Amt. Ent­spre­chend der Legenden, die sich um ihn rankten, war die Medi­en­präsenz gewaltig, als der Pen­sionär Mitte Mai die erste öffent­liche Ansprache hielt. Aber ach, Rosen­stein blieb explizit bei seinen Ent­schei­dungen und begründete sie sachlich, wenn auch nicht unbe­dingt in einem Ton, der ihn als einen Trump-Gefolgsmann aus­ge­wiesen hätte. Ganz im Gegenteil, der Lang­stre­cken­beamte übte harsche Kritik an der Art und Weise, wie Comey aus dem Amt geflogen war. Was aller­dings den Rauswurf selbst anging, blieb er eisern bei seiner Haltung: Comey sei wegen Befugnis-Über­schreitung zu ent­lassen gewesen.
(2) Der Mueller-Bericht
Fast zwei Jahre lang ging ein dem US-Jus­tiz­mi­nister unter­stellter Son­der­er­mittler (Special Council) dem vielfach öffentlich erho­benen Vorwurf nach, Prä­sident Trump ver­danke sein Amt einem ver­schwö­re­ri­schen Zusam­men­wirken mit dem Kreml. Dieses Ver­fahren wurde von den sog. Eliten in Politik und Medien mit viel Hoffnung begleitet und mit Vor­schuss­lorbeer bedacht, da man sich und anderen ein­redete, das für undenkbar gehaltene Wahl­er­gebnis auf diesem Wege kor­ri­gieren zu können. Diese Hoffnung hat sich in Luft auf­gelöst. Son­der­er­mittler Mueller III und seinen Leuten ist es nicht einmal gelungen, den Hauch einer kon­spi­ra­tiven Ver­bindung von Trump & Co zum Kreml auf­zu­decken, was zwin­gende Vor­aus­setzung gewesen wäre, um der wesentlich kom­ple­xeren Frage – Geschah hier­durch eine Wahl­be­ein­flussung in den USA ? – nach­gehen zu können.
Damit könnte es sein Bewenden haben, aber so einfach wollten die Juristen und poli­zei­lichen Ermittler die Arena nicht ver­lassen. Der Mueller-Bericht enthält des­wegen sei­ten­weise Ermitt­lungs­er­geb­nisse über Russland-Sach­ver­halte, die mit der eigent­lichen Fra­ge­stellung – Hat Trump nun, oder hat er nicht ? – absolut nichts zu tun haben. Als ich selbst noch gezwungen war, Prü­fungs­ar­beiten zu schreiben, pflegte man solche Remi­nis­zenzen als fleißig und über­flüssig zu bezeichnen.
Nicht so die jetzt in der Mehrheit befind­lichen Demo­kraten im Reprä­sen­tan­tenhaus. Sie haben beschlossen, das gesam­melte Russland-Geschwätz als Grundlage für eigene Ermitt­lungen zu nutzen. Sie haben alles Recht der Welt, dies zu tun, doch wage ich die Pro­gnose, dass sie ganz plötzlich die Lust an diesem Vor­haben ver­lieren werden. Hierfür gibt es zwei Gründe: (1) Es sieht ganz danach aus, als wende sich die ame­ri­ka­nische Öffent­lichkeit von diesem Ver­fahren auf einer Skala zwi­schen Langer­weile und Über­druss ab – und zwar nach dem Motto game over, das Spiel ist aus. (2) Ich halte es für denkbar, das beim wei­teren Bohren in sog. Russland-Ver­stri­ckungen plötzlich etliche Leute auf der Bühne erscheinen müssen, die bis gestern und vor­gestern noch Vor­zei­ge­fi­guren der Demo­kraten waren. An deren Spitze Hillary Clinton und viele, viele andere.
Das Dürftige der Trump-Russland-Ver­stri­ckung war auch Mueller bekannt. Der Schwer­punkt seines Tuns lag denn auch fol­ge­richtig auf anderem Feld, der mut­maß­lichen Behin­derung der Justiz durch Trump per­sönlich. Der Tat­be­stand der Behin­derung ist in den USA strafbar. Nehmen wir zunächst das Ergebnis vorweg: Mueller ver­meidet in seinem Bericht die Fest­legung, ob sich Trump eines solchen Ver­gehens schuldig gemacht hat, und hat die Ent­scheidung hierüber in die Hände des Jus­tiz­mi­nisters zurück­gelegt. Der hat dann prompt ver­neint: Keine Behin­derung erkennbar.
Nun zu den zuge­hö­rigen Details: Der Haupt­vorwurf, die Justiz in straf­barer Weise behindert zu haben, wurde anfänglich an der Ent­scheidung des Prä­si­denten fest­ge­macht, den Direktor des FBI, James Comey, Knall auf Fall zu ent­lassen. Dass dies als Vorwurf nicht besonders plau­sibel war, konnte man an fünf Fingern abzählen, denn Comey hatte zuvor einige Dinge getan, die nicht seines Amtes waren, hierfür wurde er gefeuert. Doch im Kern der Sache – ich, Comey, werde durch meine Ent­lassung an einer lau­fenden Ermittlung gehindert – hatte der FBI-Direktor ein beacht­liches Selbsttor geschossen. Er hatte nämlich, noch vor seiner Ent­lassung, ver­kündet, gegen Trump kein Ermitt­lungs­ver­fahren zu führen. Etwas, was nicht statt­ge­funden hat zu behindern, erschien selbst dem Mueller-Team einen Zacken zu streng.

Nach Vor­schuss­lor­beeren eine hol­pernde Bauch­landung: Special Council Robert Mueller III., Medi­en­liebling auf Widerruf (hier als Time-Titel von 2017).
Bei dieser Sachlage kon­zen­trierte man sich lieber auf einen anderen Sach­verhalt: Es habe, so kann man es in dem Bericht nach­lesen, den Versuch eines Trump-Anwalts gegeben, eine unge­setz­liche Absprache mit dem Anwalt eines frü­heren, jetzt unter Anklage ste­henden Weg­ge­fährten, nämlich Michael Flynn,[1] zu arran­gieren. Ich will den Leser nicht mit Spe­zia­li­täten des US-Pro­zess­rechts lang­weilen, denn ent­scheidend – und allein ent­scheidend – ist Fol­gendes: Die im Mueller-Bericht wörtlich zitierten Tele­fonate beider Anwälte wurden bear­beitet. Ja, richtig gelesen: Sie wurden im gewünschten Sinne ver­fälscht, Trump habe ver­sucht, Flynn via Anwalt unter Druck zu setzen. Als die betei­ligten Anwälte jüngst mit gutem Grund pro­tes­tierten, reagierte Mueller mit dröh­nendem Schweigen.
Nun ist es nor­ma­ler­weise so, dass Fäl­schungen nicht ohne mensch­liches Tun in einen amt­lichen Bericht hin­ein­ge­raten. Und so fragt der eine oder andere: Wer war das? Ein Blick auf die Mann­schaft von Mueller III, die sich nunmehr wieder auf­gelöst hat, ver­spricht nichts Gutes. Es war eine Ver­sammlung von Trump-Gegnern und dezi­dierten Clinton-Unter­stützern. Diese Bemerkung lässt sich anhand von Spen­der­listen der letzten Wahl­kämpfe belegen. Die Zusam­men­stellung dieser hoch­do­tierten Truppe erfolgte exakt vor zwei Jahren und weist aus, in welchem par­tei­po­li­tisch fest­ge­zurrten Nach-Obama-Zustand sich das US-Jus­tiz­mi­nis­terium sei­nerzeit noch befand. Das Wort des unab­hän­gigen Ermittlers klingt bei dieser Sachlage und den aus­ge­wählten Ermittlern wie ein schlechter Scherz.
Doch auch Miss­stände pflegen ihr Gutes zu haben. Man wird kaum unter­stellen können, dass Mueller und seine Crew nicht alles in ihrer Macht ste­hende unter­nommen haben, um Trump zu Fall zu bringen. Gelang ihnen das nicht, so wird es mit den zuvor voll­mundig behaup­teten Fakten nicht zum besten stehen. Gestern nicht, heute nicht und morgen auch nicht. Das scheint mir das eigentlich bemer­kens­werte Ergebnis des Mueller-Berichts zu sein.
(3) Ermitt­lungen in Gegenrichtung
Der neue Jus­tiz­mi­nister Barr hat in meh­reren öffent­lichen Auf­tritten in stets zuneh­mender Deut­lichkeit klar­ge­stellt, dass die sei­ner­zeitige Kam­pagne des heu­tigen Prä­si­denten mit nach­rich­ten­dienst­lichen Methoden aus­ge­späht wurde. Er hat sich bei der Frage zurück­ge­halten, ob dies illegal geschehen sei, aber betont, dass genau dies auf­ge­klärt werden müsse. Wenn es nämlich illegal pas­siert sei, müssten hieraus sach­liche und per­sön­liche Kon­se­quenzen folgen. Diese Aus­füh­rungen haben zu beträcht­licher öffent­licher Auf­regung geführt. Man kann das verstehen.

Pflicht­aufgabe, bei der per­sönlich nichts zu gewinnen ist: Der neue US-Jus­tiz­mi­nister William Barr kündigt die Ermitt­lungen wegen der Aus­spähung der Trump-Kam­pagne an.
Der Grund­tat­be­stand ist, nachdem, was alles im ver­gan­genen Jahr ans Son­nen­licht kam, ziemlich klar: Es hat ein unter der Feder­führung des FBI durch­ge­führtes Spio­na­ge­abwehr-Ermitt­lungs­ver­fahren gegen Mit­ar­beiter der Trump-Kam­pagne statt­ge­funden – ob auch gegen Trump selbst, harrt noch der Auf­klärung. Beruhte dieses Ver­fahren auf den Ver­dachts­mo­menten, die in dieser Branche üblich sind, wird man schwerlich etwas ein­zu­wenden finden. Nun hat sich aber her­aus­ge­schält, dass es ver­mutlich genau an den üblichen Ver­dachts­mo­menten von Anbeginn an gemangelt hat. Vielmehr sieht es so aus, als seien die ein­schlä­gigen Ver­dachts­mo­mente in einem kleinen Kreis von Ein­ge­weihten fabri­ziert worden. Die mut­maßlich Betei­ligten saßen im US-Außen­mi­nis­terium (State Department), US-Jus­tiz­mi­nis­terium (Att­orney General), dem FBI und der CIA.
Innerhalb der Staats­organe könnten der Geheim­dienst­ko­or­di­nator James Clapper und CIA-Direktor John Brennan die trei­benden Kräfte gewesen sein. Letz­terer richtete eine Task Force für die betei­ligten Behörden unter seiner Leitung ein, wohl wissend, dass er für die Inlands-Über­wa­chung von Ame­ri­kanern absolut unzu­ständig war. Dieser Vorgang – immerhin ging es um einen geg­ne­ri­schen und per­sönlich ver­fein­deten Prä­si­den­ten­be­werber – wirft wie von selbst die Frage auf, welche Rolle der damalige US-Prä­sident Barack Obama spielte. Ihm, Obama, kann nicht ent­gangen sein, dass die von ihm befür­wortete Amts­nach­fol­gerin Hillary Clinton auf dem Drahtseil einer zu befürch­tenden eigenen Straf­ver­folgung balan­cierte. Ob er zudem wusste, dass die mut­willige Her­stellung von gefakten Ver­dachts­mo­menten durch die Clinton-Kam­pagne und die Führung der Demo­kra­ti­schen Partei finan­ziert wurde, steht noch in den Sternen.
Aus den ver­streuten, meist vagen Mit­tei­lungen des heu­tigen Jus­tiz­mi­nisters lassen sich die fol­genden Ermitt­lungs­schritte destil­lieren: Es findet ein Ermitt­lungs­ver­fahren gegen Ange­hörige des Jus­tiz­mi­nis­te­riums statt. Ermitt­lungs­führer ist der Gene­ral­inspekteur der Hauses, Michael Horowitz, der bereits die kom­pro­mit­tie­renden Email-Daten der Anti-Trump-Ermitt­lungen vor einem Jahr ans Licht gebracht hat. Diesmal richtet sich seine Auf­merk­samkeit auf die Akti­vi­täten seiner Behörde und des FBI, die zu Abhör­maß­nahmen gegen Mit­ar­beiter der Trump-Kam­pagne führten und ver­mutlich durch Täu­schung des zustän­digen Gerichts ergaunert wurden. Der Bericht von Inspekteur Horowitz wird noch im Juni erwartet. Ob er auf­decken wird, dass mit Hilfe der Zwei-Sprünge-Methode (der Abge­hörte A tele­fo­niert mit B, nunmehr wird auch B abgehört, B tele­fo­niert mit C, nun mehr wird auch noch C abgehört) eben­falls US-Prä­sident Trump von der NSA abgehört wurde, wird mit einiger Spannung erwartet.
Par­allel zu Horowitz ermittelt seit geraumer Zeit der Bun­des­staats­anwalt John Huber den nahezu iden­ti­schen Sach­verhalt. Das hat sich offenbar als not­wendig her­aus­ge­stellt, da der Inspekteur zwar unbe­grenzten Zugriff auf alle Doku­mente der betei­ligen Jus­tiz­be­hörden und ihre Bediens­teten hat, nicht hin­gegen auf ehe­malige Bedienstete, die im frag­lichen Ver­fahren eine zen­trale Rolle gespielt haben. Ein wei­terer Bun­des­staats­anwalt kümmert sich offenbar um die Clintons und ihre famose Stiftung. Dass dies so ist, wurde plötzlich im Januar offenbar. Es hatte zur Folge, dass die gerade auf Wer­betour durch die USA jet­tende Hillary über­ra­schend von einer neu­er­lichen Prä­si­den­ten­be­werbung Abstand nahm.
Seit Neuerem kommt nun noch ein vierter Bun­des­staats­anwalt ins Spiel, John Durham, dem Jus­tiz­mi­nister Barr aus­drücklich die Zustän­digkeit für das gesamte Staats­gebiet der USA ein­ge­räumt hat. Seine Zustän­digkeit ist die Erfor­schung und der Verlauf der Aus­spähung von Trumps Prä­si­denten-Kam­pagne. In einer ergän­zenden Weisung hat Trump die Chefs der Nach­rich­ten­dienste ange­wiesen, mit Durham vor­be­haltslos zusam­men­zu­ar­beiten. Diese letzt­ge­nannte Ermittlung wird nach den vor­an­ge­gan­genen Anläufen den ent­schei­denden Schluss­stein setzen. Durham scheint hierfür bestens aus­ge­wiesen, hat er doch bereits einmal vor Jahr und Tag einen Schlag gegen kor­rupte FBI-Leute zum Abschluss gebracht.
Zwar ver­suchen die Main­stream­m­edien im Verein mit den Demo­kraten immerzu neue Trump-Skandale zu erdenken, doch darf bemerkt werden, dass der Chorus der eins­tigen Behör­den­chefs von CIA, FBI, Jus­tiz­mi­nis­terium und State Department immer leiser geworden ist.
(4) Offen­legung der Behörden-Akten
Bereits im letzten Herbst hatte Trump ange­kündigt, alle Behör­den­akten, die das Vor­gehen gegen ihn betreffen, offen­zu­legen. Davon ist er bei Jah­res­beginn wieder abge­rückt, weil – nach seinen Worten – befreundete Mächte ihn darum baten. Wer das war, kann kaum zwei­felhaft sein: Groß­bri­tannien und Aus­tralien, deren Diplo­maten und Geheim­dienstler in die Affäre zutiefst invol­viert waren – und zwar in dem Sinne, Trump zu ver­hindern, respektive abzu­räumen. Es ist min­destens ein Dutzend bri­ti­scher bzw. aus­tra­li­scher Staats­bürger in zum Teil höchsten Staats­funk­tionen beteiligt gewesen. Wenn man bei solchem Sach­verhalt das nahezu herz­liche Umgehen Trumps mit Groß­bri­tan­niens Noch-Minis­ter­prä­si­dentin Theresa May Revue pas­sieren lässt, kann man sich ein Lächeln kaum verkneifen.
Nunmehr hat Trump, offenbar etwas klüger geworden, den Offen­le­gungsakt aller infrage kom­menden Doku­mente auf Jus­tiz­mi­nister Barr dele­giert und diesem damit eine weitere scharfe Waffe in die Hand gelegt.
(5) Wir­kungen auf Deutschland
Das füh­rende Per­sonal Deutsch­lands hat in den ver­gan­genen drei Jahren kon­se­quent einen Trump-feind­lichen Kurs ver­folgt. Hierfür hat spe­ziell die Kanz­lerin in den Main­stream­m­edien der USA viel Lob ein­ge­heimst, zuletzt auch noch einen Ehren­doktor in Harvard. Anlässlich der Ver­leihung hielt sie es für ange­messen, den US-Prä­si­denten, ohne ihn beim Namen zu nennen, vor fre­ne­tisch applau­die­renden Demo­kraten eine drei­viertel Stunde lang zu beleidigen.
Die Retour­kutsche ließ nicht lange auf sich warten. Ich gebe die Notiz aus meinem Sudelbuch vom 7. Juni 2019 wider:
Der Reak­tionär: Er reagiert, der US-Prä­sident Trump, und zwar auf eine für den Betrof­fenen höchst unan­ge­nehme Art, indem er die emp­fan­genen Unver­schämt­heiten vor aller Welt zurück­er­stattet. So demü­tigend wie am gest­rigen D‑Day ist die deutsche Füh­rerin wohl noch nie behandelt worden. Wer ihre belei­di­genden Aus­fälle gegen Trump Revue pas­sieren lässt, wundert sich nicht.D‑Day (2): Was ein deut­scher Regie­rungschef bei einer alli­ierten Sie­ges­feier zu suchen hat, war mir stets schleierhaft.
D‑Day (3): Die Landung in der Nor­mandie vor 75 Jahren als den Sieg über die bösen Nazis zu feiern, ist ein Griff in die Pro­pa­gan­da­kiste, denn das Ende der Wehr­macht wurde nicht durch our boys, sondern die Rote Armee her­bei­ge­führt und besiegelt. Aus US-Sicht fol­ge­richtig, wurde auf die Ein­ladung des Herr­schers im Kreml verzichtet.
D‑Day (4): Die Landung in der Nor­mandie war eine schiere Not­wen­digkeit, wenn die Ame­ri­kaner ihre Doktrin von der west­lichen Hemi­sphäre (= US-Imperium) auf­recht erhalten wollten, die nach ihrem Führer Franklin Roo­sevelt nicht nur die beiden Ozeane vor den eigenen Ufern, sondern auch die Gegen­küsten umfassen sollte. Zur atlan­ti­schen Gegen­küste gehörte nach Roo­se­velts Ansicht der Rhein. Den aller­dings würden die Rot­ar­misten in abseh­barer Zeit über­schreiten, wenn die US Army nicht alsbald auf dem Kon­tinent erschiene.


Gutsherr und Vas­allin: Merkel und Trump in Ports­mouth, 6. Juni 2019 (Quelle: Screenshot RT Deutsch).
Damit ist, so denke ich, das Wesent­liche gesagt. Deutschland ist auf dem Weg in eine selbst­ver­schuldete Iso­lation. Wie zur Bestä­tigung empfing der US-Prä­sident am 12. Juni 2019 den pol­ni­schen Prä­si­denten Andrzej Duda, den er als seinen engen Ver­bün­deten in Europa lobte und ihm Trup­pen­ver­stärkung zusi­cherte. Das frag­liche US-Kon­tingent soll aus Deutschland abge­zogen werden. Darüber freue sich, wer will. Ich nennen es einen wei­teren Schritt der Einkreisung.
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[1] Michael Flynn ist ehe­ma­liger Berufs­soldat, seine letzte Dienst­stellung als Gene­ral­leutnant war die des Direktors des US-Mili­tär­ge­heim­dienstes (DMI). Nach der Pen­sio­nierung 2014 gründete er eine Bera­tungs­firma und arbeitete ab 2016 für die Trump-Kam­pagne. Im Januar 2017 wurde er zum Sicher­heits­be­rater des Prä­si­denten ernannt, gleich­zeitig eröffnete das FBI ein Ermitt­lungs­ver­fahren gegen ihn wg. angeblich ille­galer Russ­land­kon­takte. Wenige Tage später trat er von seinem Amt zurück, nachdem das FBI ihm eine Aus­sa­ge­falle gestellt und diese öffentlich gemacht hatte. Gegen ihn wurde ein Straf­ver­fahren wg. Falsch­aussage eröffnet, in dem er sich für schuldig bekannte. Das Ver­fahren wurde bis heute nicht zum Abschluss gebracht.


Dieser lesens­werte Beitrag erschien zuerst auf dem Blog von Peter Helmes – www.conservo.wordpress.com